Zabaheta

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JANKO

Mitglied
Zabaheta*

Achtsam trug die Alte Šwerlasten° am Abgrund des Igman,
trotzend den tückišen Snipern auf triefenden Pfaden und
šneeglatten Šotteršteinhalden, wo šossen die Tšetniks
staccato in Salven, zu säen silbrig leuchtenden Tod.
Argusaugen achteten wenig die Altersgebeugte am Stock.
Šützen špähten nach fetterer Beute und šparten bewußt
Mordmunition für Märkte und Massen in Sarajevo.

Kaltštarr krallte sie Finger haltfassend ins karge Dickicht.
Angst, von Armut und Not bezwungen, atmete dennoch,
fast šon erfroren, im friedlichen Innern der Frau aus der Štadt.
Aber die Arbeit des Tragens, geadelt durch Wagnis, hieß Brot
für viele Freunde und Nachbarn, die fasteten unter Beschuß.
Dichter, ihr Dankmal zušaffen, dünkt mir,ist Pflicht, weil sie
šeute die Šlucht nicht, nicht Šturz oder tödlichen Bruch!

Sisyphos siegte am Berg nicht, sondern blieb Sklave der Götter.
Wertlos wäre der Welt sein Beispiel, würdelos hingemeuchelt.
Feiglinge fürchten lebenslang Folgen der blutigen Taten,
šmückten nicht šmeichelnde Litzen den Šandfleck vor’m Ego.
Darum darben Snipergewissen im Dunkel von niederem Rang.
Aber die Artigen šteigen empor und ihr Ansehn bewährt sich,
dauert im Denken des Volkes, dem drohte ein Weltuntergang.

Hinterhältig hält sich verborgen der heute höflich Getarnte,
als sein Anschlag zerreißt der Ahnungslosen Kopf und Gesicht.
Tödlich getroffen traumatisiert sie den Täter Jahrzehnte.
Kinder der Killer erkennen das Wahre und können nie ehren,
Heimat der Helden und Ahnen, sind hilflose Vaterlandserben.
Šweigend mahnt Šande Besucher,umšwebt den Olympier Igman,
Errynien rufen und fluchen. Rache štill weht für Sabaheta.

*Z=stimmhaftes S:; h=ch(ach); °Š,š=sch
 

molly

Mitglied
Hallo Janko,
ich lese Deine Gedichte gern, wenn sie übersetzt sind.

Šotteršteinhalden: heit das dann Schotterschteinhalden?
Frohe Grüße molly
 

JANKO

Mitglied
Hi, molly!
Dank für's Lesen und Schreiben!
Mit der amtlichen Rechtschreib-
Reform stehe ich ziemlich auf
KriegsFuß. Ein Š anstelle von
SCH ist viel praktischer, zu-
mal "spielen" ja wie "schpielen"
geschprochen wird. Wann ist ein
S nun ein S und wann ein SCH? Das
können meine "JugoSchwabenLeser"
-ŠpitzName für ExGastArbeiter-
im SchriftBild nicht erkennen.
Auch bereiten ihnen die deutschen
KettenHauptWörter viel Mühe.
Um die einzelnen Teile besser
kenntlich zu machen, benutze ich
auch GroßBuchŠtaben innerhalb
solcher WortKetten.
Ich bin der Meinung, daß die
RechtSchreibung menschen- und
nicht maschinengerecht reformiert
werden sollte. Manchem gefällt
das allerdings nicht.
 

molly

Mitglied
Hallo Janko,
gut zu wissen, hier in meiner Gegend ist ein Mädchen, das Astrid heißt auch eine Aschtrid. Aslo nichts fremdes, nur im geschriebenen Text muss ich mich noch daran gewöhnen.
Frohes Wochenende und viele Grüße
molly
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Es ist zugleich eine Art Verfremdungseffekt, die Wörter sehen neu und fremdartig aus und unterstreichen die Fremdartigkeit des Themas, das in eine andere Welt führt.
 

JANKO

Mitglied
Um die Verfremdung zu mildern,
habe ich urtümliche Štäbe ver-
wendet, bin mir des Effektes
aber nicht sicher, da die alten
Wurzeln dem Leser auch schon
fern sind.
thanks4comments
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich meinte den Verfremdungseffekt im Sinne von Brecht.
Auch die Stabreime verfremden es, machen es ungewöhnlich, außergewöhnlich.
 

JANKO

Mitglied
Hi, Bernd!
Meine Absicht war sicher nicht so anpruchsvoll und
`listenreich`pädagogisch.
Ich dachte wohl mehr an SprachFluß und LeseKomfort,
zumal in unserer kurzlesigen Zeit Gedichte mit
größeren Volumina es (etwas) schwerer haben, akt-
zeptiert zu werden. Verkürzung ist angesagter.
Die StabForm soll dafür stehen, daß sich die
evolutionär erworbenen VerhaltensWeisen trotz
Aufklärung und technischen Fortschritts nicht so
schnell verändern lassen, daß so gesehen diese
balkanische Welt uns näher ist, als wir oft glauben
möchten.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Janko,
ich habe die Stilmittel in Deinem Gedicht gelobt.
Aber sie tun ziemlich genau das Gegenteil von dem, was Du erreichen willst, wenn ich Dich jetzt richtig verstehe.
1. Ich dachte wohl mehr an SprachFluß und LeseKomfort,
zumal in unserer kurzlesigen Zeit Gedichte mit
größeren Volumina es (etwas) schwerer haben, akt-
zeptiert zu werden.
Sie verlangsamen den Lesefluss und verringern den Lesekomfort, das heißt, man liest langsamer und das Lesen wird erschwert, zugleich hält man sich länger an einem Wort auf. Durch das langsamere Lesen und durch die ungewohnte Schreibweise wird der Text zugleich mehrdeutiger, lässt mehr Deutungen zu.
Sie erzeugen einen "fremdartigen" Lesekomfort.
Verkürzung ist angesagter.
Das ist vom Inhalt abhängig ...
Aber manche möchten tatsächlich von jedem kleinsten Text noch was wegschnipseln, selbst ohne die zugrundeliegende Form zu beachten. Dein Text ist etwas länger, aber bei Weitem nicht lang.
Wenn Du verkürzen würdest, wäre die Rhythmik futsch.

Die StabForm soll dafür stehen, daß sich die
evolutionär erworbenen VerhaltensWeisen trotz
Aufklärung und technischen Fortschritts nicht so
schnell verändern lassen, daß so gesehen diese
balkanische Welt uns näher ist, als wir oft glauben
möchten.
Diese Interpretation ist tatsächlich möglich, ich habe sie in dieser Form nicht erkannt, aber es ist Teil des Verfremdungseffektes.
Der Text wirkt (gegenüber "normalen" auf vier Arten verfremdet:
1. Zeichensatz
2. Rechtschreibung
3. Verwendung klassischer traditioneller Formsprache gegenüber eigener Schreibweisen, erhabene Sprache
4. Verwendung des Stabreimes - wobei er stilistisch noch älter ist.


---
Ich denke, ein Missverständnis wird durch den Begriff "Verfremdungseffekt" erzeugt.

Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Verfremdungseffekt
Der Verfremdungseffekt besteht im Kern darin, dem Betrachter vertraute Dinge in einem neuen Licht erscheinen zu lassen und so die Widersprüche der Realität sichtbar zu machen.
Meist wird er in Zusammenhang mit Dramen verwendet.
 

JANKO

Mitglied
Grüß dich, Bernd!
Vielen Dank für Dein Eingehen auf den
Text, meine Antworten und den Link.
Jetzt verstehe ich das Thema
"Verfremdung" besser.
Hier gibt es einen kleinen Kreis von
vornehmlich ExGastArbeitern, die sich
lobenswerter Weise mit Deutsch beschäf-
tigen und Schwierigkeiten mit der Aus-
Sprache und der SilbenTrennung unserer
KettenWörter haben. Das betrifft beson-
ders SCH, stimmhaftes und stimmloses S.
Für diese Leute ist meine SchreibWeise
eine Erleichterung. In Deutschland wirkt
sie natürlich anders, vllt. etwas be-
"fremdlich" und tatsächlich ungewohnt.
Wie Du richtig feststellst,verkehrt sich
der angestrebte Effekt ins GegenTeil.
Hoffentlich verärgert das die Leser nicht.
Nochmals vielen Dank
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Für diesen Fall ist die Schreibweise tatsächlich eine Erleichterung.
Ich denke nicht, dass es die Leser verärgert.
 



 
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