Winterzeit - Jahreszeiten (gelöscht)

Hallo „@Sakrileg“! Was war ich erschrocken, als ich Deinen Nick las und ich erwartete natürlich Überirdisches. Aber ich fand nur dies hier, Dein Gedichtetes im Gereimten.
Da man ja hier erwartet, dass die Leser sich äußern, will ich es mal emotionslos versuchen.
Nehmen wir uns doch mal die von Dir verwendeten Reime vor; die da wären:

Land – Reinheitsband
alles Ruh – Wahrheit zu
die Welt – mir Gefällt
gutes Wort – bleibender Hort (fast hätt ich Horst geschrieben, ich lach mich weg)
Hoffnung und Mut – kostbares Gut
Pracht – Macht
entziehen – entfliehen

Das wars wohl erstmal oder? Wie gefällt Dir der Anblick der herausgelösten Reimpaare? (Ich sag nichts, hab ich mir doch vorgenommen emotionslos zu sein) Na?

Aber beginnen wir einmal Zeile für Zeile.

Schnee – nur eine Illusion

(Gäääähn, hab ich ja noch nie gehört)


Weiße Unschuld liegt nun überm Land –

(Wer ist denn diese Unschuld? Eine dicke Braut vielleicht? Hingeflogen? Sodass sich ihre sauteuren weißen Unschuldsklamotten überm Land ausgebreitet haben? Das war mein erster Blitzgedanke. Wirklich!)

wie trügerisch im Grunde das herrliche Reinheitsband!

(Bei „Reinheitsband“ dachte ich natürlich an das Strumpfband der Dame, dass in diesem Fall ja wohl einmal den Erdball umspannen könnte. Der Typ, der es mal mit den Zähnen herunterreißen würde, schwebt ja in Lebensgefahr. Was ist ein Reinheitsband? Sagst Du es mir?)

Unter weißem Flockenwirbel findet alles Ruh’-

(Sag das mal den Jungs auf der A20, denen ist unterm weißen Flockenwirbel das Dichten vergangen. Von Ruh kann da wirklich keine Rede sein.)

deck’ ich mit Illusion nicht auch so manche Wahrheit zu?

(Bei „deck ich“ musste ich natürlich sofort wieder an die Braut denken. Aber diese Formulierung gehört ja ins Reich der Tiere. Mit Illusionen übrigens kann man keine Wahrheit zudecken, man kann sie verdrehen, aber nur für sich selbst, denn jede Illusion hat eine andere Dynamik. Es kommt eben auf den Illusionsinhaber an. Gerade jetzt sehen wir Beide die Dinge aus unterschiedlichen Richtungen. Jeder hat eben so seine Illusionen.)

Erträum’ ich mir nicht ab und an die Welt,
nicht wie sie ist – nein, wie sie mir gefällt?


(Dieser Zweizeiler ist ganz ok. Wenn er schön umrahmt werden würde, könnte man ihn als Füllreim verwenden.)

Wie oft erreicht mich ein gutes Wort

(Tja, diese Frage solltest Du dir selbst beantworten. Was ist denn ein gutes Wort? Ist Eierkopp ein gutes Wort? Und ist Leberwurscht ein schlechtes?)

und lässt mich meinen, das wäre ein bleibender Hort.

(Zu dieser Zeile kann ich nichts sagen, denn ich kann vor Lachen nichts Vernünftiges schreiben.)

Wie oft verbinde ich damit Freude, Hoffnung und Mut –

(Verflixt und zugenäht, ich muss wieder an die dicke Braut von oben denken, sie liegt bestimmt immer noch lang gestreckt im Land herum und kommt nicht hoch, Hoffnung hat sie bestimmt, Mut sowieso, und Freude hat sicher der, der bei ihrem Aufschlag noch rechtzeitig beiseite springen konnte.)


wie oft bleibt die Angst, wie um ein kostbares Gut.

(Eben! Das eigene Leben eben!)

Wie Zuckerwatte glänzt auf dem kahlen Geäst die weiße Pracht

(Jungchen/ Mädchen, wenn auf kahlem Geäst Zuckerwatte – also weiße Pracht liegt, dann ist dieses Geäst eben nicht kahl! Übrigens mein Nachbar, ich muss gerade an ihn denken, ist auch kahl auf'n Kopp, im Sommer hat ihm eine Krähe drauf gesch… war auch irgendwie ne weiße Pracht. Seine Olle hat ihn dann bald verlassen, vorher hat sie ihm noch Hörner aufgesetzt, womit wir wieder bei: Geäst und weißer Pracht wären.)

und lässt verführerisch erahnen jeder Traumwelt Macht.

(Wow, hier kommt wieder das weiße Monstrum ins Spiel, Albtraumwelten und die Macht des fetten, verführerischen Fleisches.)


Die Welt kann sich dem weisen Märchen nicht entziehen,

(Doch kann sie! In Keller geh’n und verstecken. Dann bleibt man auch verschont von umkippenden weißen, unschuldigen Bräuten, von Krähen sowieso.

wie ich nicht, kann dem Zauber meiner Träumerei entfliehen.

(Zu diesem letzten Satz sag ich lieber nichts, hatte ich doch eingangs versprochen, emotionslos zu sein.)

Dies alles mein Lieber/e @sakrileg soll nur dazu dienen, Dir zu zeigen, welche Bilder Du mit einem Gedicht erzeugen kannst. Ist es nicht verrückt? Sicher erwartest Du jetzt sachdienliche Hinweise zur Verbesserung Deines Textes, aber ich kann das nicht so gut wie manch anderer hier im Klub.
Aber ich kann Dir sagen, dass dieses Gedicht so schlecht, wie die Braut von oben breit ist. Ich meine die, die da liegt und nicht mehr hoch kommt. Ich fürchte es wird Deinem Gedicht genauso ergehen.
Ups, gerade fällt mir was ein. Denk doch mal über ein Weglassen nach. Hier ein Beispiel:


Schnee – nur eine Illusion

Weiße Unschuld
trügerisch im Grunde

Flockenwirbel
decken Illusionen zu

Erträum sie
ab und zu in Ruh

Und meine Welt?
Gefällt!

Nun lasst mich doch in Ruh!



Liebe Grüße und frohes Schaffen in der Lupe

p.s Grad rummst es draußen, es ist doch nicht etwa …?
 

Walther

Mitglied
Hallo TdV,

herzlich willkommen in den Reimgefilden der Lupe.

Dein Gedicht zeichnet sich durch ein nicht durchgestaltetes Metrum aus. Die Anmwerkungen von Spätschreiber möchte ich im Wesentlichen unterstützen.

Es ist viel Arbeit am Text erforderlich, damit aus ihm ein brauchbares Werk wird.

Nichts für ungut.

LG W.
 



 
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