Die Grenze kam in Sicht. Noch tausend Meter. Tausend Meter, die über sein Schicksal entscheiden würden. Und das der Ware. Wenn der Zoll die gefälschten Papiere schluckte, wäre der Rest ein Kinderspiel. Innerlich verfluchte er sich. Wieso hatte er sich auf dieses Geschäft eingelassen? Schmugglerware, falsche Dokumente. Wie im Fernsehen, allerdings jetzt echt. Mit ihm als Hauptdarsteller. Aber er war jung - und er brauchte das Geld. Er wusste: Wenn er es ein Mal geschafft hatte, würde er es wieder tun. Zigaretten, sorgfältig verpackt unter (getürkter) Markenkleidung. Heiße Ware. Dachte plötzlich an seine Schwester. Der ging’s gut. Die würde er nie mehr um Geld anpumpen, so wie die blöde Schnepfe ihn letztens fallengelassen hatte. Ha! Wenn hier alles gut ging. Das Ding mit der heißen Ware.
500 Kilometer entfernt strich sich seine Schwester die Haarsträhnen aus der feuchten Stirn. Das Top klebte wie eine zweite Haut an ihr, die Shorts bedeckten knapp die gebräunten Oberschenkel. Trotzdem war ihr warm, sehr warm. Die Sonne brannte seit den Morgenstunden vom knallblauen Himmel. Gartenarbeit hatte ihr noch nie etwas ausgemacht, aber heute ja. Sie ging ins Haus, holte sich kühles Wasser und betrachtete zufrieden ihr Werk. Die Blumenrabatte leuchteten mit dem Rasen um die Wette, der Brunnen plätscherte sanft vor sich hin. Plötzlich hörte sie das Drehen eines Schlüssels in der Haustür. Ihr Mann betrat die kühle Diele, kam zu ihr ins Wohnzimmer und konnte eines Ausruf des Bewunderns ob der Gartenpracht nicht unterdrücken. Sein Blick glitt von ihrem Gesicht herunter bis zu den rotlackierten Zehen in den Flip-Flops. "Du siehst absolut heiß aus ", sagte er leise, "komm mit! Wo ist Tobias?“ „Schwimmen, „ antwortete sie. „Der kommt erst heute Abend wieder...“
Tobias verließ das Schwimmbecken, trocknete sich ab und schlug den Weg zur Sauna ein. Von wegen Schwimmen! Er war nur aus einem einzigen Grund hier: Er wollte sich endlich Frauen ansehen. Nackte Frauen. Er hoffte, dass die Sauna trotz des warmen Wetters nicht leer war. Tobias holte tief Luft, hielt sich das Handtuch vor den Bauch und öffnete mit einem Ruck die Tür zur Saunakabine. Schwere heiße Luft schlug ihm entgegen. Innen war es dämmrig. Seine Augen gewöhnten sich nur langsam an das Dunkel. Da waren sie, die Frauen, deretwegen er hergekommen war. Lagen oder saßen auf den Bänken. Alte, junge, schöne, faltige, übergewichtige, schlanke. Die geballte nackte Weiblichkeit schien ihn zu erschlagen. Er breitete das Handtuch auf der untersten Bank aus, setzte sich vorsichtig neben einen älteren Mann und betrachtete verstohlen die bloßen Frauenkörper. Mit Schwangerschaftsstreifen, Krampfadern, schweren Brüsten, die ihm riesig vorkamen. Nur zwei wirklich ansehnliche Frauen waren dabei. Das wäre schon schön, wenn ... verstohlen schaute er an sich herunter. Seine Sorge war unbegründet. Es war einfach viel zu heiß hier, als dass sich bei ihm irgendetwas regen würde. Auf jeden Fall würde er später davon seinem Kumpel Jonas erzählen. Der war schon älter, der hatte Erfahrung mit Frauen.
Das Feuer hatte nur das Übliche zurückgelassen: Ein kleines Häufchen Asche. Sorgfältig ließ Jonas sie in die bereitgestellte Urne gleiten. Einen Menschen. Gekannt hatte er ihn natürlich nicht. Doch selbst nach drei Jahren lief ihm ein Schauer über den Rücken, obwohl das Krematorium noch eine große Hitze ausstrahlte. Was blieb am Schluss? Ein wenig Asche. Mehr wäre von ihm auch nicht übrig. Heiße Flammen würden ihn verzehren, ihn vernichten. Saubere Lösung, sagten die einen. Kein Zersetzungs- und Verwesungsprozess. Keine Maden und Tiere, die ihre Arbeit verrichteten. Er drehte sich um und ging in den Hof, um Pause zu machen. Nein, er würde sich niemals verbrennen lassen. Zu heiß.
500 Kilometer entfernt strich sich seine Schwester die Haarsträhnen aus der feuchten Stirn. Das Top klebte wie eine zweite Haut an ihr, die Shorts bedeckten knapp die gebräunten Oberschenkel. Trotzdem war ihr warm, sehr warm. Die Sonne brannte seit den Morgenstunden vom knallblauen Himmel. Gartenarbeit hatte ihr noch nie etwas ausgemacht, aber heute ja. Sie ging ins Haus, holte sich kühles Wasser und betrachtete zufrieden ihr Werk. Die Blumenrabatte leuchteten mit dem Rasen um die Wette, der Brunnen plätscherte sanft vor sich hin. Plötzlich hörte sie das Drehen eines Schlüssels in der Haustür. Ihr Mann betrat die kühle Diele, kam zu ihr ins Wohnzimmer und konnte eines Ausruf des Bewunderns ob der Gartenpracht nicht unterdrücken. Sein Blick glitt von ihrem Gesicht herunter bis zu den rotlackierten Zehen in den Flip-Flops. "Du siehst absolut heiß aus ", sagte er leise, "komm mit! Wo ist Tobias?“ „Schwimmen, „ antwortete sie. „Der kommt erst heute Abend wieder...“
Tobias verließ das Schwimmbecken, trocknete sich ab und schlug den Weg zur Sauna ein. Von wegen Schwimmen! Er war nur aus einem einzigen Grund hier: Er wollte sich endlich Frauen ansehen. Nackte Frauen. Er hoffte, dass die Sauna trotz des warmen Wetters nicht leer war. Tobias holte tief Luft, hielt sich das Handtuch vor den Bauch und öffnete mit einem Ruck die Tür zur Saunakabine. Schwere heiße Luft schlug ihm entgegen. Innen war es dämmrig. Seine Augen gewöhnten sich nur langsam an das Dunkel. Da waren sie, die Frauen, deretwegen er hergekommen war. Lagen oder saßen auf den Bänken. Alte, junge, schöne, faltige, übergewichtige, schlanke. Die geballte nackte Weiblichkeit schien ihn zu erschlagen. Er breitete das Handtuch auf der untersten Bank aus, setzte sich vorsichtig neben einen älteren Mann und betrachtete verstohlen die bloßen Frauenkörper. Mit Schwangerschaftsstreifen, Krampfadern, schweren Brüsten, die ihm riesig vorkamen. Nur zwei wirklich ansehnliche Frauen waren dabei. Das wäre schon schön, wenn ... verstohlen schaute er an sich herunter. Seine Sorge war unbegründet. Es war einfach viel zu heiß hier, als dass sich bei ihm irgendetwas regen würde. Auf jeden Fall würde er später davon seinem Kumpel Jonas erzählen. Der war schon älter, der hatte Erfahrung mit Frauen.
Das Feuer hatte nur das Übliche zurückgelassen: Ein kleines Häufchen Asche. Sorgfältig ließ Jonas sie in die bereitgestellte Urne gleiten. Einen Menschen. Gekannt hatte er ihn natürlich nicht. Doch selbst nach drei Jahren lief ihm ein Schauer über den Rücken, obwohl das Krematorium noch eine große Hitze ausstrahlte. Was blieb am Schluss? Ein wenig Asche. Mehr wäre von ihm auch nicht übrig. Heiße Flammen würden ihn verzehren, ihn vernichten. Saubere Lösung, sagten die einen. Kein Zersetzungs- und Verwesungsprozess. Keine Maden und Tiere, die ihre Arbeit verrichteten. Er drehte sich um und ging in den Hof, um Pause zu machen. Nein, er würde sich niemals verbrennen lassen. Zu heiß.