Zeitreise

John Wein

Mitglied
onivido

Es sei nützlich so eine These Schopenhauers, dass der Mensch im Alter die Strebungen des Willens weitgehend hinter sich und die Vorstellung ganz und gar dominant werden lassen kann. „Man muss nur hübsch alt werden, da gibt sich alles“.

Hola John,
Gerade bin ich auf deine Nachricht gestoßen. Besser spaet als nie. Vielen Dank, dass du dir die Muehe gemacht hast, mir meine Fehler aufzuzeigen. Wie ich sehe habe ich ein paar Mal einfach den spanischen Satzbau uebernommen z.B. "fragt es Gott" " Dios la pregunta " also "Gott sie fragt" statt "fragt Gott sie

Ein " ß " gibt es auf meiner Tatatur nicht. Umlaute gibt es auch keine. Ich schreibe sie fuer Kleinbuchstaben mit "alt xyz". Fuer grosse Buchstaben habe ich die Zahlenkombination noch nicht gefunden.

Danke fuer die Muehe und einen guten Morgen aus Caracas.
Gruß Robert*

Lieber Robert,
Grüße zurück aus dem Rheinland. Ich hab’s mir schon gedacht, dass du in einem anderen Sprachraum lebst, Spanien oder Süd/Mittelamerika. Ich finde das spannend! Beim ß (sz) war mir eigentlich schon klar, dass deine Tastatur das Problem ist. Aber es soll deine Schreib- und wird unsere Lesefreude nicht schmälern.

Mit besten Wünschen, hasta luego,
John

Hola John,
Danke für deine Wünsche. Spanisch ist meine Umgangssprache. Ich lebe in Venezuela. Nächstes Mal schreibe ich dir was über Spanien und meine Sprachkentnisse.” Interessantes Thema, bin gespannt.

Machs gut, ich bin froh, dass wir uns im Alter endlich doch noch "getroffen" haben.
Ja, die Leselupe ist doch manchmal noch zu was gut.
Servus, wie man frueher in Bayern sagte.
Robert

Lieber Robert,
Es ist mir eine Freude, dich über das große Wasser hinweg begrüßen zu dürfen. Ist es nicht erstaunlich, welche Wirkung die Leselupe entfaltet, dass sie nicht nur hier und in Europa, sondern auch weltweit Menschen deutscher Zunge verbindet!? Ich kann mich vor dir und deinen Deutschkenntnissen nur verneigen, ich könnte es dir im Spanischen leider überhaupt nicht nachmachen. Ich bin bestrebt es noch nachdrücklicher zu verbessern, denn ich liebe die Sprache und Kultur und natürlich auch die Menschen.

Du lebst also in Caracas, eine sehr große Stadt und wenn ich hier die spärlichen Nachrichten über Venezuela verfolge und Bilder sehe, wohl mit großen, wirtschaftlichen Problemen. Ich wünsche dir das Allerbeste und Zuversicht für die Zukunft.

Ich bin z.Z. außer Gefecht bei schwerer Ischialgie und kann kaum laufen und stehen. Es ist ein Kreuz mit dem selbigen. CT zeigt Verschleiß und Wirbelgleiten. Ich hatte sehr starke Schmerzen bis in die linke Wade und schmeiße jede Menge Medikamente ein. Der Neurochirurg hat mir diese Wo eine Umspritzung am Wirbel gemacht mit bis jetzt mäßigem Erfolg, vielleicht braucht es auch nur Zeit.

Nur im Sitzen habe ich eine Schmerz Entlastung, deshalb schreibe ich ein bisschen hier und da an meinen Camino Geschichten und anderen.
Hasta la proxima!
John

Hola John,
Es freut mich, eine Nachricht von dir bekommen zu haben. Ich begleite dich immer auf dem Pilgerweg und bin neidisch. Ich kann ueberhaupt nicht mehr weiter als 50m gehen. Ja, es ist ein Kreuz mit dem Kreuz und ausserdem mit den Knien. Ich weiss also, wie du dich fuehlst.

Warum ich versuche Geschichten zu schreiben, ist mir unklar. Ich rede mir ein, dass ich es mache, um Deutsch nicht ganz zu vergessen. Natuerlich fuehle ich mich unter den Literaten wie ein Fisch in einem Sandkasten, aber es gibt mir Einblick in die Gedanken und Gefuehlswelt der Schreiber und das finde ich interessant. Zum anderen zeigt es mir auch, wie fremd sie mir ist.

Ich wuensche dir gute Besserung y que pronto puedas disfrutar de un peregrinaje otra vez.

Saludos de Caracas , antiguamente la sucursal del cielo
Robert
PS. Noch was, versuche dein Spanisch nicht zu vergessen!


Lieber Robert,
Herzlichen Dank für deine guten Wünsche.

Das Schreiben macht mir viel Spaß, es ist Passion und Quelle der Inspiration, die ich erst im Ruhestand entdeckt habe. Ich habe nicht nur in der LL die Tagebücher verfasst, sondern auch andere Geschichten in anderen Foren geschrieben. Aber die LL ist doch sehr viel umfangreicher und vielschichtiger, für mich neben der Freude am Wort, auch ein bisschen die Möglichkeit, anderen Lesern meine Gedanken zu vermitteln.

Hier in Europa ist es nun Abend, während du vielleicht gerade das Frühstück zu dir nimmst. Ist es nicht ungewöhnlich und spannend, hier einen Bogen zu schlagen und über die Brücke der Sprache eine unsichtbare aber sympathische Verbindung zu spüren?

Ich grüße dich, wir schreiben und lesen!
John

Hola John,
Jetzt sitze ich den groessten Teil des Tages vor meinem PC und arbeite remote. Ich bin Teilhaber einer sehr kleines Betriebs von Telecomunicaciones, der immer kleiner wird. Es gaebe auch hier noch tolle Geschaeftsmoeglichkeiten, aber man braucht Kapital.

Ich lese auch "Die Welt" und wundere mich. Im Internet sehe ich oft auch andere Beitraege und wundere mich noch mehr. Vor einiger Zeit las ich etwas ueber den ersten Schultag. Mein Gott, was fuer ein Getue. Welches Outfit für die Einschulung? Was ziehen die Eltern, die Kinder und die Gäste an? Das fragen sich allen Ernstes Leute im Internet.

An meinen ersten Schultag kann ich mich nicht mehr entsinnen, ich habe dieses negative Ereignis aus meinem Gedächtnis verbannt. An mein erstes Schuljahr erinnere ich mich aber durchaus. Kriegsende. Die Familie war von der Evakuierung, vom Land in die Stadt, zurückgekehrt. Wir wohnten in München, am Perlacher Forst, Endstation der Linie 7. Ueber eine von Bombenkratern durchlöcherte Wiese ging es auf einem Trampelpfad zu den Wohnblocks, einem Slum. Einer der Blocks war noch nicht ganz fertig gebaut aber schon teilweise zerbombt. Unser Lieblingsspielplatz. Die Schule war am Martinsplatz. Vier Strassenbahnstationen musste man bewältigen. Bewältigen, weil die Wagons so voll waren, dass wir kleine Kinder zwischen die Fahrgäste geklemmt keine Luft bekamen. Ausserdem war Aussteigen unmöglich. Deshalb fuhren wir auf dem Puffer des letzten Wagons an den armdicken Bremsenpressluftschlauch geklammert. Das war das einzige Vergnügen, das mir die Schule bereitete. Zwei Jahre spaeter zogen wir nach Nymphenburg, ein Viertel der guten Bürger.

Ich besuchte eine damals sogenannte Oberrealschule. Meinen Eltern zuliebe tat ich mein Bestes, um meine Abneigung gegen das Lernen zu unterdrücken und einigermassen vernünftige Noten zu ergattern. Jedoch war mir das in einigen Fächern schlicht unmöglich. Kunsterziehung und Musik, für was ist das gut, rätselte ich. Deutsch eine Qual. Geographie, im Zwist mit dem Lehrer, da ich Europa nicht als Kontinent anerkennen wollte. Auch war mein Interesse nie von seinen Ausführungen über Landschaften und Städte geweckt. Ich paddelte in Gedanken den Rio Negro in Brasilen hinunter, als er über Rothenburg ob der Tauber sprach. Geschichte interssierte mich nur bis zu Karl dem Grossen. Ich hasste ihn, weil er die freien Bauern zum Frondienst für seine Söldner zwang, die man später Adelige nannte.

Mein Trost waren Mathematik, Physik und Chemie, Englisch und Latein. Ich fand diese Fächer nützlich, unabhängig von dem Befinden der Lehrer und bezwang meine Lernfaulheit.

Im Englischunterricht lernten wir ganze Lesestücke auswendig. Jahre später lernte ich aus eigenem Antrieb Passagen von “Tortilla Flat” von John Steinbeck auswendig, weil ich diese Methode des Lernens als erfolgreich erkannt hatte. Unser Lateinlehrer hatte eine poetische Ader. Zur Strafe für schlechte Leistungen mussten wir seine Reime 100-mal schreiben. “Auch arbor, arboris der Baum ist feminin, man glaubt es kaum.” Er war unser Lieblingslehrer, nicht wegen seiner Verse, sondern wegen seines Humors und seiner Hilfsbereitschaft.

Ich habe die Schule ohne gesundheitliche Schäden überstanden, wenigstens glaube ich das.”
Jetzt sitze ich allein in einem Haus das fuer fuenf Bewohner bequem waere. Die Kinder sind ausgewandert und nahmen ihre Mutter gleich mit. Aus dem Fenster sehe ich die Cordillera, die Caracas vom Meer trennt, keine 2km entfernt. Frueher war ich dort jedes Wochenende ein paar Stunden unterwegs, wenn wir nicht am Strand waren.

So jetzt woasst as (zu Deutsch: "so jetzt weisst du es". Bitte, bemerke dass Bayrisch nicht so viele Worte braucht).
Es ist jetzt 2:46, Zeit wieder nach der Arbeit zu sehen. Lass es dir gut gehen,
Robert

Tach mein Lieber,
Es freut mich, von dir gehört zu haben! Du hast mir sehr viel aus deinem Leben erzählt und nun kenne ich dich ein bisschen genauer.

München war für mich die Stadt, in der meine berufliche Laufbahn begann, 1968 draußen in Riem. Dort am ehemaligen Flughafen, war in den Jahren unsere Akademie, heute ist da die Messe zu Hause. Ich wollte eigentlich beruflich in München bleiben, aber ich war noch ledig und da hat mich die Zentrale nach der Ausbildung nach Hamburg geschickt. Dort habe ich mit 26 meine erste Zulassung auf dem Kontrollturm des Flughafens gemacht. Später, nach einer beruflichen und abenteuerlichen, Odyssee quer über die Flughäfen der Republik, bin ich letztendlich in Düsseldorf gelandet.

Ursprünglich komme ich aus einem kleinen Dorf im Hessischen, wo hinter den sieben Bergen meine Eltern nach dem Krieg bei der Oma untergeschlüpft sind. Mein Vater war Pilot und als die Bundesdeutsche Luftwaffe wieder aufgebaut wurde, sind wir nach Oldenburg gezogen. Der dörflichen Enge entflogen wurde ich zum Stadtkind in der Wohnsiedlung. Das Leben war damals noch sehr übersichtlich, unkompliziert, vielleicht auch noch ein bisschen verklemmt, noch nicht so gesellschaftlich kompliziert verdrahtet wie heute.

Die Schulbildung haben die 68ger mit ihrer Agenda durchdrungen, Anforderungen sind zum Minimum geschrumpft dafür fliegen die Noten in den Himmel. Da muss man sich nicht wundern, wenn später viele sich in Leben und Beruf überfordert fühlen und leichtgläubig dem Zeitgeist mit seinen schnelllebigen Versatzstücken hinterherlaufen.

Liebe Grüße aus einem sonnigen Herbstland.
John

Hola John,
muy buenos tardes , fuer dich ja schon wieder buenas noches.

Ich wollte Pilot werden, aber Gott hat das verhindert. Jetzt muss ich sagen Gott sei Dank, dass ich nicht zu einem fliegenden Busfahrer geworden bin. Aber als Junge war das mein Traum. Damals wurden die bei der Bundeswehr absolvierten Flugstunden noch von Lufthansa anerkannt. Deshalb wollte ich zur Luftwaffe (sagt man so, oder ist das anruechig) freiwillig. Ich kann mich noch gut an die aerztliche Untersuchung erinnern. Der Arzt liess mich 10 Kniebeugen machen. Waehrend ich das tat, machte er irgendwelchen Papierkram und sah nicht auf mich. Dann kam er mit seinem Stereoskop, um meine Herztaetigkeit zu untersuchen. Anscheinend ueberzeugte ihn das Resultat nicht. Er liess mich nochmals 10 Kniebeugen machen. Dieses Mal sah er zu. Dann legte er mir das Stereoskop wieder auf die Brust. Mir war klar, dass die 10 Kniebeugen nicht den geringsten Einfluss auf meine Herztaetigkeit ausuebten. Zu jener Zeit machte ich sofort nach dem Aufstehen 100 Kniebeugen und 30 Liegestuetze.

Ich war nicht tauglich zum Pilot ausgebildet zu werden, nicht wegen mangelnder Sehkraft, noch wegen sonstiger Maengel in meinem Metabolismus, sondern weil ich Plattfuesse habe. Ich wusste nicht, was Plattfuesse mit der Eignung zum Piloten zu tun haben und beschloss deshalb, dass die Bundeswehr trotz Wehrpflicht mich nie in ihren Reihen haben wuerde. Ich verhinderte das, indem ich ein Gesuch einreichte meinen Wehrdienst nach Beendigung meines Studiums leisten zu duerfen. Das wurde genehmigt. Ich musste jedes Semester eine Bestaetigung meines Studentenstatus einreichen.

Eine Woche nach Beendigung meines Studiums nahm ich einen Zug nach London. Natuerlich ist mir inzwischen ein Licht aufgegangen. Ich denke es gab einfach zu viele Anwaerter, die auf eine Ausbildung zum Piloten hofften und man brauchte irgendein Kriterium, um abzulehnen und da kamen die Plattfuesse gerade recht.

In der Leselupe bin ich eigentlich fehl am Platz. Seit gut einem halben Jahrhundert habe ich kein deutsches Buch mehr gelesen, was meine Ausdrucksweise natuerlich beeinflusst. Wenn ich etwas schreibe nehme ich ein Spanisch-Deutsch Woerterbuch zu Hilfe und suche dann Synonyme im Internet. Ueberdies verstehe ich die meisten Geschichten nicht. Ich kenne naturlich die Bedeutung der Woerter, aber der Sinn der Geschichten bleibt mir unverstaendlich oder zumindest befremdlich, oder uninteressant. Sogar ich erkenne, dass sie sehr gut geschrieben sind, aber ihr Inhalt geht an mir vorbei. Ich muss gestehen ich bin nicht tiefsinnig. Warum ich dennoch in die Leselupe reinschaue? Weil es mir manchmal am Abend oder am Wochenende langweilig wird und weil immer wieder manche Beitraege auch mich ansprechen. Ich hoffe, dass dieses Bekenntnis meines Banausentums dir nicht allzu sehr aufstoesst.

Jetzt bleibt mir nur noch dir ein schoenes Wochenende zu wuenschen. Ich hoffe bald mal wieder von dir zu hoeren (meine natuerlich zu lesen)
Ciao///Robert

Hola, mein Lieber
Du bist nicht fehl am Platz hier bei der LL. Es darf jeder mitmachen und muss sich nicht dafür rechtfertigen und gelesen werden wollen die anderen Autoren ja auch. Ich bin seit 2013 dabei. Vorher hatte ich in OPINIO, das war eine Schreibportal der Rheinischen Post, veröffentlicht. Als das wegen finanzieller Mittel geschlossen wurde (sie hatten sogar 2 Jungjournalisten die redaktionell zuständig waren). Schade, da die meisten Schreiber in der Nähe lebten, kannten wir uns auch persönlich durch verschiedene Autorentreffs.

So, ich mach Schluss, denn ich will noch an meinen spanischen Noticias weiterschreiben. Ich habe ja unter Kurzgeschichten auch andere Beiträge, nicht dass man meint ich sei nur der Jakobswegpilger-Schrifter.
Mach‘s gut und schönes WE
John

Hola John,
„Manchmal wundere ich mich, wie mein Leben verlaufen waere, wenn ich bei der Luftwaffe angenommen worden waere. Ich finde deine Karriere interessant und supergut und den jungen “Maennern” von heute zum Nachahmen empfohlen. Die studieren aber lieber “Genderwissenschaft” und Soziologie und arbeiten dann (wenn ueberhaupt) an der Kasse eines Supermarkts, oder als Taxifahrer. Manche werden dann auch “Migrationsforscher”, oder “Genderwissenschaftler” und leben von irgendeinem obskuren Fond, der von der arbeitenden Bevoelkerung finanziert wird.“

Meine “Fahnenflucht” hatte zur Folge, dass in den folgenden 2 Monaten immer wieder Polizei bei meinen Eltern auftauchte, um mich zu zwangsrekrutieren. Meine Eltern schaemten sich sehr, weil natuerlich die Nachbarn die Streifenwagen sahen und ueber den Besuch bei ihnen verschiedene Geruechte erfunden wurden. Ich kam in London fast ohne Geld an und musste dringend sofort Arbeit finden. Damals hatte ich als Deutscher keine Arbeitsberechtigung in England und konnte nicht daran denken eine Anstellung als Ingenieur zu ergattern. In London boomten die Bauarbeiten und ich wusste, dass die Bauherren sich nichts um Arbeitsgenehmigungen scherten. Deshalb wollte ich versuchen auf diesem Gebiet irgendetwas zum Ueberleben zu finden, das mich so lange ueber Wasser halten konnte, bis die Polizeibesuche bei meinen Eltern abgeflaut waeren. Aber dazu kam es nicht. Ich ass in einem Restaurante direkt gegenueber des Ausgangs des Bahnhofs von Kings Cross (Jetzt schaue ich mir das im Internet an und sehe keine Aehnlichkeit mit dem damaligen Aussehen) und hoerte ein Gespraech einer Frau mit dem Kellner. Sie sprachen italienisch, der Kellner mit unueberhoerbaren Akzent aus Genua. Ich versuchte mein Glueck.

”Du bist aus Genua?” fragte ich.
Der Mann fragte erstaunt: “Und du?”
“Ich bin aus Blumau im Alto Adige.” (Suedtirol)
“Ah, du bist einer von denen, die keine Italiener sein wollen.”
“Jetzt will ich einer sein. Ich suche Arbeit.”

Die bekam ich und auch ein Zimmer im ersten Stock ueber dem Restaurant, das ich mit einem jungen Sizilianer teilte.

So jetzt reichts wieder mit meinen Erinnerungen. Ich denke du merkst schon mit welchem Typen du es bei mir zu tun hast.
Chiao, Robert

Lieber Freund,
Ich grüße dich heute mal aus den Niederlanden. Unsere Kinder sind ausgeflogen und wir hüten in diesen 2 Wochen Haus und Garten. Es ist ein bisschen wie Urlaub für mich. Ich bin jeden Tag mit dem Rennrad unterwegs, hier ist es so schön flach, da kann ich viel in den großen Gängen fahren. In Gelderland ist mein Gegner nur der Wind. Das Waalufer ist mir gewissermaßen auch Waalheimat.
John

Hola John
So, so in den Niederlanden treibst du dich rum, um auf das Haus deiner Tochter aufzupassen.

„Mein Soehnchen aus Miami ist hier und es kommen viele seiner Freunde zu Besuch. Habe schon lange nicht mehr so viel Froehlichkeit im Haus gehabt. Er wollte nur einen Monat bleiben, sitzt aber jetzt hier fest, weil sein venezolanischer Pass immer noch nicht ausgestellt ist. Ich bin nicht traurig darueber.“
Sonst gibt es nicht viel zu erzaehlen. Es scheint, dass die Regenzeiteinen Monat zu frueh angefangen hat. Alles grau.
Robert

Hola Robert,
Danke für den Link über den Bericht zu Covid 19. Ich habe dem Prof. Bhakdi, Dr. Wodag und anderen Medizinern von der ersten Sekunde an vertraut. Ihre Vorträge und Erklärungen waren für mich die Quelle, die mir das Wissen abseits der offiziellen Verlautbarungen, anschaulich nachvollziehbar, erklären konnten. Ich fühle mich jetzt, im Nachhinein in meiner Haltung zu dieser Krankheit bestärkt. Politisch ist alles das eingetreten, wofür die beiden u.a. gewarnt hatten. Man hatte sogar im Parlament und hier klingelten bei mir die Alarmglocken, ein „Ermächtigungsgesetz“ eingebracht. Ich fühlte mich verpflichtet, bei den großen Demonstrationen in Köln und Düsseldorf einfach mitzugehen. Unsere Demokratie hat großen Schaden genommen und die Gesellschaft gespalten hinterlassen. Hoffentlich wird das einmal ordentlich aufgearbeitet. Ich bin skeptisch.
Ich grüße dich und wünsche dir frohe Pfingsttage.
John

Hola John,
Danke für die Gruesse. Venezuela ist ein katholisches Land, aber Pfingsten wird nicht besonders gefeiert. Deshalb hat uns der Heilige Geist verlassen. Bin krank, melde mich wieder.
Grüße

Hola,
Ach du lieber Gott, Robert. Was ist mit dir? Hattest du einen Unfall? Bist du verletzt? Dein Bein sieht ja schrecklich aus! Was ist mit der Schlange auf dem Foto? Melde dich!
Gute Besserung, John

Oh John,
Ich liege auf dem Bett und anstatt die mir vorgeschriebenen Verrenkungen zu machen, lese ich Zeitung und wundere mich über die Dummheit der Schreiberlinge. Ich schreibe dir, wenn ich mein Lager verlassen habe.
Mach‘s gut, Robert

Auf meine weiteren Nachfragen folgten nur dann und wann einige Links auf What’s App.

Dienstag, 06. Februar 2024

Hallo John,
Ich bin Roberts Sohn Oskar*. Vater ist gestern an einem Infarkt gestorben. Es tut mir Leid, die Nachricht so uebergeben zu muessen, ich weiß nicht anders.

*alle Namen geändert
 
Vorab schon mal danke, John, für dieses Veröffentlichen. Zum gründlichen Durchlesen komme ich dann Ende der Woche. Die biographischen Details interessieren mich sehr.

Am Verstorbenen schätzte ich gerade sein offenes, freundliches und dabei zugleich bescheiden wirkendes Auftreten uns gegenüber. Ich habe ihn schon in der ganzen zweiten Jahreshälfte 2024 hier vermisst. Nur gegen Ende des Jahres hat er noch einmal etwas kurz kommentiert. Leider war es für uns das letzte Lebenszeichen von ihm.

Nachdenklich und etwas traurig
Arno Abendschön
 

petrasmiles

Mitglied
Lieber John,

danke dafür, dass Du Deine Korrespondenz geöffnet und uns so ein Andenken an den von mir sehr geschätzten onivido ermöglicht hast.

Es ist immer traurig, wenn jemand gegangen ist, aber so ist das wenigstens nicht so anonym geschehen.
Auch im Internet möchte man gedenken können - ich zumindest - und noch einmal Kommentare erinnern, vielleicht Texte lesen, und auf individuelle Weise Abschied nehmen.

Danke nochmals!

Liebe Grüße
Petra
 



 
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