So steht zu lesen in einem Beitrag der Berliner Zeitung, der auf einer Untersuchung von Ernst Pöppel basiert."Bei drei Vierteln aller Gedichte besteht eine Verszeile aus zehn bis vierzehn Silben - gesprochen dauert das zwei oder drei Sekunden."
Grund für dies erstaunliche Ergebnis ist eine Taktung unseres Gehirns, wie auch in obigem Beitrag nachzulesen ist:
Dieses neurophysiologische Untersuchungsergebnis hat Einfluß auf die Lyrik:Doch was empfinden wir als "Gegenwart" - wie lange dauert ein mit Sinn erfüllter Augenblick? Pöppel zufolge sind es zwei bis drei Sekunden.
Dies erklärt auch, dass sich viele Gedichte besser erschliessen, wenn man sie laut liest. Oft wird ein scheinbar schwieriges Gedicht dadurch viel verständlicher, weil man sich beim Vorlesen auf die Taktung intuitiv einlässt, die auch den Dichter beim Schreiben geleitet haben mag.Offenbar, so Pöppel, benutzten Dichter unbewusst einen festgelegten Rhythmus, um sich auszudrücken."Auch beim ,normalen Sprechen macht der Redende alle zwei bis drei Sekunden eine Pause, um die darauf folgenden Worte zu wählen", sagt der Forscher. Da das Gegenüber im gleichen Rhythmus zuhöre, seien zwei Menschen, die miteinander sprechen, im Normalfall perfekt aufeinander abgestimmt.
Das wirft eine interessante Frage auf:
In welchem Zusammenhang steht der Zeilenumbruch zu dieser Taktung?
Beim lauten Lesen gibt es eine Art Kontrapunkt zwischen den Zeilenumbrüchen und der zeitlichen Taktung: Die Zeilenumbrüche entfalten in Zusammenhang mit der Taktung eine neue Qualität.