Der Ulli

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In der Siebten hatten wir Schlatte in Deutsch. Wegen seiner Stirnglatze nannten wir ihn nur 'Schlatze'. Schlatze war mein Lieblingslehrer, weil er mir mal eine Eins auf ein Referat gegeben hatte, als ich mein Lieblingsbuch vorgestelle, wie es Thema des Referats gewesen war. Mein mit Abstand liebster Roman zu dieser Zeit war 'Der Fänger im Roggen'. Hatte zwar keine Sau interessiert, aber Schlatze gab mir trotzdem 'ne Eins und sagte, ich solle nicht aufhören zu lesen. Was ich, verdammt, auch getan habe.
Leider wurde Schlatze krank und dann kriegen wir den Ulli. Seinen Nachnamen habe ich vergessen. Das erste, was der Ulli uns sagte, war, dass wir ihn duzen dürften, und eigentlich hatten wir das schon vorher gewusst, denn dem Ulli ging ein sagenhafter Ruf voraus. - Ein Lehrer, den wir duzen durften.....booaaah! Geil!
Nur ich hielt mich für einen Sozialversager, weil ich keinen Bock hatte, den Ulli zu duzen und war peinlichst bemüht, eine Anrede zu vermeiden. Wie sich herausstellen sollte, waren meine Hemmungen berechtigt, denn der Ulli (geschieden) kriegte bei manchen Mädchen immer so Stilaugen, wenn er die durch seine Nickelbrille anglupschte. Und was sich bei dem dann unterhalb der Gürtellinie abspielte, am Leherpult, das konnte man sich ja denken. Bäääh!Eeeeklig!

Aber das ist zum Glück lange, lange her!

Nur manchmal noch muß ich ihn mir noch vorstellen, wie er da sitzt, der längst pensionierte Ulli, in seiner Fachwerkkate, am warmen Ofen...
Seine Putzfrau staubt gerade die 'Karl-Marx-Gesamtausgabe' ab und er öffnet sein Notebook, weil er mal wieder eine brillante Eingebung zu einem lyrischen Vierzeiler hat.
Dann spreizt er seine gichtigen Finger und setzt an: -'BEGEHREN' - ist das erste Wort, das er in seine Tastatur haut.
Denn das Verlangen stirbt zuletzt...
 
A

aligaga

Gast
Der "Fänger im Roggen" war in den 1960ern des vorigen Jahrhunderts Kult und nicht nur für Gymnasiasten, sondern auch für die meisten Deutschleerer ein Buch mit ungefähr sieben Siegeln. Ein heutiger Siebtklässler könnte es mit seinen dreizehn Jahren höchstens buchstabieren, aber nicht begreifen. Wahrscheinlich ist hier mit der "Siebten" die heutige "Zehnte" gemeint, denn erst ab der heutigen Neunten werden die Schüler gesiezt.

Was uns hier in recht dürftigem Deutsch und unter Missachtung der Zeitenfolge mitgeteilt werden soll - außer, dass das lührische Ich vor vielen Jahren eine Schwäche für den paranoiden Ami-Schriftsteller gehabt haben will und ihr zweiter Deutschlehrer, der "Ulli", stets unter dem Pult erigierte (was ihr, aus welchem Grund auch immer, unangenehm war) - bleibt schleierhaft.

Ein "Schülerg'schichterl" ist's jedenfalls nicht, denn es reicht ja bis in die vergichtete Pensionärszeit des Pädophilologen; seine ehemalige Schülerin ist also auch schon Omi und es will daher der bemüht flockig-lockere Ton des Textes und seine sprachlichen Schlampereien nicht so recht einleuchten.

Die Scham vor den Erregungen der Leerkraft und das Faible für Salingers Roman passen nicht gut zusammen. Der Leser fühlt sich verkohlt, und der Kritiker empfiehlt eine gründliche Überarbeitung. Die Idee mit dem "Fänger im Roggen", der in der SchülerIn wohnt, und dem "Ulli", der (heimlich) vor ihr erigiert, wäre ja gar nicht schlecht - das hätte, wie's immer wieder so schön heißt, "potential".

Aber wenn man die Pole so weit auseinanderhält wie du hier, o @Mama, gibt's natürlich auch keinen Funken und keine Entladung. Das ist keine "Kurzprosa", sondern eher noch Stoffsammlug. Mach was draus!

Heiter

aligaga
 
Danke für deine intelligenten Kommentar, aligaga.
Ich weiß deinen kritischen Tonfall durchaus zu schätzen und wünschte, mehr Leute hätten den Mut, hier nicht nur Nettigkeiten auszutauchen, um selbst positiv bewertet zu werden.
Zur Entlastung meiner Protagonistin sei angemerkt, dass sich das Geschehen auch in der Achten ereignet haben könnte, denn ein Lehrer war immer für den Zeitraum von zwei Jahren in einer Klasse eingesetzt. Und nicht zuletzt könnte meine P. ein bisschen frühreif gewesen sein, was das Gebiet der Literatur anbelangt. Dass sie den 'Fänger im Roggen' kapiert haben soll, behaupte ich ja auch gar nicht. Er hat ihr lediglich gefallen.
Warum du Salinger allerdings als 'paranoiden Amischriftsteller' titulierst, müsstest du mir erklären.

Die Zeitenabfolge ist nicht ok? Werde ich nochmal checken...

Gruß,

M.M.
 
In der achten hatten wir Schlatte in Deutsch. Wegen seiner Stirnglatze nannten wir ihn nur 'Schlatze'. Schlatze war mein Lieblingslehrer, weil er mir mal eine Eins auf ein Referat gegeben hatte, als ich mein Lieblingsbuch vorgestelle, wie es Thema des Referats gewesen war. Mein mit Abstand liebster Roman zu dieser Zeit war 'Der Fänger im Roggen'. Hatte zwar keine Sau interessiert, aber Schlatze gab mir trotzdem 'ne Eins und sagte, ich solle nicht aufhören zu lesen. Was ich, verdammt, auch getan habe.
Leider wurde Schlatze krank und dann kriegen wir den Ulli. Seinen Nachnamen habe ich vergessen. Das erste, was der Ulli uns sagte, war, dass wir ihn duzen dürften, und eigentlich hatten wir das schon vorher gewusst, denn dem Ulli ging ein sagenhafter Ruf voraus. - Ein Lehrer, den wir duzen durften.....booaaah! Geil!
Nur ich hielt mich für einen Sozialversager, weil ich keinen Bock hatte, den Ulli zu duzen und war peinlichst bemüht, eine Anrede zu vermeiden. Wie sich herausstellen sollte, waren meine Hemmungen berechtigt, denn der Ulli (geschieden) kriegte bei manchen Mädchen immer so Stilaugen, wenn er die durch seine Nickelbrille anglupschte. Und was sich bei dem dann unterhalb der Gürtellinie abspielte, am Leherpult, das konnte man sich ja denken. Bäääh!Eeeeklig!

Aber das ist zum Glück lange, lange her!

Nur manchmal noch muß ich ihn mir noch vorstellen, wie er da sitzt, der längst pensionierte Ulli, in seiner Fachwerkkate, am warmen Ofen...
Seine Putzfrau staubt gerade die 'Karl-Marx-Gesamtausgabe' ab und er öffnet sein Notebook, weil er mal wieder eine brillante Eingebung zu einem lyrischen Vierzeiler hat.
Dann spreizt er seine gichtigen Finger und setzt an: -'BEGEHREN' - ist das erste Wort, das er in seine Tastatur haut.
Denn das Verlangen stirbt zuletzt...
 
In der achten hatten wir Schlatte in Deutsch. Wegen seiner Stirnglatze nannten wir ihn nur 'Schlatze'. Schlatze war mein Lieblingslehrer, weil er mir mal eine Eins auf ein Referat gegeben hat, als ich mein Lieblingsbuch vorgestellte, wie es Thema des Referats gewesen war. Mein mit Abstand liebster Roman zu dieser Zeit war 'Der Fänger im Roggen'. Hat zwar keine Sau interessiert, aber Schlatze gab mir trotzdem 'ne Eins und sagte, ich solle nicht aufhören zu lesen. Was ich, verdammt, auch getan habe.
Leider wurde Schlatze krank und dann kriegen wir den Ulli. Seinen Nachnamen habe ich vergessen. Das erste, was der Ulli uns sagte, war, dass wir ihn duzen dürften, und eigentlich hatten wir das schon vorher gewusst, denn dem Ulli ging ein sagenhafter Ruf voraus. - Ein Lehrer, den wir duzen durften.....booaaah! Geil!
Nur ich hielt mich für einen Sozialversager, weil ich keinen Bock hatte, den Ulli zu duzen und war peinlichst bemüht, eine Anrede zu vermeiden. Wie sich herausstellen sollte, waren meine Hemmungen berechtigt, denn der Ulli (geschieden) kriegte bei manchen Mädchen immer so Stilaugen, wenn er die durch seine Nickelbrille anglupschte. Und was sich bei dem dann unterhalb der Gürtellinie abspielte, am Leherpult, das konnte man sich ja denken. Bäääh!Eeeeklig!

Aber das ist zum Glück lange, lange her!

Nur manchmal noch muß ich ihn mir noch vorstellen, wie er da sitzt, der längst pensionierte Ulli, in seiner Fachwerkkate, am warmen Ofen...
Seine Putzfrau staubt gerade die 'Karl-Marx-Gesamtausgabe' ab und er öffnet sein Notebook, weil er mal wieder eine brillante Eingebung zu einem lyrischen Vierzeiler hat.
Dann spreizt er seine gichtigen Finger und setzt an: -'BEGEHREN' - ist das erste Wort, das er in seine Tastatur haut.
Denn das Verlangen stirbt zuletzt...
 
A

aligaga

Gast
Warum du Salinger allerdings als 'paranoiden Amischriftsteller' titulierst, müsstest du mir erklären.
Vielleicht guckst du mal auf seine vita, o @Mama? Da fände sich einiges, von der Norm Abweichendes ...

Wenn du die ProtagonistIn in die "Achte" verfrachten möchstest, müsstest du deinen Text ändern. Er würde dadurch aber weder plausibler, noch ergäbe sich so etwas wie eine "Situation".

Der "Fänger im Roggen" war zu seiner Zeit die so ziemlich ungeeignetste Literatur für eine Mittelstufe. @Ali glaubt zwar an Frühreife, aber nicht an eine literarische. Die hat eher nichts mit dem Muskelwachstum oder dem Hormonhaushalt zu tun.

Wie schön, dass du nicht gleich beleidigt bist. Gut so!

Heiter

aligaga
 
In der Achten hatten wir Schlatte in Deutsch. Wegen seiner Stirnglatze nannten wir ihn nur 'Schlatze'. Schlatze war mein Lieblingslehrer, weil er mir mal eine Eins auf ein Referat gegeben hat, als ich mein Lieblingsbuch vorgestellte, wie es Thema des Referats gewesen war. Mein mit Abstand liebster Roman zu dieser Zeit war 'Der Fänger im Roggen'. Hat zwar keine Sau interessiert, aber Schlatze gab mir trotzdem 'ne Eins und sagte, ich solle nicht aufhören zu lesen. Was ich, verdammt, auch getan habe.
Leider wurde Schlatze krank und dann kriegen wir den Ulli. Seinen Nachnamen habe ich vergessen. Das erste, was der Ulli uns sagte, war, dass wir ihn duzen dürften, und eigentlich hatten wir das schon vorher gewusst, denn dem Ulli ging ein sagenhafter Ruf voraus. - Ein Lehrer, den wir duzen durften.....booaaah! Geil!
Nur ich hielt mich für einen Sozialversager, weil ich keinen Bock hatte, den Ulli zu duzen und war peinlichst bemüht, eine Anrede zu vermeiden. Wie sich herausstellen sollte, waren meine Hemmungen berechtigt, denn der Ulli (geschieden) kriegte bei manchen Mädchen immer so Stilaugen, wenn er die durch seine Nickelbrille anglupschte. Und was sich bei dem dann unterhalb der Gürtellinie abspielte, am Leherpult, das konnte man sich ja denken. Bäääh! Eeeeklig!

Aber das ist zum Glück lange, lange her!

Nur manchmal noch muß ich ihn mir noch vorstellen, wie er da sitzt, der längst pensionierte Ulli, in seiner Fachwerkkate, am warmen Ofen...
Seine Putzfrau staubt gerade die 'Karl-Marx-Gesamtausgabe' ab und er öffnet sein Notebook, weil er mal wieder eine brillante Eingebung zu einem lyrischen Vierzeiler hat.
Dann spreizt er seine gichtigen Finger und setzt an: -'BEGEHREN' - ist das erste Wort, das er in seine Tastatur hämmert.
Denn das Verlangen stirbt zuletzt...
 
In der Achten hatten wir Schlatte in Deutsch. Wegen seiner Stirnglatze nannten wir ihn nur 'Schlatze'. Schlatze war mein Lieblingslehrer, weil er mir mal eine Eins auf ein Referat gegeben hat, als ich mein Lieblingsbuch vorgestellte, wie es Thema des Referats gewesen war. Mein mit Abstand liebster Roman zu dieser Zeit war 'Der Fänger im Roggen'. Hat zwar keine Sau interessiert, aber Schlatze gab mir trotzdem 'ne Eins und sagte, ich solle nicht aufhören zu lesen. Was ich, verdammt, auch getan habe.
Leider wurde Schlatze krank und dann kriegen wir den Ulli. Seinen Nachnamen habe ich vergessen. Das erste, was der Ulli uns sagte, war, dass wir ihn duzen dürften, und eigentlich hatten wir das schon vorher gewusst, denn dem Ulli ging ein sagenhafter Ruf voraus. - Ein Lehrer, den wir duzen durften.....booaaah! Geil!
Nur ich hielt mich für einen Sozialversager, weil ich keinen Bock hatte, den Ulli zu duzen und war peinlichst bemüht, eine Anrede zu vermeiden. Wie sich herausstellen sollte, waren meine Hemmungen berechtigt, denn der Ulli (geschieden) kriegte bei manchen Mädchen immer so Stilaugen, wenn er die durch seine Nickelbrille anglupschte. Und was sich bei dem dann unterhalb der Gürtellinie abspielte, am Leherpult, das konnte man sich ja denken. Bäääh! Eeeeklig!

Aber das ist zum Glück lange, lange her!

Nur manchmal noch muß ich ihn mir vorstellen, wie er da sitzt, der längst pensionierte Ulli, in seiner Fachwerkkate, am warmen Ofen...
Seine Putzfrau staubt gerade die 'Karl-Marx-Gesamtausgabe' ab und er öffnet sein Notebook, weil er mal wieder eine brillante Eingebung zu einem lyrischen Vierzeiler hat.
Dann spreizt er seine gichtigen Finger und setzt an: -'BEGEHREN' - ist das erste Wort, das er in seine Tastatur hämmert.
Denn das Verlangen stirbt immer zuletzt...
 
A

aligaga

Gast
In der Achten hatten wir Schlatte in Deutsch. Wegen seiner Stirnglatze nannten wir ihn nur 'Schlatze'. Schlatze war mein Lieblingslehrer [blue]gewesen[/blue], weil er mir mal eine Eins auf ein Referat [blue]gab[/blue], als ich mein Lieblingsbuch vorgestellt [blue]hatte[/blue], wie es Thema des Referats gewesen war. Mein mit Abstand liebster Roman zu dieser Zeit war 'Der Fänger im Roggen'. [blue]Hatte[/blue] zwar keine Sau interessiert, aber Schlatze gab mir trotzdem 'ne Eins und sagte, ich [blue]sollte[/blue] nicht aufhören zu lesen. Was ich, verdammt, auch getan habe.
Leider wurde Schlatze krank und wir [blue]bekamen[/blue] den Ulli. Seinen Nachnamen habe ich vergessen. Das erste, was der Ulli uns sagte, war, dass wir ihn duzen dürften, und eigentlich hatten wir das schon vorher gewusst, denn dem Ulli ging ein sagenhafter Ruf voraus. - Ein Lehrer, den wir duzen durften.....booaaah! Geil!
Nur ich hielt mich für einen Sozialversager, weil ich keinen Bock hatte, den Ulli zu duzen [blue]Komma,[/blue] und war peinlichst bemüht, eine [blue]direkte[/blue] Anrede zu vermeiden. Wie sich herausstellen sollte, waren meine Hemmungen berechtigt, denn der Ulli (geschieden) kriegte bei manchen Mädchen immer so Stilaugen, wenn er die durch seine Nickelbrille anglupschte. Und was sich bei dem dann unterhalb der Gürtellinie abspielte, [blue]unter dem [/blue]Leherpult, das konnte man sich ja denken. Bäääh! Eeeeklig!
Wie schon gesagt - der "Pubi-Slang" passt nicht zu einer Erzähl-Omi. Die müsste mehr Distanz zum damaligen Geschehen haben, sagt nicht "'ne", den Ulli und schon gar nicht "verdammt", "boaaah" und "geil!".

Heiter

aligaga
 
In der neunten Klasse hatten wir Herrn Schlatte in Deutsch. Wegen seiner Stirnglatze nannten wir ihn nur 'Schlatze'. Herr Schlatte war mein Lieblingslehrer gewesen, weil er mir mal eine Eins auf ein Referat gab, als ich mein Lieblingsbuch vorgestellt hatte, wie es Thema des Referats gewesen war. Mein mit Abstand liebster Roman zu dieser Zeit war 'Der Fänger im Roggen'. Das hatte zwar niemanden meiner Mitschüler interessiert, aber Herr Schlatte gab mir trotzdem eine Eins und sagte, ich sollte nicht aufhören zu lesen. Das hat mir Mut gemacht.
Leider wurde Herr Schlatte krank und wir bekamen den 'Ulli'. Seinen Nachnamen habe ich vergessen. Das erste, was der 'Ulli' uns sagte, war, dass wir ihn duzen dürften, und eigentlich hatten wir das schon vorher gewusst, denn dem 'Ulli' ging ein sagenhafter Ruf voraus. - Ein Lehrer, den wir duzen durften, so etwas fand man zu jener Zeit 'geil'.
Nur ich war ein Sozialversager, denn ich mochte den 'Ulli' nicht duzen, und war peinlichst bemüht, eine direkte Anrede zu vermeiden. Wie sich herausstellen sollte, waren meine Hemmungen berechtigt gewesen, denn der 'Ulli', der, nebenbei bemerkt, geschieden war, kriegte bei manchen Mädchen immer diese 'Stielaugen', wie wir es nannten, wenn er sie durch seine Nickelbrille ansah. Und was sich bei dem dann unterhalb der Gürtellinie abspielte, unter dem Leherpult, das konnte man sich ja denken...
Vor Herrn Schlatte, 'Schlatze', hatte ich Respekt gehabt, dem 'Ulli' gegenüber empfand ich einfach nur ekel.

Das ist zum Glück lange, lange her, und heute bin ich zweifache Großmutter.

Nur manchmal noch muß ich ihn mir vorstellen, wie er da sitzt, der längst pensionierte 'Ulli', in seiner Fachwerkkate, am warmen Ofen...
Seine Putzfrau staubt gerade die 'Karl-Marx-Gesamtausgabe' ab und er öffnet sein Notebook, weil er mal wieder eine seiner brillanten Eingebungen hat.
Dann spreizt er seine gichtigen Finger, der 'Ulli', und setzt an zu einem lyrischen Vierzeiler: -'BEGEHREN' - ist das erste Wort, das er in seine Tastatur haut.
Denn das Verlangen stirbt zuletzt...
 
In der neunten Klasse hatten wir Herrn Schlatte in Deutsch. Wegen seiner Stirnglatze nannten wir ihn nur 'Schlatze'. Herr Schlatte war mein Lieblingslehrer gewesen, weil er mir mal eine Eins auf ein Referat gab, als ich mein Lieblingsbuch vorgestellt hatte, wie es Thema des Referats gewesen war. Mein mit Abstand liebster Roman zu dieser Zeit war 'Der Fänger im Roggen'. Das hatte zwar niemanden meiner Mitschüler interessiert, aber Herr Schlatte gab mir trotzdem eine Eins und sagte, ich sollte nicht aufhören zu lesen. Das hat mir Mut gemacht.
Leider wurde Herr Schlatte krank und wir bekamen den 'Ulli'. Seinen Nachnamen habe ich vergessen. Das erste, was der 'Ulli' uns sagte, war, dass wir ihn duzen dürften, und eigentlich hatten wir das schon vorher gewusst, denn dem 'Ulli' ging ein sagenhafter Ruf voraus. - Ein Lehrer, den wir duzen durften, so etwas fand man zu jener Zeit 'geil'.
Nur ich war ein Sozialversager, denn ich mochte den 'Ulli' nicht duzen, und war peinlichst bemüht, eine direkte Anrede zu vermeiden. Wie sich herausstellen sollte, waren meine Hemmungen berechtigt gewesen, denn der 'Ulli', der, nebenbei bemerkt, geschieden war, kriegte bei manchen Mädchen immer diese 'Stielaugen', wie wir es nannten, wenn er sie durch seine Nickelbrille ansah. Und was sich bei dem dann unterhalb der Gürtellinie abspielte, unter dem Leherpult, das konnte man sich ja denken...
Vor Herrn Schlatte, 'Schlatze', hatte ich Respekt gehabt, aber dem 'Ulli' gegenüber empfand ich einfach nur ekel.

Das ist zum Glück lange, lange her, und heute bin ich zweifache Großmutter.

Nur manchmal noch muß ich ihn mir vorstellen, wie er da sitzt, der längst pensionierte 'Ulli', in seiner Fachwerkkate, am warmen Ofen...
Seine Putzfrau staubt gerade die 'Karl-Marx-Gesamtausgabe' ab und er öffnet sein Notebook, weil er mal wieder eine seiner brillanten Eingebungen hat.
Dann spreizt er seine gichtigen Finger, der 'Ulli', und setzt an zu einem lyrischen Vierzeiler: -'BEGEHREN' - ist das erste Wort, das er in seine Tastatur haut.
Denn das Verlangen stirbt zuletzt...
 
Danke nochmals aligaga. Ich hoffe, ich habe mich verbessern können...

P.S.

Vielleicht bin ich paranoid, aber bin ich paranoid genug?
 
A

aligaga

Gast
Vielleicht bin ich paranoid, aber bin ich paranoid genug?
Das solltest du einen Kollegen oder einen Kritiker niemals fragen, o @Mama. Es ist ein Zeichen von Schwäche, und die üblichen Verdächtigen beißen dich gnadenlos in deine brüchig gewordene Halsschlagader.

@Ali glaubt, dass Grenzgänge für ein gesundes Schriftstellertum unabdingbar sind. Wie sollte man ein Thema denn sonst aus mehr als einer Perspektive erkennen und beschreiben können? Wie Charaktere begleiten, die einem widerstreben? Wie dem Bösen Stellenwert verleihen und das Gute herumirren lassen?

Als Kind hat @ali "Miracoli" gehasst. Das in dem Tütchen abgepackte Analogkäse-Pulver (oder was immer das war) roch wie Kotze.

@Ali hatte und hat eine Schwäche für Rhabarber. ~kuchen, ~auflauf, ~kompott, und er findet, ein gewisses Maß an Paranoia sei für seinesgleichen ganz normal. Willkommen im Club!

Quietschvergnügt

aligaga
 
Wenn man Schwäche zeigt, wird das gnadenlos ausgenutzt, da stimme ich dir voll zu, aligaga. Zu oft habe ich schon Blut gelassen, weil ich unnötige Geständnisse gemacht habe.
Aber ich denke auch, dass so etwas guter Grund sein kann, literarisches Schreiben zu versuchen.
So manchen Beitrag hier finde ich blass und kann keine Intention dahinter erkennen. Geschraubtes Geschwurbele, manchmal postmodern anmutend. Und wenn ich's als Leser dann nicht kapiere, ist das natürlich meine Schuld....
Manch einer verhebt sich auch an einem zu großen Thema (ich hoffe, nicht dazuzugehören, aber Fehler macht man wahrscheinlich immer mal).
Warum eigentlich nicht sich ein wenig genüsslich in seinem Unglück suhlen, und versuchen, die Gespenster der Vergangenheit zu bannen? Auf die Gefahr hin, ein bisschen so wie Holden Caulfield zu sein..


Gruß,
M.M.

P.S. - Miracoli habe ich höchstens zweimal in meinem Leben gegessen. Ich weiß eigentlich gar nicht, wie die schmecken. Matschig? Ich hoffe, mein Geschreibsel nicht.
 

Aina

Mitglied
Hallo Mama Miracoli,
habe immer wieder mal vorbei geschaut.
Zu Anfang war es das unbestimmte Gefühl, dass da irgendwas an dem Text ist, das mich berührt. Nach den vielen Korrekturen bin ich nun flüssig durchgekommen und kann an eigene Schuleindrücke anknüpfen. Das echte Leben, in eine sprachlich ansprechende Form gebracht.
Danke dafür.
Viele Grüße,
Aina
 



 
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