zur Erinnerung: US.-Präsidentschaftswahlen 2000

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LuMen

Mitglied
Wahl der Qual
oder
amerikanisches Roulette (11.12.2000)


Ein großes Land steht nackt und bloß
und legt die Hände in den Schoß.
Ratlosigkeit herrscht in den Staaten,
wer Präsident wird, darf man raten.

Zwei Kandidaten sind im Patt,
jedwede Stimme zählt – wenn man sie hat.
Verzweifelt sucht man sie zu finden,
muß man sich noch so dabei schinden!

Denn altersschwach ist das System,
scheint es auch technisch sehr bequem,
bei Wahlen maschinell zu zählen –
mag so auch mal ein Zettel fehlen.

Meist stand mit satter Stimmenzahl
der Sieger fest vor Schluß der Wahl,
so daß man nicht mehr weiterzählte,
welch Stimmvieh den Verlierer wählte.

Doch diesmal ging es hart auf hart,
kein fauler Trick blieb ausgespart.
Die Zählmaschinen lochten Karten,
die kein Ergebnis offenbarten!

So suchte man alsbald per Hand,
ob sich nicht doch ein solches fand.
Zu Tausend probten Helferscharen
das Einmaleins im Schnellverfahren.

Gestoppt ward solcher Wissensdrang
indes durch richterlichen Zwang!
Ein jeder von den Kandidaten
verkündet Sieg – sei´s auch auf Raten!

Die Richterschar kommt schnell zu Hauf,
haut mit dem Hammer links-rechts drauf
und läßt die Anwaltsheere wandern
von einem „High Court“ zu dem andern.

Der sagt mal „hüh“, dann wieder „hott“
und macht den Wahlentscheid zum Spott.
Das Volk wird übern Tisch gezogen
und fühlt politisch sich betrogen.

Im Land, wo alles möglich ist,
wird manchmal die Vernunft vermißt.
So sieht man jetzt, umkränzt von Palmen,
in Florida die Köpfe qualmen.

Man trifft sie auch im Internet
bei Uncle Sam´s Polit-Roulette!
Dort spielen sie auf gut Glück weiter,
denn keiner wird von selbst gescheiter.

Nachtrag (14.12.2000):

Fragt jemand noch nach End´und Ziel?
Gerechtigkeit war nicht im Spiel,
das die Verfassungsrichter trieben:
dafür war keine Zeit geblieben!

Sie schenkten ihre Gunst dem Mann,
der Stimmenmehrheit nicht bekam.
Die Demokraten sind betroffen –
Republikaner stinkbesoffen!
 
E

El Lobo

Gast
Gut eingefangen und obs diesmal genau so läuft? Wir werden sehen, die Kriegsmaschinerie muss ja weiter laufen.

LG El Lobo
 

aboreas

Mitglied
Meine Anerkennung.

Ja, da kann man El Lobo zustimmen: gut eingefangen,die Stimmung - die Stimmung hierzulande!

Denn in den USA scheint es ja wohl eine Hälfte der Bevölkerung zu geben, die mit all dem, was zu beklagen wäre, durchaus einverstanden scheint, ja, sich wohl sogar Sorgen macht, dass es anders werden könnte. Siehe die hohe Wahlbeteiligung.

Dass der eine, der beim letzten Mal Präsident geworden ist, weniger Stimme hatte als der andere, das hätte durchaus auch dem anderen zugute kommen können. Das hängt nun mal mit dem Wahlsystem zusammen. Die angeblich nicht registrierten Stimmen machen wohl eher einen verschwindend geringen Teil aus. Sie haben die (amerikanischen) Gemüte r wohl auch kaum bewegt.

Noch etwas: Die Amis ticken nicht wie wir Europäer. Man muss sich mal vorstellen, dass als arbeitslos in Amerika nur gezählt wird, wer staatliche Hilfe bekommt. Viele bekommen gar nichts mehr. So kommt es, dass mancherorts die Arbeitslosigkeit bis zu 50 Prozent beträgt. Und dann die gering bezahlten Jobs usw usf. Man projeziere solche Verhältnisse mal auf Deutschland...

Wie gesagt: Trotzdem sehnen sich viele nach einer zweiten Anmtsperiode Bushs.

Na, ja, wenige Stunden noch, dann wissen wir mehr.

PS: Meine Anerkennung vor allem deshalb, weil es nicht die Regel ist, dass sich Dichter in heutiger Zeit politisch zu Wort melden. Man könnte ja jemanden auf den Schlips treten...

Gruß. abo
 
E

El Lobo

Gast
Re: Meine Anerkennung.

Ursprünglich veröffentlicht von aboreas
Ja, da kann man El Lobo zustimmen: gut eingefangen,die Stimmung - die Stimmung hierzulande!

Denn in den USA scheint es ja wohl eine Hälfte der Bevölkerung zu geben, die mit all dem, was zu beklagen wäre, durchaus einverstanden scheint, ja, sich wohl sogar Sorgen macht, dass es anders werden könnte. Siehe die hohe Wahlbeteiligung.

Dass der eine, der beim letzten Mal Präsident geworden ist, weniger Stimme hatte als der andere, das hätte durchaus auch dem anderen zugute kommen können. Das hängt nun mal mit dem Wahlsystem zusammen. Die angeblich nicht registrierten Stimmen machen wohl eher einen verschwindend geringen Teil aus. Sie haben die (amerikanischen) Gemüte r wohl auch kaum bewegt.

Noch etwas: Die Amis ticken nicht wie wir Europäer. Man muss sich mal vorstellen, dass als arbeitslos in Amerika nur gezählt wird, wer staatliche Hilfe bekommt. Viele bekommen gar nichts mehr. So kommt es, dass mancherorts die Arbeitslosigkeit bis zu 50 Prozent beträgt. Und dann die gering bezahlten Jobs usw usf. Man projeziere solche Verhältnisse mal auf Deutschland...

Wie gesagt: Trotzdem sehnen sich viele nach einer zweiten Anmtsperiode Bushs.

Na, ja, wenige Stunden noch, dann wissen wir mehr.

PS: Meine Anerkennung vor allem deshalb, weil es nicht die Regel ist, dass sich Dichter in heutiger Zeit politisch zu Wort melden. Man könnte ja jemanden auf den Schlips treten...

Gruß. abo
Wer in die Tiefen der Politik vordringt, hinterfragt und sich zu wundern beginnt, der ist nicht zu beneiden, manchesmal könnte man nur noch reihern.
LG El Lobo
 



 
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