Zaubervers, Würmer der Ewigkeit (Sonettpaar)

Der Zaubervers

Allegro

Ein kleines Verslein nur, rasch hingeschmiert.
Das keimt, und blüht und baut sich stetig neu.
„Halt ein, du Zauberbesen! Ich bereu
den Götterfunken, der dich generiert“

Schon schwillt der Geist; poetisch imprägniert
gebiert er meiner Verse Melodei.
Diverse Blümlein sprießen durch das Heu
gezierter Reime (…hier noch unzensiert).

Wild wuchern Keime jetzt und immer dreister
schießt mir der Vers ins Kraut – rastloses Wesen
verruchter Geister: Besen, Besen, Besen!

Euch bannt sogleich der alte Meister:
..."Kühner Verse keckes Wesen –
...in die Ecke, freche Besen!“



Würmer der Ewigkeit

Andante

Die Würmer, Dichter, solltest du verehren.
Oh schone nicht, was sie dir scheu benagen!
Verwöhne sie mit Liedern, zart getragen,
wenn sie dein schönes Zerebrum verzehren.

Sing voller deine Verse! Nicht verwehren
darfst du Sonette einem Würmermagen:
Der soll dir Feuer aus dem Geiste schlagen,
noch heißere, noch fettere begehren.

So füttere, mein Freund, die Nimmersatten
mit deinem Hirn – sie werden stetig feister;
stirb früh dahin und schlendere als Schatten
ins Reich der schönen wurmbenagten Geister.

Erlöschen muss dein Lebenslicht.
Doch ewig strahlt es im Gedicht!

---

"Zaubervers" →Goethes "Der Zauberlehrling" nach Lukian von Samosata
"Götterfunken" →Schiller/Beethoven
"Feuer aus dem Geiste schlagen" →Beethoven
 



 
Oben Unten