Achtstern 1

4,80 Stern(e) 17 Bewertungen
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
ja, natürlich hilft hier Kamille, aber nur matricaria matricarioides
 
F

Fettauge

Gast
Hallo Mondnein,

ich kann zwar mit dem Titel nichts anfangen, aber das Gedicht gefällt mir. Dieses volkstümliche "Sie liebt mich, sie liebt mich nicht, sie liebt mich" wunderschön in Verse gebracht. Und hast der Versuchung widerstanden, einen Heile-Welt-Schluss zu fabrizieren, dafür ein Extra-Lob. Das Gedichtchen hat etwas Volksliedhaftes, man möchte es singen.

Sauber geschrieben zudem, im Wechsel Verse mit drei und vier Hebungen, sprachlich auch gut gelungen. Nur über die Feinspiralenköpfe kann man geteilter Meinung sein, mir zu technisch. Ansonsten wunderschön.

Liebe Grüße, Fettauge
 
O

orlando

Gast
Hallo Hansz,
mich entzücken gerade die Feinspiralenköpfe, denn die sind es ja, die nach einer gelungenen Entblätterung übrigbleiben. Eine feine Beobachtung.
In dieser Hinsicht ist auch die Symbolsprache der geöffneten Blüte interessant, deren Speiche wie Strahlen vom Zentrum ausgehen (Symbolik des Rades). Und schon wieder sind wir bei der "Technik." :)
Jenseits des Schnickschnacks überzeugt mich das Gedicht wegen seiner sprachlichen Leichtfüßigkeit und der hintergründigen Schlussverse:
Weißnicht-weiße Nieten
Zupf ich zieh ich Los um Los
Ja, ja.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Feinspiralenköpfe

Eher biologisch (botanisch) als technisch, und auch eher ein untechnischer Beobachtungsbegriff: Sowohl die Gänseblümchen als auch die gestern von Rogathe listig ins Spiel gebrachte Kamille sind Korbblütler mit feinen Spiralen in ihren Blütenkörben. In dieser Rätselphase des Liedchens (mit der kleinen schrägen Hyperbolie - ein ganzer Berg zerzupfter Blütenknöpfe auf dem Schoß des lyrischen Ichs) ein "über"-genauer Hinweis, und die schelmisch-naive Lösung, "ist ja nur das alte Gänseblümchen-Volkslied", folgt ja unmittelbar.
Ich habe versprochen, in den nächsten anderthalb Monaten alle 38 Lieder des Achtstern-Zyklus hier in ihrer systematisch-chronologischen Reihenfolge in die Leselupe einzubringen. Dieses hier ist das erste, gewissermaßen der Einstieg; das zweite ("Wahnsinn") ist gerade frisch aufgetischt. Bon appetit!
 
F

Fettauge

Gast
Achtstern1

Hallo Mondnein,

versteh mich nicht falsch: Ich bin nicht der Ansicht, dass da nicht genau dieses Gebilde übrigbleibt, von dem du schreibst, ich hätte es mir aber poetischer umschrieben gewünscht. Was mich ein wenig stört, ist lediglich der Begriff, den du dafür gefunden hast. Dabei bin ich eigentlich in meinen eigenen Gedichten bewusst sehr realistisch, und der technische Bezug müsste mir eigentlich entgegenkommen. Tut er aber nicht. Aber du siehst ja, andere deiner Kommentatoren sind außerordentlich entzückt, so unterschiedlich kann ästhetisches Verständnis sein. Tröste dich, man kann es eben nicht allen recht machen. Hübsch bleibt das Gedicht für mich dennoch.

Liebe Grüße, Fettauge
 
C

cellllo

Gast
Hallo Mondnein
Meine Super-Bewertung Deines aktuellen bezaubernden Minnelieds ist nicht sichtbar, sondern Anfänger-gemäß verstümmelt und beschnitten :-(
Das Minnelied ist aber wirklich "ausgezeichnet und ich habe nichts zu meckern !" ! ! !
Es hat mich veranlasst, weitere Werke von Dir zu lesen und so fand ich auch die "Blütenknöpfe", zu denen mir ein paar Fragen und Ideen kamen, das soll aber kein Meckern sein !
Würden "Blütenknöpfchen" und "...köpfchen" zu kitschig und verniedlicht klingen ?
Es könnte eben die Winzigkeit der Gänseblümchen verdeutlichen und noch weiteren Abstand nehmen von sonstigen Köpfen und von Knöpfen an der Kleidung.
Statt "Häufen sich..." fände ich hier "Sammeln sich....." schöner
und statt "Zahnlos,...." unbedingt "Zahllos,......" !
Wunderschön, wie sich der Abzählrhythmus durchs ganze Gedicht zieht !
Insofern könnte "Gänseblümchen zupfe ich" hier
eigentlich ein -e vertragen - oder ? In der letzten Zeile natürlich nicht.
Die letzte Strophe ist vollends am allerschönsten !
Nur das "Blankgezupft...." wirkt für mich zu positiv, assoziiert gar schön Glänzendes.......
"Blank und bloß gezupfte Blüten" würde vielleicht besser das Schmerzliche und Nackte der Überbleibsel ausdrücken... und hier sollte auch " Häufen sich......" stehen bleiben, denn das ganze Gedicht lang wurde ja im Rhythmus weiter gezupft und da liegen jetzt wirklich ganz ganz viele.............
Und wie Orlando muss ich nochmals die beiden letzten Zeilen zitieren, denn die sind sooooo genial, man kann es nicht oft genug lesen :
" Weißnicht - weiße Nieten
Zupf ich zieh ich Los um Los "
Falls das Gedicht schon irgendwo gedruckt veröffentlicht ist, dann ist es gut und freut es mich von Herzen !
Vermutlich mein frustrierender Mangel an eigener Produktivität zeitigt derlei Änderungsvorschläge....
bitte verzeih - cellllo.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Lieber Celllo!

Herzlichen Dank für Deine Anmerkungen!
Ja, das kann man alles erwägen, und ich habe selbst natürlich viele Gewichte auf der Waagenleiste hin- und hergeschoben.
Z.B. zum "zahnlos", das Du gerne zu "zahllos" ändern würdest: Da ich "Köpfe" geschrieben hatte - eben nicht "Köpfchen" - hatte ich gleich einen Greisenkopf vor Augen, der nicht nur zahnlos rumgrinst, sondern gleich auch noch seine Zahnkronen verloren hat. Da hätte ich mir also selbst ein Bein gestellt. Aber solche humorschrägen oder gar sarkastischen Bei-Gedanken können, meine ich, ruhig im Hintergrund mitklingen, mitschwingen; "zahnlos" bedeutet ja auch "aggressionslos, weicheiig, ohne Biß", und das paßt (im Hintergrund) auch zum Resignations-Spiel. Wenn da zu viel Selbstmitleid mitflösse, dann wäre die trockene Karikatur, der Zwischenruf der spöttisch überzogenen Rückwand-Echos, ein munteres, freches Gegen-Spiel. Damit ist sowieso bei der Schar der Leser zu rechnen. Jeder denkt sich sein Teil. Und für die tausend Möglichkeiten im Chaos der Stimmen sollte der Autor offensein. Polyphonie der Auffassungen, der Deutungsmelodien, der Assoziationen.
 
C

cellllo

Gast
DANKE lieber Mondnein
für Deine erfolgreiche Selbstverteidigung :
Der Fehler liegt einzig bei MIR !
Ich seh es nun ein, dass ich mich nicht weiterhin vor den Kosten einer neuen Brille drücken darf :
Ich hatte mich bis jetzt mit dem winzigen Photo Deiner Profil-Seite begnügt und hielt Dich für einen jungen schlanken Kunststudent mit lyrischer Ader... Über die beieindruckende Reife des wunderschönen "Osterlied für Kinder" war ich allerdings SEHR erstaunt, aber es gibt ja durchaus auch frühreife junge Künstler...
Nun hab ich aber Deine Homepage entdeckt !
Auch wenn du vom Greisenalter noch WEIT ENTFERNT bist, verstehe ich nun ganz und gar Deine erfrischend schalkhafte Selbstironie zur bewussten Vermeidung von Selbstmitleid und Sentimentalität :
ZITAT : "Z.B. zum "zahnlos", das Du gerne zu "zahllos" ändern würdest: Da ich "Köpfe" geschrieben hatte - eben nicht "Köpfchen" - hatte ich gleich einen Greisenkopf vor Augen, der nicht nur zahnlos rumgrinst, sondern gleich auch noch seine Zahnkronen verloren hat...solche humorschrägen oder gar sarkastischen Bei-Gedanken können, meine ich, ruhig im Hintergrund mitklingen, mitschwingen....."
JA lieber Mondnein : Ganz in diesem Sinne würde ich mir im Hintergrund Deiner großen Gemälde eigentlich auch ein paar kernige Ecken und Kanten wünschen ! ! !
 

James Blond

Mitglied
Mein Gott, :)
dass ich das noch erleben darf!

Es gibt sie also doch noch, die Poesie, auch wenn sie in den verborgenen Winkeln hinter einer Leselupe erblüht. ;)

Ein ganz wunderbares Gedicht, das in seiner Leichtigkeit, seinem souveränen und dabei zugleich sehr spielerischen Umgang mit der Sprache seinesgleichen sucht.

Großartig, wie die emotionale Ambivalenz zwischen himmelhohem Jauchzen und abgrundtiefer Verzweiflung hier ihre sprachliche Gestaltung findet: in der Hilf- und Ratlosigkeit des Blütenzupfens, im Aufreihen einander negierender Aussagen, die sich im steten Drehen um die eigene Achse bald zu einer Synästhesie verwinden, was auch noch im Bild der Blütenbodenspirale eingefangen wird.

Und alles mit einer schier unbegreiflichen Leichtigkeit, Selbstverständlichkeit, ja, geradezu munteren Unbekümmertheit zu Reimen montiert. Man ist geneigt, an einen Zufallstreffer zu glauben. Überwunden scheinen hier die Zeiten sumpfigschwerer Selbstbefindlichkeitsanalysen, bedeutungswütiger Sprachexperimente, gequälter Erheblichkeitsversuche mit ihren pseudokreativen Wahrheitszementierungen: Alles ist offen - alles bleibt offen - alles bleibt Spiel. Und dadurch noch im Unglück so bezaubernd, einfach, verzaubernd.

Es lebe die Post-post-Moderne! :)

Gern kommentiert und bewertet!

Grüße

JB
 
U

USch

Gast
Hallo Mondnein,
alle Acht..ung, ein schönes Gedicht, schlicht und ergreifend.
LG USch
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Dankeschön!

Ich bin ganz verrückt vor Dankbarkeit ... Ihr Lieben! Was für Kommentare, danke Dir, James!! -- und das vor allem jetzt, nach dem Wieder-Auftauchen (dank Celllo!), dem Hervorgeholtwerden aus dem Abyssus des Alten, des lang schon Abgetanen, Vergessenen.
 
U

USch

Gast
Hey, ich hab grad mal auf deine Homepage geschaut. Du bist ja auch Maler. Verrückter Stil, aber hat was.
LG USch
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Herzlichen Dank Dir, lieber Uwe, vor allem für Deine kommentierenden Zeilen zu diesem Lied hier. Freut mich sehr!

Zu einem der Bilder, die Du offensichtlich besucht hast, einem großen Quadrat (Öl auf Leinwand 90 x 90 cm) gibts hier in der Lupe das Paar der beiden Tagebuchgedichte (II und III), das hier oben (unter diesem Gedicht) unter "Die besten Werke" geführt wird (obwohl es vielleicht bessere gibt).
 

HerbertH

Mitglied
Lieber mondnein,

ein feinsinniges, hintergründiges Gedicht. Es gefällt mir in seiner leichten, wie getupften Sprechweise und Gedankenführung.

Chapeau!

Herbert
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Danke, Herbert! Eine Charakteristik mit Lob von Dir freut mich ganz besonders!
 
H

hermann

Gast
hallo mondnein
hab mann u weib gelesen und blütenköpfe
letzteres eine art elegisches friede freude eierkuchen-
gedicht mit schmerzlichen untertönen und schön kurz
( länger wärs auch unaushaltbar )

das mann / weib gedicht konnte ich nicht wegen
unverständlichkeit in Sprache und inhalt zu ende lesen

habe darauf nur ein weib gedicht gechrieben und dir
gewidmet es heißt " die Blondine " natürlich
wegen der akuraten Psychologisierung nicht zu kurz !!!

herzliche grüsse hermann8332
 



 
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