Woher kommt nur diese Sequoia?

Max

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Sie glich ihr so wahnsinnig, dass ich meinen Hund auf den Weg zog, den sie gegangen war. Ich wollte ihr nachgehen, sie von nahe sehen, und wer weiss was mit ihr. Der Hund folgte mir willig.

Dann sah ich sie wieder vor mir, etwa zwanzig Meter entfernt. Die genau gleichen Haare, die genau gleiche Figur, und sie bewegte sich gleich. Ich ging schneller, und mein Herz klopfte schneller. Sie ging langsam und schaute nach links und rechts, als ob sie etwas suchen würde. Vielleicht mich?

Plötzlich wandte sie sich um und kam auf mich zu. Mein Herz stand still. Ihr Gesicht. Ihre intelligenten, warmen Augen, die hohen Backenknochen, der sinnlichen Mund. Ihre Hüften, der Schweif der Kontur, einzigartig wie ein Fingerabdruck. Sie blieb einen Meter vor mir stehen und sagte: «Hier soll es eine uralte Sequoia geben. Wissen Sie wo?»

Ihre Stimme gab mir den Rest. Ich begann von Kopf bis zu den Zehen zu glühen, und aufkeimendes Glühen las ich auch in ihren Augen. Niemand war in der Nähe ausser der Sequoia, und dahinter stand eine alte Bank.

- Da drüben.

Sie folgte mir. Ich band den Hund an einen kleinen Baum.

- Da.

Ich wies auf die Sequoia. Sie legte den Kopf in den Nacken und schaute nach oben. Ihre weissblonde Mähne flog nach hinten, und sie öffnete staunend den Mund.

Ich trat von hinten an sie heran und legte meine Arme um sie. Eine Sekunde lang stand die Welt auf Messers Schneide. Dann drückte sie meine Arme an sich, drehte den Kopf zu mir und reckte mir ihren Mund entgegen.

Mit beiden Händen fuhr ich über ihren Körper, und sie reiste mit beiden Händen auf meinen Händen mit, genau wie damals. Ich liess die Hände auf ihrem Bauch ruhen. Sie zitterte, genau wie damals. Ihr Blick ging wieder nach oben zur riesigen Sequoia und ihr Gesäss nach hinten zu meiner kleinen, aber aufstrebenden Sequoia.

Der Hund knurrte, ich schaute auf, aber es kam niemand. Sie wandte sich zur Bank, legte sich über die Lehne, stützte sich auf die Sitzfläche, legte ihren Kopf seitwärts zwischen die Unterarme, schaute nach oben und flüsterte: «Was für ein beeindruckender Baum, diese Sequoia.» – «Ja, beeindruckend, und wunderschön», seufzte ich, während mein eigener Baum schon in sie hineinglitt. Jetzt bellte der Hund leise und heiser. Ich schaute ins Blätterdach hinauf, die Sonne schien hindurch. Die grosse Sequoia wogte im Wind, die kleine in ihr drin, eine selige Ewigkeit lang. «Ach du», sagte ich nachher, und sie lächelte versonnen in die Sequoia hinauf und flüsterte: «So kräftig, dieser Baum.» Ich schmiegte mich an sie und sie sich an mich. Ich streichelte ihr wunderschönes, verschwitztes Gesicht mit dem offenen Mund und den roten Wangen, während sie ihre Hüften ganz leicht hin und her wiegte. Der Hund bellte auf einmal laut. Ich schaute mich um und sah eine Gruppe von Spaziergängern herankommen. Ich beugte ich mich vor und sagte: «Jetzt aber schnell.»

Und schnell ging es. Sekunden später waren wir wieder angekleidet – genau wie damals – und sassen nebeneinander auf der Bank. Der Hund wedelte mit dem Schwanz. Die Spaziergänger hatten uns erreicht und grüssten freundlich, und einer von ihnen sagte: «Ein eindrücklicher Baum. Was ist das nur für einer?» Sie lächelte und sagte: «Eine Sequoia. Woher mag die bloss gekommen sein?»

Ihre Wangen waren immer noch gerötet. Sie wartete, bis die Spaziergänger verschwunden waren, schaute mich an und sagte: «Jetzt kenne ich den Baum, aber nicht Sie. Wer zum Teufel sind Sie?»
 



 
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