Wortsymphonie in ABC-Dur

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Ludwig W

Mitglied
Wortsymphonie in ABC-Dur


Austernpilzkonsumverhalten,
Bauernkriege, Campingklo,
Disneyphantasiegestalten,
Erstbesteigungsrisiko.

Frauenchor, Gebührenteilung,
Hängemattenspanngerät,
Ignorantenwunderheilung,
Jungfernflugimmunität.

Kommunismus, Leuchtstoffröhre,
Mörserkolbenausverkauf,
Nougatschokoladengöre,
Oldenburg, Pistolenlauf.

Quastenflosserstudienreise,
Rittersportprokopfverbrauch,
Sturzflugbombereinflugschneise,
Tiefgaragengummischlauch.

Urologenpraxisschilder,
Vizepräsidentenschrank,
Weihnachtsbaum, Xanthippenbilder,
Yuccapalme, Zeugenbank.
 
G

Gelöschtes Mitglied 21263

Gast
... und alles kleingeschrieben ergäbe eine Sinfonie in moll? Fünf Strophen wären vielleicht ein Hinweis auf eine fünfsätzige (bei Mahler ja kein Problem), aber ist eine blanke Aufzählung von Begriffen eine Sinfonie?

Mich kann dein 'Musikwerk' kein bisschen überzeugen!

F.
 
G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Also mir gefällt es, ein Spaß.

Gruß, blackout
 
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G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Lustige Wortbildungen allein ergeben für mich noch kein Gedicht - dazu fehlt der Zusammenhang.

Gruß, Ciconia
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Es sind einzelne geniale Wortbildungen dabei, aber wie einige Vorredner schon angemerkt haben: Schöne Töne alleine reichen nicht für eine Symphonie.

Liebe Grüße
Manfred
 
G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Ciconia, ich glaube, dass dahinter ein Gedanke steht. Nämlich der, dass alles beliebig ist, dass alles schlichtweg zum Kotzen ist, dass kein Ausweg ist,
dass man uns mit immer neuen verlogenen Wortschöpfungen davon abhält, die Wahrheit überhaupt suchen zu wollen. Vielleicht hat dies der Autor gar nicht beabsichtigt, es ist aber nicht so selten, dann einer nicht erkennt, was er da geschrieben hat, ein Mittel zur Erkenntnis, sei es im negativen, sei es im positiven Fall. Wobei die ganze Sache natürlich nicht nur positiv zu bewerten ist. Was anscheinend fehlt, ist der Protest dagegen, der Protest gegen diese Wörter (sie stehen meines Erachtens nach für ganz andere Wörter, zum Beispiel Demokratie, zum Beispiel Menschenrechte usw.) mit denen man uns den Kopf vernebelt. Und sollte der Autor ohne diese Hintergründe geschrieben haben, so gefallen mir doch seine Wortschöpfungen außerordentlich. Man braucht ja bloß eine beliebige deutsche Zeitung nach solchen Wortungeheuern abzusuchen, und ich wette, man wird fündig.

Gruß, blackout
 

Ludwig W

Mitglied
Natürlich erntet man am Liebsten ausschließlich Lob, aber wenn ein Gedicht so polarisiert wie meine Wortsymphonie, freut mich das auch.

Blackout liegt mit seiner Interpretation im Groben richtig.

Im Gedicht spiegelt sich der philosophische Grundgedanke des Absurdismus wieder.

Auf der einen Seite die extrem strenge Form (Anfangsbuchstaben folgen dem ABC /statisches Reim- und Rhythmusschema / 5 „Sätze“),
was die unverrückbaren Naturgesetze symbolisiert, in deren Rahmen sich unser Leben abspielt.

Auf der anderen Seite die komplette Beliebigkeit und Sinnlosigkeit der aufgezählten Begriffe, gerade auch in der Reihenfolge, in der sie aufgeführt sind (was um alles in der Welt haben die Bauernkriege mit einem Campingklo zu tun?).

Andererseits ergibt sich in meinen Augen durch diese Reibung der Begriffe untereinander und durch die teils neuen Wortschöpfungen auch wieder eine Komik, die am Ende alles (unser Sein) in ein positives Licht taucht. Humor steht über der Absurdität und ist Ausprägung einer großen Hoffnung.

Daher steht meine Symphonie auch in Dur und nicht in Moll.

Herzlichen Dank für alle Kommentare.
 



 
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