Zahlenspiele zu Krieg/Frieden oder was auch immer

Als ich geboren wurde, war der 2. Weltkrieg 25 Jahre zu Ende. Jemand, der 1945 als 25 jähriger fröhlich um sich geschlachtet hat, war da gerade 50 Jahre alt.

Als ich 1970 geboren wurde, lagen die Gründung der BRD/DDR weniger lange zurück (21 Jahre), als inzwischen die Wiedervereinigung (23 Jahre). Für mich waren die Gründung der zwei deutschen Staaten kein emotionales Ereignis, die Wiedervereinigung schon. Wenn das Leben in der BRD für mich normal war, wie unnormal war es dann für den gleichaltrigen Kollegen in der DDR? Denkt der DDR-Bürger von 1970 heute "politischer" zurück als ich?

Wer 1989 geboren wurde, für den ist die Wiedervereinigung heute sicher ähnlich unemotional wie für mich das Kriegsende. Doch welche Traumata von Verlust / Vertreibung / Neubeginn tragen wir 1970iger stellvertretend für unsere Eltern und Großeltern und welche der 1989iger für die ihren, die 1989iger, der übrigens meine Kinder sein könnten.

Zahlenspiele

1945 -> 1970: 25 Jahre (Kriegsende)
1949 -> 1970: 21 Jahre (Gründung der BRD/DDR
1963 -> 1970: 7 Jahre (Mauerbau)
1968 -> 1970: 2 Jahre (Studentenrevolte)

1970 -> 1977: 7 Jahre (deutscher Herbst/RAF)
1970 -> 1989: 19 Jahre (Mauerfall)

2013 -> 1990: 23 Jahre (Wiedervereinigung)

Weiterdenken: Wer 18 Jahre alt ist, ist durchgeprägt von seinem Umfeld. Der 1989 18 Jahre alte Dresdner, ist heute 42 Jahre alt. Der 1989 18 Jahre alte Hamburger ist heute ebenfalls 42 Jahre alt.

Wie geht es den Menschen, die 1905 in 1. Breslau / 2. Stuttgart geboren wurden?

Alle drei:
1914: 9 Jahre alt (Kaiserreich)
1918: 13 Jahre alt (1. Kriegsende)
1933: 28 Jahre alt
1945: 40 Jahre alt (2.Kriegsende)

Dann:

Der Breslauer
a) nach Weimar vertrieben:
1970: 65 Jahre alt -> pensioniert
1989: (84 Jahre alt)
b) nach Bochum vertrieben:
1970: 65 Jahre alt -> pensioniert
1989: (84 Jahre alt)

Der Stuttgarter:
1989: 84 Jahre in Stuttgart

1995: Alle drei 90 Jahre alt. Welche Zeit hätten sie als die für sie prägende/erfreuende/verletzende bezeichnet?

Es gibt keine Wahrheit, es gibt nur den eigenen Blick, resultierend aus der eigenen Sozialisation.
 



 
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