Zelluloid

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Arcos

Mitglied
das Leben wollte mich
immer wieder beschenken
doch ich habe es nicht erkannt

vieles war für mich
wie eine Last
etwas
das ich schnell überwinden wollte
und ich öffnete nicht
das Geschenkpapier
übersah den Kern
das Leuchten im Inneren

heute reihen sich die Momente
wie schwarze Perlen
und formen meine Erinnerungen
ich zähle sie in der Stille
es ist das Ticken der Zeit

jeder Augenblick wie eingebrannt
auf Zelluloid

ein Film
den ich mir immer wieder anschaue

ein Film

der niemals enden wird
 

petrasmiles

Mitglied
Aus dieser Zeitschleife, lieber Önder, sollte man schnellstmöglich wieder rauskommen - das wünsche ich Deinem Protagonisten zumindest.
Wie Dein Gedicht so trefflich darstellt, ist diese Reue eines der unproduktivsten Dinge, die man machen kann.
Das Leben ist ein Potpourri aus Versuchungen, Möglichkeiten, Gefahren und Irrwegen - wobei sich das meiste erst hinterher als solches offenbart. Dahinter eine Art statischen Plan anzunehmen, ist ein Freifahrtschein in die Depression.
Unser Leben entsteht beim Werden (oder Sein) und wenn die Zeit oder wir selbst noch nicht reif sind, dann kann man das ohne Bedauern akzeptieren.
Oder wie ein Optimist sagen würde: Das hat jetzt nicht funktioniert, damit etwas Besseres geschehen kann :)

Liebe Grüße
Petra
 

Nika

Mitglied
Dein Gedicht mit seiner Melancholie bewegt mich.
Und ja, für manches ist es zu spät. Manches Verpasste lässt sich, bei allem Optimismus, nicht mehr nachholen. Wenn ich die ersten Schritte meines Kindes nicht gesehen oder nicht bewundert habe, ist es dann vorbei. Ich kann es dann als großen Mensch in den Arm nehmen. Oder vielleicht auch nicht mehr, weil es sich nicht gesehen gefühlt hat ...
Wenn die eigenen Möglichkeiten schwinden und die Zukunft immer kleiner wird, sehen wir, dass die Zukunft, auf die wir zugesprescht sind, nicht das Ziel war ...
 

Arcos

Mitglied
Wir machen Fehler, sind unvollkommen.

Doch velleicht ist es gerade diese Unvollkommenheit, die unsere Erinnerungen so intensiv und lebendig macht.
Vielleicht bleibt uns nur, aus dem Verpassten das Wertvollste zu schöpfen:
Verständnis, Mitgefühl, und die Bereitschaft, im Jetzt wacher zu leben.

Vielen Dank Nika für deinen schönen Kommentar und die Sternschnuppen.
Habe mich sehr darüber gefreut.

Grüße
Önder
 



 
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