Allein

mouw

Mitglied
Ich schaute aus dem Fenster an dem schönen Tulpenstrauß vorbei. Die ersten Blumen in diesem Jahr.
Immer wieder laufen Nachbarn an meinem Fenster vorbei. Alle in Gedanken auf dem Weg um ihr alltägliches Leben fortzuführen.
Neben mir noch lauter Kisten, die ich eigentlich auspacken wollte, schließlich habe ich nur noch ein einziges Zimmer in der neuen Wohnung und durch den Krempel wird’s nicht gemütlicher. Doch irgendwie schiebe ich es immer weiter weg, in der Hoffnung, es räumt sich von alleine auf.

Und wieder muss ich an ihn denken.
Ich habe versucht mich abzulenken, sogar den Fernseher angeschaltet und davor gefrühstückt obwohl ich es unsittlich finde, eher meine Mutter aber als ewig braves Kind sitzt ihr Einfluss immer noch tief.
Es ist schwer, nicht an ihn zu denken. Nicht unbedingt an sein Aussehen. Es ist eher seine Aura, die mich verfolgt. Sein liebes, gutgläubiges Wesen das mich verfolgt.
Er war nicht perfekt, nicht äußerlich, es war seine Art, die mich schon als Mädchen verzaubert hatte.
Er war meine große Liebe.

Noch ist es Februar, doch die Frühlingssonne kitzelt die ersten Knospen aus den Bäumen. Am liebsten würde ich mich raussetzen. Doch in dieser tristen Stadt existiert kein einziges Café, in dem man sich allein wohlfühlen würde.

Rote und violette Tulpen öffnen sich der Sonne und versprühen ihren leichten Duft durch den vollen Raum.
Er hat mir nie Tulpen geschenkt, denn ein Blumenkenner war er nicht. Einzig Rosen mied er, da er genau wusste, dass ich sie nicht mag. An unserem ersten Jahrestag schenkte er mir grauenhafte lilafarbene Feldblumen und doch war es ein Zeichen, dass mir zeigte, wie unverbraucht er war und alle Klischees ausließ nur um mir eine Freude zu bereiten.
Nie bekam ich teuren Schmuck und unpersönliche Gutscheine. Es waren immer liebevolle, manchmal selbstgemachte Geschenke, die mir heute noch Tränen in die Augen treiben, damals natürlich vor Glück.
Einzig der Hochzeitsantrag war klassisch. Vom schicken Essen bis zur Kutschfahrt wurde nichts ausgelassen, nur der Antrag selbst fand dann im unromantischen Hotelzimmer statt. Aber es war perfekt. Ein perfekter Mann in meinem sonst langweiligen Leben.

Vielleicht hatte ich damals schon ahnen sollen, dass es wohl zu „perfekt“ war.
Eine Hochzeit, Kinderplanung mitten im Studium, es war zu viel, zu viel gewollt.
Ich hätte es ahnen sollen. Es sollte nicht sein.
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo mouw, herzlich Willkommen in der Leselupe!

Schön, dass Du den Weg zu uns gefunden hast. Wir sind gespannt auf Deine weiteren Werke und freuen uns auf einen konstruktiven Austausch mit Dir.

Um Dir den Einstieg zu erleichtern, haben wir im 'Forum Lupanum' (unsere Plauderecke) einen Beitrag eingestellt, der sich in besonderem Maße an neue Mitglieder richtet. http://www.leselupe.de/lw/titel-Leitfaden-fuer-neue-Mitglieder-119339.htm

Ganz besonders wollen wir Dir auch die Seite mit den häufig gestellten Fragen ans Herz legen. http://www.leselupe.de/lw/service.php?action=faq


Viele Grüße von ENachtigall

Redakteur in diesem Forum
 



 
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