zweibahn

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
zweibahn

was stinkt dich wirklich an
alter mann
in zweibahngleisen
hast du das los gewählt

am zweibahngleis sackt das zusammen
was du hinweggeworfen hast
eine frau ein mädchen eine alte

und eisiger atem blendet deine augen
nur krieg
nur reaktion
nur ruf und folgen
kleines männchen trost
in zweibahngleisen

rein und raus auf großstadtpfaden
planquadraten
plattenspielerbauten
fernab der sorgen
tanzt das kraftwerk
berghainbrav
bläst seinen kohleestaub
in weißen afghanentüten
queerfeldein

astrein
auf zweibahnentgleisungen
in den krieg

ein tremolo für dich
alter mann
regenrein
it's time
 
F

Fettauge

Gast
Hallo Lapismont,

der Begriff Zweibahngleise suggeriert das mögliche Hin und Her und des Vor und Zurück. Eine Idee, auf der man aufbauen kann, nämlich (übersetzt) Aktion und Reaktion. Du hältst dich aber, wenn ich deinen Text richtig lese, nicht daran, sondern schweifst meiner Ansicht nach etwas ziellos herum, bringst alles Mögliche ins Spiel von Plattenspielerbauten (was ist das?) über weiße Afghanentüten bis berghainbraves Kraftwerk. Nun kann ja ein Kraftwerk durchaus am Berg stehen bzw. tanzen, und es sollte möglichst kein Vulkan sein, der brave Hain macht mir allerdings etwas Schwierigkeiten. Mein Eindruck ist, der Text hat einen belehrenden Gestus, und dass du hier ein bisschen bemüht nach Worten suchst, die etwas ausdrücken sollen, und der Leser steht ein bisschen ratlos da und sagt: Naja, wenn er meint.

Wenig schlau werde ich aus der Strophe 3, wo aus dem alten Mann ein kleines Männchen (Achtung: weißer Schimmel!) wird, Grund unbekannt. Der Krieg wird angesprochen, er sei nur Reaktion, wird gesagt. Was mir als ein Kurzschluss erscheint, denn Krieg ist Aktion. Aber man ist schon zufrieden, dass du auf ein Thema kommst.

Es ist sehr schwer, diesem Text die Prämisse zu entlocken. Zu viel wird angesprochen, abgeschweift und verläuft sich in einer gewissen Substanzleere, man hat den Eindruck von Füllseln. Das passiert, wenn man ohne halbwegs umrissene Idee ans Schreiben geht, dann verlässt man sich auf den Wortfluss, auf die "Eingebung", am Ende steht da zwar ein Text, doch der Leser gerät etwas ins Rätseln, weil er den Eindruck eines, du wirst entschuldigen, Wortgeklingels hat. Man atmet direkt auf, wenn du zum Schluss wenigstens ein eindeutiges Bekenntnis gegen den Krieg ablegst.

Diesen Text als einen Antikriegstext einschätzen, der auch Wirkung erzeugt, nämlich die Wirkung, den Leser gedanklich zu aktivieren, das kann man meiner Ansicht nach nur dann, wenn man auch mit den sonstigen Ideen des Autors vertraut ist. Mein stärkster Eindruck, den ich von diesem Text gewonnen habe, ist: Er hat eine gute Absicht, versucht aber, (gelinde gesagt) auf "genialische" Weise gängige "Modernität", die durchaus nicht wirklich Modernes hat, herzustellen. Und das scheint mir die eigentliche Absicht dieses Textes zu sein.

Ich kann mich irren, ich bitte, mir den Irrtum zugestehen zu wollen. Doch sollte ich diesen Text nur in Teilen oder gar nicht verstanden haben, dann muss es nicht an mir, der Leserin, liegen, dann liegt es ohne Zweifel in erster Linie, wie immer, am Autor.

Gruß, Fettauge
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Moin Fettauge,

Danke für diesen wall of text mit seine überraschenden Interpretationsansätzen.

lap
 



 
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