Yedi-Gedankenkontrolle to go

Papiertiger

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Da bin ich nun schon so lange unter den anderen Erwachsenen und musste gestern doch schon wieder an Star Wars denken. Genauer gesagt, an die Szene aus Episode V, in der Luke Skywalker mit allerhand Nippes jongliert, um seine Jedi-Kräfte zu trainieren. Dann wird er unachtsam, denkt an etwas, sorgt sich und er verliert das Gleichgewicht.

Ich hatte gestern mal wieder YouTube-Videos mit Motivationstipps angesehen. Zuerst von einer 30-Jährigen US-Amerikanerin, die eines ihrer Videos nennt: „Wieso ich meinen 250.000 Euro Job als Anwältin aufgegeben habe“ und kurz danach den Clip einer deutschen, selbst ernannten Frugalistin, die in monotoner Stimmlage und mit einem Lächeln berichtete, dass sie jeden Monat in ETF spart und zwar 1.500 Euro. Jeden Monat! 1.500 Euro! Yoda! Yoda? Wo bist Du? Nun könnte ein Coach, der so viel erfolgreicher und wohlhabender ist als ich natürlich gerade deshalb ein guter Ratgeber sein, denn wäre es nicht interessant, dessen Erfolgsrezepte zu lernen und dann gewinnbringend auf das eigene Leben zu ertragen? So eine Gelassenheit und Reife kann ich derzeit schwerlich aufbringen. Der kleine, hässliche Neid versuchte durchzubrechen. Also, um bei Star Wars zu bleiben, der Pfad der Sith, der dunklen Seite.

Wäre es nicht reizvoll im Alltag immer wieder einen Yoda an seiner Seite zu haben, der zur Vernunft mahnt, der mit seiner Güte und Weisheit deeskaliert. Und wäre das nicht auch extrem inklusiv: ein kleinwüchsiger, grünhäutiger 900 Jahre alter Außerirdischer als Schul- oder Betriebspsychologe und Coach?

Wichtig, um im Berufsleben voranzukommen, ist es freilich hier wie bei anderen psychischen Auffälligkeiten: behalte solche Gedanken bloß für dich, sonst denken die Vorgesetzten und Kollegen du wärst arg bescheuert und infantil. Und so sitze ich nun in meinem Büro, reagiere gefasst als Darth Vader zur Tür hereinkommt und mir den Weiterbau des Todessterns aufträgt. Für diesen Samstag.
 



 
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