zurück

anbas

Mitglied
zurück

hier ging ich einst mit meiner liebsten
auf festem weg am meer entlang
begann dem glück zu trauen

doch reichte ihre liebe
nicht mal bis hin zum horizont
der doch auf uns gewartet hat

es ist schon jahre her
ein leiser wellenschlag wie damals
weckt sehnsucht
die heut bitter schmeckt

doch nun bin ich zurück
geh diesen weg erneut
so friedlich scheint das abendrot

von see ein leichter wind
streicht über wunde narbenhaut
und schenkt mir doch für einen augenblick
den hauch von dankbarkeit
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Andreas,

ein sanftes, wehmütiges Gedicht. Was mir hier gefällt ist, dass es kein Blick zurück im Zorn ist.

Du weißt ja, dass ich dem Leser gerne etwas abverlange, bzw. eigene Lesarten zulasse. Ich hätte deshalb das Fazit am Ende weggelassen und hätte in etwa so geendet:

von see ein leichter wind
kühlt meine wunde narbenhaut

Sehr gerne gelesen!

Liebe Grüße
Manfred
 

anbas

Mitglied
Hallo Manfred,

ja, es ist kein Rückblick im Zorn, die Wehmut und die noch nicht ganz geheilten Wunden stehen gemeinsam mit dem "Zurücksein" im Vordergrund.

Deinen Vorschglag werde ich vermutlich länger überdenken müssen. Ich kann ihm durchaus etwas abgewinnen. Andererseits spielt das Thema "Dankbarkeit" für mich schon seit einigen Jahren eine große Rolle. Auch bei diesem Text ist mir dieser Punkt wichtig.

Vielen Dank für Deine Rückmeldung und Deine Überlegungen.

Liebe Grüße

Andreas
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ist das mit dem wartenden Horizont ein persönliches Bild?

Ansonsten ist mir das Gedicht zu phrasenhaft. Grad im Schluss wird das zu viel. Die Dankbarkeit dauert nicht nur einen Augenblick, sie ist auch nur ein Hauch – nee, in diesem Moment ist man dankbar oder nicht. Kein bisschen, keine Mikronuance, kein Andankbarsein.

Ähnlich problematisch finde ich die bitter schmeckende Sehnsucht. Was ist das Bittere daran? Trauer um Verlorenes? Scham?
Meinem Empfinden nach bist Du hier nicht gründlich genug auf der Suche nach den richtigen Worten gewesen. Oder Du willst mich zumindest nicht wirklich teilhaben lassen und versteckst etwas hinter Worthülsen.

und rein formal: [blue]nicht mal[/blue] klingt einfach nicht gut. einmal ist doch nicht so lang, was spricht gegen die Verwendung?
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Hallo Andreas,

in einigen Punkten gebe ich Lapismont recht.

Mich stören hier einige Wortwiederholungen: Viermal „doch“ ist mindestens zweimal zu viel.

Ich habe mal ein paar kleine sprachliche Änderungen vorgenommen, vielleicht kannst Du den einen oder anderen Vorschlag gebrauchen.

hier ging ich einst mit meiner liebsten
auf festem weg am meer entlang
begann dem glück zu trauen

doch reichte ihre liebe
[strike]nicht mal bis hin[/strike] [blue]nur halbwegs bis zum horizont[/blue]
der doch auf uns gewartet hat [blue](warum hier das Perfekt? Vielleicht könnte man diese Zeile ganz weglassen)[/blue]

es ist schon lange her
ein leiser wellenschlag wie damals
weckt sehnsucht
die heut bitter schmeckt

[strike]doch nun bin ich zurück[/strike] [blue]Nach Jahren bin ich nun zurück[/blue]
geh diesen weg erneut
so friedlich scheint das abendrot
[blue](Ich würde S3 und 4 vertauschen, sonst ist die Chronologie falsch. Dann könntest Du "Es ist schon lange her" ganz wegfallen lassen.)[/blue]
von see ein leichter wind
streicht über wunde narbenhaut
und schenkt mir [strike]doch für einen augenblick[/strike] [blue]augenblicklich[/blue]
den hauch von dankbarkeit
Gruß Ciconia
 

anbas

Mitglied
Hallo Lap, hallo Ciconia,

danke für Eure Rückmeldungen. Derzeit schaffe ich es nicht, auf Eure Anmerkungen einzugehen. Werde das aber nachholen.

Liebe Grüße

Andreas
 

anbas

Mitglied
zurück

hier ging ich einst mit meiner liebsten
auf festem weg am meer entlang
begann dem glück zu trauen

doch reichte ihre liebe
nicht einmal bis zum horizont

es ist schon jahre her
ein leiser wellenschlag wie damals
weckt sehnsucht
die heut bitter schmeckt

doch nun bin ich zurück
geh diesen weg erneut
so friedlich scheint das abendrot

von see ein leichter wind
streicht über wunde narbenhaut
und schenkt für einen augenblick
den hauch von dankbarkeit
 

anbas

Mitglied
Hallo Lap, hallo Ciconia,

nun habe ich des Text etwas überarbeitet - allerdings nur an wenigen Stellen, da das Gedicht einen eigenen Rhythmus hat, den ich auch beibehalten wollte.

Einen "Hauch von Dankbarkeit" gibt es nicht? Das sehe ich anders - hängt allerdings vom Kontext ab. Hier spürt das LyrI, dass es für das, was war auch dankbar sein kann, wenn es sich nicht nur auf die wehmütigen Erinnerungen konzentriert. Es bekommt eine Ahnung davon, dass es auch Dinge gibt, für die es dankbar sein kann.

Auch die "bitter schmeckende Sehnsucht" finde ich passend. Es gibt die Redewendung, dass bestimmte Dinge einen "bitteren Beigeschmack" haben. Hier geht es dem LyrI hinsichtlich seiner Sehnsucht so.

Ich will aber den Hinweis auf das "Phrasenhafte" nicht einfach so vom Tisch wischen. Diesen Hinweis halte ich für wichtig - er hat mir geholfen, in diesem Gedicht noch eine andere Ebene zu entdecken, die mir beim Schreiben nicht bewusst war:
Auch, wenn das LyrI zurück ist (was sich nicht nur auf den Ort beziehen muss, sondern auch im Sinne von "Hey, ich bin zurück im Leben, hab den Trennungsschmerz überwunden!"), ist es vielleicht noch nicht so weit zurück, wie es selber dachte, und es gibt Punkte, die (hinter Phrasen) versteckt werden (müssen).

Vor diesem Hintergrund ist das Gedicht so, wie es da steht, erst recht passend und rund ;).

Ich danke Euch beiden noch einmal für Eure Rückmeldungen (es ist wirklich spannend, was man als Autor in den eigenen Texten noch so entdecken kann :D).

Liebe Grüße

Andreas
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Hallo Andreas,

die Idee zum Text finde ich gut. Und du nutzt für meinen Geschmack auch die richtigen Bilder, um den Leser mitzunehmen.

Für mich ist das Problem des Textes, dass du zuviel von allem auffährst, besonders an romantischen und "gefühligen" Bildern. Auf mich wirkt der Text etwas übertrieben, etwas schwulstig, was aber Geschmacksache ist.

Solche Texte brauchen vielleicht diesen Prosa-Touch, den dein Text zweifellos hat. Er gibt ihm etwas Nachdenkliches, Melancholisches, was ich selbst liebe. Aber vielleicht ist es zum Teil too much. Es könnte nach meinem Empfinden hier und da noch etas verdichtet werden, ohne dass der Text seine Intention, seinen Ton verliert. Ich glaube sogar, dass etwas Straffung den Text noch intensiver machen könnte.

Aber es ist nur meine Ansicht. Du musst dich selbst wohlfühlen mit dem Text, der insgesamt als sehr intimer bei mir ankommt.

LG
Cellist
 



 
Oben Unten