Vor einiger Zeit wurden im Radio nach der Premierengala von „Spiderman“ Prominente und solche die es werden wollen über ihre Meinung zum Film befragt. Einer Nachwuchsactrice, die anscheinend unter verbaler Inkontinenz litt, entkam: „Ist sicherlich technisch sehr gut gemacht, aber nach einer haben Stunde hat man sofort gewußt – das kann´s ja nicht geben, das ist nicht realistisch.“ ............???!!!!.............
Liebe junge Dame, deren Namen ich leider vergessen habe, Sie haben völlig recht! Spiderman hat´s nicht gegeben, gibt’s nicht, wird es auch nie geben. Ein Mann, der sich an einem Spinnennetz von Häuserfront zu Häuserfront hantelt ist in höchstem Maße unrealistisch und daß er Wände hochlaufen kann, muß irgendwie ein Trick gewesen sein. Und auch seinen Gegenspieler, „The green Goblin“ gibt es glaube ich nicht. Sie sind, wie ich und viele andere Menschen auch, Hollywood wieder einmal auf den Leim gegangen. Alle, die wir einen Dokumentarfilm über das Leben der Spinnenmännchen erwartet haben, wurden wieder einmal mit einem Unterhaltungsfilm erster Güte enttäuscht. Was hätte doch ein nurnichtamerikanischer Regisseur aus diesem Thema machen können.
Ich nehme an, daß Sie wie ich den französischen Autorenfilm bevorzugen. Keine Tricks, keine Klischees, keine bombastische Filmmusik in THX........nur Realität. Ungeschminkt, echt, authentisch und – Untertitel.
Diese ganzen technischen Kinkerlitzchen sind in den Programmkinos, in denen diese Filme laufen, auch gar nicht notwendig. Das sind meistens widmungswidrig verwendete ehemalige Sexkinos, an deren Sitzpolsterung die Spuren ihrer lasterhaften Vergangenheit noch zu erkennen sind. Man weiß jedenfalls nicht genau, ob es ein Limonadefleck ist, dem man den zutritt auf seinen Ellbogen verwehrt.
Vorspann....
Der vor Liebeskummer vor sich hin leidende wartet auf den Anruf seiner Geliebten, raucht eine Zigarette nach der anderen, man sieht wie der Aschenbecher immer voller wird. Der Schmerz in seinem Gesicht – authentisch. Das Brennen in seiner Lunge – real. Nach neunzig Minuten läutet endlich das Telefon.
......Abspann.
Ein offenes Ende, von uns Cineasten besonders beliebt, da man in Podiumsdiskussionen den Spannungsbogen intellektuell vervollständigen ( hat sie angerufen, weil sie ihr Mann umbringen will; hat ihr Mann angerufen, weil er sie umgebracht hat; will sie die Beziehung beenden, weil sie jetzt was mit der Freundin ihres Mannes anfangen will; ist es doch nur sein Lungenfacharzt, der ihm die Diagnose Krebs mitteilen will etc.) und eventuell noch eine heiße Studentin der Theaterwissenschaften abschleppen kann.
Falls dem Filmgourmet in diesem Genre das Wahre, das Reine des Filmschaffens noch zu verfälscht dargestellt wird, sind ihm die Filme nach Dogma 95-Prinzipien ans Herz gelegt. Handkamera, kein künstliches Licht, keine Kostüme, nur Privatkleidung ist erlaubt. Wenn Filmmusik, dann nur, wenn einer der Protagonisten ein Radio einschaltet. Als Darsteller maximal Schauspielschüler, besser noch Laien aus einem bolivianischen Andenhochplateau.
In Lars von Triers „Idioten“ schockiert eine Gruppe von jungen Leuten seine Umwelt, indem sie vorgeben, geistig Behindert zu sein, sobald sie in der Öffentlichkeit auftreten. In diesem Film wird viel geweint, geschrien, gestritten (schockierend). Da alles echt sein muß, wird auch „echt“ kopuliert (innovativ). Und sollte sich ihr Psychotherapeut schon darüber beschwert haben, daß sie immer unregelmäßiger zu den Sitzungen kommen, da es ihnen nach ihrem subjektiven Empfinden immer besser geht – er wird nach diesem Film wieder viel Freude mit ihnen haben.
Wie will ein Hollywood Blockbuster, der einem nur mit dem trivialen Gefühl, gut unterhalten worden zu sein, zurückläßt, mit einem Lars von Trier Kammerspiel, das uns eine ordentliche Depression mit auf den Weg gibt, intellektuell mithalten können?
Selbst Produktionen, die vordergründig anspruchsvoll erscheinen, sind bei genauerer Analyse einfach nur Gefühlskino.
„Herr der Gezeiten“(mit N. Nolte, B. Streisand), bei dem noch kein Tempo das versprechen der Reißfestigkeit wirklich einlösen konnte, entläßt uns mit einem indifferenten „die Welt ist gut“.
„Zeit des Erwachens“ (mit R. de Niro, R. Williams), ein Grund für viele Kinogeher, sich die Tränendrüsen operativ entfernen zu lassen, will uns Glauben machen, daß nicht alle Ärzte den hippokratischen Eid auf ihren Zweitferrari geleistet haben.
In „Glauben ist alles“ (mit B. Stiller, E. Norton) wurde ein spirituelles Thema zu einer Screwball Comedy deformiert, daß selbst Misanthropen aufgrund des Gesichtsmuskelkrampfes tagelang zu lachen schienen. Geht man denn ins Kino, um andere Menschen lachen zu sehen? Das können wir sowieso jeden Tag erleben, wenn wir unseren Boss um eine Gehaltserhöhung fragen.
Die Liste solcher Filme, die grundsätzlich das Potenzial hätten, Meisterwerke sein zu können, ließe sich beliebig lange fortsetzen. Ein wahrer Meister des Regiefachs läßt in seinem Publikum keinen Zweifel aufkommen, daß „nachdenklich aussehen“ die erstrebenswerteste Daseinsform menschlichen Lebens ist.
Hätte Steven Spielberg seinen E.T. nicht nach Hause telefonieren, sondern ihn seine Wirtsfamilie in langen Gesprächen von der Nutzlosigkeit ihres Lebens überzeugen lassen und sie so in den kollektiven Selbstmord durch übermäßiges Wassertrinken getrieben, nachdem er zuerst die kleine Tochter geschändet hätte, wäre auch aus ihm ein wirklich großer Regisseur geworden. Hätte er die Figur des E.T. angelegt als eine Parabel auf das ewig Fremde des Menschen in sich, die Sicherheit des Ich zurückgeworfen auf das Vielleicht des Universums, das konzentrisch um die Frage kreist: „Kann ich denn überhaupt und wenn nein warum?“, dann hätte sich zwar keine Sau diesen Film angesehen, aber die Welt wäre um einen Kultregisseur reicher gewesen.
Liebe junge Dame, deren Namen ich leider vergessen habe, Sie haben völlig recht! Spiderman hat´s nicht gegeben, gibt’s nicht, wird es auch nie geben. Ein Mann, der sich an einem Spinnennetz von Häuserfront zu Häuserfront hantelt ist in höchstem Maße unrealistisch und daß er Wände hochlaufen kann, muß irgendwie ein Trick gewesen sein. Und auch seinen Gegenspieler, „The green Goblin“ gibt es glaube ich nicht. Sie sind, wie ich und viele andere Menschen auch, Hollywood wieder einmal auf den Leim gegangen. Alle, die wir einen Dokumentarfilm über das Leben der Spinnenmännchen erwartet haben, wurden wieder einmal mit einem Unterhaltungsfilm erster Güte enttäuscht. Was hätte doch ein nurnichtamerikanischer Regisseur aus diesem Thema machen können.
Ich nehme an, daß Sie wie ich den französischen Autorenfilm bevorzugen. Keine Tricks, keine Klischees, keine bombastische Filmmusik in THX........nur Realität. Ungeschminkt, echt, authentisch und – Untertitel.
Diese ganzen technischen Kinkerlitzchen sind in den Programmkinos, in denen diese Filme laufen, auch gar nicht notwendig. Das sind meistens widmungswidrig verwendete ehemalige Sexkinos, an deren Sitzpolsterung die Spuren ihrer lasterhaften Vergangenheit noch zu erkennen sind. Man weiß jedenfalls nicht genau, ob es ein Limonadefleck ist, dem man den zutritt auf seinen Ellbogen verwehrt.
Vorspann....
Der vor Liebeskummer vor sich hin leidende wartet auf den Anruf seiner Geliebten, raucht eine Zigarette nach der anderen, man sieht wie der Aschenbecher immer voller wird. Der Schmerz in seinem Gesicht – authentisch. Das Brennen in seiner Lunge – real. Nach neunzig Minuten läutet endlich das Telefon.
......Abspann.
Ein offenes Ende, von uns Cineasten besonders beliebt, da man in Podiumsdiskussionen den Spannungsbogen intellektuell vervollständigen ( hat sie angerufen, weil sie ihr Mann umbringen will; hat ihr Mann angerufen, weil er sie umgebracht hat; will sie die Beziehung beenden, weil sie jetzt was mit der Freundin ihres Mannes anfangen will; ist es doch nur sein Lungenfacharzt, der ihm die Diagnose Krebs mitteilen will etc.) und eventuell noch eine heiße Studentin der Theaterwissenschaften abschleppen kann.
Falls dem Filmgourmet in diesem Genre das Wahre, das Reine des Filmschaffens noch zu verfälscht dargestellt wird, sind ihm die Filme nach Dogma 95-Prinzipien ans Herz gelegt. Handkamera, kein künstliches Licht, keine Kostüme, nur Privatkleidung ist erlaubt. Wenn Filmmusik, dann nur, wenn einer der Protagonisten ein Radio einschaltet. Als Darsteller maximal Schauspielschüler, besser noch Laien aus einem bolivianischen Andenhochplateau.
In Lars von Triers „Idioten“ schockiert eine Gruppe von jungen Leuten seine Umwelt, indem sie vorgeben, geistig Behindert zu sein, sobald sie in der Öffentlichkeit auftreten. In diesem Film wird viel geweint, geschrien, gestritten (schockierend). Da alles echt sein muß, wird auch „echt“ kopuliert (innovativ). Und sollte sich ihr Psychotherapeut schon darüber beschwert haben, daß sie immer unregelmäßiger zu den Sitzungen kommen, da es ihnen nach ihrem subjektiven Empfinden immer besser geht – er wird nach diesem Film wieder viel Freude mit ihnen haben.
Wie will ein Hollywood Blockbuster, der einem nur mit dem trivialen Gefühl, gut unterhalten worden zu sein, zurückläßt, mit einem Lars von Trier Kammerspiel, das uns eine ordentliche Depression mit auf den Weg gibt, intellektuell mithalten können?
Selbst Produktionen, die vordergründig anspruchsvoll erscheinen, sind bei genauerer Analyse einfach nur Gefühlskino.
„Herr der Gezeiten“(mit N. Nolte, B. Streisand), bei dem noch kein Tempo das versprechen der Reißfestigkeit wirklich einlösen konnte, entläßt uns mit einem indifferenten „die Welt ist gut“.
„Zeit des Erwachens“ (mit R. de Niro, R. Williams), ein Grund für viele Kinogeher, sich die Tränendrüsen operativ entfernen zu lassen, will uns Glauben machen, daß nicht alle Ärzte den hippokratischen Eid auf ihren Zweitferrari geleistet haben.
In „Glauben ist alles“ (mit B. Stiller, E. Norton) wurde ein spirituelles Thema zu einer Screwball Comedy deformiert, daß selbst Misanthropen aufgrund des Gesichtsmuskelkrampfes tagelang zu lachen schienen. Geht man denn ins Kino, um andere Menschen lachen zu sehen? Das können wir sowieso jeden Tag erleben, wenn wir unseren Boss um eine Gehaltserhöhung fragen.
Die Liste solcher Filme, die grundsätzlich das Potenzial hätten, Meisterwerke sein zu können, ließe sich beliebig lange fortsetzen. Ein wahrer Meister des Regiefachs läßt in seinem Publikum keinen Zweifel aufkommen, daß „nachdenklich aussehen“ die erstrebenswerteste Daseinsform menschlichen Lebens ist.
Hätte Steven Spielberg seinen E.T. nicht nach Hause telefonieren, sondern ihn seine Wirtsfamilie in langen Gesprächen von der Nutzlosigkeit ihres Lebens überzeugen lassen und sie so in den kollektiven Selbstmord durch übermäßiges Wassertrinken getrieben, nachdem er zuerst die kleine Tochter geschändet hätte, wäre auch aus ihm ein wirklich großer Regisseur geworden. Hätte er die Figur des E.T. angelegt als eine Parabel auf das ewig Fremde des Menschen in sich, die Sicherheit des Ich zurückgeworfen auf das Vielleicht des Universums, das konzentrisch um die Frage kreist: „Kann ich denn überhaupt und wenn nein warum?“, dann hätte sich zwar keine Sau diesen Film angesehen, aber die Welt wäre um einen Kultregisseur reicher gewesen.