You got me baby

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Walther

Mitglied
You got me baby
nein das hast du nicht
dachte er mit blick auf die laut sprecher
boxen die im dunklen
zimmer verstaubten

Er kratzte die ranzige
butter vom verbrannten toast
brot & biss in die braun
schwarzen reste
nein versicherte er sich

Das hast du nicht
aber er log laut sprecherisch
& wusste still dass er log
der gaumen schmerzte
weniger als der verlust

Das weiße in seinen
augen war rot gesprenkelt
you got me baby
röhrte der refrain in seine
leere die er nicht hörte

Das war er was er wollte
als seine zähne den harten
toast zermalmten & die
gedanken aus löschten:
you got me baby
 
Habe mir extra noch mal die Version von Sonny & Cher angehört.

Wirklich ein gelungener, schön melancholischer Kontrapunkt zu diesem netten Liebesliedchen!
 
G

Gelöschtes Mitglied 20370

Gast
Wo kommt dieser Popromantiker bloß her...nun, wir können es ahnen. Drei Dinge lassen dein Gedicht sofort aufflammen vor der (Selbst)Lüge: Verstaubte Lautsprecher, die alles und nichts zurückholen, ein vergammeltes Buttertoast, das die Bindung zum Jetzt wieder herstellen soll und - am wichtigsten - das dunkel gelassene Zimmer, das alle Wahrheit in sich trägt und erst später allmählich freigibt. So könnte der Kiff es noch für eine geraume Zeit erzwingen, damit der Schmerz erträglich bleibt.

Ich habe das Gedicht mit Freude gelesen und, ach, so Manches erinnert dabei...

Es grüßt
Dyrk
 
"Wo kommt dieser Popromantiker bloß her ..."

Diese Frage, lieber DOSchreiber, ist, wiewohl vermutlich rhetorisch, so wir ein bisschen älter sind, leicht zu beantworten: Aus der Vergangenheit. Und man könnte auch "Nostalgiker" statt Romantiker sagen. Wobei ja Nostalgie bekanntlich die Erinnerung daran ist, wie es nicht gewesen ist.

Und zum Gedicht möchte ich, lieber Walther, noch eines anmerken. Es gibt ein Zeilenpaar, welches in meinen Ohren wie ein kleiner, leichter Misston im sonst so stimmigen Text klingt:

"röhrte der refrain in seine
leere die er nicht hörte"

Es fällt mir nicht leicht, das näher zu bestimmen - vielleicht ist die unhörbare Leere zu pathetisch, zu überhöht, nicht prosaisch genug wie eben der verbrannte Tost oder einfach nur ein schiefes Bild, dessen Schräglage nicht wirklich zum restlichen Text passt, vielleicht sollte der Refrain dröhnen wie die Lautsprecher und nicht röhren, obwohl der Sänger im Lied ja wirklich eher letzteres tut, vielleicht könnte man da noch was machen ...

MfG, Binsenbrecher
 

Walther

Mitglied
You got me baby
nein das hast du nicht
dachte er mit blick auf die laut sprecher
boxen die im dunklen
zimmer verstaubten

Er kratzte die ranzige
butter vom verbrannten toast
brot & biss in die braun
schwarzen reste
nein versicherte er sich

Das hast du nicht
aber er log laut sprecherisch
& wusste still dass er log
der gaumen schmerzte
weniger als der verlust

Das weiße in seinen
augen war rot gesprenkelt
you got me baby
dröhnte der refrain in seine
leere die er nicht hörte

Das war er was er wollte
als seine zähne den harten
toast zermalmten & die
gedanken aus löschten:
you got me baby
 

Walther

Mitglied
Hi Dyrk,
danke für besuch und freundliche kommentierung! inszenierungen mit poesie sind nachdrücklich, wenn sie gelingen. man kann die metaphern behutsam setzen und ein still-leben entfalten, das déjà-vus aller art versammelt.
lg W.
 

Walther

Mitglied
Hi Binsenbrecher,
in der tat!
dein hinweis hat was für sich, ich habe ihn umgesetzt. ich habe mich wohl von der klanglichen spiegelt röhrte/hörte wegtragen lassen. das dröhnte" paßt wegen des songs in der tat besser. die spiegelung ist nun weg, aber das klingen der langen ös entschädigt ein wenig.
danke für diesen hinweis!
lg W.
 



 
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