Zweifel-Punkte (gereimt)

Haget

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Zweifel-Punkte
Haget 3/97 Nr.333

Da plane ich nun ein Gedicht
- mitten heraus aus unserm Leben:
Ein Mann steht heute vor Gericht,
das muss ein gutes Thema geben.
Kann seine Worte variieren,
ihn mittendrin auch mal zitieren -
bis plötzlich mich da Zweifel plagen:
Denn darf ein Dichter „Sch...e“ sagen?

Der Flugplatz wär’ doch ‘ne Idee
- so viele Menschen aller Farben! -
wo grad ich eine Mutter seh’,
der Zöllner wohl den Spaß verdarben.
Hat Windelwechsel nur im Sinn,
da klingt es streng: „Was ist da drin?“
Und wieder darf ich’s wohl nicht wagen:
Denn darf ein Dichter „Sch...e“ sagen?

Vielleicht wähl ich die Einkaufszone
- in unserm kleinen Städtchen hier;
die Menschen dort sind auch nicht ohne,
wenn ich wie sie mal dort flanier’.
Da vorn - ‘ne Dame hebt das Bein,
sie trat in etwas Weiches rein,
verzieht die Nas’ - ich hör sie klagen:
Doch darf ein Dichter „Sch...e“ sagen?

Ich geh’ mit auf die Wandertour,
durch grüne Felder, Wiesen, Wald,
folg’ ich der vielen Wand‘rer Spur
- da machen die zur Stärkung halt.
Es plagt Durst auch mich seit Stunden,
fern zieht ein Wasserwagen Runden,
als ich nah, erbeben Nas’ und Magen:
Doch darf ein Dichter „Sch...e“ sagen?

Manch Kritiker von Rang
- bei Roman, Schauspiel und Gedichten -
es schon mit einem Wort gelang,
sie auf ewig zu vernichten!
Ich hab’ solch’ Großen dieser Welt
auch meine Werke vorgestellt,
um wie sie sind, mir ehrlich zu erfragen:
Darf so ein Mensch denn alles sagen?
 



 
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