Zauberer

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Wasserlinse

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Der kleine Zauberer vom Stecklaswald

II. Am Nymphensee
(Die kleine Hexe lernt schwimmen)

„Ich zeige dir heute den allerschönsten Platz im Stecklaswald“, versprach der kleine Zauberer seiner neuen Freundin.
Die kleine Hexe steckte sich schnell einige Esskastanien in ihre Jackentasche.
„Du brauchst doch nichts mitzunehmen“, lachte der kleine Zauberer.
„Hier bei mir im Stecklaswald findest du überall genug zu Essen.“
Er wusste nicht, dass bei der kleinen Hexe auf dem großen Waldbeerlesberg, die Nahrung oft sehr knapp war. Im Winter musste die kleine Hexe sogar von ihren Vorräten leben. Deshalb sammelte sie immer alles Essbare.
„Komm schon!“, forderte er sie ungeduldig auf.

Leichtfüßig sprang der kleine Zauberer über Stock und Stein.
„Halt, nicht so schnell!“ Die kleine Hexe hatte große Mühe ihm zu folgen.
Sie war es einfach nicht gewohnt im Wald zu laufen. Überall diese Wurzeln und herabgefallene Äste. Sie stöhnte. Ihre Füße schmerzten.
„Krötenschleim und Kuckucksei,
hätt` ich nur meinen Besen dabei!“, ärgerte sie sich.
Doch der Wald war hier so dicht, sie hätte unmöglich mit ihrem Flugbesen neben dem kleinen Zauberer herfliegen können.

Endlich lichteten sich die Bäume und sie standen an einem großen See. Der kleine Zauberer hatte ihr nicht zuviel versprochen. Die Sonnenstrahlen glitzerten golden auf dem grünlich schimmernden Wasser.
Ringsum ragten die Äste der Bäume weit über das Wasser hinaus. Mitten im See gab es sogar eine kleine Insel auf der eine mächtige Weide wuchs.
Staunend blieb die kleine Hexe stehen.
„Wow! Ich glaube ich träume. Hier ist es wirklich wunderschön.“

Der kleine Zauberer bückte sich, nahm einen flachen Kieselstein und – plitsch – plitsch – platsch – lies er ihn übers Wasser hüpfen. Fasziniert beobachtete die kleine Hexe, wie der Stein zweimal das Wasser kurz berührte und wieder abhob bevor er ganz unterging.
Sofort versuchte sie es auch.
Plupp! Das Wasser spritzte. Dort, wo der Stein untergegangen war, bildeten sich kleine Kreise, die immer größer wurden. Die kleine Hexe war enttäuscht.
„Ein Steine-Hüpfer-Zauber?“, fragte sie und sah den kleinen Zauberer an.
„Ach wo! Keine Zauberei. Lange geübt“, antwortete der kleine Zauberer stolz.

„Mir ist so heiß“, sagte er nun und zog schnell sein Hemd aus.
„Komm mit ins Wasser.“ Und schon lief er los.
„Das Wasser ist gar nicht kalt“, rief er vergnügt und strampelte wild mit seinen Beinen. Dabei versuchte er sie nass zu spritzen. Die kleine Hexe kicherte.
„Komm schon! Wir schwimmen ans andere Ufer“, forderte er sie auf.
„Ich kann aber gar nicht schwimmen.“ Betrübt blickte die kleine Hexe zu Boden.
„Schwimmen ist doch keine Zauberei,
ich bringe es dir gerne bei“, bot der kleine Zauberer ihr sogleich an.
Da wagte die kleine Hexe vorsichtig einen Schritt ins flache Wasser.
„Halt!“, rief der kleine Zauberer.
„Hier geht´s tief runter. Gleich gehst du unter!“
Die kleine Hexe lachte: „Du reimst ja!“
Sie liebte es sehr in Reimen zu sprechen.
„Ach, das muss an dir liegen. Du reimst doch so gerne“, antwortete der kleine Zauberer.
„Ja, besonders wenn ich wütend bin“, gab die kleine Hexe zu.
„Gelingt mir dabei ein guter Reim,
wird der Ärger klitzeklein.“
„Hmmm!“, machte der kleine Zauberer nur. Er ärgerte sich oft stundenlang, bis er manchmal gar nicht mehr wusste worüber.
„Also los, bring mir das Schwimmen bei!“, erinnerte ihn die kleine Hexe.

„Zuerst brauchst du eine Schwimmhilfe“, sagte der kleine Zauberer.
Er holte ein langes, flaches Stück Holz, schabte mit einem Stein die raue Rinde ab und gab es der kleinen Hexe.
„Soll ich mich auf dieses Brett da setzen?“, fragte sie ihn erstaunt.
Der kleine Zauberer schüttelte den Kopf und zeigte seiner Freundin, wie sie das Holzstück mit ausgestreckten Armen halten soll.
„Leg dich aufs Wasser, wie ein Baumstamm. So, und jetzt machst du Froschbeine. Auf und zu und an den Po.“
Die kleine Hexe kicherte.
„Ziegenbart und Zottelbär,
das ist wirklich nicht sehr schwer.“
Und sie lernte wirklich sehr schnell. Es machte ihr richtig Spaß sich so im Wasser zu bewegen. Doch sie wollte auch ohne Brett schwimmen können.
„Storchenbein und starker Stier!
Und nun die Arme. Zeig es mir!“, forderte sie den kleinen Zauberer keck auf.
„Halt! Nun mal langsam. Ein bisschen Geduld.“
Und er suchte Korkrinde, fädelte mehrere Stückchen zusammen und legte diesen Gürtel um ihre Brust.
„So! Nun die Arme weit vorstrecken und einen kleinen runden Mond malen. Schau her. Ich mache es dir vor.“
„So ein Pipifax!
Dass ich nicht lach,
das ist auch ganz einfach“, meinte die kleine Hexe.
Doch Arme und Beine gleichzeitig richtig zu bewegen, war gar nicht so leicht. Sie schluckte viel Wasser. Prustete und spuckte. Bald hatte sie keine Kraft mehr.

„Oh weh! Bin ich platt – leider.
Ich übe lieber morgen weiter“, sagte sie völlig erschöpft.
„Gute Idee! Wir bleiben hier, legen uns ins Moos und wärmen uns am Feuer“, schlug der kleine Zauberer vor.
Obwohl sie müde war, sammelte die kleine Hexe trockenes Holz. Unterdessen versuchte der kleine Zauberer mit einer langen Stange, die er an einem Ende zugespitzt hatte, Fische zu fangen.
Als er endlich eine prächtige Forelle erwischt hatte, brannte schon das Lagerfeuer.
„Oho! Wie hast du das Feuer so schnell entzündet?“, fragte er erstaunt.
„Bei mir in den Bergen ist es oft sehr kalt.
Da lernst du das Feuermachen bald“, antwortete die kleine Hexe. Und zeigte ihm, wie sie mit ihrem Feuerstein richtige Funken erzeugen kann.
Nachdenklich betrachtete der kleine Zauberer den Stein.
„Ich zaubre mir einen Blitz herbei, wenn ich Feuer brauche“, sagte er.
„Donner und Doria!
Blitze sind eine große Gefahr
ist dir das klar?“, erwiderte die kleine Hexe .
Der kleine Zauberer nickte, aber er hatte nie anders Feuer gemacht.
„Nimm lieber diesen Stein, ich schenke ihn dir.“
„Tausend Dank!“, sagte der kleine Zauberer und strahlte vor Freude.

„Mein Magen knurrt, wie ein Bär!“, stellte die kleine Hexe fest.
„Meiner auch“, antwortete der kleine Zauberer,
„gleich gibt´s leckeren Fisch.“
Die kleine Hexe rieb sich genüsslich den Bauch.
„Und dazu gibt´s geröstete Kastanien.“ Ihre Augen strahlten, als sie die Kastanien aus ihren Taschen ins Feuer warf.
„Wie gut, dass du heute morgen so viele davon aufgesammelt hast“, gab der kleine Zauberer zu.

Die Sonne verschwand schnell hinter den Bäumen. Seltsame und schaurige Geräusche drangen durch die Nacht. Es raschelte im Unterholz und in der Ferne heulten Wölfe den Mond an. Fledermäuse flatterten lautlos über sie hinweg.
Doch die beiden Freunde kuschelten sich eng aneinander und waren sofort eingeschlafen.

Am frühen Morgen erwachte die kleine Hexe zuerst. Die Vögel zwitscherten schon und das Feuer war längst ausgegangen. Über dem Wasser stiegen Nebelschwaden auf.
Die kleine Hexe gähnte, rieb sich die Augen und bekam Gänsehaut. Über dem Wasser hatte sich etwas bewegt. Ängstlich spähte sie hinüber.
„Das ist viel größer als ein Storch. Was mag das sein?“ Doch sie konnte nichts Genaues erkennen.
„Wach auf!“, flüsterte sie und rüttelte den kleinen Zauberer an der Schulter.
„Uaah!“ Der kleine Zauberer gähnte, streckte sich und blickte sie verschlafen an.
„Psst! Da – im Nebel! Schau!“ Die kleine Hexe zeigte aufgeregt zum See hinüber.
Der kleine Zauberer lächelte nur.
„Das ist die Nymphe. Sie wacht über diesen See und über alle Tiere, die hier am Wasser leben. Keiner darf ihnen etwas zu leide tun.“
Die kleine Hexe zitterte immer noch. „Und der Fisch, den wir gegessen haben – wird sie böse?“, fragte sie ängstlich.
„Aber nein!“ Beruhigend legte der kleine Zauberer den Arm um ihre Schultern.
„Wir durften ihn fangen, weil wir Hunger hatten.“ Und dann erzählte er leise: „Einmal habe ich nur so zum Spaß einen kleinen Frosch gefangen. Sofort schob sich eine dunkle Wolke vor die Sonne. Plötzlich stand die Nymphe vor mir. Vor Schreck lies ich das Fröschlein fallen.“
„Und war sie sehr böse? Was hat sie gesagt?“, fragte die kleine Hexe neugierig.
„Nein, sie war sogar sehr nett. Ich musste ihr nur versprechen die Tiere und den See zu achten.“
Er blickte zur Feuerstelle. „Schau doch mal. Da liegen zwei Eier.“
„Gänseeier in der Asche“, wunderte sich die kleine Hexe und lief zur Feuerstelle. „Und die Asche ist sogar noch warm.“
Der kleine Zauberer freute sich.
„Ein Geschenk der Nymphe“, antwortete er.
„Vielen Dank!“, rief er laut. Doch die Nymphe war nicht mehr zu sehen.

Nach dem Frühstück stieg die kleine Hexe eilig ins Wasser. Sie wollte fleißig üben, um bald ohne Korkgürtel schwimmen zu können.
Da bewegte sich etwas an ihren Beinen.
„Huch! Hilfeee!“
Der kleine Zauberer sprang eiligst herbei und schüttelte sich vor Lachen.
„Eine harmlose Ringelnatter, keine Angst, die ist nicht giftig.“
„Weiß ich doch. Ich bin nur so erschrocken“, entgegnete die kleine Hexe.

„Komm, ich zeige dir eine Stelle, wo das Wasser seichter ist.
Dort kannst du prima Schwimmen üben“, sagte der kleine Zauberer.
Die kleine Hexe übte fleißig. Sie war stolz, als sie endlich ihre ersten Schwimmzüge ohne Hilfsmittel schaffte. Doch wo war ihr Freund? Sie wollte ihm zeigen, wie gut sie schwimmen kann.

Suchend sah sie sich um. Da beobachtete sie, wie der kleine Zauberer von der Insel aus kopfüber ins Wasser sprang.
„Das ist auch nicht schwer.“
„Schau mal her!“, rief sie übermütig.
Noch ehe der kleine Zauberer „Halt!“ rufen konnte, sprang sie ins Wasser. Der Kopfsprung gelang ihr wirklich gut.

„Oh nein!“, der kleine Zauberer erschrak. An dieser Stelle lagen so viele große Steine im flachen Wasser.
So schnell er konnte schwamm er zu ihr hinüber.
Da war die kleine Hexe schon wieder aufgetaucht. Doch sie bewegte sich nicht mehr. Das Wasser um sie herum war blutrot.

Schnell zog der kleine Zauberer sie ans Ufer. Vorsichtig legte er sie auf den Rücken.
Blut tropfte aus ihrer Nase und der rechte Arm hing schlaff herunter.
Zum Glück erinnerte er sich an den Hexenzauber, mit dem sie ihm einmal geholfen hatte. Er holte das Zaubersalz, das die kleine Hexe immer in ihrer Jacke hatte und streute etwas über ihren Körper.
„Was geschwollen, was gebrochen,
wird wieder ganz und heil der Knochen“, murmelte er dabei. Sanft bestrich er ihre Nase und den gebrochenen Arm mit Hexenkit.
Tatsächlich öffnete die kleine Hexe ihre Augen wieder. Erstaunt sah sie den kleinen Zauberer an. Er hatte Tränen in den Augen.
„Niemals darfst du in unbekanntes Wasser springen!“, tadelte er.
Die kleine Hexe begriff nicht, was er meinte.
„So viel Blut. Was ist geschehen?“ Da erinnerte sie sich wieder.
„Ach! Ich habe die Steine nicht gesehen.“
„Du darfst nie wieder dort reinspringen, wo du noch stehen kannst.
Versprich mir das!“, verlangte der kleine Zauberer nun.
Die kleine Hexe nickte:
„Bestimmt nicht! Ehrenwort!“

Der kleine Zauberer legte sie auf seinen Umhang und deckte sie mit ihrer Jacke zu.
„Jetzt ruh dich etwas aus“, sagte er.
Er nahm ein Hölzchen, kratzte das Mark heraus und bohrte drei Löcher hinein. Mit dieser Flöte spielte er für sie eine zauberhafte Melodie.
Die kleine Hexe lauschte den wundersamen Tönen und schloss ihre Augen.
„Es tut so gut einen Freund zu haben“, dachte sie bevor sie einschlief.

Als sie wieder erwachte, traute sie ihren Augen nicht.
„Was ist das?“, fragte sie.
„Wofür ist das Holzgestell über dem Wasser?“

„Ein Sprungbrett“, antwortete der kleine Zauberer stolz.
„Dort ist der See am tiefsten.“
Schon stand er auf, bespritzte sich kurz mit Wasser, nahm Anlauf und sprang. Es platschte und spritzte. Er hatte im Sprung die Beine fest an den Körper angezogen.

„Super! Echt bombig!“, rief die kleine Hexe begeistert. Vorsichtig wagte sie sich auf das schmale Sprungbrett.
„Ui, das federt ja. Wie toll! Super!“ Sie wippte zweimal und hüpfte zu ihm ins Wasser.
„Hast du das für mich gebaut?“, fragte sie.
„Für uns beide“, antwortete der kleine Zauberer verlegen.
Und ehe er sich versah drückte ihm die kleine Hexe einen Kuss auf die Wange.
Dem kleinen Zauberer wurde ganz heiß, obwohl er ja im kühlen Wasser war.
„Jetzt hat sie mich verhext“, dachte er.
„Aber es ist ein wunderschönes Gefühl.“
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
Korrekturvorschläge:

Zauberer
Veröffentlicht von Wasserlinse am 04. 10. 2004 10:01
Der kleine Zauberer vom Stecklaswald

II. Am Nymphensee
(Die kleine Hexe lernt schwimmen)

„Ich zeige dir heute den allerschönsten Platz im Stecklaswald“, versprach der kleine Zauberer seiner neuen Freundin.
Die kleine Hexe steckte sich schnell einige Esskastanien in ihre Jackentasche.
„Du brauchst doch nichts mitzunehmen“, lachte der kleine Zauberer.
„Hier bei mir im Stecklaswald findest du überall genug zu Essen.“
Er wusste nicht, dass bei der kleinen Hexe auf dem großen Waldbeerlesberg, die Nahrung oft sehr knapp war. Im Winter musste die kleine Hexe sogar von ihren Vorräten leben. Deshalb sammelte sie immer alles Essbare.
„Komm schon!“, forderte er sie ungeduldig auf.

Leichtfüßig sprang der kleine Zauberer über Stock und Stein.
„Halt, nicht so schnell!“ Die kleine Hexe hatte große Mühe(Komma) ihm zu folgen.
Sie war es einfach nicht gewohnt(Komma) im Wald zu laufen. Überall diese Wurzeln und [red] herabgefallene [/red] (herab gefallenen) Äste. Sie stöhnte. Ihre Füße schmerzten.
„Krötenschleim und Kuckucksei,
hätt` ich nur meinen Besen dabei!“, ärgerte sie sich.
Doch der Wald war hier so dicht, sie hätte unmöglich mit ihrem Flugbesen neben dem kleinen Zauberer herfliegen können.

Endlich lichteten sich die Bäume und sie standen an einem großen See. Der kleine Zauberer hatte ihr nicht zuviel versprochen. Die Sonnenstrahlen glitzerten golden auf dem grünlich schimmernden Wasser.
Ringsum ragten die Äste der Bäume weit über das Wasser hinaus. Mitten im See gab es sogar eine kleine Insel(Komma) auf der eine mächtige Weide wuchs.
Staunend blieb die kleine Hexe stehen.
„Wow! Ich glaube(Komma) ich träume. Hier ist es wirklich wunderschön.“

Der kleine Zauberer bückte sich, nahm einen flachen Kieselstein und – plitsch – plitsch – platsch –[red] lies [/red] (ließ) er ihn übers Wasser hüpfen. Fasziniert beobachtete die kleine Hexe, wie der Stein zweimal das Wasser kurz berührte und wieder abhob(Komma) bevor er ganz unterging.
Sofort versuchte sie es auch.
Plupp! Das Wasser spritzte. Dort, wo der Stein untergegangen war, bildeten sich kleine Kreise, die immer größer wurden. Die kleine Hexe war enttäuscht.
„Ein Steine-Hüpfer-Zauber?“, fragte sie und sah den kleinen Zauberer an.
„Ach wo! Keine Zauberei. Lange geübt“, antwortete der kleine Zauberer stolz.

„Mir ist so heiß“, sagte er nun und zog schnell sein Hemd aus.
„Komm mit ins Wasser.“ Und schon lief er los.
„Das Wasser ist gar nicht kalt“, rief er vergnügt und strampelte wild mit seinen Beinen. Dabei versuchte er(Komma) sie nass zu spritzen. Die kleine Hexe kicherte.
„Komm schon! Wir schwimmen ans andere Ufer“, forderte er sie auf.
„Ich kann aber gar nicht schwimmen.“ Betrübt blickte die kleine Hexe zu Boden.
„Schwimmen ist doch keine Zauberei,
ich bringe es dir gerne bei“, bot der kleine Zauberer ihr sogleich an.
Da wagte die kleine Hexe vorsichtig einen Schritt ins flache Wasser.
„Halt!“, rief der kleine Zauberer.
„Hier geht´s tief runter. Gleich gehst du unter!“
Die kleine Hexe lachte: „Du reimst ja!“
Sie liebte es sehr(Komma) in Reimen zu sprechen.
„Ach, das muss an dir liegen. Du reimst doch so gerne(Punkt)“, antwortete der kleine Zauberer.
„Ja, besonders wenn ich wütend bin(Punkt)“, gab die kleine Hexe zu.
„Gelingt mir dabei ein guter Reim,
wird der Ärger klitzeklein.“
„Hmmm!“, machte der kleine Zauberer nur. Er ärgerte sich oft stundenlang, bis er manchmal gar nicht mehr wusste(Komma) worüber.
„Also los, bring mir das Schwimmen bei!“, erinnerte ihn die kleine Hexe.

„Zuerst brauchst du eine Schwimmhilfe“, sagte der kleine Zauberer.
Er holte ein langes, flaches Stück Holz, schabte mit einem Stein die raue Rinde ab und gab es der kleinen Hexe.
„Soll ich mich auf dieses Brett da setzen?“, fragte sie ihn erstaunt.
Der kleine Zauberer schüttelte den Kopf und zeigte seiner Freundin, wie sie das Holzstück mit ausgestreckten Armen halten soll.
„Leg dich aufs Wasser, wie ein Baumstamm. So, und jetzt machst du Froschbeine. Auf und zu und an den Po.“
Die kleine Hexe kicherte.
„Ziegenbart und Zottelbär,
das ist wirklich nicht sehr schwer.“
Und sie lernte wirklich sehr schnell. Es machte ihr richtig Spaß(Komma) sich so im Wasser zu bewegen. Doch sie wollte auch ohne Brett schwimmen können.
„Storchenbein und starker Stier!
Und nun die Arme. Zeig es mir!“, forderte sie den kleinen Zauberer keck auf.
„Halt! Nun mal langsam. Ein bisschen Geduld.“
Und er suchte Korkrinde, fädelte mehrere Stückchen zusammen und legte diesen Gürtel um ihre Brust.
„So! Nun die Arme weit vorstrecken und einen kleinen runden Mond malen. Schau her. Ich mache es dir vor.“
„So ein Pipifax!
Dass ich nicht lach,
das ist auch ganz einfach“, meinte die kleine Hexe.
Doch Arme und Beine gleichzeitig richtig zu bewegen, war gar nicht so leicht. Sie schluckte viel Wasser. Prustete und spuckte. Bald hatte sie keine Kraft mehr.

„Oh weh! Bin ich platt – leider.
Ich übe lieber morgen weiter“, sagte sie völlig erschöpft.
„Gute Idee! Wir bleiben hier, legen uns ins Moos und wärmen uns am Feuer“, schlug der kleine Zauberer vor.
Obwohl sie müde war, sammelte die kleine Hexe trockenes Holz. Unterdessen versuchte der kleine Zauberer mit einer langen Stange, die er an einem Ende zugespitzt hatte, Fische zu fangen.
Als er endlich eine prächtige Forelle erwischt hatte, brannte schon das Lagerfeuer.
„Oho! Wie hast du das Feuer so schnell entzündet?“, fragte er erstaunt.
„Bei mir in den Bergen ist es oft sehr kalt.
Da lernst du das Feuermachen bald“, antwortete die kleine Hexe. Und zeigte ihm, wie sie mit ihrem Feuerstein richtige Funken erzeugen kann.
Nachdenklich betrachtete der kleine Zauberer den Stein.
„Ich zaubre mir einen Blitz herbei, wenn ich Feuer brauche“, sagte er.
„Donner und Doria!
Blitze sind eine große Gefahr
ist dir das klar?“, erwiderte die kleine Hexe .
Der kleine Zauberer nickte, aber er hatte nie anders Feuer gemacht.
„Nimm lieber diesen Stein, ich schenke ihn dir.“
„Tausend Dank!“, sagte der kleine Zauberer und strahlte vor Freude.

„Mein Magen knurrt,(kein Komma) wie ein Bär!“, stellte die kleine Hexe fest.
„Meiner auch(Punkt)“, antwortete der kleine Zauberer,
„[red] gleich [/red] (Gleich) gibt´s leckeren Fisch.“
Die kleine Hexe rieb sich genüsslich den Bauch.
„Und dazu gibt´s geröstete Kastanien.“ Ihre Augen strahlten, als sie die Kastanien aus ihren Taschen ins Feuer warf.
„Wie gut, dass du heute morgen so viele davon aufgesammelt hast(Punkt)“, gab der kleine Zauberer zu.

Die Sonne verschwand schnell hinter den Bäumen. Seltsame und schaurige Geräusche drangen durch die Nacht. Es raschelte im Unterholz und in der Ferne heulten Wölfe den Mond an. Fledermäuse flatterten lautlos über sie hinweg.
Doch die beiden Freunde kuschelten sich eng aneinander und waren sofort eingeschlafen.

Am frühen Morgen erwachte die kleine Hexe zuerst. Die Vögel zwitscherten schon und das Feuer war längst ausgegangen. Über dem Wasser stiegen Nebelschwaden auf.
Die kleine Hexe gähnte, rieb sich die Augen und bekam Gänsehaut. Über dem Wasser hatte sich etwas bewegt. Ängstlich spähte sie hinüber.
„Das ist viel größer als ein Storch. Was mag das sein?“ Doch sie konnte nichts Genaues erkennen.
„Wach auf!“, flüsterte sie und rüttelte den kleinen Zauberer an der Schulter.
„Uaah!“ Der kleine Zauberer gähnte, streckte sich und blickte sie verschlafen an.
„Psst! Da – im Nebel! Schau!“ Die kleine Hexe zeigte aufgeregt zum See hinüber.
Der kleine Zauberer lächelte nur.
„Das ist die Nymphe. Sie wacht über diesen See und über alle Tiere, die hier am Wasser leben. Keiner darf ihnen etwas zu leide tun.“
Die kleine Hexe zitterte immer noch. „Und der Fisch, den wir gegessen haben – wird sie böse?“, fragte sie ängstlich.
„Aber nein!“ Beruhigend legte der kleine Zauberer den Arm um ihre Schultern.
„Wir durften ihn fangen, weil wir Hunger hatten.“ Und dann erzählte er leise: „Einmal habe ich nur so zum Spaß einen kleinen Frosch gefangen. Sofort schob sich eine dunkle Wolke vor die Sonne. Plötzlich stand die Nymphe vor mir. Vor Schreck [red] lies [/red] (lies ist die Befehlsform von lesen) ich das Fröschlein fallen.“
„Und war sie sehr böse? Was hat sie gesagt?“, fragte die kleine Hexe neugierig.
„Nein, sie war sogar sehr nett. Ich musste ihr nur versprechen(Komma) die Tiere und den See zu achten.“
Er blickte zur Feuerstelle. „Schau doch mal. Da liegen zwei Eier.“
„Gänseeier in der Asche“, wunderte sich die kleine Hexe und lief zur Feuerstelle. „Und die Asche ist sogar noch warm.“
Der kleine Zauberer freute sich.
„Ein Geschenk der Nymphe“, antwortete er.
„Vielen Dank!“, rief er laut. Doch die Nymphe war nicht mehr zu sehen.

Nach dem Frühstück stieg die kleine Hexe eilig ins Wasser. Sie wollte fleißig üben, um bald ohne Korkgürtel schwimmen zu können.
Da bewegte sich etwas an ihren Beinen.
„Huch! Hilfeee!“
Der kleine Zauberer sprang eiligst herbei und schüttelte sich vor Lachen.
„Eine harmlose Ringelnatter, keine Angst, die ist nicht giftig.“
„Weiß ich doch. Ich bin nur so erschrocken(Punkt)“, entgegnete die kleine Hexe.

„Komm, ich zeige dir eine Stelle, wo das Wasser seichter ist.
Dort kannst du prima Schwimmen üben“, sagte der kleine Zauberer.
Die kleine Hexe übte fleißig. Sie war stolz, als sie endlich ihre ersten Schwimmzüge ohne Hilfsmittel schaffte. Doch wo war ihr Freund? Sie wollte ihm zeigen, wie gut sie schwimmen kann.

Suchend sah sie sich um. Da beobachtete sie, wie der kleine Zauberer von der Insel aus kopfüber ins Wasser sprang.
„Das ist auch nicht schwer.“
„Schau mal her!“, rief sie übermütig.
Noch ehe der kleine Zauberer „Halt!“ rufen konnte, sprang sie ins Wasser. Der Kopfsprung gelang ihr wirklich gut.

„Oh nein!“, der kleine Zauberer erschrak. An dieser Stelle lagen so viele große Steine im flachen Wasser.
So schnell er konnte(Komma) schwamm er zu ihr hinüber.
Da war die kleine Hexe schon wieder aufgetaucht. Doch sie bewegte sich nicht mehr. Das Wasser um sie herum war blutrot.

Schnell zog der kleine Zauberer sie ans Ufer. Vorsichtig legte er sie auf den Rücken.
Blut tropfte aus ihrer Nase und der rechte Arm hing schlaff herunter.
Zum Glück erinnerte er sich an den Hexenzauber, mit dem sie ihm einmal geholfen hatte. Er holte das Zaubersalz, das die kleine Hexe immer in ihrer Jacke hatte und streute etwas über ihren Körper.
„Was geschwollen, was gebrochen,
wird wieder ganz und heil der Knochen“, murmelte er dabei. Sanft bestrich er ihre Nase und den gebrochenen Arm mit Hexenkit.
Tatsächlich öffnete die kleine Hexe ihre Augen wieder. Erstaunt sah sie den kleinen Zauberer an. Er hatte Tränen in den Augen.
„Niemals darfst du in unbekanntes Wasser springen!“, tadelte er.
Die kleine Hexe begriff nicht, was er meinte.
„So viel Blut. Was ist geschehen?“ Da erinnerte sie sich wieder.
„Ach! Ich habe die Steine nicht gesehen.“
„Du darfst nie wieder dort reinspringen, wo du noch stehen kannst.
Versprich mir das!“, verlangte der kleine Zauberer nun.
Die kleine Hexe nickte:
„Bestimmt nicht! Ehrenwort!“

Der kleine Zauberer legte sie auf seinen Umhang und deckte sie mit ihrer Jacke zu.
„Jetzt ruh dich etwas aus“, sagte er.
Er nahm ein Hölzchen, kratzte das Mark heraus und bohrte drei Löcher hinein. Mit dieser Flöte spielte er für sie eine zauberhafte Melodie.
Die kleine Hexe lauschte den wundersamen Tönen und schloss ihre Augen.
„Es tut so gut(Komma) einen Freund zu haben“, dachte sie bevor sie einschlief.

Als sie wieder erwachte, traute sie ihren Augen nicht.
„Was ist das?“, fragte sie.
„Wofür ist das Holzgestell über dem Wasser?“

„Ein Sprungbrett“, antwortete der kleine Zauberer stolz.
„Dort ist der See am tiefsten.“
Schon stand er auf, bespritzte sich kurz mit Wasser, nahm Anlauf und sprang. Es platschte und spritzte. Er hatte im Sprung die Beine fest an den Körper angezogen.

„Super! Echt bombig!“, rief die kleine Hexe begeistert. Vorsichtig wagte sie sich auf das schmale Sprungbrett.
„Ui, das federt ja. Wie toll! Super!“ Sie wippte zweimal und hüpfte zu ihm ins Wasser.
„Hast du das für mich gebaut?“, fragte sie.
„Für uns beide“, antwortete der kleine Zauberer verlegen.
Und ehe er sich versah(Komma) drückte ihm die kleine Hexe einen Kuss auf die Wange.
Dem kleinen Zauberer wurde ganz heiß, obwohl er ja im kühlen Wasser war.
„Jetzt hat sie mich verhext“, dachte er.
„Aber es ist ein wunderschönes Gefühl.“

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Wasserlinse

supi, dass es eine so schöne fortsetzung vom kleinen zauberer gibt. auch von der nymphe hätte ich gern mehr gelesen. na, vielleicht treffen die beiden ja noch mal auf sie. ich freue mich schon auf den nächsten teil.
ganz lieb grüßt
 

LeseWurm

Mitglied
Eine wohl gelungene Fortsetzung des Märchens.
Meinen Kindern hat auch dieses gut gefallen.
Sie saßen am Ende mit geröteten Wangen und leuchtenden Augen da.

Wann geht es weiter?
Ich freue mich schon darauf.
 



 
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