Sie waren sich mehrmals begegnet. Als Passagiere des Transatlantikflugs, im Museo Naval in Madrid und danach auch im Flugzeug nach München. Vor dem Einsteigen hatten sie sich überrascht flüchtig gegrüsst und ein paar Belanglosigkeiten ausgetauscht. Der Mann war aus Chile, Alexander hiess er.
Martin hasste es in Warteschlangen zu stehen. Nach der Landung des Fliegers in München ging er zunächst auf die Toilette, putzte sich die Zähne, wusch sich das Gesicht, bürstete sein kuzgeschorenes Haar und ging dann im Schneckentempo zur Passkontrolle. Dort traf er Alexander wieder. Er war der einzige Fluggast, der noch am Schalter der Einreisekontrolle stand.
“¿Hablas alemán - sprichst du deutsch?” fragte ihn Alexander.
“Ja! Was gibts?”
“Frag ihn mal was er will.” Er meinte den Beamten hinter dem Schalter, der ihren kuzen Wortwechsel mit gerunzelter Stirn verfolgt hatte.
“Kann ich irgendwie behilflich sein”, fragte Martin, so freudlich es ihm möglich war im Umgang mit einem Polizeibeamten.
“Sprechen Sie chilenisch,” wollte dieser wissen.
“Nein.”
“Aber Sie haben doch gerade mit ihm gesprochen”
“Ja, das schon, aber auf spanisch.”
Mit dieser belehrenden Auskunft hatte Martin das Autoritätsgefühl des Beamten empfindlich gestört.
“Ihren Pass!” Er nahm Martins Pass in Empfang und war offensichtlich entäuscht, als er sah, dass es ein Pass der Europäischen Union war.
“Fragen Sie ihn mal, ob er hier arbeiten will,” sagte er dann.
Martin wiederholte, diese Frage komentarlos auf spanisch
Natürlich wunderte er sich darüber, wozu der Mann hinter dem Schalter eine derartig unnütze Frage stellte. Wenn jemand eine Arbeitsgenehmigung hatte, war die Frage belanglos und wenn nicht, würde der Befragte sie kaum bejahend beantworten. Daraus folgerte er, dass der Intelligenzquotient des Beamten nicht hoch sein konnte und fragte sich, ob dies nicht Vorausetzung für die Ausübung des Berufs eines Polizeibeamten sei.
“Nein”, antwortete der Chilene. “Ich will meine Schwester besuchen.”
Martin übersetzte die Antwort. Der Beamte nickte.
“Sagen Sie ihm er soll sein Gepäck abholen.”
Noch mal gut gegangen, dachte Martin, jedoch hatte er sich getäuscht. Der Polizist verliess den Schalter und folgte ihnen zur Gepäckausgabe.
Die Koffer Martins und Alexanders waren die einzigen am Rand des Bands, das schon nicht mehr lief. Die beiden fassten ihr Gepäck und wollten zur Zollkontrolle..
“Halt!”stopte ihr amtlicher Begleiter den Chilenen.”Mitkommen!”
Zu Martin gewandt befahl er.
“Sagen Sie ihm, er soll mitkommen!”
Befremdet übersetzte Martin. Als er sich anschickte die beiden zu begleiten, fuhr ihn der Polizist an;
“Sind Sie verwandt mit ihm?”
“Nein”
“Dann können Sie nicht mitkommen!”
“Er lässt mich nicht mitkommen”, erklärte Martin seinem neuen Freund.
“Meine Schwester wartet auf mich. Sie ist nicht besonders gross, sieht mir ähnlich. Sie heisst Elena. Wenn du sie sehen solltest, sage ihr was hier passiert.”
“Darauf kannst du dich verlassen”.
Martin glaubte nicht, dass er die Frau in der Menschenmenge am Ausgang mit dieser kümmerlichen Beschreibung ausfindig machen könnte, aber er wollte Alexander nicht die Hoffnung nehmen.
Doch kaum war er durch die automatische Glastür des Ausgangs gekommen, als er auch schon eine Frau sah, auf die diese Beschreibung zu passen schien, eine lateinamerikanische Schönheit. Sie stand an der Seite eines Hünen in bayrischer Trachtenjoppe, der ein Kind auf dem Arm trug.
“Señora, está esperando a su hermano - warten Sie vielleicht auf ihren Bruder”, fragte Martin.
“Ja! Was ist los?” kam die besorgte Antwort.
Martin wandte sich an ihren Begleiter.
“Die Polizei lässt deinen Schwager nicht raus”, erklärte er ihm.
Der Mann runzelte die Stirn. Dann legte er das Kind wortlos in die Arme seiner Frau, ging mit Riesenschritten auf die Tür mit der Aufschrift Ausgang zu, krallte seine Finger zwischen die Kanten der Glastür, die gerade einen Reisenden durchgelassen hatte. Mit schierer Muskelkraft hielt er sie offen und steuerte in Richtung eines der Glaskästen in denen sich die Beamten ihren aufopferden Tätigkeiten widmeten.
Martin hielt es für besser nicht mit den Ergebnissen dieser Aktion in Verbindung gebracht zu werden, Er verabschiedete sich von Elena und verliess den Ort an dem ein uriger Bayer einen Aufstand gegen die Obrigkeit begonnen hatte.
Martin hasste es in Warteschlangen zu stehen. Nach der Landung des Fliegers in München ging er zunächst auf die Toilette, putzte sich die Zähne, wusch sich das Gesicht, bürstete sein kuzgeschorenes Haar und ging dann im Schneckentempo zur Passkontrolle. Dort traf er Alexander wieder. Er war der einzige Fluggast, der noch am Schalter der Einreisekontrolle stand.
“¿Hablas alemán - sprichst du deutsch?” fragte ihn Alexander.
“Ja! Was gibts?”
“Frag ihn mal was er will.” Er meinte den Beamten hinter dem Schalter, der ihren kuzen Wortwechsel mit gerunzelter Stirn verfolgt hatte.
“Kann ich irgendwie behilflich sein”, fragte Martin, so freudlich es ihm möglich war im Umgang mit einem Polizeibeamten.
“Sprechen Sie chilenisch,” wollte dieser wissen.
“Nein.”
“Aber Sie haben doch gerade mit ihm gesprochen”
“Ja, das schon, aber auf spanisch.”
Mit dieser belehrenden Auskunft hatte Martin das Autoritätsgefühl des Beamten empfindlich gestört.
“Ihren Pass!” Er nahm Martins Pass in Empfang und war offensichtlich entäuscht, als er sah, dass es ein Pass der Europäischen Union war.
“Fragen Sie ihn mal, ob er hier arbeiten will,” sagte er dann.
Martin wiederholte, diese Frage komentarlos auf spanisch
Natürlich wunderte er sich darüber, wozu der Mann hinter dem Schalter eine derartig unnütze Frage stellte. Wenn jemand eine Arbeitsgenehmigung hatte, war die Frage belanglos und wenn nicht, würde der Befragte sie kaum bejahend beantworten. Daraus folgerte er, dass der Intelligenzquotient des Beamten nicht hoch sein konnte und fragte sich, ob dies nicht Vorausetzung für die Ausübung des Berufs eines Polizeibeamten sei.
“Nein”, antwortete der Chilene. “Ich will meine Schwester besuchen.”
Martin übersetzte die Antwort. Der Beamte nickte.
“Sagen Sie ihm er soll sein Gepäck abholen.”
Noch mal gut gegangen, dachte Martin, jedoch hatte er sich getäuscht. Der Polizist verliess den Schalter und folgte ihnen zur Gepäckausgabe.
Die Koffer Martins und Alexanders waren die einzigen am Rand des Bands, das schon nicht mehr lief. Die beiden fassten ihr Gepäck und wollten zur Zollkontrolle..
“Halt!”stopte ihr amtlicher Begleiter den Chilenen.”Mitkommen!”
Zu Martin gewandt befahl er.
“Sagen Sie ihm, er soll mitkommen!”
Befremdet übersetzte Martin. Als er sich anschickte die beiden zu begleiten, fuhr ihn der Polizist an;
“Sind Sie verwandt mit ihm?”
“Nein”
“Dann können Sie nicht mitkommen!”
“Er lässt mich nicht mitkommen”, erklärte Martin seinem neuen Freund.
“Meine Schwester wartet auf mich. Sie ist nicht besonders gross, sieht mir ähnlich. Sie heisst Elena. Wenn du sie sehen solltest, sage ihr was hier passiert.”
“Darauf kannst du dich verlassen”.
Martin glaubte nicht, dass er die Frau in der Menschenmenge am Ausgang mit dieser kümmerlichen Beschreibung ausfindig machen könnte, aber er wollte Alexander nicht die Hoffnung nehmen.
Doch kaum war er durch die automatische Glastür des Ausgangs gekommen, als er auch schon eine Frau sah, auf die diese Beschreibung zu passen schien, eine lateinamerikanische Schönheit. Sie stand an der Seite eines Hünen in bayrischer Trachtenjoppe, der ein Kind auf dem Arm trug.
“Señora, está esperando a su hermano - warten Sie vielleicht auf ihren Bruder”, fragte Martin.
“Ja! Was ist los?” kam die besorgte Antwort.
Martin wandte sich an ihren Begleiter.
“Die Polizei lässt deinen Schwager nicht raus”, erklärte er ihm.
Der Mann runzelte die Stirn. Dann legte er das Kind wortlos in die Arme seiner Frau, ging mit Riesenschritten auf die Tür mit der Aufschrift Ausgang zu, krallte seine Finger zwischen die Kanten der Glastür, die gerade einen Reisenden durchgelassen hatte. Mit schierer Muskelkraft hielt er sie offen und steuerte in Richtung eines der Glaskästen in denen sich die Beamten ihren aufopferden Tätigkeiten widmeten.
Martin hielt es für besser nicht mit den Ergebnissen dieser Aktion in Verbindung gebracht zu werden, Er verabschiedete sich von Elena und verliess den Ort an dem ein uriger Bayer einen Aufstand gegen die Obrigkeit begonnen hatte.