Zukunftsahnung

4,00 Stern(e) 1 Stimme

Walther

Mitglied
Zukunftsahnung


Die dunkle Stimme raunt es aus den Quellen,
Die sich aus tiefen Felsen Wege bahnen.
Sie spricht die Worte, die die Zukunft ahnen,
Gedanken, die die Welt in Fragen stellen,

Wie wir sie kennen, und ein Urteil fällen.
Es wehen auf den Hügeln bunte Fahnen.
Aufgereiht sieht man sie stehn: Titanen
Sind sie, wollen kämpfen. Schreie gellen.

Aus Waffen soll die neue Ordnung kommen,
Das rote Blut soll alles sauber waschen.
Das Morgen liegt im Nebel ganz verschwommen.

Sie werden uns beim Schlafen überraschen,
Wenn wir erwachen, noch total benommen,
Inmitten des Gelages leerer Flaschen.
 

Label

Mitglied
Lieber Walther

dieses Sonett gefällt mir richtig gut
ABER
der letzte Vers passt überhaupt nicht in meiner Vorstellungswelt
mir wäre eher so etwas

Sie werden uns beim Schlafen überraschen,
Wenn wir erwachen, noch total benommen,
Und tief verstrickt in unsre eig'nen Maschen.

eingefallen, wenn ich ein Sonett und noch dazu solch eines, zustandegebracht hätte.

lieber Gruß
Label
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Ein schönes Lied!

Ja, in der Tat, wie Label schon angemerkt hat: Der letzte Vers "wendet" etwas überraschend. Da ist Vieles möglich: Etwa vorher schon überraschend zu "wenden". Es beginnt ja ziemlich philosophisch, mich erinnerts an die Nornen in der Götterdämmerung, dann baut sich ein altertümliches (vielleicht mittelalterliches, aber auch antik-mythisches) Kriegsbild auf, und zerpoltert dann am Ende - ich hätte das Bedürfnis, schon das archaische Waffenbild davor ein wenig ins Surreale zu biegen und mit Fehlfarben zu brechen, also schon früher, nicht erst per Schlußpointe.

Ein metrischer Holperer läßt mich hier stolpern:
Áufgeréiht sieht mán sie stéhn: Titanen
Sínd sie, wóllen kämpfen. Schréie géllen.
Abr die Verse davor fangen nicht trochäisch, sondern iambisch an, deshalb weiß man bei den einsilbigen Wörtern dieses vierten Verses im zweiten Quartett nicht, ob man wieder unbetont oder (wie es beim Weiterlesen deutlich wird, aber ich mußte wieder von vorne neulesen) noch einmal betont anfangen soll.
 

Walther

Mitglied
Zukunftsahnung


Die dunkle Stimme raunt es aus den Quellen,
Die sich aus tiefen Felsen Wege bahnen.
Sie spricht die Worte, die die Zukunft ahnen,
Gedanken, die die Welt in Fragen stellen,

Wie wir sie kennen, und ein Urteil fällen.
Es wehen auf den Hügeln bunte Fahnen.
Dort aufgereiht sieht man sie stehn: Titanen
Das sind sie, wollen kämpfen. Schreie gellen.

Aus Waffen soll die neue Ordnung kommen
Und rotes Blut soll alles sauber waschen.
Das Morgen liegt im Nebel ganz verschwommen.

Sie werden uns beim Schlafen überraschen,
Wenn wir erwachen, noch total benommen,
Gefangen in des eignen Netzes Maschen.
 

Walther

Mitglied
hi label und mondnein,

eure kritischen anmerkungen, für die ich sehr herzlich danke, haben zu obiger neuer version geführt, die, so denke ich, einige verbesserungen erfahren hat. zum einen ist der metrenwechsel in s2 von jambisch nach trochäisch weg. ich fand ihn zuerst unproblematisch, weil er den text an einer dafür durchaus geeigneten stelle beschleunigt. aber der bruch im rhythmus ist natürlich fühlbar.

zum anderen habe ich s3v3 etwas umgebaut, um es klanglich zu verbessern. zuguterletzt ist auch s4v3 neu gefaßt, wobei ich der idee von label unter einer kleinen sprachlichen verbesserung gefolgt sind.

nochmals lieben dank für die sehr guten tips!

lg w.
 



 
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