Zerstückelt und neu zusammengesetzt

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klaatu

Mitglied
Erfolg wird zerstückelt
und neu zusammengesetzt.
Wieder zerstückelt
und neu zusammengesetzt.
Und wiederholt,
wiederholt und wiederholt.
Zerstückelt, neu zusammengesetzt
und wiederholt.

Wieder und wieder.

Es macht BOOM.
Du kennst es:
Hundertfach ins Hirn gehämmert.
Dopamin durchfließt dich.
BOOM.

Copy-und-Paste-Roulette:
Du kennst, was dir gefällt.
(Hab mich lieb, du kennst mich doch!)
Nach spätestens fünf Sekunden
- sonst macht das Interesse BOOM.

Risiken mindern, Dynamik angleichen.
Zerstückeln und neu zusammensetzen.

Wiederholung gibt Sicherheit.
Wiederholung gibt Sicherheit
- in dieser kaum mehr
berechenbaren Welt.

Doch:
Jede Kopie ist weniger als das Original.
Nede Kopie ist weniger als das original.
Ned KoPie ist wenig als das origina.
Ne KPi ict wehig als dac origin.
N Kiic whig a dac oris.
N iic hit a dac ris.
Ni c hit a da is.
Nichit a d s.
Nichts.
 

ariel

Mitglied
Hallo klaatu,

der Text gefällt mir, gut gemacht - sowohl die Form der Abhandlung als auch die sich mir darstellende Quintessenz, zeugen von tiefgreifender Lebenserfahrung des Autors!

Viele Grüße
Ariel
 

klaatu

Mitglied
Hi Ariel,

so tiefgreifend waren diese Lebenserfahrungen nicht. Hier kommt nur jahrelanger Unmut über die Mechanismen der Unterhaltungsindustrie zum Ausdruck. Aber schön, dass der Text diesen Eindruck in dir erwecken konnte :D

LG
k
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Gut, sehr gut, aber der outfading-Schluß, die fortschreitende Kopie-Demenz, -
der (die, das) ist fabelhaft! sensationell!
Ich bin begeistert.
 

klaatu

Mitglied
@ Mondnein
Das freut mich, aber irgendwann und irgendwie hat das sicher auch schon mal jemand gemacht. Andererseits: Wenn es schon mal gemacht wurde, stärkt das die Chance, dass dieser Text als Gedicht angesehen wird! ;)

LG
k
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Was ich in der Tat mal gehört habe, klaatu,

war ein avantgardistisches Musikstück (dlf, an einem Samstag Abend), das konkret das durchgeführt hat, was Heinrich Böll in "Dr. Murkes gesammeltes Schweigen" den Rundfunkarchivar hat machen lassen: Die Pausen von Interwiews im Rundfunk aus den Bändern herauszuschneiden, sie zu sammeln und zu einem längeren "stück" aneinanderzukleben.
In diesem Musikstück waren Tonbänder mit ihrem bloßen Betriebsgeräusch bei der Aufnahme von Nichts kopiert, kopiert und nochmals kopiert worden, bis die Stille von leise schneidendem Gepfeife, einem unerträglich hohen weißen Rauschen und ichweißnichtmehrwasfürmilbenpiepspupstern und fliegenrüsselküssen durchmustert war. Könnte gut als Werbung für Kopfschmerzpillen funktionieren. Als Kunstwerk war es natürlich funktionslos.
Interessant war natürlich, wie die Kopie der Kopie der Kopie der Kopie der Kopie der Kopier ... ... usw. die Substanz von Tonband und Aufnahmeprozeß hörbar gemacht hat. Wie der Staub die Glasscheibe sichtbar macht.

grusz, hansz
 

klaatu

Mitglied
Das ist auch eine schöne Variante, quasi das genaue Gegenteil von meiner Version: Aus (fast) nichts wird durch endloses Kopieren etwas. Auch das ist möglich!

Neben dem Schreiben übrigens ein zweites Hobby von mir: Soundcollagen aus verschiedenen Samples und Aufnahmen zusammenzustellen.

LG
k
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Ja, Du hast bestimmt schon (hier in Lelukommentaren) gelesen, daß mein Leibundmagen-Musikwerk "Revolution Nr. 9" vom Weißen Beatles-Album ist. Eine polyphon-komplexe Klangcollage.
 

Lord Nelson

Mitglied
Der Anfang erinnerte mich an Blätterteig.

Ich war gespannt, was daraus wird, und siehe da, das zu Ende lesen hat sich gelohnt.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Sei vorsichtig, klaatu,

die Lyriker verschwinden aus der Lelu, siehe den Weggang von Walther und revilo, und Leute, die noch nie ein Gedicht hier veröffentlicht haben, kommen aus den Ritzen.

Ich verabschiede mich, machs gut,

tschüß
 

klaatu

Mitglied
@ Mondnein

Revolution Nr. 9 finde ich auch großartig! Überhaupt die Beatles... <3

Walther und revilo sind weg!? Warum? Da geht leider echt geballte Kompetenz verloren. Die Literaturforen sterben langsam aus... Und du verabschiedest dich jetzt auch noch?? Bitte nicht!

@ Lord Nelson

Wieso an Blätterteig?? :D

LG
k
 

Lord Nelson

Mitglied
Wieso an Blätterteig??
Naja ... zu Beginn wird ein Klotz Butter zwischen zwei Teigplatten gelegt und zu einer größeren Fläche ausgerollt. Dann wird das ganze ein- oder zweimal in der Mitte gefaltet und wieder auf eine größere Fläche ausgerollt. "Touren" nennt man diesen Vorgang. Und so weiter und so fort.

Je mehr Touren der Teig hat, desto feiner blättert er. Treibt man's aber zu dolle, ist der Blätter-Effekt unwiederbringlich futsch.

;)
 



 
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