Hallo Anna,
dein Gedicht, das ich nun schon mehrfach gelesen habe, hat mich schwer beeindruckt. Einmal, weil du eine Synthese zwischen der Sprachlosigkeit an sich und der Emotionalität, die uns an bestimmten Stätten befällt, gefunden hast, die beispielhaft ist. Und dann, weil du die gefühlvollen Angebote der Mitautoren sinnvoll eingebaut hast, zu deinem Vorteil (bzw. dem deines Gedichtes) und als Anerkennung dafür, dass sich jemand so intensiv und fördernd mit dir und deinem Werk beschäftigt hat.
Mich hat es zudem an eine Begebenheit erinnert, die fast dreißig Jahre zurückliegt. Damals wurde ich zwischen der Oder und Mecklenburg auf einen jüdischen Friedhof, besser eine recht ungepflegte Wiese an einer Landstraße aufmerksam gemacht, die ich mir dann ansah. Ein Teil der Grabsteine stand noch, ein anderer Teil war umgefallen oder umgestoßen, die Zeichen waren zum großen Teil noch erkennbar bzw. zu erahnen. Was mir damals genau alles durch den Kopf ging, weiß ich natürlich nicht mehr. Nur dass dieser Ort die Jahre von 1933 bis 1945 überdauert hatte, mit Sicherheit. Und dass sich zu der Zeit niemand darum kümmerte, wohl auch. Auf alle Fälle hat sich die Erinnerung wortlos, namenlos und auch ohne Kenntnis von Zahlen erhalten, weil es etwas Einzigartiges war. Einzigartig an diesem Ort und in der Zeit. Vielleicht wie dein Gedicht.
Gruß
PS.