Zeit im Winkl

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Es ist in der Tat nur ein kleines Stück, James. Die kurze Manifestation des Zwischenraumes bietet keine Zeit zum Verträumen. Es ist, als hätte man wie in Trance die Wirklichkeit nur gestreift und die Unenendluchkeit ist danach wieder schnöder Alltag.

Die Frage ist doch, was macht also den kleinen Zwischenraum überhaupt erstrebenswert?
Er ist doch nicht mehr als ein Aufzucken von banaler Realität, bevor wir wieder im Gleichklang der Unendlichkeit verschwinden, aus der wir ja auch gekommen sind.

Und jetzt noch zum Winkl.
Wer von Kufstein aus kommt, fährt (Ich auf der alten K 100) in den "deutschen Zipfel" rein. Urplötzlich taucht das gelbe Schild "Reit im Winkl" auf, es folgen 20 Sportgeschäfte und Cafés, ein paar hundert Bratwurst fressende Rucksäcke und Zack ist man wieder im unendlichen Österreich.
:D:D:D

Mir fällt gerade Blaise Pascal ein -
Infiniment éloigné de comprendre les extrêmes, la fin des choses et leur principe sont pour lui invinciblement cachés dans un secret impénétrable, également incapable de voir le néant d'où il est tiré, et l'infini où il est englouti."
Oder einfach gesagt... das Leben ist kurz aber es geht vorbei.
Gruß vom Beisl
 
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James Blond

Mitglied
Danke für das schöne Zitat!

Aber auch das Glück im Winkl ist nicht das, was man sich davon versprochen hatte. Befreit von den Arbeitspflichten des Berufslebens vertreibt man sich in Zwischenräumen die noch verbliebene Zeit und sucht sich sein kleines Glück vor der heraufziehenden Unendlichkeit zusammen. Und doch ist es nur ein Warten.

Grüße
JB
 
G

Gelöschtes Mitglied 23673

Gast
Soweit so gut.
Hübsche Idee.
Kann ich gut nachvollziehen.


Aber warum Winkl?
Also ohne e.
Ohne das Wort Winkl in der Überschrift mit ohne das e ist dein Gedicht banal.
Was mich an deinem Gedicht interessiert, ist das Wort Winkl.

Du hast dir etwas dabei gedacht: erklär es mir.




btw wünschst du dir Unendlichkeit nach dem Tod, oder fürchtest du sie,
oder ist sie für dich einfach nur gegeben?

was dann noch zu hinterfragen wäre
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

James Blond

Mitglied
Aber warum Winkl?
Dieses Wort soll auf zweierlei hinweisen. Als 'Glück im Wink(e)l' verbindet es auch den Kurort 'Reit im Winkl' zu einem hybriden Topos der Ab- (und Aus-)geschiedenheit des Rentnerlebens.

btw wünschst du dir Unendlichkeit nach dem Tod, oder fürchtest du sie,
oder ist sie für dich einfach nur gegeben?
Tja, (postmortale] Unendlichkeit als Verheißung oder Bedrohung? Gute Frage. :)

Das Gedicht jedenfalls hütet sich, darauf eine Antwort zu geben, es bleibt bei seinen Feststellungen.

Grüße
JB
 
G

Gelöschtes Mitglied 23673

Gast
Reit im Winkl ist ein mondäner Skisportort.
Den würde ich jetzt nicht unbedingt mit philosophischen Betrachtungen über Unendlichkeit aus der Sicht eines Rentners assoziieren.

Was ist denn dein persönlicher Bezug zu diesem Ort?
Fährst du gerne Ski?

Das würde mich interessieren, aber dafür ist dein Gedicht zu kurz
 

James Blond

Mitglied
Nein, ich selbst habe mit 'Reit im Winkl' eigentlich nichts am Hut. Für die Titelwahl war mir die Einbeziehung des Winkels sowie die Ausgliederung des Ortes aus beruflichen Produktionssphären ausschlaggebend. Meine Oma fuhr im Sommer regelmäßig dort hin und so stand für mich der Kurort, nicht der Wintersportort im Vordergrund. Einen anderen persönlichen Bezug habe ich nicht. :)

Ich würde den Titel nicht zu stark gewichten. Es geht hier eher um eine philosophische Sicht in das Rentnerleben hinein, anstatt aus ihm heraus.

Grüße
JB
 
G

Gelöschtes Mitglied 23673

Gast
Das ist das Problem mit dir: du kannst immer alles begründen, aber nie hast du einen persönlichen Bezug zu deinen Gedichten
 

James Blond

Mitglied
Und warum sollte das ein Problem sein? :cool:
Außerdem:
Ich habe doch gerade meinen persönlichen Bezug beschrieben. Und das Gedicht verfasst, als ich noch nicht in Rente war ...

Grüße
JB
 
G

Gelöschtes Mitglied 23673

Gast
Dein persönlicher Bezug war deine Oma.

Und du hast dieses Gedicht verfaßt, als du noch nicht in Rente warst?
Warum?

Was hat das für eine Bedeutung?
War dir etwa schon damals, als du noch in der Mitte deines Lebens gestanden hast, bewußt,
daß du dir später Gedanken über kleines Glück und Unendlichkeit machen wirst müssen?
 

James Blond

Mitglied
Nun, mein persönlicher Bezug war nicht nur die Oma, sondern der Ausblick auf das Rentnerleben, so wie ich es aus vielen Beobachtungen kannte. Ich habe versucht, die Essenz meiner Betrachtungen in dieses kurze Gedicht zu pressen. Wenn das Gedicht nicht dazu taugt, diesen Gehalt zu kommunizieren, dann ist es mir wohl nicht gelungen.
 
G

Gelöschtes Mitglied 23673

Gast
Nun, mein persönlicher Bezug war nicht nur die Oma, sondern der Ausblick auf das Rentnerleben, so wie ich es aus vielen Beobachtungen kannte. Ich habe versucht, die Essenz meiner Betrachtungen in dieses kurze Gedicht zu pressen. Wenn das Gedicht nicht dazu taugt, diesen Gehalt zu kommunizieren, dann ist es mir wohl nicht gelungen.

Ich, und viel andere Menschen auch, haben bei deinem Gedicht viel über Glück und Unendlichkeit nachgedacht.
Also kann es ja nicht nicht gelungen sein
 

James Blond

Mitglied
Na ja, viel nachgedacht ist zwar schön und gut, aber hier war der Begriff ja auch etwas böse & ironisch schillernd gemeint, so wie der ganze Text eher den scheiternden Genuss letzter Lebensreste als ihr glückserfülltes, besinnliches Auskosten umschreibt. Ironie ist manchmal nur schwer zu vermitteln.
 



 
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