Hallo,
weil ich es nicht mehr aushalten konnte, auf Mignons nächste "Willi Ruffel"-Geschichte zu warten, habe ich mal versucht, mir selber eine zu schreiben.
Willi Ruffel fuhr immer mit dem Auto, das er von seinem Opa geerbt hatte. Es war ein holländischer Kleinwagen mit Automatik. Viele Leute hielten den Wagen für einen Trabbi. Das Getriebe funktionierte wie bei kleinen Rollern mit Keilriemen.
Willi fuhr gern damit. Es war schön schmal. Damit kam man überall durch. Wenn man damit in eine kleine Parklücke fuhr, bekam man auch trotzdem noch die Türen auf.
Am besten gefiel Will, daß er immer eine Hand frei hatte. So konnte er immer leicht das alte Radio bedienen, wo er alle hundert Meter den Sender nachstellen mußte, oder das Schiebedach aufmachen, oder sich irgendwo kratzen.
Vor allem konnte er unterwegs jedesmal locker seine vielen Bekannten grüßen.
Seine Bekannten mochten Willi Ruffel alle gern. Aber trotzdem schimpften sie immer wieder mit ihm, weil er einen Wagen mit Automatik fuhr. Sie sagten, das wäre nur gut für alte oder behinderte Leute, aber Willi hätte doch gesunde Hände und Füße.
Dann passierte es, daß Willis Auto keinen neuen TÜV-Stempel bekam. Er verkaufte es an einen Oldtimer-Sammler. Dann wollte er es den ganzen Nervensägen mal so richtig zeigen und suchte etwas ganz Besonderes, bis er einen großen Geländewagen fand, der einen zuschaltbaren Allrad-Antrieb und zwei Schaltknüppel hatte. Den kaufte er sofort.
Jetzt war es mit dem gemütlichen Fahren vorbei. Willi wollte es jetzt wirklich wissen. Seine Mutter bekam es bald zu hören.
"Willi fährt wie eine wilde Sau", erzählte man ihr, "und wenn es ihm nicht schnell genug geht, fährt er einfach mit Allrad-Antrieb quer durch die Rabatten."
Das machte Willis Mama Sorgen. Aber noch schlimmer fand sie etwas anderes.
"Willi grüßt keinen mehr!", klagte alle seine Bekannten.
"Ihr hättet ihn nicht immer damit ärgern sollen, daß er früher nur mit Automatik fuhr", sagte sie dann.
Irgendwann besuchte sie ihn. Er war sehr gut gelaunt und sagte nur Gutes über seine Bekannten. Als sie ihn fragte, warum er niemanden mehr grüßte, sagte er: "Aber ich grüße doch immer- wenn ich kann!"
"Kannst du mich denn jetzt mal zu deiner Tante fahren?", fragte sie.
"Klar", sagte er.
Zuerst fand sie den Geländewagen schön. Sonst mußte sie sich bei modernen Autos immer bücken, um einzusteigen, aber hier brauchte sie bloß ein bischen hochsteigen.
Unterwegs fand sie es aber nicht mehr schön.
Will war ständig am Schalten oder Hupen. Er hatte fast nie die rechte Hand frei. Wenn er jemanden grüßen wollte, nickte er bloß noch mit dem Kopf. Weil er ständig Bekannte sah und ständig nickte, dachten alle, er hätte bloß laute Musik an.
Willis Mama hielt sich die ganze Zeit am Sitz fest. Als sie bei ihrer Schwester ankam, war sie ganz blaß.
"Was ist mit dir?", fragte Willi besorgt.
Willis Mama dachte nach. Wenn sie schwindeln mußte, damit Willi seine Freunde behielt, war das doch nur eine Notlüge, oder?
"Du bist andauernd am Schalten und Beschleunigen. Immer diese starken Rucke! Als Du noch den Wagen mit Automatik hattest, war das Fahren viel schöner! Ohne Ruckeln und so! Mein armer alter Magen kann das garnicht gut verkraften..."
Nun wurde Will Ruffel genauso blaß. Noch am selben Tag gab er den Wagen zurück und kaufte sich wieder ein Fahrzeug mit Automatik. Von da an grüßte er auch wieder alle seine Bekannten. Und seine Bekannten waren damit so zufrieden, daß sie auch nicht mehr darüber schimpften, daß er Automatik fuhr.
ENDE
© "Willi Ruffel" by Mignon
weil ich es nicht mehr aushalten konnte, auf Mignons nächste "Willi Ruffel"-Geschichte zu warten, habe ich mal versucht, mir selber eine zu schreiben.
Willi Ruffel fuhr immer mit dem Auto, das er von seinem Opa geerbt hatte. Es war ein holländischer Kleinwagen mit Automatik. Viele Leute hielten den Wagen für einen Trabbi. Das Getriebe funktionierte wie bei kleinen Rollern mit Keilriemen.
Willi fuhr gern damit. Es war schön schmal. Damit kam man überall durch. Wenn man damit in eine kleine Parklücke fuhr, bekam man auch trotzdem noch die Türen auf.
Am besten gefiel Will, daß er immer eine Hand frei hatte. So konnte er immer leicht das alte Radio bedienen, wo er alle hundert Meter den Sender nachstellen mußte, oder das Schiebedach aufmachen, oder sich irgendwo kratzen.
Vor allem konnte er unterwegs jedesmal locker seine vielen Bekannten grüßen.
Seine Bekannten mochten Willi Ruffel alle gern. Aber trotzdem schimpften sie immer wieder mit ihm, weil er einen Wagen mit Automatik fuhr. Sie sagten, das wäre nur gut für alte oder behinderte Leute, aber Willi hätte doch gesunde Hände und Füße.
Dann passierte es, daß Willis Auto keinen neuen TÜV-Stempel bekam. Er verkaufte es an einen Oldtimer-Sammler. Dann wollte er es den ganzen Nervensägen mal so richtig zeigen und suchte etwas ganz Besonderes, bis er einen großen Geländewagen fand, der einen zuschaltbaren Allrad-Antrieb und zwei Schaltknüppel hatte. Den kaufte er sofort.
Jetzt war es mit dem gemütlichen Fahren vorbei. Willi wollte es jetzt wirklich wissen. Seine Mutter bekam es bald zu hören.
"Willi fährt wie eine wilde Sau", erzählte man ihr, "und wenn es ihm nicht schnell genug geht, fährt er einfach mit Allrad-Antrieb quer durch die Rabatten."
Das machte Willis Mama Sorgen. Aber noch schlimmer fand sie etwas anderes.
"Willi grüßt keinen mehr!", klagte alle seine Bekannten.
"Ihr hättet ihn nicht immer damit ärgern sollen, daß er früher nur mit Automatik fuhr", sagte sie dann.
Irgendwann besuchte sie ihn. Er war sehr gut gelaunt und sagte nur Gutes über seine Bekannten. Als sie ihn fragte, warum er niemanden mehr grüßte, sagte er: "Aber ich grüße doch immer- wenn ich kann!"
"Kannst du mich denn jetzt mal zu deiner Tante fahren?", fragte sie.
"Klar", sagte er.
Zuerst fand sie den Geländewagen schön. Sonst mußte sie sich bei modernen Autos immer bücken, um einzusteigen, aber hier brauchte sie bloß ein bischen hochsteigen.
Unterwegs fand sie es aber nicht mehr schön.
Will war ständig am Schalten oder Hupen. Er hatte fast nie die rechte Hand frei. Wenn er jemanden grüßen wollte, nickte er bloß noch mit dem Kopf. Weil er ständig Bekannte sah und ständig nickte, dachten alle, er hätte bloß laute Musik an.
Willis Mama hielt sich die ganze Zeit am Sitz fest. Als sie bei ihrer Schwester ankam, war sie ganz blaß.
"Was ist mit dir?", fragte Willi besorgt.
Willis Mama dachte nach. Wenn sie schwindeln mußte, damit Willi seine Freunde behielt, war das doch nur eine Notlüge, oder?
"Du bist andauernd am Schalten und Beschleunigen. Immer diese starken Rucke! Als Du noch den Wagen mit Automatik hattest, war das Fahren viel schöner! Ohne Ruckeln und so! Mein armer alter Magen kann das garnicht gut verkraften..."
Nun wurde Will Ruffel genauso blaß. Noch am selben Tag gab er den Wagen zurück und kaufte sich wieder ein Fahrzeug mit Automatik. Von da an grüßte er auch wieder alle seine Bekannten. Und seine Bekannten waren damit so zufrieden, daß sie auch nicht mehr darüber schimpften, daß er Automatik fuhr.
ENDE
© "Willi Ruffel" by Mignon