zweckentfremdung (senryu)

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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Das Werk ist recht interessant. Ich vermute, es geht um Beobachten. Aber wir haben da den Jäger, und der schießt. Und doch nicht der Tod, "ICH BLEIBE HEUTE DAHEIM!", spricht er.
Was also dann?
"Schießen" gibt es im Zusammenhang mit Bildern.

Die Leidenschaft ist das Fotografieren.

"Ansitz" ist ein ungewöhnliches Wort, es entstammt der Jägersprache.
In Österreich ist es auch ein repräsentativer Wohnsitz. Dort könnte es auch sein: "Heute bleibe ich daheim." Aber es ist nicht der Wohnsitz, denn der Ansitz ist nur heute nicht dem Tod gewidmet.

Wir sind also im Walde und fotografieren mit einem starken Teleobjektiv.


Ist es zu sehr verschlüsselt? Eigentlich ist es nicht verschlüsselt, denn es beschreibt die Funktion, die Nicht-Funktion, die umgewidmete Funktion.

Ein merkwürdiger Erfahrungsmoment: Jäger ist meist mit Tod verbunden.
Heute aber mit Beobachtung, mit Hobby.

Ob es nun zur deutschen Senryu-Gattung gehört? Ich denke schon.
Vielleicht sitzt Beba oder Walter aber da auf dem Ansitz und kann es entscheiden.

Ich gehe hier noch sehr stark nach Gefühl vor, selbst wenn ich dann eine passende Begründung gebe.


Sollte ich mich irren, dann ist es Liebe. (In der Dichtkunst geht es immer um Liebe oder Tod. Und der Tod ist heute ausgeschlossen. Faust und Gretchen. Der Tod kann noch kommen. Aber später. )
 

laudabilis

Mitglied
Hallo Bernd,

du hast dich tatsächlich geirrt. Es ist tatsächlich die Liebe. Ich hatte Besuch von einer befreundeten Malerin aus Freiburg. Und wir kamen auf die Idee, irgendetwas Verrücktes zu machen. Viele Ideen wurden verworfen, dann hatten wir die richtige: Ein Mitternachtspicknick in freier Natur. Teuer, luxuriös, dekadent. Draußen dann entschieden wir uns für einen Hochsitz. Es war eine warme Sommernacht. Das Picknick ging in eine heiße Liebesnacht über, einfach so, ohne vorherige Planung. Aber seit diesem Erlebnis kann ich beschwören: Sex auf einem Hochsitz (oder eben Ansitz) - das hat was.

LG,
Eberhard
 

laudabilis

Mitglied
Ich halte es weder für zu abstrakt noch für zu vage. Im Gegenteil: Ich habe diesen Text in die Welt entlassen und hatte beim Verfassen eine bestimmte Situation im Kopf. Aber mein Text hat ein Eigenleben entwickelt. Die Argumentation deiner Interpretation ist in sich ebenfalls vollkommen schlüssig. Insofern: Wo ist das Problem?
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Es ist das Wort "Leidenschaft", das einerseits sehr intensiv ist, sich andererseits entzieht.
Ein Problem ist es eigentlich für mich nicht.
 
B

Beba

Gast
Sorry,

aber ich bleibe dabei: deine Texte schildern, wollen etwas rüberbringen wie eine Nachricht oder einen Bericht. Der Leser liest, nimmt zu Kenntnis. Versteht vielleicht sogar, dass es hier um Sex auf dem Hochsitz geht. Aber er taucht nicht ein, erlebt die Szene nicht und von Nachhall kann hier gar keine Rede sein.

Ein Tagebucheintrag vielleicht, interessant allerdings nur für den Schreiber selbst.

In meinen Augen klar: weit entfernt von einem Senryu! Aber nur meine bescheidene Ansicht ...

LB
Beba
 



 
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