Zwei

3,00 Stern(e) 7 Bewertungen

Anonym

Gast
Später lagen sie nebeneinander und rauchten. Das war ein völlig abgewracktes Klischee, nach dem Sex zu rauchen. Sie liebten es beide und sahen den weißen Kringeln nach, die sich gleich ihren Gedanken kräuselten.
"Was machst du heute noch?", fragte sie, ihr Gegenüber jetzt fixierend, indem sie den Kopf auf die linke Hand stützte. "Was schon", war die gemurmelte Antwort, "das Übliche. Essen mit der Familie, Fernsehen, Bettgang. Immer dasselbe! Wie lange soll das noch so gehen? Wann hören wir auf, eine Lüge zu leben?"

Die Angesprochene schwieg. Sie schwang die Beine aus dem Bett, begann sich anzuziehen. Ihr Körper wurde sehnsuchtsvoll betrachtet. "Verdammter Mist", murmelte sie plötzlich, "ist doch eh alles egal", und sie riss sich die gerade übergestreifte Hose wieder vom Leib, warf sich auf das Bett und überließ sich dem Menschen, den sie liebte. Der sie liebte.

Drei Stunden später checkten sie aus, bezahlten das Zimmer und stiegen in ihre Autos, fuhren zurück in ihre Leben. Der Portier sah ihnen nach. Zwei verdammt attraktive Frauen.
 
O

orlando

Gast
Gefällt mir. :)
Ein Wörtlein könntest du locker streichen:
fragte sie, ihr Gegenüber [strike]jetzt[/strike] fixierend,
Das "jetzt" ergibt sich aus dem "Fixieren." Niemand fixiert über einen längeren Zeitraum.
Ansonsten stellst du auf interessante Weise dar, wie sich Menschen fühlen, die in ihrem Alltag in ständigem Konflikt zu ihren Wünschen und Gefühlen leben müssen oder wollen.
Wie sie das tun, ist dabei unerheblich und wird von dir auch nicht voyeuristisch ausgeleuchtet. Gut so.
LG
orlando
 

Anonym

Gast
Später lagen sie nebeneinander und rauchten. Das war ein völlig abgewracktes Klischee, nach dem Sex zu rauchen. Sie liebten es beide und sahen den weißen Kringeln nach, die sich gleich ihren Gedanken kräuselten.
"Was machst du heute noch?", fragte sie, ihr Gegenüber fixierend, indem sie den Kopf auf die linke Hand stützte. "Was schon", war die gemurmelte Antwort, "das Übliche. Essen mit der Familie, Fernsehen, Bettgang. Immer dasselbe! Wie lange soll das noch so gehen? Wann hören wir auf, eine Lüge zu leben?"

Die Angesprochene schwieg. Sie schwang die Beine aus dem Bett, begann sich anzuziehen. Ihr Körper wurde sehnsuchtsvoll betrachtet. "Verdammter Mist", murmelte sie plötzlich, "ist doch eh alles egal", und sie riss sich die gerade übergestreifte Hose wieder vom Leib, warf sich auf das Bett und überließ sich dem Menschen, den sie liebte. Der sie liebte.

Drei Stunden später checkten sie aus, bezahlten das Zimmer und stiegen in ihre Autos, fuhren zurück in ihre Leben. Der Portier sah ihnen nach. Zwei verdammt attraktive Frauen.
 

Anonym

Gast
Hallo Orlando, schön, dass dir der kleine Text gefällt. Das "jetzt" habe ich gestrichen, ich wollte eigentlich damit ausdrücken, dass die Person ihre Position verändert hat und ihr Gegenüber nun ansieht, aber das ergibt sich ja aus dem Zusammenhang.
Danke fürs Lesen dieses Experimentes. ;-)
 
K

kal

Gast
guten abend a.,
solche texte zu schreiben ist immer mutig, denn leider hat sich die engstirnigkeit zu diesem thema nicht viel verändert.
neuestes beispiel ist unsere bundeskanzlerin :(

der text selber ist gut gelungen. problematik und gefühl finden sich da wider (wieder).
denn es ist, egal für welches paar, eine heikle und schmerzvolle angelegenheit/erfahrung, die man trotzdem
nicht missen möchte.

danke für diesen text

und einen lieben gruß
andrea
 

Anonym

Gast
Liebe Andrea/kal, vielen Dank für den freundlichen Kommentar und schön, dass der Text bei Dir ankommt - wenn es dafür Mut braucht, einen solchen Text zu schreiben, ist/wäre es um unsere Gesellschaft schlecht bestellt. Ich habe eigentlich die anonyme Möglichkeit genutzt, um unabhängig von meinem sonstigen Nicknamen etwas zu schreiben. Nicht um ein Tabu zu brechen. Nun ist mir beides gelungen. ;-)
Ich wollte einfach sehen, wie der Text ankommt, wenn niemand meinen Nick kennt. Umso mehr freue ich mich, dass er gefällt.

Und ja, ich wollte auf keinen Fall eine rührselige Schmonzette schreiben, die das Innenleben der Protagonistinnen ausleuchtet. Einfach nur zwei Menschen, die zwei Leben leben, beschreiben.
Nochmals danke fürs Lesen und Kommentieren!
 

JoteS

Foren-Redakteur
Hallo,

"abgewracktes Klischee" ...aha, das Klischee gibt es nicht mehr?
Der Metapher des Klischees beinhaltet schon die Abnutzung, die Überbeanspruchung. Somit ist das was Du da schreibst nicht einfach nur falsch, das was Du eigentlich damit sagen willst ist tautologisch.


"Gegenüber" pass nicht bei zwei Menschen im Bett. Am Tisch, ok, aber nicht im Bett.

Ansonsten nettes Textlein mit Überraschungseffekt aber für mich ohne wirkliche Substanz, Tiefe oder Erkenntnisgewinn. Hierüber möchte man eigentlich mehr lesen. So lässt der Text mich als Leser vollkommen unbefriedigt zurück.

Gruss

Jürgen
 

JoteS

Foren-Redakteur
@kal

Was bitteschön ist daran mutig, anonym im Netz einen solchen Text zu schreiben, der noch nicht einmal persönlich oder autobiographisch sondern eher fiktional ist?

Mut habe ich noch für keinen einzigen meiner Texte hier gebraucht.

Gruss

Jürgen
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Liebe A.,

warum schreibt jemand hier anonym? Es mag mehrere Gründe geben: Feigheit, Bosheit, Unsicherheit (z. B. bei meinem ersten Gedicht, das ich anonym einstellte, weil ich Angst hatte, mich zu blamieren) und vielleicht auch noch andere, wie der von Dir genannte:
Ich wollte einfach sehen, wie der Text ankommt, wenn niemand meinen Nick kennt. Umso mehr freue ich mich, dass er gefällt.
So groß war die Resonanz dann wohl doch nicht. Ich bin ziemlich sicher, dass Du unter Deinem Nick sofort einige gute Bewertungen bekommen hättest – der Name zählt bei Beurteilungen immer, das wird niemand bestreiten wollen. Von der Anzahl der wohlwollenden „Freunde“ ganz zu schweigen.

Ich selbst weiß nicht recht, wo ich diesen Text einordnen soll. Es ist eine Miniatur, für die sich schwer eine Rubrik hätte finden lassen und die nicht viel aussagt.

Gruß Ciconia
 

Anonym

Gast
Gut, wenn ein Text verschiedene Beurteilungen bekommt. ;-) Lieber Jote S., ich gebe dir Recht, dass das "abgewrackte Klischee" doppelt gemoppelt ist. Ich lasse es so, weil es in meinen Augen eines ist.
"Gegenüber" ist eigentlich falsch, aber "Nebeneinander" wäre noch falscher und ich habe das Wort gewählt, weil ich eine Namensnennung vermeiden wollte.

Liebe Ciconia, Dein Kommentar beleuchtet sehr schön Deine Einstellung zum Sozialverhalten der User ....und Neid ist immer noch die schönste Form der Anerkennung. ;-)
Ich habe es genossen, das Textlein zu schreiben. Vielleicht folgen noch mehr.....
Dank und Gruß!
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Dein Kommentar beleuchtet sehr schön Deine Einstellung zum Sozialverhalten der User
Ja, liebe A., es war schon in der Antike so, dass der Überbringer einer schlechten Nachricht einen Kopf kürzer gemacht wurde. Ich weiß nicht, warum Du hier meine Einstellung heraussstellst.
Von Neid war zumindest in meinem Beitrag bisher nicht die Rede.

Gruß Ciconia
 

JoteS

Foren-Redakteur
Hallo A.,

wie man Fehler einsehen aber nicht berichtigen kann ist mir ein Rätsel. Vermutlich hast Du nicht wirklich begriffen, wie unglaublich schlecht "abgewracktes Klischee" ist.

Es gibt nicht wenige hier, die lesen nach so einem Fauxpas nur deshalb weiter, weil Stilblüten sie amüsieren. Was sie dabei über den Autor denken, muss ich jetzt wohl nicht weiter ausführen.

Bei mir kommt ein Text mit solch einem "Unfall" jedenfalls nie über eine 3 hinaus denn so etwas zeugt leider überdeutlich von Nichtbeherrschung der Sprache.

Ich hoffe, das war jetzt deutlich genug.

Gruss

Jürgen
 

Anonym

Gast
Lieber Jote S., das war ein perfektes Beispiel, um Deinen Zusatz "tippende Inquisition" zu erläutern. Ja, alles war deutlich genug. Ich bleibe aber bei der Freiheit des Autors und des Wortes.
Gruß A.

P.S. Überprüfe Deine Kommasetzung. ,-))
 

JoteS

Foren-Redakteur
Uhhh, es fehlt ein Komma. Kann es sein, dass Du den "abmöbigen" Text nur deshalb nicht verbesserst, weil Du mich scheisse findest?! :D
 

Anonym

Gast
Lieber Jürgen, wie kann ich Dich Scheiße finden, wenn ich Dich nicht kenne? Ich lese hier nur einige Kommentare zu meinem Text. Ich kann höchstens Deine Art, wie Du Kommentare verfasst und Deine Meinung kund tust, Scheiße finden. Das tue ich aber nicht, denn das ist nicht mein Niveau.
Zurück zum Text. Das "Gegenüber" ist übrigens gar nicht so falsch, wenn man sich überlegt, dass sich beide in dem Moment anblicken, als sie miteinander sprechen.
So, mehr gibt es aus meiner Sicht nicht zu sagen. Das findest Du jetzt sicher Scheiße, aber damit kann ich leben. ;-))
Gruß A.

P.S. Dein Profilbild sieht nicht scheiße aus. ;-)
 

JoteS

Foren-Redakteur
Tja, dann hast Du die Hinweise nicht vollends verstanden. :p

Und ja: Die Frauenwelt liegt mir (von Marie-Luise Wendland mal abgesehen) zu Füssen. :eek: ;)
 

Anonym

Gast
Später lagen sie nebeneinander und rauchten. Ein völlig abgewracktes Klischee, nach dem Sex zu rauchen. Sie liebten es beide und sahen den weißen Kringeln nach, die sich gleich ihren Gedanken kräuselten.
"Was machst du heute noch?", fragte sie, ihr Gegenüber fixierend, den Kopf auf die linke Hand gestützt.
"Was schon, das Übliche. Essen mit der Familie, Fernsehen, Bettgang. Immer dasselbe! Wie lange soll das noch so gehen? Wann hören wir auf, eine Lüge zu leben?"

Die Angesprochene schwieg. Sie schwang die Beine aus dem Bett, begann sich anzuziehen. Ihr Körper wurde sehnsuchtsvoll betrachtet.
"Verdammter Mist", murmelte sie plötzlich, "ist doch eh alles egal", und sie riss sich die gerade übergestreifte Hose wieder vom Leib, warf sich auf das Bett und überließ sich dem Menschen, den sie liebte. Der sie liebte.

Drei Stunden später checkten sie aus, bezahlten das Zimmer und stiegen in ihre Autos, fuhren zurück in ihre Leben. Der Portier sah ihnen nach. Zwei verdammt attraktive Frauen.
 

Paloma

Mitglied
Hallo Ano...

heute Morgen habe ich erstmals das Anonymus durchforscht und habe dabei so einiges entdeckt. Viel Schrott - ist leider so, da wird der/die ein/e oder ander/e Autor/in wissen, warum sie hier und nicht anderswo postet. Da steht sicher oft nicht nur der Wunsch nach einer objektiven Bewertung dahinter ;)

Aber es gibt auch Perlen - dieser Text gehört für mich dazu.

Liebe Grüße
Paloma
 

herziblatti

Mitglied
Hi Anonymus, der Text erinnert mich sehr stark an "Plopp" von Paloma, steht in der LL unter Kurzprosa, falls Du nachlesen willst.
Darüber hinaus: knapp und flüssig, auf die Pointe zugeschrieben, gern gelesen. LG - herziblatti
 

Anonym

Gast
Hallo Paloma, hallo Herziblatti, danke für die positiven Meinungen und fürs Ausgraben.
Liebe Grüße an euch, A.
 



 
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