Moin,
ich muss da mal eben
Einspruch erheben!
,,Nur perfektes Schreiben''
und niemand würd' leiden -
wie schön wäre das,
doch genügte schon was:
Nicht gar so viel Holz
und'n klein bisschen Stolz
auf vierzig Korrekturen
brächt den Lektor auf Touren.
Mit anderen Worten:
Ich habe mich gerade heute wieder durch einen aufgelaufenen Stapel von Manuskripten und Exposés gewühlt. Und was soll ich sagen? Nahezu alle machen die exakt gleichen stilistischen Fehler (immer gleiche Sätze, SPO Konstruktion, zu viele chaotische Namen, Zeitenfehler, Fokus-Wechsel etc). Wenn denn überhaupt mal ein Anschreiben dabei ist, fehlt garantiert der Name des Autors oder die Adresse - oder ein Bezug zum eingereichten Text. Wenn denn überhaupt mal ein Exposé vorhanden ist, fehlt auf diesem natürlich beides... und es ist lediglich ein Klappentext, kein Exposé.
Was will ich damit sagen? Monfou hat Recht, wenn er sagt: man muss nur perfekt schreiben. Aber das heisst nicht, daß jemand, der nicht perfekt schreibt, keine Chance hat - es heisst lediglich, daß ein Weg zum Erfolg der über das Genie ist. Alle anderen, die nicht a priori perfekt sind (und zu diesen zählen Größen wie Hemmingway und viele andere, die ihre Texte dutzendfach überarbeiteten, einzelne Absätze sogar 40-50 mal!) tun gut daran, den Ansprechpartner im Verlag nicht mit unfertigem Mist zu verärgern. Was ich hier in der Lupe immer wieder, vor ein paar Tagen erst erneut, erlebe (daß auf handwerkliche Kritik die Reaktion kommt, der Text sei durch den Vorgang des Veröffentlichens in der Lupe ,,fertig'' und damit ,,nicht mehr änderungsbedürftig'' ) sollte nicht die Anspruchshaltung sein, wenn man wirklich ,,erfolgreich'' werden will. Der Witz ist: Deutlich über 95% der ,,Autoren'', die einen Text an einen Verlag schicken, haben exakt diese Anspruchshaltung: Ihr Text sei perfekt, so, wie er ist - und sie haben nicht ein einziges Mal Korrektur gelesen (so will es allzu oft erscheinen).
Aber ich will Abstrakt noch eine Antwort geben:
> Auch scheinen die Taschenbücher heute prinzipiell dicker zu
> sein als früher: also dickeres Papier
Es gab früher - genau wie heute - ganz unterschiedliche Bücher und Layouts. Meine Frau hat einen ,,Hanni und Nanni'' Sammelband, der zweispaltig pro Seite mit jeweils rund 90 Zeilen bedruckt ist. Ich finde es unmöglich zu lesen, aber das Buch ist wohl erfolgreich gewesen. Die ,,Standardseite'' kann auf solche unterschiedlichen Format ja keine Rücksicht nehmen - sie stellt lediglich eine Regel dar, auf die man sich im Zweifel jederzeit einigen kann. Wie ein Verlag ein Buch letztlich layoutet, hängt dennoch vom Einzelfall ab.
Und: Ja, es gab früher andere Papiere als heute (moderne hochwertige, säurefreie Papiere sind z.B. alterungsbeständig - was man von vielen Taschenbüchern der 50er und 60er Jahre ja nun definitiv nicht behaupten kann). Heute wird recht viel mit ,,Digitaldruck'' produziert - auch bei größeren Verlagen zunehmend. Digitaldruck-Bücher sind aber nur wenige Jahrzehnte (wenn überhaupt) haltbar, weil der Pudertoner abfällt und das häufig minderwertige Papier (das für eben diesen Toner aber benötigt wird) in der Qualität nachlässt. Ausserdem wird oft mit Silikon gearbeitet (Fixierung etc) - und der Leim der Bücher ist selbstverständlich nicht Silikon-kompatibel (Kleben und Silikon hat noch nie zusammen gepasst). Was will ich damit sagen? Nur eines: wie ein Buch aussieht, wie es gemacht wird und wie man es nach 40 Jahren betrachtet ändert sich auch heute noch fortwährend. Um so wichtiger, daß es ,,irgendwelche Standards'' gibt.