Wieder da

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Hera Klit

Mitglied
Wieder da

Und dann sitzt man wieder da,
im alten grauen Filz,
in dem man sich nie leiden konnte.
Den Tod zu Gast beim kargen Mahl.
Graues Haar umwölkt trocken die faltig zergrübelte Stirn.
Alles ist Niedergang, Sackgasse, Ende, Aus, Vorbei.
Das Sofa wird Grab.

Doch da! Ein winziger Funke.
Wer weiß woher er kam.
Leben strömt saftig in die Fontanelle.
Man hebt das Haupt.
Man reißt Fenster auf.
Man tönt die Haare.
Man entfaltet das Gesicht und zieht sexy Klamotten an.
So sehen Sieger aus!
Man erkennt die Lösbarkeit von Problemen.
Schönheit, Stärke und Klugheit sind Attribute des eigenen Ichs.
Schon schmiedet man wieder Glück.
Vertrauen in das was man ist und kann, ist wieder da.

Auf dem Hochplateau saugt man Luft und schreitet weit aus.
Die Sonne ist innen und außen.
Neue Gedanken voller Lebenslust strömen ein.
Und Pläne, so tolle, neue, frische Pläne.
Man grüßt Fuchs und Fasan, die staunen über soviel Tatendrang.
Hier ist ein Mensch, mit dem weiterhin gerechnet werden muss.
Das Ende ist so was von fern.
The Show must go on.
Hera enters the building.
 

fee_reloaded

Mitglied
Ohne die letzte Zeile hätte ich jetzt begeistert fünf Sterne vergeben. Denn dann hätte ich mich identifizieren können. Und zwar zu 100 Prozent. Und sagen können "toll verwortet!".

Schade ein bisschen.

LG,
fee
 

aliceg

Mitglied
Hi Hera,
es ist ein toller Text, aber wegen der letzten Zeile kein sehr toller, denn dadurch bezieht sich ja die erste Strophe auch auf dich, und nicht auf irgendwen, womit er dann glaubwürdiger wäre.
lg aliceg
 

Hera Klit

Mitglied
Hi Hera,
es ist ein toller Text, aber wegen der letzten Zeile kein sehr toller, denn dadurch bezieht sich ja die erste Strophe auch auf dich, und nicht auf irgendwen, womit er dann glaubwürdiger wäre.
lg aliceg
Vielen Dank, liebe Alice.

Nein, er bezieht sich auf Hera, womöglich auf die Hera in uns allen.
Warum er glaubwürdiger wäre, wenn er sich nicht auf mich bezöge, musst du mir mal erklären?
Kenne ich die anderen besser als mich?


Liebe Grüße
Hera
 
Zuletzt bearbeitet:

aliceg

Mitglied
im alten grauen Filz,
in dem man sich nie leiden konnte.
Den Tod zu Gast beim kargen Mahl.
Graues Haar umwölkt trocken die faltig zergrübelte Stirn.
Alles ist Niedergang, Sackgasse, Ende, Aus, Vorbei.
Das Sofa wird Grab.
So siehst du dich selbst, liebe(r) Hera? Kaum zu glauben, auch wenn du es mit der lettzten Zeile bestätigst.
Es könnte aber auf jemand anderes besser zutreffen, so sehe ich das.

lg aliceg
 
G

Gelöschtes Mitglied 24194

Gast
Wieder da

Und dann sitzt man wieder da,
im alten grauen Filz,
in dem man sich nie leiden konnte.
Den Tod zu Gast beim kargen Mahl.
Graues Haar umwölkt trocken die faltig zergrübelte Stirn.
Alles ist Niedergang, Sackgasse, Ende, Aus, Vorbei.
Das Sofa wird Grab.

Doch da! Ein winziger Funke.
Wer weiß woher er kam.
Leben strömt saftig in die Fontanelle.
Man hebt das Haupt.
Man reißt Fenster auf.
Man tönt die Haare.
Man entfaltet das Gesicht und zieht sexy Klamotten an.
So sehen Sieger aus!
Man erkennt die Lösbarkeit von Problemen.
Schönheit, Stärke und Klugheit sind Attribute des eigenen Ichs.
Schon schmiedet man wieder Glück.
Vertrauen in das was man ist und kann, ist wieder da.

Auf dem Hochplateau saugt man Luft und schreitet weit aus.
Die Sonne ist innen und außen.
Neue Gedanken voller Lebenslust strömen ein.
Und Pläne, so tolle, neue, frische Pläne.
Man grüßt Fuchs und Fasan, die staunen über soviel Tatendrang.
Hier ist ein Mensch, mit dem weiterhin gerechnet werden muss.
Das Ende ist so was von fern.
The Show must go on.
Hera enters the building.
warum im englischen der schluss?
 

s'écrire

Mitglied
Hallo Hera,

ich verfolge schon einige Zeit deine Texte. Ich möchte sie nicht einordnen in gut oder schlecht. Ich möchte dir nur von meinem Gefühl erzählen wenn ich sie lese.
Ich finde deine Texte manchmal bedrückend weil sie sich für mich schmerzhaft zerrissen, manchmal sogar verzweifelt, qualvoll anhören und weil du so um Verständnis kämpfst. Ich denke darüber nach was du vielleicht zwischen den Zeilen sagen möchtest aber es ist schwer für mich sie "zu beurteilen" weil "gut oder schlecht" bei deinen Texten für mich nicht greift da deine Texte auf mich sehr existenziell wirken und ich diese oft extreme Gefühlslage nicht nachfühlen kann, ich bin eher ein nüchterner Mensch.
Dieser Text aber erinnert mich - und das meine ich im besten Sinne! - an Falco und sein Lied "Amadeus".
"...er war so exaltiert, because er hatte Flair".
Diesen Text kann ich nachvollziehen, er ist ein sprühendes, wildes Feuerwerk (und hat etwas von der charmanten Arroganz von Falco, die ich wirklich sehr gerne mag weil so viel mehr dahinter steht) und ich finde auch gut, dass dein Text mit der "Hera in uns allen" endet.
Ich hoffe meine Worte verletzen dich nicht. Ich möchte dir nur sagen, dass es mich berührt wie sehr du dich immer wieder bemühst mit deinen Texten Anker zu werfen,


Liebe Grüße,
Ruth
 
G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Hallo Hera Klit,

ich finde, dein Gedicht könnte die derzeitige hilflose Situation der Gesellschaft ganz gut darstellen. Das Leben ohne Sinn, ausgeliefert an anonyme, aber menschengemachte Gegebenheiten - die Frage, warum leben?, stellt sich. Nun schreibst du, du kannst nur ichbezogen schreiben. Ich will nicht behaupten, das Gedicht sei - so gesehen - narzisstisch, aber eine Menge Bauchspekulation trägt es dann doch in sich. Wenn es dir gelungen wäre, deine eigene Kleinheit und deine eigene Größe zu entdecken, wäre das für mich ein Gedicht geworden, das akzeptabel ist. Die beiden Seiten des Menschen fehlen mir. Kein Aufraffen, tatenlose Selbstbespiegelung - wen interessiert das eigentlich?

Stilistisch stört mich doch etwas, obwohl nicht nur seit Bukowski die Alltagssprache in die Lyrik eingezogen ist, die Sprache. Mir fehlt einfach die ausgefeilte Lyrik, bei der es auf jedes Wort ankommt. Statt dessen ein sehr wortreiches, unoriginelles Reden. Und ganz am Schluss die Anglizismen, die in einem deutschen Gedicht durchaus durch deutsche Wörter ersetzt werden könnten. Es ist modisches Geschreibsel. Nun kannst du sagen, ich kann schreiben, was ich will. Das ist natürlich legitim. Ich will dir das nicht absprechen. Aber Lyrik ist es nicht.

Lieben Gruß, Hanna
 

Hera Klit

Mitglied
Hallo Hera,

ich verfolge schon einige Zeit deine Texte. Ich möchte sie nicht einordnen in gut oder schlecht. Ich möchte dir nur von meinem Gefühl erzählen wenn ich sie lese.
Ich finde deine Texte manchmal bedrückend weil sie sich für mich schmerzhaft zerrissen, manchmal sogar verzweifelt, qualvoll anhören und weil du so um Verständnis kämpfst. Ich denke darüber nach was du vielleicht zwischen den Zeilen sagen möchtest aber es ist schwer für mich sie "zu beurteilen" weil "gut oder schlecht" bei deinen Texten für mich nicht greift da deine Texte auf mich sehr existenziell wirken und ich diese oft extreme Gefühlslage nicht nachfühlen kann, ich bin eher ein nüchterner Mensch.
Dieser Text aber erinnert mich - und das meine ich im besten Sinne! - an Falco und sein Lied "Amadeus".
"...er war so exaltiert, because er hatte Flair".
Diesen Text kann ich nachvollziehen, er ist ein sprühendes, wildes Feuerwerk (und hat etwas von der charmanten Arroganz von Falco, die ich wirklich sehr gerne mag weil so viel mehr dahinter steht) und ich finde auch gut, dass dein Text mit der "Hera in uns allen" endet.
Ich hoffe meine Worte verletzen dich nicht. Ich möchte dir nur sagen, dass es mich berührt wie sehr du dich immer wieder bemühst mit deinen Texten Anker zu werfen,


Liebe Grüße,
Ruth
Nur wenn man ans Eingemachte geht, macht Dichtung überhaupt Sinn.

Liebe Grüße
Hera
 
G

Gelöschtes Mitglied 24194

Gast
Weil das berühmte Zitate sind, welche die Situation angemessen illustrieren,
in der Hera als Showstar groß wie Elvis die Bühne füllt.
Jetzt ist der Phoenix endgültig aus der Asche.
Schon klar. Aber warum diese abgedroschene Sülze nochmals verwursten?
 

Hera Klit

Mitglied
Schon klar. Aber warum diese abgedroschene Sülze nochmals verwursten?
Da hast du recht, das wäre nun wirklich nicht nötig gewesen. Man muss davon ausgehen, dass sich die Künstlerin von Gefühlen des Überschwanges hinreißen ließ. Dies ist ein in der Dichtung und im Leben zu vermeidender und zu verurteilender Umstand.
 
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