Wimpernschlagknirschen

Markus Veith

Mitglied
Wimpernschlagknirschen

Dicht vor der Grenze zum Nirgendwo,
wo sodverbrannt die Mägen knurren,
da fand ich neben einem Rastplatzklo
ein Mädchen und ihr Tigerschnurren.
Es litt und es lachte,
mal wild und mal sachte,
bemüht, ihre Reste fest an sich zu zurren.

Das Mädchen, es glich einem Lumpenriß.
Nichts zu retten war an Leib und Verstand.
Und indem sie, sich wehrend, wild um sich biß,
zerfraß sie sich selbst aus der eigenen Hand.
Ihre Augen glichen Kirschen
und ihr Wimpernschlagknirschen
drägten mich an die Rastplatzklowand.

Ich fragte sie mutig: "Wo willst du denn hin?
Ich kann dich bringen und sei es auch weit.
Tragen und Stützen sind meiner Schultern Sinn.
Auf meinen Füßen läuft es sich gut zu zweit.
Ich nehme gerne in Kauf
einen Doppeldauerlauf
Prüf' mich. Nimm dir einen Ewigkeit Zeit."

Doch das Mädchen schnurrte sich weich und weicher.
Ich glaubte, zu fühlen, daß ich hier nichts mehr nütze.
Ihre Augenkirschen wurden um einen Blut-Ton reicher.
Was übrigblieb war eine Handvoll Pfütze.
Kurz vor der Grenze zum Nirgendwo
zergrübelte ich die Wand vom Rastplatzklo:
‚Zu sehr Verflossene brauchen keine Stütze.'
 



 
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