Wohin?

3,70 Stern(e) 3 Bewertungen

Vera-Lena

Mitglied
Wohin?

Krähenfüsse schreiten über die Wiese, bringen
ein taubes Schwarz in den fröhlichen Garten.
Eine dieser Nächte wird deine letzte sein,
sagt mir das Vogelauge; dann hast du
Flügel wie ich. Wohin wirst du dich
verirren? Am Himmelsgewölbe
werde ich aufblitzen, dem Haar
der Berenice gleich, antworte
ich. Laut krächzend fliegt die
Todesbotin davon. Der Star
ruft freudig: Stern, Stern.

Stern, Stern,
ruft freudig der Star, nachdem
die Todesbotin davongeflogen ist.​
 

Perry

Mitglied
Hallo Vera Lena,

die Krähe als Todesbotin ist bekannt, der Star als Glücksbringer eher gewöhnungsbedürftig, aber immerhin kündet er den Frühling mit an.
Der Schluss von Star auf Stern mag in der englischen Übersetzung nahe liegen. Ich denke aber, dass der Name eher auf sturnus (nicht stella), bzw. stara zurückzuführen ist.
Das soll die Stimmung deines Gedichtes aber nicht weiter stören.
LG
Manfred
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Vera-Lena!

Dem Fragezeichen in der Überschrift setzt du optisch und sprachlich ein Ausrufezeichen. Schön!!

Liebe Grüße
Manfred
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Manfred,

danke für den Bezug zur Realität, diesen Text betreffend.

Nun verhält es sich aber so, dass hier, wie in einer Fabel, die Tiere sprechen können.
Es gibt drei Protagonisten: Das Lyri, die Krähe als Todesbotin und den Star als Kommentator.

Die eigentliche Aussage macht aber die Sage vom "Haar der Berenice".

(Die Gemahlin Ptolemäus III. von Ägypten opferte für die unverletzte Heimkehr ihres Gatten aus der Schlacht ihr Haar. Als sie es auf den Altar legte, waren die Götter dermaßen gerührt, dass sie das Haar als Sternbild an den Himmel setzten.)

Das Lyri in meinem Text scheint ein ähnliches Opfer zu planen und kann auf diese Weise die Krähe vertreiben, weil das Lyri für diesen Zweck noch Zeit auf der Erde benötigt.

Der Star hat das verstanden und pfeift, wie Stare das gerne tun, diese eine Silbe: Stern.

Noch einmal Dir einen lieben Dank für Deinen Kommentar und liebe Grüße
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Manfred/Franke,

Danke, für Dein freundliches Interesse an diesem Text!

Hmm.... eigentlich hatte ich optisch eine Sanduhr darstellen wollen, aber dann hat das nicht so richtig geklappt. Deine Auslegung als Ausrufezeichen trifft aber auch den Kern der Sache.

Danke auch für Deine Bewertung!

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
Liebe Vera Lena,
Dein Gedicht in Kelchform gefällt mir. Oder ist es der Schierlingsbecher?
Nur die beiden letzten Zeilen im Kelchfuß empfinde ich als unnötige Wiederholung... . Ich würde mir ein anderes Ende wünschen...
Oder habe ich da etwas nicht verstanden?
Herzliche Grüße
Karl
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Karl, es ist ein Jammer.

Ach, ich habe das mit der Form nicht so richtig hingekriegt.

Ich wollte ein Stundenglas kreieren. Dann ist der untere Teil der Sand, welcher bereits durchgeronnen ist. Und man sieht oben, den Platz, wo er vorher war. Deswegen die Wiederholung.

Vielleicht kann mir jemand sagen, wie ich das besser machen kann.

Ich wollte zeigen, dass das Lyri noch Zeit hat, sein Opfer vorzubereiten und schließlich dar zu bringen.

Danke für Deinen freundlichen Kommentar!

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
Liebe Vera Lena,
leider bin ich da nicht so begabt, um Dir eine "grafische" Lösung anbieten zu können. Aber jetzt verstehe ich und fände es auch gut, wenn Du ein Stundenglas hinbekommen würdest.
Viel Erfolg.
Karl
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Soll das etwa heißen, dass ihr mir meine Lesart mit dem Ausrufezeichen kaputtmachen wollt? Ich konnte mich so gut damit anfreunden!

Liebe Grüße
Manfred
 

Vera-Lena

Mitglied
Nein, lieber Manfred,

wir wollen Dir gar nichts kaputt machen.

Ich hatte Dir doch auch schon geschrieben, dass Deine Lesart mich überzeugt, obgleich ich etwas Anderes beabsichtigt hatte und dabei bleibt es auch.

Trotzdem bin ich natürlich ein bißchen traurig, weil mir meine graphische Vorstellung nicht gelungen ist.

Das eine schließt aber doch das andere nicht aus, jedenfalls für mein Veratändnis.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
D

Die Dohle

Gast
Hallo Vera-Lena,
ich hab da eine idee, die textgestalt betreffend.

hieltest du es für möglich, die mitte richtung dem flügel zu verschieben, so müsste es möglich sein, durch geeignete umbrüche, evtl. etwas textbastelei, ein stundenglas zu entwerfen. inhaltlich ist der flügel nicht unwichtig, mir scheint daher vertretbar diesen die mitte bilden zu lassen.
hab das mal probiert, ich denk das müsste möglich sein.
... mal so auf die schnelle gedacht, ein vorschlag.

lg
die dohle
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Dohle,

danke fürs Zu-Hilfe-Kommen! :)

Ich fürchte nur, mir fehlt diese Art von Begabung. Räumliche Vorstellung ist eine meiner Schwächen.
Wenn es noch so sein sollte wie früher, dann ist es in der LL ohnehin schwierig eine Form darzustellen, weil man immer nur drei Leerzeichen hintereinander setzen kann. Vielleicht hat sich das ja inzwischen geändert. Dennoch....ich traue mir das nicht zu.

Umso mehr hatte ich mich gefreut, dass Manfred ein Ausrufezeichen sieht. Das passt ja auch auf den Text.

Noch eimal vielen Dank!

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Sterben, schlafen ...

!Ausrufezeichen!

and now for something different: Das Haar der Berenike ... - fast so unsichtbar am Himmel wie der Sextant. Und es waren wohl eher die Hofastronomen der aufgeklärt-atheistischen (und dennoch natürlich staatliche Opferzeremonien inszenierenden) Ptolemäer, die da einen noch nicht interpretierten Schimmer im Dunkel gefunden haben, den sie der Königin widmen konnten, plus hellenistisch verspielter Rührstory.
Und mit so einer pseudofrommen Lüge will Dein Lyri enden (bzw. sein Ende rausschieben)?
 

Vera-Lena

Mitglied
Ach, weißt Du, lieber Mondnein,

vielleicht hat das Lyri mal als Kind diese Story vernommen und hat sie zutiefst verinnerlicht, ohne sich weiter um die Entstehung dieser Sage zu kümmern. Das wäre doch möglich, oder?
Die Aussage bleibt doch trotzdem dieselbe: Das Lyri möchte ein Opfer bringen, dafür braucht es aber noch etwas Zeit.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
süß!

nicht, daß das kleine Lyri aus Versehen seine Haarbürste säubert ... und schon winkt Freund Hein - ?
 

Vera-Lena

Mitglied
Oh Mondnein,

welches Opfer das Lyri hier in diesem Text bringen will, wird ja nicht gesagt. Das kann der Leser sich selbst vorstellen.

So viel zur Haarbürste :D
 



 
Oben Unten