Wortklauberin
Mitglied
Der Koch, der Holzfäller und Walter
Der Koch wollte gerade seinen Laden schließen, als er sah, dass der alte Carl noch am Tresen seines Restaurants, des „Kiss of the Wolf“ saß. Der Laden lag am Ende der 56sten Straße. Er hatte ihn damals wegen des Preis-Leistungs-Verhältnisses gekauft, und, weil er nicht viel zu verlieren gehabt hatte. Das hatte er heute eigentlich auch nicht, dachte er bedächtig, weil ihn das irgendwie nicht überraschte. Das Geschäft hatte sich schließlich als doch nicht besonders gut herausgestellt (der Lage wegen), aber, weil er ja nicht viel zu verlieren hatte und ihm das Wasser noch nicht bis zum Hals stand, führte es der Koch einfach weiter und irgendwie hatte es sich im Laufe der Zeit von einem Restaurant zu einer Kneipe entwickelt. „Eine trostlose Gegend“ murmelte er, als würde er das zum ersten Mal bemerken, während er den Laden zuschloss und dabei die graue Häuserfassade gegenüber musterte. Unter dem rechten Fenster des benachbarten Hauses pisste gerade ein Betrunkener schwankend und laut singend in die spärlich mit Moos überzogene Rinne auf der Straße. Was hat der’s gut, dachte der Koch, oder eben auch nicht, oder eben auch doch nicht.
„He Carl“, rief er während er den Blick abwandte und den Rückweg zum Tresen antrat. „Ich hab‘ den Laden für heut‘ zugemacht, du pennst nachher auf der Gästecouch!“ Die Jukebox, die auf dem Weg zwischen ihm und Carl stand, presste gerade mit letzter Kraft die nachzügelnden Töne von „Love me“ von Elvis Presley heraus. Sie war ein Relikt aus seiner Beziehung mit Tracy, die nicht allzu lange gewährt hatte, wie eigentlich alle seiner Beziehungen. Trotzdem, Tracy vermisste er mehr als alle anderen zuvor, auch, wenn es nun schon etwa zwei Jahre her war, dass sie die Beziehung beendet hatte.
„Was du nicht sagst, Freundchen, willst mich gar nicht gehen lassen, was? Wenn du nachher schläfst und ich dir die Hütte leer sauf, zahl ich dir aber keinen Penny! Du verdienst schon genug an dem Laden und es soll ja nicht noch mehr von deinem hart verdienten Geld bei denen da oben landen!“ Er stieß seinen Zeigefinger mit pfeilartiger Schnelligkeit in die Luft über ihm. „Die schnappen sich doch so schon jeden noch so kleinen Wurm, der nicht bei drei auf den Bäumen ist. Und so Leute wie du, die merken’s nicht einmal…“
Elvis Presley hatte aufgehört zu singen und stattdessen erklang nun in ohrenbetäubender Lautstärke Ozzy Osbourne mit „Paranoid“. Ein großartiger Song, das Lied habe ich schon immer gemocht, dachte der Koch. Vielleicht sagte er es auch, da war er sich im selben Moment aber nicht mehr so sicher. Und wenn schon, Carl konnte es sowieso nicht gehört haben. Er bemerkte wie Walter, sein 13 Jahre alter schwarzer Kater, auf ihn zu schnurrte und ihm gemächlich begann, um die Beine zu streichen. Das machte er jeden Abend nachdem er die Tür abgeschlossen hatte, fiel dem Koch auf; niemals ließ er dieses Ritual aus und auch NUR DANN tat er es. Was machte der Kater eigentlich in der Zwischenzeit? Warum versuchte er nicht einmal etwas Neues, etwas Außergewöhnliches? Wusste er eigentlich, dass er das durfte, raus, durch die Katzenklappe in der Hintertür? Aber vielleicht erlebte Walter ja die größten Abenteuer im Freien und hatte die Klappe schon längst entdeckt, wenn er ihm nicht wie jetzt gerade abends um die Beine strich, wer wusste das schon.
„Was hast du eigentlich unter deinem Bett liegen, Freundchen? Bestimmt deine sauber eingerollten Kissen und Bettdecken für den Sommer, fest eingeschnürt und ausgeschüttelt, hab‘ ich Recht? Gut so, sehr sinnvoll. Weißt du, was ICH immer unter meinem Bett habe? Ein Schrotgewehr, für den Fall, dass die Wölfe kommen und eine Flasche Whiskey, für den Fall, dass ich noch am Leben bin, wenn die Wölfe wieder weg sind. Da draußen, weißt du…“ „Nein, so etwas habe ich wahrlich nicht unter meinem Bett. Was sollten die Wölfe bei mir suchen? Ich wohne in der Stadt, in der zweiten Etage über einer Kneipe… Und da ist ja auch noch Walter, den hätten sie sicher schon längt gefressen…“ Carl nahm einen tiefen Schluck von seinem Bier. „Gestern Nacht bin ich wieder mal rausgefahren, zu der Lichtung im Wald, von der ich dir erzählt habe. Da wo die Elche nachts tanzen. Pettie sagt, sie tanzen gar nicht, die Elche, sie treten nur auf der Stelle. Seitdem fahre ich immer mit Chloe raus. Verstehst du?“ Ja, das verstehe ich, dachte der Koch, oder sagte es vielleicht auch. „Mit Chloe ist das anders. Mit ihr warte ich stundenlang im Gestrüpp der Bäume, wir schweigen und schauen einfach zu. Und danach sehe ich sie an und weiß, dass sie das Gleiche gesehen hat wie ich. Ich gehe jetzt, lass mich raus, Freundchen, es ist spät, verdammte Elchscheiße!“. „Ich lasse dich raus, Carl, bis morgen“. Carl zieht wahllos einen zerknitterten Schein aus seinem Portmonaie und wirft ihn auf die Theke. Dann geht er leicht taumelnd aber zielstrebig zur Tür, dass der Koch sich beeilen muss, sie ihm aufzuschließen. „Bis morgen Carl, bis morgen…“ Als die Tür wieder ins Schloss fällt beginnt wieder Ozzy Osbourne zu singen, diesmal seinen Song „Dreamer“.
Während er zurück hinter den Tresen ging, um wie gewöhnlich die letzten Biergläser zum Spülen zusammenzustellen, dachte er über Carl nach. Der hart gesottene Holzfäller – übrigens einer der letzten in den tiefen, düsteren Wäldern Kanadas, die nun eigenhändig von Regierungsorganisationen mithilfe neuartiger technischer Maschinen abgeholzt und weiterverarbeitet wurden - lebte wirklich das ganze Jahr über im Wald in seiner kleinen Hütte und nichts konnte ihn von dort fortlocken; außer vier, fünf Bier, wenn die Zeit mal wieder gekommen war. In der Hütte gab es in den Augen des Kochs nichts außer einen Holzofen, eine durchgelegene Matratze, ein Plumpsklo und den Hund Maggie, dem ein Auge fehlte, das ihm angeblich ein Wolf bei einem der letzten Jagdausflüge herausgerissen hatte. Ob es der letzte oder vorletzte gewesen war oder der Vorfall schon ein Jahr zurücklag, wusste der Koch nicht mehr so genau. Jedenfalls war der Hund, der Carl sonst immer begleitete, heute nicht dabei gewesen, es sei in der Hütte geblieben, der faule furzende Hund, hatte der Holzfäller gesagt. Immer, wenn Carl in die Kneipe kam, kam er mehrere Tage hintereinander, bevor er wieder für einige Wochen verschwand. Und immer hatte er etwas Neues zu erzählen, spannende Geschichten von tanzenden Elchen, singenden Bäumen oder dem letzten Sturm. Er wirkte unerschütterlich auf den Koch, der eher schmächtig und klein gebaut war.
Aus diesen Gedanken wurde er abrupt herausgerissen, als er ein kräftiges, unförmiges Schlagen gegen seine Tür hörte, vor die er beim Zuschließen zum zweiten Mal den Vorhang gezogen hatte. „Wer ist da? Bist du es Carl?“ fragte der Koch und hielt einen Moment inne. Er erhielt ein undeutliches Gurgeln als Antwort und ging zur Tür, wo er den Vorhang einige Zentimeter weit zurückzog. Draußen stand Carl, eigentlich hing er eher an der Türklinke und sah furchtbar aus. Ein blutüberlaufendes, halb zerfetztes Gesicht stierte ihn mit einem Ausdruck an, den der Koch am ehesten als wutverzerrt bezeichnen würde, wobei das in dem Zustand eigentlich gar nicht möglich war. Schnell schloss er die Tür auf und Carl taumelte und torkelte mehr als dass er ging in den Raum. Dann ging alles ganz schnell. Carl schwankte hinter den Tresen, wobei er Blut spukend hustete und griff zu einer Flasche Absinth, die er öffnete und an die aufgeplatzten, kaum erkenntlichen Lippen setzte. Er nahm einen tiefen Schluck aus der Flasche, wobei ihm schwindelig zu werden schien und nach ein paar fahrigen, polternden Schritten nach links und dann wieder nach rechts, fiel er einfach um. Es tat einen gewaltigen Knall auf den braunen Fliesen, was den Koch endlich aus seiner Schockstarre löste. Er eilte los und hatte in Windeseile die Wunden des wehrlosen Holzfällers gesäubert und alle notwendigen Schritte ergriffen, um die Blutungen zu stillen. Dann brachte er alle seine Kraft auf, um den schwergewichtigen Holzfäller, den er unter den unversehrten Armen gepackt hatte, zu der nicht weit entfernten Couch zu schleifen und ihn dort hinauf zu bugsieren. Er wusste nicht, wie lange er dafür brauchte, aber als er endlich fertig war, ging er immer noch adrenalindurchflutet in Richtung Tür und bemerkte erstaunt, dass sie noch offen war. Es hatte begonnen, leise zu regnen, ganz sanft, eher zu erahnen als zu hören; ein leises Tröpfeln auf dem Boden, auf dem er stand. Der Koch schloss die Tür, zog den Vorhang dieses Mal aber nicht zu. Dann überlegte er, ob er vielleicht eine Flasche Whiskey mit nach oben nehmen und unter sein Bett legen sollte. Woher dieser Gedanke kam, konnte der Koch sich nicht erinnern.
Als er sich umwandte, spürte er, wie Walter beinahe lautlos auf ihn zu schnürte und abermals begann, schnurrend und wohlig um seine Beine zu streifen.
Der Koch wollte gerade seinen Laden schließen, als er sah, dass der alte Carl noch am Tresen seines Restaurants, des „Kiss of the Wolf“ saß. Der Laden lag am Ende der 56sten Straße. Er hatte ihn damals wegen des Preis-Leistungs-Verhältnisses gekauft, und, weil er nicht viel zu verlieren gehabt hatte. Das hatte er heute eigentlich auch nicht, dachte er bedächtig, weil ihn das irgendwie nicht überraschte. Das Geschäft hatte sich schließlich als doch nicht besonders gut herausgestellt (der Lage wegen), aber, weil er ja nicht viel zu verlieren hatte und ihm das Wasser noch nicht bis zum Hals stand, führte es der Koch einfach weiter und irgendwie hatte es sich im Laufe der Zeit von einem Restaurant zu einer Kneipe entwickelt. „Eine trostlose Gegend“ murmelte er, als würde er das zum ersten Mal bemerken, während er den Laden zuschloss und dabei die graue Häuserfassade gegenüber musterte. Unter dem rechten Fenster des benachbarten Hauses pisste gerade ein Betrunkener schwankend und laut singend in die spärlich mit Moos überzogene Rinne auf der Straße. Was hat der’s gut, dachte der Koch, oder eben auch nicht, oder eben auch doch nicht.
„He Carl“, rief er während er den Blick abwandte und den Rückweg zum Tresen antrat. „Ich hab‘ den Laden für heut‘ zugemacht, du pennst nachher auf der Gästecouch!“ Die Jukebox, die auf dem Weg zwischen ihm und Carl stand, presste gerade mit letzter Kraft die nachzügelnden Töne von „Love me“ von Elvis Presley heraus. Sie war ein Relikt aus seiner Beziehung mit Tracy, die nicht allzu lange gewährt hatte, wie eigentlich alle seiner Beziehungen. Trotzdem, Tracy vermisste er mehr als alle anderen zuvor, auch, wenn es nun schon etwa zwei Jahre her war, dass sie die Beziehung beendet hatte.
„Was du nicht sagst, Freundchen, willst mich gar nicht gehen lassen, was? Wenn du nachher schläfst und ich dir die Hütte leer sauf, zahl ich dir aber keinen Penny! Du verdienst schon genug an dem Laden und es soll ja nicht noch mehr von deinem hart verdienten Geld bei denen da oben landen!“ Er stieß seinen Zeigefinger mit pfeilartiger Schnelligkeit in die Luft über ihm. „Die schnappen sich doch so schon jeden noch so kleinen Wurm, der nicht bei drei auf den Bäumen ist. Und so Leute wie du, die merken’s nicht einmal…“
Elvis Presley hatte aufgehört zu singen und stattdessen erklang nun in ohrenbetäubender Lautstärke Ozzy Osbourne mit „Paranoid“. Ein großartiger Song, das Lied habe ich schon immer gemocht, dachte der Koch. Vielleicht sagte er es auch, da war er sich im selben Moment aber nicht mehr so sicher. Und wenn schon, Carl konnte es sowieso nicht gehört haben. Er bemerkte wie Walter, sein 13 Jahre alter schwarzer Kater, auf ihn zu schnurrte und ihm gemächlich begann, um die Beine zu streichen. Das machte er jeden Abend nachdem er die Tür abgeschlossen hatte, fiel dem Koch auf; niemals ließ er dieses Ritual aus und auch NUR DANN tat er es. Was machte der Kater eigentlich in der Zwischenzeit? Warum versuchte er nicht einmal etwas Neues, etwas Außergewöhnliches? Wusste er eigentlich, dass er das durfte, raus, durch die Katzenklappe in der Hintertür? Aber vielleicht erlebte Walter ja die größten Abenteuer im Freien und hatte die Klappe schon längst entdeckt, wenn er ihm nicht wie jetzt gerade abends um die Beine strich, wer wusste das schon.
„Was hast du eigentlich unter deinem Bett liegen, Freundchen? Bestimmt deine sauber eingerollten Kissen und Bettdecken für den Sommer, fest eingeschnürt und ausgeschüttelt, hab‘ ich Recht? Gut so, sehr sinnvoll. Weißt du, was ICH immer unter meinem Bett habe? Ein Schrotgewehr, für den Fall, dass die Wölfe kommen und eine Flasche Whiskey, für den Fall, dass ich noch am Leben bin, wenn die Wölfe wieder weg sind. Da draußen, weißt du…“ „Nein, so etwas habe ich wahrlich nicht unter meinem Bett. Was sollten die Wölfe bei mir suchen? Ich wohne in der Stadt, in der zweiten Etage über einer Kneipe… Und da ist ja auch noch Walter, den hätten sie sicher schon längt gefressen…“ Carl nahm einen tiefen Schluck von seinem Bier. „Gestern Nacht bin ich wieder mal rausgefahren, zu der Lichtung im Wald, von der ich dir erzählt habe. Da wo die Elche nachts tanzen. Pettie sagt, sie tanzen gar nicht, die Elche, sie treten nur auf der Stelle. Seitdem fahre ich immer mit Chloe raus. Verstehst du?“ Ja, das verstehe ich, dachte der Koch, oder sagte es vielleicht auch. „Mit Chloe ist das anders. Mit ihr warte ich stundenlang im Gestrüpp der Bäume, wir schweigen und schauen einfach zu. Und danach sehe ich sie an und weiß, dass sie das Gleiche gesehen hat wie ich. Ich gehe jetzt, lass mich raus, Freundchen, es ist spät, verdammte Elchscheiße!“. „Ich lasse dich raus, Carl, bis morgen“. Carl zieht wahllos einen zerknitterten Schein aus seinem Portmonaie und wirft ihn auf die Theke. Dann geht er leicht taumelnd aber zielstrebig zur Tür, dass der Koch sich beeilen muss, sie ihm aufzuschließen. „Bis morgen Carl, bis morgen…“ Als die Tür wieder ins Schloss fällt beginnt wieder Ozzy Osbourne zu singen, diesmal seinen Song „Dreamer“.
Während er zurück hinter den Tresen ging, um wie gewöhnlich die letzten Biergläser zum Spülen zusammenzustellen, dachte er über Carl nach. Der hart gesottene Holzfäller – übrigens einer der letzten in den tiefen, düsteren Wäldern Kanadas, die nun eigenhändig von Regierungsorganisationen mithilfe neuartiger technischer Maschinen abgeholzt und weiterverarbeitet wurden - lebte wirklich das ganze Jahr über im Wald in seiner kleinen Hütte und nichts konnte ihn von dort fortlocken; außer vier, fünf Bier, wenn die Zeit mal wieder gekommen war. In der Hütte gab es in den Augen des Kochs nichts außer einen Holzofen, eine durchgelegene Matratze, ein Plumpsklo und den Hund Maggie, dem ein Auge fehlte, das ihm angeblich ein Wolf bei einem der letzten Jagdausflüge herausgerissen hatte. Ob es der letzte oder vorletzte gewesen war oder der Vorfall schon ein Jahr zurücklag, wusste der Koch nicht mehr so genau. Jedenfalls war der Hund, der Carl sonst immer begleitete, heute nicht dabei gewesen, es sei in der Hütte geblieben, der faule furzende Hund, hatte der Holzfäller gesagt. Immer, wenn Carl in die Kneipe kam, kam er mehrere Tage hintereinander, bevor er wieder für einige Wochen verschwand. Und immer hatte er etwas Neues zu erzählen, spannende Geschichten von tanzenden Elchen, singenden Bäumen oder dem letzten Sturm. Er wirkte unerschütterlich auf den Koch, der eher schmächtig und klein gebaut war.
Aus diesen Gedanken wurde er abrupt herausgerissen, als er ein kräftiges, unförmiges Schlagen gegen seine Tür hörte, vor die er beim Zuschließen zum zweiten Mal den Vorhang gezogen hatte. „Wer ist da? Bist du es Carl?“ fragte der Koch und hielt einen Moment inne. Er erhielt ein undeutliches Gurgeln als Antwort und ging zur Tür, wo er den Vorhang einige Zentimeter weit zurückzog. Draußen stand Carl, eigentlich hing er eher an der Türklinke und sah furchtbar aus. Ein blutüberlaufendes, halb zerfetztes Gesicht stierte ihn mit einem Ausdruck an, den der Koch am ehesten als wutverzerrt bezeichnen würde, wobei das in dem Zustand eigentlich gar nicht möglich war. Schnell schloss er die Tür auf und Carl taumelte und torkelte mehr als dass er ging in den Raum. Dann ging alles ganz schnell. Carl schwankte hinter den Tresen, wobei er Blut spukend hustete und griff zu einer Flasche Absinth, die er öffnete und an die aufgeplatzten, kaum erkenntlichen Lippen setzte. Er nahm einen tiefen Schluck aus der Flasche, wobei ihm schwindelig zu werden schien und nach ein paar fahrigen, polternden Schritten nach links und dann wieder nach rechts, fiel er einfach um. Es tat einen gewaltigen Knall auf den braunen Fliesen, was den Koch endlich aus seiner Schockstarre löste. Er eilte los und hatte in Windeseile die Wunden des wehrlosen Holzfällers gesäubert und alle notwendigen Schritte ergriffen, um die Blutungen zu stillen. Dann brachte er alle seine Kraft auf, um den schwergewichtigen Holzfäller, den er unter den unversehrten Armen gepackt hatte, zu der nicht weit entfernten Couch zu schleifen und ihn dort hinauf zu bugsieren. Er wusste nicht, wie lange er dafür brauchte, aber als er endlich fertig war, ging er immer noch adrenalindurchflutet in Richtung Tür und bemerkte erstaunt, dass sie noch offen war. Es hatte begonnen, leise zu regnen, ganz sanft, eher zu erahnen als zu hören; ein leises Tröpfeln auf dem Boden, auf dem er stand. Der Koch schloss die Tür, zog den Vorhang dieses Mal aber nicht zu. Dann überlegte er, ob er vielleicht eine Flasche Whiskey mit nach oben nehmen und unter sein Bett legen sollte. Woher dieser Gedanke kam, konnte der Koch sich nicht erinnern.
Als er sich umwandte, spürte er, wie Walter beinahe lautlos auf ihn zu schnürte und abermals begann, schnurrend und wohlig um seine Beine zu streifen.