Zitronen (Kyrielle)

4,00 Stern(e) 5 Bewertungen

James Blond

Mitglied
Bananen sind mein Leibgericht,
auch Mangos und Melonen,
ich mag, was sich so herrlich spricht –
nur eben nicht Zitronen.

Es können alle Früchte sein,
die an der Sonne wohnen,
sogar mit Kernen oder Stein –
doch keinesfalls Zitronen.

Ich trage selbst Exoten heim,
die mein Budget nicht schonen,
und geh der Werbung auf den Leim –
doch niemals den Zitronen.

Die meisten Früchte täuschen nicht,
die im Geschmack belohnen,
was ihr Aroma längst verspricht –
nur eben nicht Zitronen.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Sehr feine schöne Spitzen - eher Jugendstil als Expressionismus.

Der Kehrreim wirkt besonders schön, weil er immer wieder einen schönen Zusammenhang bringt.

Wirklich gutgemachte Komik.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Das Gedicht hat durch den Klang eine sehr feine und schöne Komik. Der Vergleich mit Jugendstil ist eine Metapher.
vor mir entstehen beim Lesen innerlich Bilder im Jugendstil, durch die schöne Gestaltung und Symmetrie.
 

Mimi

Mitglied
Dieser Satz hier:


"ich mag, was sich so herrlich spricht –"


beschreibt das Gedicht trefflich...

Mir gefällt die prägnante Sprachmelodie dieses Kyrielles.
Es ist eine harmonische Lautmalerei mit Vokalen und Konsonanten, gerade die Betonung der Vokale im "Refrain".

Irgendwie erinnert mich das Gedicht rhythmisch an "Die Geschichte vom Suppen-Kasper"...
die habe ich schon als Kind gerne gelesen.

Ein schönes Stück gebundener Sprache.

Gruß
Mimi
 

anbas

Mitglied
Hi James,
Kyriellen sind mir bisher noch nicht so bewusst über den Weg gelaufen.
Ich würde ja vier, vielleicht sogar fünf Sterne geben, wenn Du denn welche haben wollen tätest ;).
So kann ich aber nur sagen: Gefällt mir ausgesprochen gut! Gern gelesen!
Liebe Grüße
Andreas
 

James Blond

Mitglied
Hey, hey! :D
Hier zeigen sich ja bereits erste Früchte meiner Sternenbannung! ;)

Danke anbas, danke Mimi!

Die Form der Kyrielle hat hier - außer Bernd natürlich - noch keiner ausprobiert. Und das, obwohl die refrainhafte Wiederholung am Ende jeder Strophe einen liedhaften Charakter unterstreicht, der auch außerhalb eines religiösen Kontextes seine Wirkung entfaltet. Die Form ist derart unpopulär, dass sogar Wiki keine Seite in Deutsch dafür zu bieten hat.

Ein guter Grund, hier einmal ein paar Zitronen zu verteilen und Früchte, deren Namen so lecker klingen wie ihr Aroma.

Grüße
JB
 

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Mitglied
Hey, James Blond!

Die Kyrielle hier finde ich auch sehr spritzig, aber die Anita ist schon nochmal um Ecken gelungener und lustiger. Auf jeden Fall finde ich, die Kyrielle gehört ihrer Unpopularität enthoben und gefördert!!!!! ;)

Auch die hier gernst gelesen!

LG,
fee
 

Didi Costaire

Mitglied
Hallo James,

Gedicht-Genres, die auf Wiederholungen fußen, können leicht langweilen. Bei deiner Kyrielle kann davon keine Rede sein. Ich mag sie sehr, wenngleich mir Zirtonen noch besser munden. :)

Schöne Grüße,
Dirk
 

James Blond

Mitglied
Da sprichst du einen interessanten Aspekt an, lieber Dirk.
Ich meine damit jetzt nicht den Geschmack von Zitronen, sondern die Wirkung von Wiederholungen, die in der Lyrik ja in vielen Formen auftreten, z.B. beim Rondeau, Rondelet oder Triolett, in dem gleich mehrere Verse mehrfach wiederholt werden.
Und ich gebe dir insofern Recht, dass Wiederholungen leicht langweilen können. Andererseits kann sich in der Wiederholung auch eine besondere Wirkung entfalten, wenn etwa Gedankenläufe stets zum gleichen Schluss führen – oder wenn eine veränderte Versabfolge den gleichen Inhalt in neuem Licht darstellt. Vergessen wir dabei nicht, dass der Refrain aus Liedern ( Schlagern, Chansons, Songs) nicht wegzudenken ist. Es kommt also immer darauf an, was man daraus macht.

Wie wär's mit einem lyrischen Versuch, warum Zitronen in den sauren Stunden uns so herrlich munden? ;)

Grüße
JB
 



 
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