Wir kamen bis Syrakus

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Frühling 1979. Aus triftigem Grund verzichten zwei junge Männer aus Hamburg im letzten Moment auf eine gebuchte USA-Reise. Was anfangen mit einem ganzen freien Monat? Sie wollen nun in den Süden, fahren am ersten Urlaubstag bis Stuttgart, beginnen dort erst, die Reise zu planen: Oberitalien bis zur Linie Genua – Bologna oder doch viel weiter? Sizilien wird dann das Ziel von Improvisationen … Hier das redigierte Reisetagebuch:


18. April (Mittwoch)

Gestern früh verließen wir Stuttgart und erreichten Mailand am Spätnachmittag. Es war eine der schönsten Eisenbahnfahrten, die man in Europa jetzt unternehmen kann. Zuerst die Stuttgarter Raum, ergrünend, blütenreich, danach die noch recht kahlen Szenerien am oberen Neckar und zur Grenze hin, nun die wieder recht grüne Schweiz, wo besonders an den Seen vieles in Blüte stand, weiter die Fahrt durch die verschneiten Zentralalpen, schließlich das noch steingraue obere Tessin, erst ab Bellinzona wurde es wieder frühlingshaft – und endlich die Lombardei, wo die Vegetation schon weit fortgeschritten ist. Fast alles ist hier grün und an jeder Ecke blüht es.

Die Stadt ist riesengroß, laut, hektisch. Wir bekamen trotz der Messe schnell ein relativ billiges Zimmer, drei Metrostationen vom Hauptbahnhof. Leider ist auch die Unterkunft lauter als die, die wir letztes Jahr in der Toskana oder in Rom hatten. Wir fuhren am Abend mit der Metro zum Domplatz, fanden rasch ein passendes Restaurant und gingen zu Fuß zurück. Der Schlaf war nicht besonders gut. Heute Morgen im Hauptbahnhof viel Zeit vertrödelt beim Versuch, für morgen Abend Plätze im Liegewagen nach Neapel zu bekommen - unüberwindbar die Sprachbarriere. Wir haben beschlossen, schon morgen früh nach Rom zu fahren, ohne zu wissen, wann es nach Neapel weitergeht.

Vom Bahnhof Rundgang durch die Stadt, gemischte Eindrücke. Das Hochhausviertel um die Piazza della Repubblica kam uns mittelmäßig vor. Der Dom dagegen ist als Bauwerk wahrlich imposant, die innere Ausstattung entspricht dem vielleicht nicht ganz. Ein einmaliges Erlebnis war, auf einem Kirchendach in einem Wald von Marmorfiguren herumzugehen, die Statuen isoliert wie lauter Eremiten im Sinai und tief unter ihnen die betriebsame Millionenstadt. Wir aßen in einem großen Self-Service-Restaurant in der Galleria, erkundeten dann die Gegend um Dom und Scala. Zum Schluss besichtigten wir das große, düster wirkende Sforza-Kastell und fuhren mit der Metro zurück zum Hotel. An der Station Piola verfehlten wir den richtigen Ausgang und gingen lange in die Irre. Eine riesige, labyrinthische Stadt!


21. April (Samstag)

Endlich im tiefen Süden, nach Überwindung vieler Hindernisse. Es fing damit an, dass wir am Donnerstagmorgen mit der Metro zum Mailänder Hauptbahnhof fahren wollten, mit unseren Koffern aber eine halbe Stunde lang nicht in die überfüllten Bahnen hineinkamen. Wir erreichten zwar noch den Zug nach Rom, fanden aber keine freien Sitzplätze, so dass wir lieber ausstiegen. Sollten wir überhaupt noch weiter nach Süden fahren? Wir beschlossen, unsere Sizilienpläne nicht aufzugeben. Da der nächste Zug nach Rom erst um ein Uhr mittags fuhr, hatten wir noch Zeit für eine zweite Besichtigung des Doms und ein Mittagessen in der Galleria.

Dann die Fahrt durch die üppig grüne Lombardei, vorbei an den alten Städten der Emilia-Romagna, durch den Apennin, über Florenz und durch die Toskana und Umbrien. Um acht Uhr abends kamen wir in Rom an. Das Verkehrsamt war geschlossen, so dass wir uns selbst ein Hotel suchen mussten, auch glücklich etwas Billiges in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs fanden. Es war sogar recht ruhig. Den Freitagvormittag benutzten wir, um ausgiebig zu frühstücken und die Liegewagenplätze für die Heimreise zu bestellen.

Um die Mittagszeit bestiegen wir den Zug nach Neapel und fuhren drei Stunden durch die grünen und blühenden Landschaften der Campagna und Kampaniens. Hier in Neapel erhielten wir ein Zimmer in einem Hotel direkt am Meer, an der Via Partenope. Es liegt im fünften Stock und ist nicht mehr allzu laut. Der Blick aus dem Fenster geht aufs Meer, reicht vom Castel dell’Ovo bis zu den Vorbergen, die die Bucht im Norden begrenzen. Den Vesuv haben wir bisher nur undeutlich gesehen, da es immer etwas diesig war. Gestern war es bei der Ankunft bewölkt, heute scheint die Sonne und es ist warm.

Wir unternahmen gestern am späten Nachmittag einen ersten planlosen Rundgang durch die Altstadt. Sie ist unvergleichlich: dicht bebaut, überwiegend ärmlich und dabei doch so lebendig. Wir gingen immer aufwärts, kamen durch die Galleria, stiegen die wimmelnde Via Roma hinauf und bogen dann in eine der steilen Wohngassen ein, die in halber Höhenlage auf eine große Durchgangsstraße stieß, der wir länger folgten: Corso Vittorio Emanuele. Als es dämmerte, stiegen wir wieder hinunter. Die Straßen waren noch belebter geworden. Wir kamen in der Via Roma kaum voran. Endlich hatten wir das Restaurant an der Piazza dei Martiri erreicht, das wir uns schon vorgemerkt hatten. Es wurde eine große Enttäuschung: die Suppe dünn, der „gemischte“ Salat aus nur zwei Arten bestehend, die Fleischportionen klein, ebenso der Käse.

Heute gingen wir systematischer vor. Wir spazierten zunächst am Meerufer entlang zum Castel dell’Ovo, dann hinauf zum Palazzo Reale, um das Castello Nuovo herum und besorgten die Tickets für die Nachtfähre am Montagabend nach Palermo. Dann gingen wir über den langen Corso Umberto I zum Hauptbahnhof, um Geld zu wechseln. Wir aßen Lasagne, auf hiesige Art zubereitet, und setzten den Rundgang fort. Wir kamen an der Porta Capuana vorbei und besichtigten den Dom, auch von innen. Dann schlenderten wir lange Zeit quer durch die Altstadt. Unmöglich, die vielen sich jagenden Eindrücke zu schildern. Ich fühlte mich bald überfordert - ein solches Gewirr von Geräuschen, Gerüchen und visuellen Eindrücken prasselte auf einen ein. Der starke chaotische Verkehr forderte dazu höchste Aufmerksamkeit. In einer Stadt dieser Dichte bin ich nie gewesen. Das unterscheidet sich stark von Nord- und Mittelitalien. Und immer wieder wird man angebettelt.

Wir erreichten erneut den Corso Vittorio Emanuele und folgten ihm wieder sehr lange. Wir wollten zu Fuß hinauf zum Castel Sant’Elmo, nachher zur Floridiana. Aber wir fanden keine Straße, die hinaufführt – oder vielmehr erst, als wir schon zu müde waren. Vielleicht können wir ein anderes Mal mit der Funicolare hinauffahren. So begnügten wir uns wieder mit dem Blick aus halber Höhe und stiegen hinab, um durch den Park Villa Comunale am Meer entlang zum Hotel zurückzugehen.

Fortsetzung folgt.
 

petrasmiles

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Lieber Arno,

ich hoffe sehr, dass Du beim Aufschreiben schönste Momente des Wiedererlebens hattest.
Für mich ist Italien so etwas wie eine geistige Heimat - ohne es erkundet zu haben oder gar die Sprache zu sprechen - alles literarisch und historisch evozierte Schwärmerei. Und darum klingen natürlich allein schon die Ortsbezeichnungen wie Tore zum Paradies.
Aber es ist schon etwas ganz anderes, sich auf die Reise zu begeben, wo die Züge übervoll, die Hotels zu laut, die Straßen überfüllt und schlichtweg die Füße weh tun können.
Ich finde, Du hast dieses Gleichgewicht von dem realen Erleben und der überwältigten Schau sehr gut hinbekommen und ich freue mich auf die Forsetzung.

Liebe Grüße
Petra
 
Ja, liebe Petra, die kulturelle Anziehungskraft Italiens (d.h. seiner Kunst und Literatur) habe ich auch immer gespürt, vor und nach diesen Reisen und auf ihnen sowieso. Es gab zwei Anlässe für mich, die alten Aufzeichnungen nachzulesen: in einem anderen Forum einen aktuellen Reisebericht eines alten Brasilianers mit allerlei Klagen über heutige Reiseerschwernisse in Italien und meine wiederholende Lektüre von Seumes "Spaziergang nach Syrakus" jetzt. (Ich habe das erst lange nach unseren Reisen erstmals gelesen.) Bei Seume finde ich gewisse Parallelen in der Struktur des Erlebens, obwohl er 177 Jahre früher dort unterwegs war. Da wird zunächst fast jeder Wechsel der Szenerie, auch der Landschaft, mit Begeisterung aufgenommen und bald danach findet er die kleinen Fehler dieses Paradieses heraus, z.B. Armut, schlechte Regierung.

Ich sehe mir jetzt viel Material zu den besuchten Orten im Internet an, frische Erinnerungen auf und berichtige Irrtümer. Viel Spaß machte auch das Redigieren. Obwohl der Inhalt unverändert blieb, wurde in fast jeden Satz eingegriffen (Füllwörter beseitigt, Ausdrücke ersetzt, Satzglieder umgestellt).

Danke für die freundliche Aufnahme des Textes. Es kommen noch vier Teile.

Vielen Dank auch an wirena für die gute Benotung.

Liebe Grüße
Arno
 

John Wein

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Werter Freund,
Dann genieße mal das Wiedereintauchen in deine Vergangenheit und die Reise ins Land, wo die Zitronen blühen. Vielleicht nimmst du dir mal JWvG Italienische Reise aus dem Regal. Er hat dieses Abenteuer über den Brenner nach Sizilien in der Kutsche/Boot gemacht, war eine Zeit lang bei Tischbein in Rom (hier ist das berühmte Portrait des Dichterfürsten entstanden) und ist weiter über Neapel nach Palermo. Seine Reise dauerte allerdings zwei ganze Jahre.

Rom 1. Nov 1786
Ja, ich bin endlich in dieser Hauptstadt der Welt angelangt. Über das Tiroler Gebirg gleichsam weggeflogen. Verona, Vicenz, Padua, Venedig hab ich gut, Ferrara, Cento, Bologna flüchtig, Florenz kaum gesehen, die Begierde nach Rom zu kommen war so groß, dass ich mich nur drei Stunden aufhielt.
Neapel 25. Feb 1787
Neapel kündigt sich froh, frei und lebhaft an, unzählige Menschen rennen durcheinander, der König ist auf Jagd und die Königin guter Hoffnung und so kanns nicht besser gehn‘.
Palermo 13.April 1887
Italien ohne Sizilien macht kein Bild in der Seele: hier ist erst der Schlüssel zu allem.

usw. auf über 600 Seiten!
Gruß, John
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich weiß nicht, ich weiß nicht, John ... Ich kann jetzt nicht sofort mit Goethes Italienreise anfangen, da sie hier eben nicht im Regal steht. Was mir aber schon anhand der von dir ausgewählten Zitate auffällt, ist dieses Euphorische, Akklamierende, Oberflächliche. Sollte das 600 Seiten so fortgehen? Da ist mir Seume doch lieber. Er war nur 15 Jahre nach Goethe in Neapel und übt sehr scharfe Kritik an den dortigen Zuständen, gerade auch an Verwaltung und Regierung. Die alte Bourbonenherrschaft war dort nach revolutionärem Zwischenspiel 1801 wieder an die Macht gekommen, bis zur nächsten Unterbrechung. Seume beklagt gerade die Restauration der Verhältnisse, die Goethe bejubelt hat.

Nichts für ungut.
Arno
 
24. April (Dienstag)

Endlich auf Sizilien! Doch zunächst ein kurzer Bericht über den zweiten und dritten Tag in Neapel. Am Sonntagmorgen nahmen wir den Bus nach Ercolano, um das ausgegrabene Herculaneum zu besichtigen. Die Strecke führt durch die Elendsviertel am Hafen, die weit schlimmer sind als die übervölkerten Hänge der inneren Stadt. Das sind nur noch Slums und sie sind nicht einmal malerisch. In Ercolano hatten wir große Mühe, die alte Römerstadt zu finden. Die Hinweisschilder waren mangelhaft. So kam es, dass wir fast um den ganzen ausgegrabenen Sektor herumliefen, bis wir zum Eingang kamen – und das immer durch tristeste, aber sehr belebte Vorstadtviertel, häufig mit Blick aufs Meer oder auf den nahen Vesuv. Herculaneum ist mit Ostia Antica kaum zu vergleichen, es ist kleiner, jedenfalls der ausgegrabene Bezirk, aber viel reichhaltiger. Das ist leicht zu verstehen: Eine intakte kleine Stadt ist hier verschüttet worden, während dort eine größere Stadt allmählich, Jahrhunderte später, verfiel.

Wir nahmen den Trolleybus zurück nach Neapel, aßen dann eine bescheidene Pizza in der Nähe der Piazza Garibaldi und versuchten noch vergeblich, in die Kirche Santa Chiara zu kommen. Dann waren wir müde vom vielen Laufen und ruhten uns einige Stunden im Hotel aus. Abends waren wir wieder in einem Restaurant in einer der steilen Gassen, die von der Via Roma abzweigen. Ein Junge von etwa zehn Jahren bediente dort. Mit dem Essen waren wir diesmal zufrieden.

Am Montagmorgen gab es zwei unangenehme Überraschungen. Die Hotelrechnung fiel höher aus, als wir vermutet hatten. Wir hatten es – sträflicher Leichtsinn – versäumt, den Preis des Zimmers nachzufragen und uns auf die Angaben im Verkehrsamt verlassen. Nun, dafür hatten wir auch das schönste Zimmer des Hauses. Aber die schöne Aussicht auf den Golf konnte doch nicht darüber hinwegtrösten, dass das Warmwasser im Badezimmer ständig abgedreht war und man sich notdürftig im Zimmer waschen musste. Neapolitanische Erfahrungen! – Zweite Panne: Die Straßenbahnen zum Hauptbahnhof waren so überfüllt, dass wir nicht mitkamen. So mussten wir wieder mit dem schweren Gepäck durch mehrere Hauptverkehrsströme – bis zu vier Spuren Auto an Auto, Ampeln ausgefallen - hindurchschwimmen, um uns in einen schon gut besetzten Autobus hineinzuzwängen, und standen eingekeilt mit den Koffern genau vor dem Billetautomat. Und immer mehr Leute stiegen zu. Eine Schreckensfahrt.

Wir deponierten das Gepäck im Hauptbahnhof und fuhren mit Neapels Metro nach Pozzuoli. Hier suchten wir zunächst die Solfatara auf, einen halb erloschenen Vulkan. In einer Landschaft, wie geschaffen für Westernfilme, quollen an vielen Stellen schweflige Dämpfe aus dem Boden, blubberte heißes Wasser und blühten subtropische Pflanzen. Es roch in dem heißen Kessel penetrant und viele Steine wiesen den typischen gelben Niederschlag des Schwefels auf. Die Solfatara hat uns sehr beeindruckt.

In der kleinen Stadt unten war der Verkehr wie in allen italienischen Städten nervenaufreibend. Diese ewigen Schlangen von Kleinwagen, die sich nur langsam unter ständigem Hupen fortbewegen und die Luft verpesten! Das Straßennetz hat in keiner Weise mit der Motorisierung Schritt gehalten. Das ist gut im Hinblick auf die Landschaft, doch schlecht für den Aufenthalt in den Städten. Wir warfen einen Blick auf das Serapeum, die Ruinen einer antiken Markthalle, und wollten noch das Amphitheater besichtigen. Leider kamen wir dort erst an, als sie für diesen Tag gerade schlossen. Wir fuhren also mit dem Bus zurück nach Neapel, wieder eine zermürbende Fahrt.

Nachmittags fuhren wir mit der Drahtseilbahn hinauf auf den Vomero, saßen längere Zeit in der schattigen Floridiana und blickten vom Vorplatz des Klosters San Martino, unterhalb des Kastells Sant’Elmo, auf die Stadt hinab. Schließlich aßen wir ein letztes Mal zu Abend und begaben uns mit dem Gepäck zur Stazione Marittima. Es wurde meine erste Seereise dieser Art. Ich fand die Kabinen viel bequemer als die Liegewagenabteile in der Eisenbahn und schlief den größten Teil der Nacht hindurch. Unser Schiff verließ Neapel am Abend um halb zehn.

Gegen sieben Uhr morgens kamen wir in Palermo an. Das Erste, das wir sahen, war die Silhouette des Monte Pellegrino, der Palermo ein scheinbar definitives Ende im Westen setzt. Aber nun wohnen wir jenseits des Berges, der nur ein Vorberg ist und hinter dem sich Vororte und Fruchtgärten in der Ebene hinziehen bis zur nächsten Bucht, der Bucht von Mondello. In diesem Seebad, angeblich das größte Siziliens und ziemlich elegant, haben wir uns einquartiert. Sascha wollte nicht in der lauten und heißen Stadt wohnen. Und mir gefällt es hier draußen auch besser. Unser Hotel liegt am Fuß des Monte Gallo. Wir überblicken den Ort, die Bucht und sehen auf die massive Rückseite des Monte Pellegrino. Endlich wieder einmal ein gutes Hotel in Italien! Wir haben eine eigene Dusche, einen schönen Balkon – und es ist ziemlich ruhig, da im Ort Durchgangsverkehr fehlt und das „Esplanade“ eines der letzten Häuser ist. Trotzdem sind wir in einer halben Stunde mit dem Bus am Hauptbahnhof von Palermo. Der Bus geht etwa alle zwanzig Minuten. Wir haben schon einen ersten Rundgang durch den Ort und am Strand entlang unternommen. Während es heute Vormittag in Palermo sehr heiß war, hat es nachmittags hier stark aufgefrischt.


25. April (Mittwoch)

Inzwischen müssen wir wieder mit Unannehmlichkeiten fertig werden. Die Erkältung, die ich von Neapel mitbrachte, hat sich verschlimmert. Außerdem habe ich den gestern Abend genossenen Tischwein nicht vertragen. In der Nacht habe ich erbrochen und heute machen mir Kopf- und Gliederschmerzen zu schaffen. Besonders verdrießlich ist, dass die schöne Nachtruhe in diesem abgelegenen Winkel durch die Hunde der Villenbesitzer ringsum empfindlich gestört wird. Heute Nacht gaben sie ein wahres Konzert, und wir konnten lange nicht schlafen.

Heute Morgen war das Wetter ganz anders als vierundzwanzig Stunden vorher bei unserer Ankunft. Es regnete zeitweise und war fast immer bewölkt. Inzwischen ist es auch kühler geworden. Wir konnten nicht am Strand liegen. Stattdessen wollten wir den Monte Pellegrino besteigen. Aber wir fanden den Aufstieg nicht und waren schließlich zu müde, noch hinaufzugehen, falls wir ihn noch gefunden hätten. Wir waren bis zum Rand von Palermo gekommen. Der Rückweg hatte uns durch die Fruchtgärten um das Schloss Favorita geführt. Auch hier sammelten wir gemischte Eindrücke: üppig wuchernde Vegetation, daneben scheußliche Abfallhaufen und immer wieder bösartige Kettenhunde, die einem Angst machten. Aber auch wenn sie scheinbar frei herumliefen, waren doch nur ihre Ketten an langen Gleitschienen befestigt. Außerdem gab es streunende Hunde, die aber harmlos wirkten.

Den Nachmittag verbringen wir auf unserem Zimmer, zumeist mit Lesen. Leider ist die Ruhe am heutigen Feiertag wieder nicht vollkommen. Sie ist sogar empfindlich gestört. Alle Palermitaner, die ein Auto besitzen, sind offenbar nach, in oder von Mondello zurück unterwegs. Natürlich findet nur ein sehr kleiner Teil der Wagen Parkplätze in dem winzigen Vorort. Der Haupttross wälzt sich durch die engen Straßen am Ende von Mondello, wo wir wohnen, und fährt zurück nach Palermo. Wären sie doch gleich dort geblieben! Nun ade, gute Luft und Ruhe.
 

petrasmiles

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Da möchte ich doch mal schnell noch den kleinen Disput aufgreifen - Goethe / Seume - da fiele mir die Wahl auch nicht schwer. Und ich muss zu meiner Schande (?) gestehen: Ich kaufte mir den Seume bei Erscheinen in der Anderen Bibliothek und legte ihn mir zurück für besondere Stunden. Das ist jetzt fast vierzig Jahre her, und seither steht er da, ungelesen! Das wird sich sofort ändern!
Jetzt aber an die Fortsetzung!
 
Ach ja, Petra, Goethe und Seume, das hat etwas Exemplarisches. Meine Seume-Werkausgabe hat eine Einleitung von Werner Kraft (deutsch-israelischer Schriftsteller, 1896 - 1991) und darin wird auch dargelegt, worin Goethes Abneigung gegen Seume begründet lag: darin, dass er seine Reiseschriftstellerei auch mit politischen Themen ausstattete. Heute und im Rückblick erscheint uns das einfach nur naheliegend. Seume hat seine Reisen ja gerade in einer Zeit größter Umwälzungen unternommen.

Seume war diese Kritik nicht unbekannt. Er wandte sich dagegen in seiner Vorrede zu "Mein Sommer": "Wenn man mir vorwirft, dass dieses Buch zu politisch ist, so ist meine Antwort, dass ich glaube, jedes gute Buch müsse näher oder entfernter politisch sein. Ein Buch, das dieses nicht ist, ist sehr überflüssig oder gar schlecht. Wenn man das Gegenteil sagt, so hat man seine - nicht guten Ursachen dazu. Politisch ist, was zu dem allgemeinen Wohl etwas beiträgt oder beitragen soll: quod bonum publicum promovet. Man hat dieses Wort sehr entstellt, verwirrt und herabgewürdigt oder es auch, nicht sehr ehrlich, in einen eigenen Nebel einzuhüllen gesucht, wo es dem ehrlichen, schlichten Manne wie eine gespensterähnliche Schreckgestalt erscheinen soll. Meistenteils gelingt es leider sehr gut."

Was die Lektüre von "Spaziergang nach Syrakus" angeht, so war mein Eindruck, dass der Text immer besser wird, je weiter sich Seume von Sachsen entfernt. Die ersten Abschnitte kamen mir etwas trocken und wenig inspiriert vor. Das ändert sich dann allmählich, wenn er Wien, die Alpen und Italien erreicht. Er ist von Grimma bis kurz vor Venedig tatsächlich nur zu Fuß gegangen, und zwar mitten im Winter über die Alpen. Insgesamt war er ein Dreivierteljahr unterwegs.
 

petrasmiles

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ich glaube, jedes gute Buch müsse näher oder entfernter politisch sein. Ein Buch, das dieses nicht ist, ist sehr überflüssig oder gar schlecht.
Das glaube ich auch! Schon packend, dieses Gefühl, sich über die Jahrhunderte die Hand zu reichen. Mein Mann nahm sich letztens Ishiguros Klara und die Sonne (2021) vor und in unseren Gesprächen erinnerte ich mich daran, dass dieses vordergründig in der Zukunft spielende Werk einen direkten Bezug in die Gegenwart hat, indem die Grenzen der Zukunftsfähigkeit des Menschen in seinem Menschsein begründet liegt - also in Dauerschleife alter Wein in neuen Schläuchen. Man könnte es dabei belassen, aber die übergeordnete Frage, wie halten wir es mit KI und der Digitalisierung, welche Hoffnungen und Befürchtungen verbinden wir damit, ist zutiefst politisch.

Bei Goethe passiert mir immer ein Wechselbad der Gefühle; an der Uni fragten wir uns, halten wir es mit Schiller oder Goethe - ich war eher Schiller, aber doch voll der Hochachtung für den großen Geist. Aber: Man kann nicht gleichzeitig staatstragend sein und offen für die Strömungen seiner Zeit. Ich war doch erstaunt, als ich bei Wikipedia las, dass er während seiner Italienreise seine Bezüge als Geheimrat weiter behielt. Wieder ein Beleg, dass das Soziale, Politische und Persönliche nicht zu trennen sind. Dagegen Seume, der noch nicht einmal die üblichen Ruhebezüge aus seiner Militärzeit bekam. Eigensinn wird nicht belohnt, und wer das glaubt, hat sich nur noch nicht aus der Deckung gewagt.
Übrigens hatte ich Seumes Werk damals (1986) doch schon angefangen zu lesen - sogar den lateinischen Spruch unter seinem Bildnis übersetzt: Veritatem sequi et colere, tueri justitiam, aeque omnibus bene velle ac facere, nil extimescere. Der Wahrheit folgen und sie pflegen, die Gerechtigkeit schützen, allen gleichermaßen Wohl wollen und tun, nichts fürchten. Aber wenigen Seiten wilder Unterstreichungen folgte Stille.
 

petrasmiles

Mitglied
Lieber Arno,

ich bin sehr froh über diesen Hinweis auf Seume - und habe zwar nicht viel Zeit zu lesen, aber wenn ich dann nach diesem Buch greife, ist es ein wirklich merkwürdiger Schauder und ich sehe überall Analogien - so wie hier (hinter Prag Richtung Znaym): "Wo die Sklaverey systematisch ist, machen die Städte oft den Anhang des großen und kleinen Adels und theilen den Raub. Das schien hier der Fall. Alles war in Furcht, als sich die Franzosen nahten; nur die Bauern jubelten laut und sagten, sie würden sie mit Freuden erwarten und sodann schon ihre Unterdrücker bezahlen. Ob der Landmann in Rücksicht der Franzosen Recht hatte, ist eine andere Frage; aber in seiner Freude bey der furchtbaren Krise des Vaterlandes lag ein großer Sinn, der wohl beherzigt zu werden verdiente, und der auch vielleicht den Frieden mehr beschleunigt hat, als die verlornen Schlachten."*) Tut man Adel und Bauern beiseite, ersetzt Sklaverei durch die 'kleinen Leute', die immer die Zeche zu zahlen haben, kann man immer an ihrem 'Murren' erkennen, dass die Verhältnisse nicht zuträglich sind und ein Staatsgebilde wankt.
Ich brauche noch eine Weile, bis 'ich' in Syrakus angekommen bin, aber ich bin schon gespannt auf Deine Fortsetzung - und vielleicht ein weiterer Bericht über Deine Tagesausflüge?

Liebe Grüße
Petra

*) Johann Gottfried Seume, Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802, Die andere Bibliothkl, Franz Greno Nördlingen 1985, S. 29f
 
Liebe Petra,

da hast du ja noch einen langen Weg vor dir bis Syrakus und zurück über Paris, mit vielen Stellen, die man dick anstreichen könnte. Dennoch sollte man den Autor auch nicht auf ein Podest stellen. Ich lese jetzt zum zweiten Mal "Mein Sommer" über seine Russlandreise 1805, hin durch Polen und das Baltikum und zurück über Skandinavien. Es lohnt sich zwar auch, kommt aber nicht an das Italienbuch heran. Seume ging jetzt meist nicht mehr zu Fuß (Bänderschwäche). Nicht unproblematisch ist, dass er die Zustände in Russland gnädiger beurteilt als die in Rom oder Neapel. Es findet sich zwar durchaus Kritik an gesellschaftlichen Missständen, doch der Fokus liegt auf Seumes Erwartungen an den jungen Zaren Alexander. Man muss wissen, dass Seume sich noch Hoffnungen auf eine russische Pension machte. Er verschweigt das nicht und versucht, seinem Ruf als kritischer Reiseschriftsteller dennoch gerecht zu werden. Sein förmliches Ersuchen um ein Ruhegehalt wurde später abgelehnt und dann auf Wielands intervention hin doch bewilligt. Nur traf der Bescheid erst einige Tage nach Seumes Tod ein ...

Liebe Grüße
Arno
 
26. April (Donnerstag)

Der turbulente Feiertag ist vorbei, das Wetter hat sich gebessert, wenn es auch noch nicht heiß genug ist, um am Strand zu liegen. Aber die Sonne scheint doch meistens und die Farben und Formen kommen in dem klaren südlichen Licht schön zur Geltung. In der Nacht konnte ich viel besser schlafen. Sascha allerdings litt unter heftigem Durchfall.

Am späten Vormittag fuhren wir mit dem Bus nach Palermo und besichtigten zunächst historische Sehenswürdigkeiten. Der Dom war freilich nur von außen für uns interessant. Innen ist er eine von den vielen Barockkirchen, die wir inzwischen gesehen haben. Ein wirkliches Erlebnis war dagegen die Capella Palatina im Normannenschloss. Dieser Reichtum an Farben und Formen, diese glückliche Verbindung der unterschiedlichsten Stile ... Sehr einprägsam auch die Kirchenruine San Giovanni degli Eremiti aus der gleichen Zeit – diese auffallenden roten Kuppeln auf dem schlichten, schmucklosen Mauerwerk und daneben die von üppiger subtropischer Vegetation überwucherten Reste des Kreuzgangs und der Moschee.

Später verbrachten wir einige Zeit im Park Villa Giulia sowie in dem sehr reichhaltigen Botanischen Garten; es ist der schönste, den ich bisher gesehen habe. Zum Abschluss des Tages in Palermo spazierten wir ein wenig durch die Gassen zwischen den beiden hässlichen, lauten, stinkenden Hauptstraßen Via Roma und Via Malplaqueda. Dazwischen liegt ein Stück Altstadt, das ganz anders ist, noch verkommener, aber auch ruhiger und mit zahlreichen entdeckenswerten Details, etwa die Gasse der Eisenwarenhändler, die ihre Auslagen überall in den Straßenraum verlängert haben. Das hat etwas von einem Basar an sich. Ich glaube, es gibt noch andere Gassen, die wiederum anderen Gewerbezweigen gewidmet sind.


28. April (Samstag)

Gestern Vormittag spazierten wir entlang der Bucht von Mondello nach dem neuen Villenvorort, den man von unserem Hotel aus erblickt. Er liegt unterhalb des Monte Pellegrino, den wir immer noch nicht bestiegen haben. Wir gingen bis zu dem äußersten Landvorsprung. Dahinter beginnt der Hafen von Palermo. Die Gegend ist noch nicht vollständig bebaut. Auf vielen Wegrändern und unbebauten Grundstücken kann man die ursprüngliche, sehr reiche Flora dieser Landschaft betrachten. Die Wiesen und Raine sind ein einziges Blütenmeer aus gelben, roten, blauen und violetten Blumen, dazu die vielen üppigen grünen Kräuter. An der Landspitze kehrten wir um und hielten in Mondello Mittag.

Wir ruhten am Nachmittag wie üblich auf dem Hotelzimmer und fuhren um fünf Uhr in die Stadt. Kreuz und quer liefen wir durch die Altstadtgassen. Die Altstadt von Palermo ist der grässlichste Slum, den ich bisher gesehen habe. Viele Ruinen sind von Betonmauern umgeben worden, damit niemand durch sie zu Schaden kommt. Offenbar fehlt das Geld, sie abzureißen. Ursprünglich waren es oft schöne Stadthäuser. Aber auch die bewohnten Häuser sind oft kaum mehr als Ruinen. Dazwischen wieder die üblichen Müllhaufen. Erfreulich an diesen trostlosen Vierteln sind nur die Straßenmärkte, die sehr groß, bunt und reichhaltig sind. Die Altstadt wird von drei Hauptverkehrsstraßen durchzogen, zwei in Ost-West-, eine in Nord-Süd-Richtung. Diese Straßen sind schnurgerade, aber ziemlich schmal und in den Hauptverkehrszeiten völlig verstopft. Zwischen sechs und sieben Uhr abends ist die Luft in diesen Schluchten unerhört giftig. Uns wurde übel und schwindlig. Eine solch hohe Konzentration von Kohlenmonoxid habe ich noch nie irgendwo eingeatmet. Auch in den weniger verkehrsreichen Altstadtgassen ist die Luft stark verpestet. – Wir waren nach Palermo gefahren, um günstiger essen zu können. Und wir fanden auch eine bescheidene, annehmbare Osteria. Wir waren die einzigen Gäste an diesem Abend und verstanden nun, warum es hier so oft vorkommt, dass der Wirt auf die Straße stürzt, wenn wir an einem Speiselokal die Karte studieren. Auch in der Gastronomie herrscht Dürftigkeit, wenn nicht Armut. Die zwei Touristen, die an einem gewöhnlichen Werktag vor der Tür stehen und ein Lokal suchen, sind vielleicht die Einzigen, die an diesem Abend Umsatz bringen – und seien es auch nur 10.000 Lire.

In Palermo macht vieles einen noch ärmeren, elenderen Eindruck als in Neapel. Die Armen können sich hier offenbar keine zahnprothetische Versorgung leisten. Wie viele zahnlose Münder haben wir schon gesehen oder solche mit ein, zwei Stummeln. Im Unterschied zu Neapel wird hier jedoch nicht gebettelt.

Heute lagen wir vormittags am Strand und sonnten uns. Die Sonne verschwand aber nach einer halben Stunde vorübergehend hinter Wolken. So entschlossen wir uns zu einem Spaziergang nach Partanna, dem benachbarten, keineswegs mehr mondänen Vorort. Wir gingen bis zum Rand der Berge, die hier überall ganz verkarstet sind. Früher, d.h. in der Antike, mögen sie wohl bewaldet gewesen sein oder mit Fruchtbäumen bestanden wie in der Toskana.


1. Mai (Dienstag)

Die letzten Tage in Mondello … Am Sonntagmorgen unternahmen wir einen weiteren Versuch, auf den Monte Pellegrino zu gelangen. Wir suchten vergeblich in der Stadt einen Bus, der hinauffährt. Dafür entdeckte ich am Teatro Massimo einen nach Monreale. Und die Normannenkathedrale war natürlich wichtiger, so fuhren wir dorthin. Vom Belvedere neben dem Dom hatten wir eine recht gute Sicht über einen Teil der Ebene am Meer und von Palermo. Die Kirche selbst war überfüllt von Touristen wie das ganze Städtchen. Nun, sie ist in ihrem reichen Schmuck und mit ihrer so fremdartigen wie harmonischen Wirkung auch eine der schönsten Kirchen Italiens.

Die Rückfahrt durch die Stadt nach Mondello war umständlich wie fast alles in Palermo. Der Busverkehr funktioniert denkbar schlecht. Wirklich schlimm wurde es abends, als wir zum Essen erneut nach Palermo fuhren. Für die zehn Kilometer lange Strecke benötigte der Bus eine Stunde; so dicht war der Sonntagabendverkehr. Dann fanden wir in Palermo kein zusagendes Restaurant und mussten in einem schmutzigen Lokal in der Nähe des Bahnhofs essen. Schlimmeres hat man uns in Italien nie vorgesetzt. Höhepunkt war dann die Rückfahrt. Der Ticketverkauf vor dem Bahnhof war schon eingestellt, die Busse sind aber fast alle ohne Schaffner, mit Entwertern, die meist nicht funktionieren.

Ich war nachher so erbost und erschöpft, dass ich vorschlug, auf die für Montag vorgesehene Fahrt nach Cefalù zu verzichten. Zum Glück war gestern dann auch schönes Strandwetter. Wir lagen zwei Stunden im Sand, lasen dabei. Den Nachmittag verbrachten wir großenteils auf unserem friedlichen Hotelzimmer. Später mussten wir aber noch einmal nach Palermo fahren, um Geld zu wechseln. Zu diesem Zweck war es nötig, zu Fuß nach Partanna zu gehen, um dort den Bus mit Schaffner zu nehmen. Wir hatten ja noch immer keine Fahrscheine.

Den heutigen Tag verbrachten wir ebenso am Strand und im Hotel. Bloß brauchen wir heute nicht mehr nach Palermo zu fahren, wie schön. Morgen soll es nach Catania gehen.
 

petrasmiles

Mitglied
Lieber Arno,

wie schön, es geht weiter.
Eigentlich kommt mir 1979 gar nicht so lange her vor, aber wenn man bedenkt, was man heutzutage alles online an Informationen bekommen kann.

Habe mal versuchsweise Palermo, Busse' eingegeben und schon gab es seitenweise links zu Informationen. So scheint es mittlerweile auch kostenlose Busse zu geben - zumindest innerhalb des Statdtzentrums. Dein Partanna habe ich nicht gefunden bzw. wurde es im Netz als eine knapp 10.000 Einwohner zählende Stadt im Westen Siziliens angegeben - wohin Ihr kaum zu Fuß gegangen seid. Das Netz kann aber auch eine trügerische Sicherheit geben, und die Wahrheit erfährt man erst vor Ort.

Ich bin schon verwundert, wie das mit dem Müll sein kann. Aber man hört es ja bis heute, auch aus Neapel.
Wie bist Du damals als Reisender mit dem Gedanken an die Mafia umgegangen - oder war das zu der Zeit (in unseren Medien) gar kein Thema? Ich erinnere mich nur ungenau - Falcone war ja erst in den Neunzigern ...

Erschütternd auch die Armut, wie Du sie schilderst.
Ob das heute auch noch so ist?

Liebe Grüße
Petra
 
Auf deine Anregungen und Fragen gehe ich gern ein, liebe Petra.

Ja, mir scheint auch, dass die Nahverkehrsmittel heute besser als damals sind. Palermo hat auch wieder eine Straßenbahn bekommen und in Catania gibt es jetzt sogar U-Bahn. Den Ortsnamen Partanna gibt es wohl mindestens zweimal. Unseres war nur ein Mondello benachbarter Wohnvorort von Palermo.

Die Mafia war für uns weder Problem noch Gegenstand des Nachdenkens, für die Insel selbst schon, wie ich später erfahren habe. Wir waren damals unerfahrene junge Leute, die sich auf diese Reise gar nicht vorbereitet hatten. Zwar waren wir im Vorjahr drei Wochen in Mittelitalien gewesen, doch die Unterschiede zum Mezzogiorno waren sehr groß, besonders in sozialer Hinsicht. Da ich seitdem nicht mehr in Italien gewesen bin, kann ich über die heutige Lage nichts aus eigener Erfahrung berichten. Was ich in jüngerer Zeit über Neapel und seine Probleme vernommen habe, scheint nahezulegen, dass es dort nach wie vor sozial und ökologisch nicht zum Besten steht. Möglicherweise verhält es sich auf Sizilien ähnlich. Ich habe mir Streetview-Bilder aus Palermo angesehen, danach sieht die Innenstadt heute deutlich besser aus, ohne dass alle vernachlässigten Ecken verschwunden wären. Ich sollte mich mal um mehr aktuelle Informationen bemühen.

Liebe Grüße
Arno
 
3. Mai (Donnerstag)

Jetzt sind wir in Catania. Bei der Fahrt gestern Morgen quer über die Insel stellten wir fest, dass Sizilien doch ganz anders ist, als wir anhand der Palermitaner Eindrücke glaubten. Die Insel ist grün und leer, während uns der Raum Palermo überfüllt und steinern vorkam. Außerdem blühte es überall an unserer Strecke. Der Zug fuhr über Caltanisetta und Enna und kam schließlich in die weite Ebene von Catania, in der Apfelsinenplantagen vorherrschen. In den höher gelegenen Gebieten waren überall deutliche Anzeichen starker Bodenerosion zu sehen, offenbar eines der großen Probleme der Insel. An einigen Stellen war aufgeforstet worden.

In Catania war es zeitraubend, eine Unterkunft zu bekommen. Die Zimmervermittlung im Bahnhof war geschlossen und wir fanden erst nach kilometerlangem Gang durch die Innenstadt ein einfaches Albergo. Wir haben ein schlicht möbliertes, sehr hohes Zimmer im zweiten Stock, ruhig nach hinten gelegen. Das Haus ist nicht mehr im besten Zustand, der Preis des Zimmers mit 8.200 Lire entsprechend niedrig. Der Blick fällt aus dem Fenster auf das flach ansteigende Schindeldach des unmittelbar angebauten Nachbargebäudes. Darüber werden die Spitzen der Domtürme und einer anderen Barockkirche sichtbar. Es ist ein beinahe romantischer Ausblick. Leider scheint sich in diesem Nachbargebäude ein Kino zu befinden, die Geräusche der Dialoge und der Filmmusik dringen vom Nachmittag bis zum späten Abend in unser Zimmer, wenn auch recht gedämpft. Die Ruhe ist also zeitweise keine vollkommene.

Vor dem Abendessen spazierten wir noch einmal zwei Stunden durch die Stadt, die mir viel besser gefällt als Palermo. Sie ist so, wie man sich gewöhnlich eine süditalienische Provinzstadt vorstellt. Palermo war eine unangenehme Mischung aus größter Armut und Luxus. In Catania ist alles viel ausgeglichener. Die Stadt macht als Ganzes einen weniger heruntergekommenen Eindruck. Vieles funktioniert hier besser, selbst mit dem Busfahren kommen wir eher zurecht. Wir fanden auch auf Anhieb ein gutes Restaurant, nur wenige Schritte vom Hotel entfernt. Das Essen ist besser und billiger, als wir es in Palermo hatten.

Heute unternahmen wir einen weiteren Stadtbummel, besichtigten den Dom von außen und innen, das Stauferkastell nur von außen und gingen zu einer ersten Inspektion des Strandes an den Südrand der Stadt. Später saßen wir im Bellini-Park, der historistisch-barock und verspielt wirkt und den schönsten Blick von der Stadt auf den Ätna bietet. Wir sahen auch das antike Theater und die riesige Barockkirche San Nicolo. Dann informierten wir uns über Ausflugsmöglichkeiten in die Umgebung und zogen uns in der größten Mittagshitze auf unser Zimmer zurück, um zu lesen.


5. Mai (Samstag)

Gestern, an einem sehr heißen Tag, fuhren wir mit der Bahn nach Syrakus. Wir wandten uns zuerst der Neustadt zu und besichtigten dort das Griechische Theater und die Latomia del Paradiso mit dem Ohr des Dionysos und der Grotte der Seiler. Der Steinbruch beeindruckte mich weit mehr als das Theater, nur konnte ich mir kaum vorstellen, wie er vor dem Einsturz seiner Gewölbe und ohne die reichhaltige Vegetation ausgesehen hatte. Wir gingen dann hinunter zur Altstadt. Es dauerte recht lange, bis wir ein Café fanden, in dem man auch sitzen konnte. Auf der langen Suche liefen wir viel in der prallen Mittagssonne und das bekam uns nicht. Ich hatte abends einen leichten Sonnenstich. Vor und nach dem Cafébesuch sahen wir noch verschiedene der berühmten Orte von Syrakus: den Diana- oder Apollotempel, den Dom, das Stauferkastell etc. Aber Hunger, Hitze und Erschöpfung hinderten mich daran, nachhaltige Eindrücke zu gewinnen. Auch den vielen Gassen auf der Insel konnte ich nicht die rechte Beachtung schenken. Die Stunde Pans war die am wenigsten geeignete Zeit, diese südliche Stadt zu erkunden. Und Syrakus ist ohnehin an einem Tag nicht zu „schaffen“.

Heute wollten wir vormittags an den Strand von Catania. Aber das Wetter hatte sich geändert. Es ist zeitweise wolkig und nicht mehr so heiß. Wir unternahmen stattdessen einen Ausflug nach Acireale. Ein besonders schöner Punkt über der Steilküste ist das Belvedere di San Caterina. Dort saßen wir eine Stunde und lasen. Dann gingen wir durch den Ort, der jedoch – vom Hauptplatz abgesehen – wenig interessant ist. In Catania aßen wir, wieder einmal, Pasta, lasen im Bellini-Park die FAZ von gestern und waren um halb drei zurück im Hotel.


6. Mai (Sonntag)

Das Wetter erlaubte es heute noch weniger als gestern, am Strand zu liegen. Also mussten wir wieder einen Ausflug machen und fuhren nach Taormina. Vom Griechischen Theater aus überzeugten wir uns, dass die Lage der Stadt tatsächlich so reizvoll ist, wie es die zahllosen Abbildungen davon immer versprechen. Im Übrigen ist Taormina ein überlaufenes Touristenkaff, das mit Sizilien nicht viel zu tun hat. Überteuert ist es auch. Wir wandten uns mit Grausen.

Nachmittags dann im Hotel. Vor dem Essen ein Spaziergang zum nächstgelegenen Bahnhof der Ätnaringbahn, einer niedlichen einspurigen Lokalbahn. Man könnte mit ihr zu den kleinen Orten westlich des Berges fahren, die recht reizvoll sein sollen. Leider haben wir keine Ahnung, wo Fahrkarten erhältlich sind. Da die Züge selten fahren, hat man kaum Gelegenheit, vorab einmal das Verhalten anderer Fahrgäste zu beobachten. Warum ist hier vieles so schwierig? Das vergällt einem oft den Aufenthalt. Ich bin Italiens schon fast überdrüssig. Sascha will nächstes Jahr wieder in die USA - wieder, weil er es schon in diesem wollte.

Auf der schier endlosen Suche nach einem weiteren Restaurant kamen wir in die Gegend hinter dem Dom, an der Eisenbahn. Die Inhaber mehrerer Trattorien machten förmlich Jagd auf uns, so dass wir die Flucht ergriffen – und auf einen Marktplatz gerieten, wo die Ratten aufgeschreckt davonhoppelten.

Jetzt wäre eigentlich Schlafenszeit. Aber in dem Kino unter uns gibt es heute keine Filmvorführung, sondern ein Konzert volkstümlicher Weisen. Die Katzenmusik dauert nun schon über zwei Stunden.

Eben ist Ruhe eingekehrt. Sollte das Programm zu Ende sein? Schnell zu Bett.


8. Mai (Dienstag)

Der gestrige und der heutige Tag verliefen ohne größere Unternehmungen. Wir blieben gestern in Catania, lasen im Bellini-Park, fuhren einmal an den Stadtrand (Barriera) und spazierten abends vom Rand der Innenstadt zur Piazza Europa. Heute Vormittag fuhren wir zum Strand, weit hinaus vor die Stadt, wanderten längere Zeit am Strand zurück und sammelten Muscheln.

Wir haben schon gestern beschlossen, Catania und Sizilien am Mittwoch zu verlassen. Wir sind der Verhältnisse hier überdrüssig geworden. Wir beabsichtigen, nach Salerno zu fahren und dort bis Sonntag zu bleiben.
 

petrasmiles

Mitglied
Lieber Arno,

ja, wenn man das mit dem Wetter immer so voraussehen könnte (z.B. mit einer App ...), dann hätte man die Besichtigungen an die Wolkentage gelegt und den Sonnentag am Strand verbracht. Ich erinnere eine Italienreise als Kind (Adria) und litt sehr unter der für mich außergewöhnlichen Hitze und der Sonnenstrahlen auf meinem dunklen Haar. Der Sonnenhut ging auf einer Dampferfahrt über Bord und wurde nicht ersetzt. Wie muss es da erst im Süden gewesen sein.

Aber mir fällt auf, dass Ihr damals wirklich Reisende wart. Ohne große Vorbereitung - wie unangenehm sich das auch auswirken kann - dem eigenen Befinden nach verweilen und wieder aufbrechen. Was noch fehlte, war der Diener, der einem die lästigen 'Kleinigkeiten' abnimmt ;-) - und natürlich eine sich von selbst auffüllende Reiseschatulle.

Ich muss zu meiner eigenen Traurigkeit gestehen, dass ich in seltenen Momenten wirklich Reisen genießen kann, weil ich immerzu planen und Geplantes 'abarbeiten' will. Das ist im Laufe der Jahre besser geworden, aber am Ende des Tages ist die Blase am Fuß dominanter als der 'Atem der Geschichte', der einen anwehte. Und doch muss man manche Sachen gesehen haben, sein kleines Selbst ins Verhältnis gesetzt haben, sehen, wie sich Bäume über Felsen breiten, der Nacken zu kurz scheint, um die Turmspitze sehen zu können.
Aber wegen der Beschwerlichkeiten ist vielleicht auch der Drang so groß, aufzuschreiben, was man erlebt hat - und wegen meiner Defizite liebe ich vielleicht deshalb Reiseliteratur so sehr.

Wie immer in Vorfreude auf den nächsten Teil!

Liebe Grüße
Petra
 
Danke, liebe Petra, für deine nachträgliche virtuelle Teilnahme. Das mit der Dominanz des Planens und Abarbeitens kenne ich von mir auch. Dem damit verbundenen Stress kann mit der Methode "Großzügig planen" vorbeugen, das war mir schon früh klar. Was mich aber hinterher am meisten beschäftigte, war gewöhnlich nicht das Geplante, Geleistete, sondern das zufällig Eingetretene, nicht Erwartete.

Schöne Abendgrüße
Arno
 

John Wein

Mitglied
Werter Autor, lieber Arno,
Bella Italia sagt sich soleich und stromlinienförmig, aber wie ihr erfahren habt gibt es natürlich auch das schmutzige, armselige und heruntergekommene Italien. Aber da ihr die Reise 1979 unternommen habt, wird diese entsprechende Patina heute sicher durch die finanzellen Infiltrationen der EU abgemildert sein.
Als immer noch Rennradfahrer schaue ich mir regelmäßig jedes Jahr den Giro an und der besucht auch immer wieder Sizilien und natürlich zeigt man dabei dem Zuschauer am Schirm meistens die Hochglanzbilder. Ich begleite das oft mit der Google Satellitenapp bis in die letzte Kurve, wobei man dann auch immer einen Gesamteindruck bekommt. Es ist ein Hobby seit der Schulzeit Bilder mit Karte oder Atlas zu vergleichen und so kenne ich viele Städte, die ich noch nie bereist, am Weichbild des Stadtplans. Auch von oben in 10km Höhe aus dem Flugzeug, erkenne ich heute noch Städte, Flussläufe ect.
Aber zurück nach Sizilien. Ich war in den Neunzigern mit Familie in Sizilien an des Südwestküste bei Ragusa zum Segeln im Club Mediterrané und natürlich auch mit dem PKW in jener Ecke unterwegs. Dort gibt es auch in den Bergen sehr malerische Kleinstädte. Ich erinnere mich an Caltagirone mit seinen gekachelten Treppen, den Tempeln von Agrigent oder die wunderschönen Mosaike der Casa Casale. Die sind wirklich sehr sehenswert und geschichtsträchtig. Danke, dass du mich erinnert hast!
Zu Seume: Ich habe in meinen Familiennachlass den 5. Band seiner Gesamtausgabe, ein wenig zerfleddert und befleckt nach so langer Zeit, von 1853 in Gothischer Schrift. Es ist der Teil über Polen und Russland der Zaren Paul I. und Katharina. Ich werde mal ein bisschen darin stöbern.
Gruß, John
 
Danke, lieber John, für Anmerkungen und Ergänzungen. Da seid ihr ja gerade in jenem Teil Siziliens gewesen, den wir seinerzeit nicht kennengelernt hatten, und das auch noch näher an der Gegenwart. Damals unterschied sich der Mezzogiorno insgesamt noch krass von z.B. der Toskana und der Unterschied zwischen Mailand und Palermo war sehr viel größer als zwischen zwei großen Städten der alten Bundesrepublik.

Deine Neigung zu Karten- und geographischem Bildmaterial teile ich. Ich bereite heute vieles so vor und später wieder nach und bin hochbefriedigt, wenn ich abends im Luftbild die Ecke entdecke, an der ich mich mittags verlaufen habe.

Seumes Sachen über Osteuropäisches kommen nicht ganz an die Syrakus-Wanderung heran, sind aber immer noch ergiebig genug. Den Reisebericht von 1805 las ich neulich und danach seine bewegende Darstellung des polnischen Aufstands von 1794. Er war ja mehr als Augenzeuge, sondern als russischer Offizier dabei in Warschau in Lebensgefahr und auch einige Monate lang in Gefangenschaft.

Schöne Abendgrüße
Arno
 
10. Mai (Donnerstag)

Die Rückfahrt von Sizilien verlief ohne Zwischenfälle. Wir verließen Catania gestern Morgen mit dem Expresszug um halb zehn. Die Strecke führt über Taormina nach Messina, wo eine Eisenbahnfähre nach Villa San Giovanni benutzt wird. Das Übersetzen dauerte recht lange. Dann folgte die schier endlose Fahrt an der kalabrischen Küste entlang. Immer Berge zur Rechten, meist das Meer zur Linken, viele Tunnels, kleine Orte. Um sechs Uhr abends erreichten wir Salerno. Wir fanden bald ein passendes Hotelzimmer, ziemlich billig, aber wesentlich besser als in Catania. Endlich können wir uns wieder duschen. Die Stadt wirkt sympathisch, eine große Kleinstadt, alles dicht beisammen, die man als beinahe wohlhabend empfindet, kommt man von Sizilien. Salerno macht übrigens auch einen wesentlich besseren Eindruck als Neapel.

Heute bummelten wir vormittags durch die Stadt. Im Wesentlichen besichtigten wir nur den Dom. Den stärksten Eindruck hatte ich vom Atrium mit den Säulen aus Paestum. Wir wollten noch zum Kastell hinaufsteigen. Aber der obere Teil des Fußweges war gesperrt, die Burg selbst scheint gerade restauriert zu werden.

Nachmittags mit dem Überlandbus nach Amalfi. Die Riviera von Amalfi ist diejenige italienische Landschaft, die mir bisher am besten gefallen hat. In Amalfi besichtigten wir den Dom und wanderten dann ins Mühlental hinauf, durch die Zitronenpflanzungen. Die Fahrt selbst auf kurvenreicher Straße hoch über der Küste war recht aufregend, besonders die Rückfahrt, als der Fahrer allem Möglichen seine Aufmerksamkeit zuwandte - Schwatzen mit dem Schaffner, Migräne einer jungen Frau im Bus, Unfall zweier Pkws in einer Kurve - und der gefährlichen Strecke nur ganz nebenbei. Es war nicht mitanzusehen, wie der sonst gesetzt wirkende Mann gestikulierte und sich immer wieder umwandte. Vor mir bekreuzigte sich ein Einheimischer. Wir sind jedoch in Salerno wieder heil angekommen.


12. Mai (Samstag)

Gestern Vormittag nahmen wir den Stadtbus Nr. 4, der bis Pompeji fährt. Nocera und die benachbarten Orte bilden eine einzige, ziemlich hässliche Bandwurmstadt, so dass man sagen kann, dass die geschlossene Bebauung von Neapel bis beinahe nach Salerno reicht. Aber die Landschaft um Nocera ist recht hübsch: hohe grüne Berge. Schließlich die ausgegrabene Stadt am Vesuv: sehr beeindruckend in der Anlage, in der Größe, dem geschlossenen Eindruck, aber letztlich auch ermüdend in den vielen toten Einzelheiten. Ich fühle mich an solchen Brennpunkten des Touristenstroms ohnehin nicht recht wohl. Anhand gut bebilderter Bücher über solche Orte kann sich die Phantasie zu Hause meist besser entfalten.

Heute gelang es uns nicht, den Tag ähnlich sinnvoll wie gestern und vorgestern zu gestalten. Wir wollten zunächst am Strand liegen. Aber der war – sofern davon überhaupt die Rede sein konnte – wie so oft in Italien parzelliert und nicht frei zugänglich. Dann versuchten wir am Stadtrand in die Berge hineinzuspazieren. Dies erwies sich ebenfalls als unmöglich, da alle Wege nur zu einzelnen Gebäuden führten und dort endeten; man kam jedenfalls nicht in die freie Natur – auch dies kein neues Erlebnis für uns in Italien. Danach wollten wir noch einen Busausflug in die Umgebung machen – egal wohin. Aber auch dies scheiterte. Entweder fuhren keine Busse mehr zu den interessanten Orten oder wir wären heute nicht mehr nach Salerno zurückgekommen oder der Bus war so voll, dass wir von einer längeren Fahrt abgeschreckt wurden. So saßen wir dann bloß einige Zeit in dem kleinen Stadtpark und gingen über die Meerespromenade zum Hotel zurück.


15. Mai (Dienstag)

Wieder in Hamburg. Auch die weitere Heimreise verlief problemlos. Wir fuhren am Sonntagmorgen nach Rom und mieteten uns wieder für eine Nacht in dem billigen Hotel am Bahnhof ein. Wie aßen noch einmal die gute Lasagne am Kolosseum und spazierten später vom Hotel in die Altstadt hinunter. Es war heiß, dabei angenehm trocken und etwas windig. In Salerno war es morgens sehr kühl gewesen und hatte nach Regen ausgesehen.

Den letzten Tag in Rom benutzten wir zur Vorbereitung der Rückfahrt und suchten danach noch einige Punkte auf, die wir schon kannten. So waren wir auf dem Kapitol und auf dem Petersdom. Um halb fünf fuhr der Zug nach Hamburg ab, das wir am Tag darauf um drei Uhr nachmittags erreichten. Hier ist jetzt ein Wetter wie in Rom: über 25 Grad und trocken.
 



 
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