Hallo NDK,
ja, mich spricht dieses Gedicht ebenfalls an. Aber anders als Astrid. Ich nehme nämlich in diesem Gedicht etwas wahr, was man im allgemeinen als Anbetung eines Idols bezeichnet, eine sehr merkwürdige Liebeserklärung, typisch männlich. Ich will dir erklären, warum ich das so sehe:
Im ersten Vers ist der Spiegel leer, "die Welt" spielt sich hinter dem Spiegel ab - ich, der Geliebte, habe mir eine heimliche Welt aufgebaut, in deren Geheimnisse ich dich einführe werde. Ich bin ein besonderer Mensch.
Der zweite Vers: Wenn man Worte "ohne Inhalt, dumpf und schwer", spricht, ist es wohl klar, dass dann das Echo nichts anderes wiedergeben kann. Soviel zur Logik.
Der dritte Vers: Hier wird es pathetisch. Geliebte, ich sterbe dir weg, "hohl und ohne jeden Sinn". Wobei nicht sicher ist, worauf sich "hohl und ohne jeden Sinn" bezieht: auf die Zeit, den Rahmen oder das Sterben oder das Ich.
Der vierte Vers: Die Erfüllung - die Geliebte betet ihn an.
Trotz all des vorherigen Blödsinns verzeiht sie ihm, gibt ihm sogar eine Deutung dessen, wer er war und wer er ist - und er ist noch nicht mal böse. Er liebt sie eben wie ein Mann. Und das ist das Realistische an diesem Gedicht, ein Jahrhundertschritt zurück: Es kann einer noch so viel (maskulinen) Blödsinn reden, wenn man liebt, nimmt man alles in Kauf. Das ist die Prämisse dieses Gedichts. Nun bin ich leider kein Mann, sondern eine Frau und muss dir sagen, dass ich mich schon immer über die Schwüre eines Mannes im Bett amüsiert habe. Ich hoffe, ich bin nicht zu emotional an die Deutung deines Gedichts herangegangen.
Gruß
Hanna