zur Sache

5,00 Stern(e) 4 Bewertungen

Tula

Mitglied
zur Sache
(oder: Verbewältigung von Vergangenheit und Gegenwart)


Du weißt, wie es um unsre Sache steht.
Im Kampf braucht selbst das Gute manchmal Zähne,
um sich zu wehren. Wenn‘s daneben geht,
sieht jeder ein: beim Hobeln fallen Späne.

Schon die Vergangenheit hat offenbart:
Geschwätz allein und freche Lieder singen
verändern keine Welt. Scheint‘s manchmal hart,
man muss auf diesem Weg auch Opfer bringen.

Die eine oder andre Dummheit war
gewiss nicht Absicht. Uns DIE nachzutragen
zerstört das WAHRE Bild, wird zur Gefahr!
Drum halt den Rand: man darf nicht alles sagen.

Und doch hast du uns offen kritisiert!
Was könnte jetzt ein andrer daraus schließen,
weil er die Gute Sache nicht kapiert?
Es tut uns leid: wir müssen dich erschießen.
 
G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Es ist eine alte Geschichte,
doch bleibt sie ewig neu.
Und wem sie just passieret,
dem bricht das Herz entzwei.
Heinrich Heine
 
G

Gelöschtes Mitglied 21114

Gast
Hi Tula,

das hast du so kalkuliert: Die letzte Zeile bleibt hängen, und das soll sie auch. Und sie gefällt mir. Aber zu allem davor fehlt mir der Bezug – wen oder was meinst du? Wen oder was verteidigst du oder willst du treffen? «Im Kampf braucht auch das Gute manchmal Zähne.» Unterschreibe ich sofort. Oder: «Geschwätz allein und freche Lieder singen verändern keine Welt» – könntest du heute noch dem Brecht nachrufen (um eines von zahllosen Beispielen zu nennen). «Ver-bewältigung» – Fragezeichen? Ich bitte um ein paar Nachhilfeminuten.

Joe
 
G

Gelöschtes Mitglied 13736

Gast
Mit leichter Scheu stelle ich mich ans Ende der Reihe der hochkarätigen Gratulanten an.
Ein bemerkenswertes Gedicht!
 
G

Gelöschtes Mitglied 21296

Gast
ein trauriges gedicht. ich denke an simone weils texte aus dem spanischen bürger*innenkrieg.
und das ist ja bis heute nicht anders. traurig gute beschreibung .
charlotte
 
G

Gelöschtes Mitglied 21114

Gast
Lernen von Charlotte: Bürgerinnenkrieg! Da werden sich die Bürgerinnen aber freuen.
JF
 

Tula

Mitglied
Guten Morgen in diie Runde
Vielen Dank etstmal an alle. Ich bin sehr erfreut, aber auch etwas unschlüssig, ob die Absicht voll durchkommt. Ich wollte in keine ganz bestimmte idiologische Richtung schießen, sondern mit leicht satirischem Unterton auf ein ein grundsätzliches Merkmal aller jener hinweisen, die im Eifer der Sache, bis hin zum Fanatismus, Unrecht in Kauf nehmen, es verschweigen oder herabspielen, und ohne sich dessen bewusst zu werden, sofort neues Unrecht begehen. Weil die Sache wichtiger wird als der Mensch. Wer kritisiert, wird erschossen.
So in etwa.

LG
 
G

Gelöschtes Mitglied 21296

Gast
so in etwa hab ich dich verstanden.
 

Tula

Mitglied
Hallo Charlotte
Grausamkeiten und gegenseitiges Abschlachten gehören dazu. Man muss die letzte Zeile aber nicht nur wörtlich nehmen, sie steht als satirische Zuspitzung ebenso für das nicht-körperliche Erschießen. Sozusagen als Sinnbild der Intoleranz, die allen 'hardlinern' jedwerder Richtung eigen ist.
LG
Tula
 
G

Gelöschtes Mitglied 21296

Gast
ich weiß das leider nur zu gut. deshalb finde ich dein gedicht so traurig. weil treffend.
 



 
Oben Unten