"den sehrenden", lieber Tula,
ich vermute, der Sänger hat an "sehnenden" gedacht, hat es aber zuschärfen wollen, weil das lyrische Ich dasjenige, was es ersehnt, mit seiner Sehnsucht geradezu verbrennen will, und zugleich verbrennt er selbst, ist "versehrt", subtil "verzehrt", ist aber selbst der Brandstifter.
Es ist also eine Ungenauigkeit, weil "sehren" (veraltet für das neuhochdeutsche "versehren") hier intransitiv auf den Täter zurückgewendet wird. In Analogie zu dem "brennenden", der transitiv anderes anzündet, intransitiv aber selbst in Flammen steht.
Bloß analog, also eigentlich falsch. Sekundensprachfehler eines Aufgeregten, der "sehnend" denkt und "sehrend" flach, flüchtig, von der Feuermetapher hingerissen - übertreibt. So ein bißchen.
Und zugleich greift er stotternd dem folgenden Wort vor, denkt "sehnenden" und spricht schon "verzehrte", überlagert dieses Wort aber dem Objekt, dem Partizip. Zwei Echos überlappen einander: von "ersehnte" zur Linken und zur rechten Seite dem Prädikat "verzehrte" gedanklich vorausgreifend dessen Gedankenecho im Objekt "den sehrenden".
Ein Neologismus, dieses intransitive "Sehren".
grusz, hansz