ariane überall
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Durch die Büsche hindurch konnte er sie sehen: drei Köpfe. Einer blond, einer braun, der andere beinahe schwarz. Mehr oder weniger langes Haar, hier gelockt, dort glatt, mal mit Spangen, mal ohne... Sie bewegten sich – nickten, drehten sich hin und her. Zuzeiten tauchte ein Kopf nach unten ab, dann wieder auf. Die Sonne glänzte abwechselnd auf dem braunen und dem schwarzbraunen Haar, der Blondschopf erinnerte ein wenig an sonnengebleichtes Stroh.
Wissend, dass sie ihn nicht hören konnten, ging er weiter. Innerlich pries er den Regen der letzten Wochen der dafür gesorgt hatte, dass in diesem Frühsommer alles üppig spross. Eine grüne Explosion, die ihm willkommene Deckung verschaffte. Sein Blickfeld erweiterte sich: Schmale Schultern, dünne kindliche Arme waren zu sehen, hin und wieder eine rosige Wange, wenn ein Kopf sich drehte. Sie kehrten ihm weiterhin den Rücken zu, vermittelten den Eindruck emsiger Versunkenheit. Die drei schienen nichts wahrzunehmen außer den Gegenständen die sie in Händen drehten, verglichen, weglegten, wieder aufnahmen und erneut verglichen.
Aber was sie taten interessierte ihn nicht. Er verschwendete keinen Gedanken daran. Seine Erregung wuchs als er sich näher heran schob, vorsichtig pirschend – ein Jäger, der das Wild erspäht hat und nun auf den richtigen Moment zum Schuss lauert.
Er fühlte sich überrannt von Bildern die auf ihn einstürmten während er wartete: Wie es sein würde, zwischen sie zu treten, ihr Erschrecken zu genießen, wenn sie ihn sahen. IHN sahen. Aufgerissene Augen und Münder, spitze Schreie, der Ausdruck von Schock und Ekel auf Gesichtern, die eben noch ruhig und unberührt gewesen waren - ER würde sie berühren!
Er bemerkte sein zunehmendes Zittern, roch seinen eigenen säuerlichen Schweiß und fragte sich vage, ob sie ihn wohl ebenfalls riechen konnten. Aber er war noch zu weit entfernt, hörte nur hin und wieder ihr Murmeln oder ein einzelnes zusammenhangloses Wort, wenn eine der drei für einen Moment die Stimme erhob.
Vorsichtig, nur langsam, ermahnte er sich; riss sich zusammen, ballte die Fäuste um das Beben zu unterdrücken und setzte sachte einen Fuß vor den anderen. Das Blattwerk würde ihm weiter problemlos Schutz bieten bis er dicht an sie herangekommen war. Er durfte nur kein Geräusch verursachen – leise, nur leise… Erschrocken zuckte er zurück. Beinahe wäre er auf einen trockenen Ast getreten. Nur knapp hatte er die Bewegung noch stoppen können, als er die Rundung des Holzes unter seiner Sohle spürte. Sein Herz schlug bis zum Hals, Schweiß lief ihm von der Stirn herab und brannte in den Augen. Er wischte ihn mit dem Ärmel weg, vorsichtig bemüht, nur ja keinen Zweig zu streifen.
Es musste einfach klappen. Beinahe ein Monat war vergangen, seit seinem letzten Coup (so nannte er es, wenn alles zu seiner Zufriedenheit gelaufen und die Anspannung verflogen war; wenn ihn dieses ganz bestimmte, wohlige Gefühl erfüllte, das einige Zeit anhalten würde – wenn auch nicht für lange). Schon zweimal war er losgezogen. Aber trotz vielversprechender Gelegenheiten hatte er die Aktionen unverrichteter Dinge abbrechen müssen. Der Druck in ihm war in den letzten Tagen aufs beinahe unerträgliche angestiegen.
Nun fehlte nicht mehr viel und er war bei ihnen – ganz nahe.
Weil sie abgewandt saßen konnte er noch immer nicht verstehen, worüber sie sprachen. Aber er hörte ohnehin nicht zu, war gefangen von der sich verdichtenden Atmosphäre, hatte das Gefühl, die Luft um ihn herum könnte jeden Moment in Flammen aufgehen.
Eines der Mädchen hob plötzlich die Schultern, als würde sie ein Frösteln unterdrücken. Doch sie drehte sich nicht um.
Angesichts der Konzentration der drei, bereitete ihm die Vorstellung diese zu sprengen, machtvoll hineinzuplatzen, ein angenehmes Prickeln, das im Rückgrat begonnen hatte und ihn nun beinahe ganz erfüllte. Er leckte sich über die ausgetrockneten Lippen, atmete zitternd durch, vorsichtig, um kein Geräusch zu verursachen. Erst musste er noch ein wenig näher herankommen, nur noch ein wenig…
Und dann war es soweit. Alle seine Muskeln spannten sich. Nur mit Mühe konnte er die Finger bewegen um den mittleren Knopf des Mantels zu öffnen, den er trotz der Hitze trug. Steifbeinig trat er hinter dem Strauch hervor und räusperte sich, beide Hände tief in den Manteltaschen vergraben.
Die Mädchen hoben die Köpfe, wandten sich im zu, sahen ihn an. Der große Moment war gekommen.
"Seht nur her, meine Kleinen", krächzte er beinahe stimmlos und riss den Mantel auf, glühend in Erwartung dessen was nun kommen musste.
Und sie sahen ihn an – sahen IHN an. Schweigen. Erstarrung.
Der Moment, wo die drei Augenpaare - ein blaues, ein graugrünes und ein dunkelbraunes - sich überrascht geweitet hatten ging vorüber. Ein anderer Ausdruck trat in ihre Gesichter: eine Art fachkundiges Interesse breitete sich dort aus. Kleine Hände griffen unisono in Schachteln, bunte kleine Päckchen wurden herausgenommen. Eine durchdringend glockenhelle Stimme fragte "hat er 52 oder 54 mm im Umfang?" Eine andere, tiefere mit leicht südländischem Akzent sagte "diesen hier hab ich doppelt, es steht leider kein Maß drauf – könnten Sie ihn bitte mal probieren?" setzte sie in höflichem Ton hinzu.
Das Gefühl war unbeschreiblich. Einfach nicht zu fassen. Der Ausdruck 'eine Welt bricht zusammen' mochte es noch am ehesten treffen. Doch das dachte er nicht. Er konnte nicht denken. Der Exibitionist raffte seinen Mantel um sich und entfloh ohne ein Wort in das schützende Grün.
"Wie doof", lies sich eine dritte Stimme vernehmen. "Ich hab auch noch so viele wo die Größe nicht draufsteht und mein Bruder hat gesagt, er probiert sie nur noch an wenn ich ihm welche von denen abgebe, die im Dunkeln leuchten." Einen Moment lang blickten die Mädchen noch auf die Stelle im Gebüsch, wo zitternde Blätter vom eiligen Verschwinden des Mannes zeugten. Dann wandten sie sich wieder ihrer Sammlung zu.
Durch die Büsche hindurch konnte er sie sehen: drei Köpfe. Einer blond, einer braun, der andere beinahe schwarz. Mehr oder weniger langes Haar, hier gelockt, dort glatt, mal mit Spangen, mal ohne... Sie bewegten sich – nickten, drehten sich hin und her. Zuzeiten tauchte ein Kopf nach unten ab, dann wieder auf. Die Sonne glänzte abwechselnd auf dem braunen und dem schwarzbraunen Haar, der Blondschopf erinnerte ein wenig an sonnengebleichtes Stroh.
Wissend, dass sie ihn nicht hören konnten, ging er weiter. Innerlich pries er den Regen der letzten Wochen der dafür gesorgt hatte, dass in diesem Frühsommer alles üppig spross. Eine grüne Explosion, die ihm willkommene Deckung verschaffte. Sein Blickfeld erweiterte sich: Schmale Schultern, dünne kindliche Arme waren zu sehen, hin und wieder eine rosige Wange, wenn ein Kopf sich drehte. Sie kehrten ihm weiterhin den Rücken zu, vermittelten den Eindruck emsiger Versunkenheit. Die drei schienen nichts wahrzunehmen außer den Gegenständen die sie in Händen drehten, verglichen, weglegten, wieder aufnahmen und erneut verglichen.
Aber was sie taten interessierte ihn nicht. Er verschwendete keinen Gedanken daran. Seine Erregung wuchs als er sich näher heran schob, vorsichtig pirschend – ein Jäger, der das Wild erspäht hat und nun auf den richtigen Moment zum Schuss lauert.
Er fühlte sich überrannt von Bildern die auf ihn einstürmten während er wartete: Wie es sein würde, zwischen sie zu treten, ihr Erschrecken zu genießen, wenn sie ihn sahen. IHN sahen. Aufgerissene Augen und Münder, spitze Schreie, der Ausdruck von Schock und Ekel auf Gesichtern, die eben noch ruhig und unberührt gewesen waren - ER würde sie berühren!
Er bemerkte sein zunehmendes Zittern, roch seinen eigenen säuerlichen Schweiß und fragte sich vage, ob sie ihn wohl ebenfalls riechen konnten. Aber er war noch zu weit entfernt, hörte nur hin und wieder ihr Murmeln oder ein einzelnes zusammenhangloses Wort, wenn eine der drei für einen Moment die Stimme erhob.
Vorsichtig, nur langsam, ermahnte er sich; riss sich zusammen, ballte die Fäuste um das Beben zu unterdrücken und setzte sachte einen Fuß vor den anderen. Das Blattwerk würde ihm weiter problemlos Schutz bieten bis er dicht an sie herangekommen war. Er durfte nur kein Geräusch verursachen – leise, nur leise… Erschrocken zuckte er zurück. Beinahe wäre er auf einen trockenen Ast getreten. Nur knapp hatte er die Bewegung noch stoppen können, als er die Rundung des Holzes unter seiner Sohle spürte. Sein Herz schlug bis zum Hals, Schweiß lief ihm von der Stirn herab und brannte in den Augen. Er wischte ihn mit dem Ärmel weg, vorsichtig bemüht, nur ja keinen Zweig zu streifen.
Es musste einfach klappen. Beinahe ein Monat war vergangen, seit seinem letzten Coup (so nannte er es, wenn alles zu seiner Zufriedenheit gelaufen und die Anspannung verflogen war; wenn ihn dieses ganz bestimmte, wohlige Gefühl erfüllte, das einige Zeit anhalten würde – wenn auch nicht für lange). Schon zweimal war er losgezogen. Aber trotz vielversprechender Gelegenheiten hatte er die Aktionen unverrichteter Dinge abbrechen müssen. Der Druck in ihm war in den letzten Tagen aufs beinahe unerträgliche angestiegen.
Nun fehlte nicht mehr viel und er war bei ihnen – ganz nahe.
Weil sie abgewandt saßen konnte er noch immer nicht verstehen, worüber sie sprachen. Aber er hörte ohnehin nicht zu, war gefangen von der sich verdichtenden Atmosphäre, hatte das Gefühl, die Luft um ihn herum könnte jeden Moment in Flammen aufgehen.
Eines der Mädchen hob plötzlich die Schultern, als würde sie ein Frösteln unterdrücken. Doch sie drehte sich nicht um.
Angesichts der Konzentration der drei, bereitete ihm die Vorstellung diese zu sprengen, machtvoll hineinzuplatzen, ein angenehmes Prickeln, das im Rückgrat begonnen hatte und ihn nun beinahe ganz erfüllte. Er leckte sich über die ausgetrockneten Lippen, atmete zitternd durch, vorsichtig, um kein Geräusch zu verursachen. Erst musste er noch ein wenig näher herankommen, nur noch ein wenig…
Und dann war es soweit. Alle seine Muskeln spannten sich. Nur mit Mühe konnte er die Finger bewegen um den mittleren Knopf des Mantels zu öffnen, den er trotz der Hitze trug. Steifbeinig trat er hinter dem Strauch hervor und räusperte sich, beide Hände tief in den Manteltaschen vergraben.
Die Mädchen hoben die Köpfe, wandten sich im zu, sahen ihn an. Der große Moment war gekommen.
"Seht nur her, meine Kleinen", krächzte er beinahe stimmlos und riss den Mantel auf, glühend in Erwartung dessen was nun kommen musste.
Und sie sahen ihn an – sahen IHN an. Schweigen. Erstarrung.
Der Moment, wo die drei Augenpaare - ein blaues, ein graugrünes und ein dunkelbraunes - sich überrascht geweitet hatten ging vorüber. Ein anderer Ausdruck trat in ihre Gesichter: eine Art fachkundiges Interesse breitete sich dort aus. Kleine Hände griffen unisono in Schachteln, bunte kleine Päckchen wurden herausgenommen. Eine durchdringend glockenhelle Stimme fragte "hat er 52 oder 54 mm im Umfang?" Eine andere, tiefere mit leicht südländischem Akzent sagte "diesen hier hab ich doppelt, es steht leider kein Maß drauf – könnten Sie ihn bitte mal probieren?" setzte sie in höflichem Ton hinzu.
Das Gefühl war unbeschreiblich. Einfach nicht zu fassen. Der Ausdruck 'eine Welt bricht zusammen' mochte es noch am ehesten treffen. Doch das dachte er nicht. Er konnte nicht denken. Der Exibitionist raffte seinen Mantel um sich und entfloh ohne ein Wort in das schützende Grün.
"Wie doof", lies sich eine dritte Stimme vernehmen. "Ich hab auch noch so viele wo die Größe nicht draufsteht und mein Bruder hat gesagt, er probiert sie nur noch an wenn ich ihm welche von denen abgebe, die im Dunkeln leuchten." Einen Moment lang blickten die Mädchen noch auf die Stelle im Gebüsch, wo zitternde Blätter vom eiligen Verschwinden des Mannes zeugten. Dann wandten sie sich wieder ihrer Sammlung zu.