Zweifel

4,80 Stern(e) 4 Bewertungen

trivial

Mitglied
Freunde:
Ich sagte euch,
als würde ich –
sehen können,
nicht ohne Stolz.

Ich muss euch gehen lassen,
damit ich euch finden kann

und will
ins Dunkel schreiten,
als wüsste ich –
wohin.

Vorgestellt,
verstellt sich mir
die Sicht.

Irrlichternd verführt,
die Hoffnung mich,
es bliebe,
was ich ließ.

Halte aus
und fest –
die Augen zu.

Nahmt ihr mich
und hieltet mich.
Die Stille stand,
berührungslos.
Ihr haltet mich
noch immer.
 

petrasmiles

Mitglied
Lieber Rufus,

und wieder will sich ein kleiner Widerspruch in mir regen, und dann lese ich wieder und erkenne die sehr individuelle Sicht auf eine solche Fragilität.

Aus meiner Erfahrung ist das, was man verlässt, nicht statisch. Es bleibt nicht wie eine Standbild regungslos, bis man es wieder wahrnimt; was man verlässt, ist potentiell verloren.
Aber davon sprichst Du nicht, weil das Verlassen kein Verlassen ist, sondern ein innerer Prozess des Loslassens, der sich wie verlassen anfühlt, ohne es zu sein - weil dazu zwei Parteien gehören.

Da hast Du für mich Zwischenräume ausgeleuchtet.

Liebe Grüße
Petra
 

trivial

Mitglied
Liebe Petra,

deinem angedeuteten Widerspruch kann und möchte ich überhaupt nicht widersprechen; auch was das Loslassen beziehungsweise Festhalten betrifft nicht – nur eventuell, wer hier wem das Licht brachte.

Liebe Grüße
Rufus
 

fee_reloaded

Mitglied
Servus, Rufus!

Die Zweifel als Freunde anzunehmen - dazu muss man sie erst als "Angst-Schöpfende" los- und gehenlassen, um sie - gelöst aus deren Umklammerung - auch als nützliche Warnrufe der Stimmen tief in uns wahrnehmen zu können. So lese ich das und liebe besonders das hier:

Halte aus
und fest –
die Augen zu.
in ebendieser Zweideutigkeit. Die Augen schließen - um Angstmachendes auszublenden, oder eben im (blinden) Vertrauen darauf, dass in den eigenen Zweifeln auch etwas Behütendes zu finden ist, wenn man nur genau hinhört. Und manchmal muss man eben auch ein wenig Ungewissheit aushalten und etwas wagen. A leap of faith also. Auf jeden Fall lebendiger und besser, als die ewige Erstarrung in Angst auszuhalten. Angst bietet trügerischen Halt - das zu erkennen, ist nicht einfach.

Ich kämpfe ein wenig mit einigen Binde- und Beistrichen, muss ich gestehen. Die verwirren mich eher, als ihre Funktion als Helferlein zu erfüllen. Aber das kann auch an mir liegen. ;)

Auf jeden Fall gern gelesen!

Liebe Grüße,
Claudia
 

trivial

Mitglied
Liebe Claudia,

danke für Deine netten Worte und Lesart; gefällt mir sehr :)

Was Deinen Einwand angeht:
Seit einiger Zeit habe ich ein Faible für Interpunktion und versuche, sie – konstruktiv – in mein Schreiben zu integrieren, um den Fluss durch die Form zu führen; mal gelingt es besser – mal schlechter –, und manchmal denke ich: überhaupt nicht ;)

Liebe Grüße
Rufus
 

fee_reloaded

Mitglied
um den Fluss durch die Form zu führen
So wie ich es sehe, "erledigen" die von dir gut gewählten Worte, der Rhythmus deiner Sprache und Zeilenumbrüche den Fluss ganz von allein. Du kannst also ruhig auf dein Gespür da voll vertrauen und brauchst das gar nicht.

Die Beistriche und Bindestriche hier zum Beispiel sind grammatikalisch nicht dort, wo sie normalerweise wären - und genau das wirft mich aus dem Fluss (da bin ich doch ein wenig zwanghaft, was Syntax und Grammatik angeht). Ich kann dich aber gut verstehen, das so zu versuchen, bin ich doch selbst eine große Anhängerin des Strichpunktes (!) und durchaus auch des Bindezeichens. ;)

Dir ein schönes Wochenende!!!
 



 
Oben Unten