Wirklichkeit?

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Dein einziges Gedicht in der Leselupe?
 
G

Gelöschtes Mitglied 24012

Gast
Wir kommen und wir vergehen.
Bleiben wir zwischendurch stehen, dürfen wir das nur aus Versehen.
Lässt man das Hamsterrad, die Währung nicht mehr drehen, darf man sich gern als fruchtlos ansehen.
Man darf wahrlich lieben wie bisher, derartig geliebt ist man nicht mehr so sehr.
Wir kommen - vergehen.
Bleiben zwischendurch zusammen stehen
dürfen das nur aus Versehen.

Lässt Laßt das Hamsterrad,
die Währung nicht mehr drehen,
darf man sich gern als fruchtlos ansehen.

Man darf kann wahrlich
lieben wie bisher
derartig geliebt gelebt
ist man nicht mehr so sehr.

*

Textarbeit und Spur - meine.
 

Arianne

Mitglied
Wir kommen und wir vergehen.
Bleiben wir zwischendurch stehen, dürfen wir das nur aus Versehen.
Lässt man das Hamsterrad, die Währung nicht mehr drehen, darf man sich gern als fruchtlos ansehen.
Man darf wahrlich lieben wie bisher, derartig geliebt ist man nicht mehr so sehr.
Der erste Satz ist vollkommen klar und richtig.

Beim zweiten Satz wird es schwieriger, da sehe ich
1. das zwischendurch Stehen bleiben,
Das 'zwischendurch Stehen bleiben' lege ich im Sinne von 'Einhalt/ Besinnung' aus, da ein Stehen bleiben auch eines Astro-Physikers
bedürfte, der theoretische Möglichkeiten zu diesem Unterbrechen des Vorgang des ständigen Vergehens vielleicht durch eine Zeit-Pause
erklären könnte, die durch einen magnetarischen Knoten im Zeitablauf zustandegekommen wäre.

2. das "dürfen aus Versehen"
Welches Versehen müsste das sein, wodurch ausgelöst, Soll ich diese Frage stellen?

3. fällt mir das Hamsterrad auf, das ich aber mehr mit dem Lebensablauf, dem Kommen und Vergehen in Verbindung bringe,
weniger mit der Währung. (Obwohl dieses Thema derzeit, wo die Banknoten geschwinder als sonst gedruckt werden, sehr aktuell ist.
– Es warten doch schon viele auf den großen Plop, nur wie er aussehen wird, weiß keiner. Die Anfänge aber erleben wir gerade.
Alleine sind diese aber "bloß" eine 'Nebenerscheinung dessen, was uns noch mehr zu schaffen machen wird. –
Durch den Zusammenhang mit ' darf man sich gern als fruchtlos ansehen' nehme ich an, hier wurde an Aspekte der Wirtschaft gedacht.

Der vierte und letzte Satz lässt förmlich die 'Katze aus dem Sack' durch das Hauptanliegen: Liebe
' Man darf wahrlich lieben wie bisher, derartig geliebt ist man nicht mehr so sehr. '
Soll sich das 'sehr' auf 'bisher' reimen oder ist die Aussage, dass man nicht mehr so sehr geliebt ist, wie bisher,
als eigentliche Aussage eines Anliegens ansehen; ich glaube ja. Alleine der Autor weiß es ganz genau.
Er hat diesmal vermutlich nicht die richtigen Worte und passende Ausdrucksweise gewählt, so nehme ich an.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Lässt man das Hamsterrad, die Währung nicht mehr drehen, darf man sich gern als fruchtlos ansehen.
Die "Währung" ist ein Hamsterrad?
Wenn ich also Brötchen kaufen gehe und komme nach Hause, muß ich wieder loslaufen, weil mein Rucksack wieder leer ist, wenn ich zur Haustüre eintrete?
Und mein Geld ist wieder im Beutel?
Oder ist nicht vielmehr mein Verdauungssystem das Hamsterrad, weil ich in kurzer Frist wieder Hunger kriege, und das mit großer Regelmäßigkeit - was die Metapher vom "Hamsterrad" einigermaßen treffen könnte.

Also: Wieso ist die "Währung" das lebentreibende Hamsterrad?
Die Spatzen auf meinem Balkon wiederholen ihre Lebenszyklen auch ohne Währung.
 

Blue Sky

Mitglied
Die Spatzen auf meinem Balkon wiederholen ihre Lebenszyklen auch ohne Währung
Ganz genau lieber Mondnein. Hier geht es aber nicht um Tiere.

Hallo erstmal Mondnein und Arianne.
Ihr seid mit der Interpretation ziemlich gut davor. Nur betrachtet ihr es viel zu klein in fassbaren, materiellen Situationen. Ich sehe den Menschen, (Einige) von ganz oben herab, mit der Frage, was macht ihn eigentlich zu einem wertvollen Teil der Gesellschaft. Ist er es nur, wenn er maximal produktiv ist? Was ist wenn er leistungeingeschränkt ist? Was bleibt dann von "Mensch"? Wirklich noch Mensch und liebenswert oder nur ausgehalten und nebendran? Vielfach sehe ich leider Letzteres praktiziert. Das macht mich traurig und kann als (noch leicht) Betroffener manchmal nicht einmal in meinem eigenen Umfeld wirkungsvoll dagegen wirken. Also dürfen wir das Hamsterrad stillstehen lassen? Wenn ja, wie lange wäre legitim? Hat man keinen Ertrag mehr, sollte man nicht gleich alles beenden?
Über meine Wortwahl und dem Verständnis darüber lasse ich mich gern belehren.

Danke
Liebe Grüße
BS
 

Arianne

Mitglied
Nicht böse sein, man kann ein paar Zeilen, die sich reimen als Gedicht ansehen oder auch nicht. Es gibt aber auch andere Kriterien, um etwas Geschriebenes als Gedicht zu bezeichnen. Anforderungen dafür sollten richtige Satzstellung und Interpunktion sein, um einem Text eine klare Aussage zu geben.
Sieht man sich viele Werke durch, merkt man, die Unart ist längst Gewohnheit geworden, ein Gestammel zu schreiben, wie hingeworfen, wobei oft manche Schreiber selbst nicht eindeutig wissen, was sie meinen.
Vielleicht spielt eine ungeschriebene Aufforderung mit, der Leser möge entschlüsseln, wobei eine gefällige Deutung dem Autor willkommen ist, der er freudig zustimmt, wurde ihm doch eine passable Erklärung für einen unausgegorenen diffusen Text geliefert.

Bei aller Sympathie:
für mich sind das wenige knappe, Zeilen, die einige Gedanken anstoßen, aber kein Gedicht.
 

Blue Sky

Mitglied
Ich danke vielmals und lese mit großem Interesse deine und andere Meinungen und Interpretationen. Leider bringt mich das Ganze im Moment nicht wirklich weiter. Vielleicht wirst du verstehen, dass ich mit meinen Sätzen keine Generalgarantie mitliefern kann und auch nicht will, dass sie von jedem verstanden werden. Das ist gerade auch das Spannende daran. Es gibt einen einfachen Satz, zehn Leser und elf verschiedene Aussagen darüber. Das ist für mich in Ordnung und kann auch damit leben, dass meine Texte nicht mit jeder Weltanschauung kompatibel sein können. Bin da nicht so Main Stream orientiert.
Hab mal ein Bild gesehen, auf dem habe ich nur rote Kreise, gelbe Dreiecke und grüne Quadrate gesehen. Die Kritik über das Werk ging über vier Seiten. Ich war erstaunt, was alles darauf erkannt wurde. Es traf aber trotzdem nicht annähernd das, was der Erschaffer aussagen wollte. Macht doch nichts. Ich habe es trotz seiner Erklärung noch nicht verstanden. Ich brauch wohl eine Weile dafür. Ich käme aber keinesfalls auf die Idee ihn dafür zu kritisieren, dass er nicht mit Zirkel und Geodreieck gearbeitet hat, nur weil ich technische Zeichnerin bin. Auch würde ich mir die Zunge abbeißen, bevor ich sagen würde, dass es kein Bild wäre.
Ich hatte bereits eine Erklärung für meine Worte geliefert. Wie gesagt, wenn ein Satz (Wortwahl) komplett nicht stimmen sollte, bin ich offen für Verbesserung.
 

Trist

Mitglied
Blue Sky, deine Zeilen ähneln eher einen Tagebucheintrag.
Von einem Gedicht erwarte ich etwas anderes - ich denke da an Verse die einen gewissen Rhythmus beschreiten.
Es sollte eine einleitende Zeile vorausgehen, die nach und nach einen Sinn erkennen/wachsen lässt,
und sich mit den folgenden Strophen verbündet, Bilder zeichnet oder wenigstens skizziert.
Ich bin überzeugt, dass du es besser kannst, ich erlese es aus deinen Kommentaren zu anderen Gedichten.

Darf ich etwas basteln?

Es ist ein Kommen und ein Gehen,
bleibt man auch zwischendurch mal stehen,
ist dies wohl meistens aus Versehen,
(denn Hamsterräder müssen drehen),
sonst könnte man ein Stückchen sehen

von einer Welt, die Bares zählt,
man liebt sich - auch wenn`s manchmal quält -
und wird zu dem was wirklich fehlt;
was uns zu Menschen macht, man wählt
wird man geköpft oder gepfählt?

Darf man denn lieben wie bisher?
Liebt man sich selbst nicht viel zu sehr?
 

Blue Sky

Mitglied
Hi Trist,
Danke fürs Lesen und deinen Kommentar.
Anfangs standen meine Zeilen auch im Forum Ungereimtes, bis ich sie dann im Gereimten wiederfand. Gedichte lesen kann ich einigermaßen, schreiben leider garnicht.
Selbstverständlich darfst du basteln, finde ich auch sehr gelungen.
Ich meine in deiner Ausführung schwingt aber die Möglichkeit des Wählens darüber mit, ob man stehen bleibt oder nicht.
Viele haben diese nicht und auch keine allgemein anerkannte Ausrede (Begründung), die toleriert wird. Ein Beinbruch verheilt schnell, oft auch spurlos und wird mit "Wird schon wieder belächelt. Andere Dinge nicht und man bleibt für immer oder zu lange beeinträchtigt. Wer mit so etwas zu tun hat, ist schnell raus aus einem Sozialgefüge und verliert manchmal alles. Kollegen, Freunde, sogar Familie - abgewandt. Natürlich nicht offiziell aber in "Wirklichkeit" stehen sie praktisch vor dem Aus, weil sie auch aus dem Tabudiktat nicht heraus kommen.
Deswegen, kommen und gehen - dazwischen entscheidet das Glück/Schicksal/Zufall/oder Können, ob jemand als nützlich bewertet und geliebt ist/wird!? Das ist des Pudels Kern. Na ja, vielleicht an dieser Stelle ein zu dicker Hund drum herum:confused:?

LG
BS
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Es traf aber trotzdem nicht annähernd das, was der Erschaffer aussagen wollte.
Da wir nicht in das Bewußtsein eines anderen Menschen eintauchen können, solange wir keine Telepathen sind, können wir alle, jeder einzelne, auf keine erdenkliche Art und Weise das "treffen", womit die Dichterinnenwelt schwanger gegangen ist. Es sei denn, das, was sie aus sich heraussetzen wollte, ist von ihr abgelöst, wie das bei einem Gedicht der Fall ist.

Der Leser macht das Gedicht.
 



 
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