Der gemeinsame Weg (gelöscht)

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Wipfel

Mitglied
Ich mag solche Stilblüten:
Denken Sie an den grässlichsten Kater, den Sie je hatten, und multiplizieren Sie ihn mit fünf
Mein grässichster Kater hieß Kasimir - und mal fünf wäre das ein Tiger gewesen. Oder wenigstens fast.

Ansonsten - sauber geschrieben mit einer schönen Wendung. So gehört Kurzgeschichte.

Grüße von wipfel
 

fraulange

Mitglied
Au verflixt - war das 'ne Stilblüte? Sollte keine sein ;-)

Danke, Wipfel, für die freundlichen Worte, es freut mich, dass Dir die Geschichte Spaß gemacht hat, und ich werde meinen tatsächlich zuweilen grässlichen Kater Petzi grüßen!

Einen schönen Sonntag wünscht Kristin/fraulange
 

James Blond

Mitglied
Sehr schöne Geschichte, satter schwarzer Humor! Gut aufgebaut und gekonnt umgesetzt. Schöne Pointe! Habe nach einer verstörenden Schrecksekunde lange geschmunzelt.

Für mich gibt es nichts zu kritisieren, außer, dass solche Geschichten hier zu wenig Resonanz erfahren, man hält sich wohl lieber an das Mittelmaß. Vielleicht aber auch kommt hier der schwarze Stoff nicht so gut an, dabei gehört er zum Wertvollsten, was (vor allem die britische) Literatur zu bieten hat. (Ich denke dabei an Roald Dahl mit seinen "Küsschen".)

Stilblüten kann ich keine finden, auch der 5-fache Kater sieht nicht danach aus. Wunderbar die Umdeutung des "gemeinsamen-Weg-Zeigens", der eine herrlich sarkastische Wendung erfährt.

Weiter so!

LG JB
 

fraulange

Mitglied
Hey, jetzt habe ICH ein sattes Grinsen im Gesicht von solch lobenden und motivierenden Worten. Dankeschön, James Blond!!

Liebe Grüße von Kristin.
 
U

USch

Gast
Hallo fraulange,
ein Supertext mit seinem schwarzen Humor, und das nicht nur, weil ich auch Ex-Hamburger bin. Du bist keine Anfängerin:)
Ein paar redaktionelle Kleinigkeiten sind mir aufgefallen:

Meine Umzugskartons blieben unberührt, die [strike][red]kahlen [/red][/strike]Wände kahl.
Würde ich wegen der Wiederholung streichen.

Den siehst du [red]wieder[/red].

Ja, wir sahen uns [red]wieder[/red]. Schon am nächsten Nachmittag kam er [red]wieder [/red]in den Laden, alleine diesmal.
Dreimal wieder klingt nicht gut. Vielleicht so:
Wir sahen uns schon am nächsten Morgen, als er alleine den Laden betrat.

„Der Riesenirrtum meines Lebens“[blue],Komma![/blue] so nannte er sie einmal.
Kennst du mich noch?“[blue],Komma! [/blue]begrüßte sie mich.
Schau noch mal durch, da sind noch mehrere solche fehlenden Kommata. Hinter den Tüdelchen kommt immer ein Komma, wenn der Satz danach weitergeht.
Lg und weiter so
USch
 

fraulange

Mitglied
Lieber USch,

herzlichen Dank, dass Du Dir diese Mühe gemacht hast, das finde ich sehr hilfreich - ich habe die von Dir vorgeschlagenen Änderungen auch größtenteils schon vorgenommen; an einem wieder habe ich allerdings festgehalten, weil ich es an der Stelle für ein Stilmittel halte.

Bist Du Dir ganz sicher mit "Kennst du mich noch?"[blue], Komma[/blue]? Du schreibst ja selbst, dass das Komma gesetzt werden muss, wenn der Satz noch weitergeht. Und mit Frage- oder Ausrufezeichen ist er doch beendet? Bin hier etwas unsicher und habe es (noch) so stehen lassen.

Hihi, ich bin tatsächlich eine Anfängerin, von einigen völlig unausgegorenen "Jugendwerken" einmal abgesehen. Tatsächlich war es ein diesjähriger Silvestervorsatz, wirklich mal was zu schreiben, anstatt immer nur davon rumzuspinnen ;-) ... Macht Spaß, gerade auch in diesem Forum mit so netten Hilfestellungen und tollen Beiträgen!

Ein schönes und vielleicht kreatives Wochenende wünscht Kristin.
 
U

USch

Gast
Bist Du Dir ganz sicher mit "Kennst du mich noch?", ... Komma?
Ja, denn der Satz geht klein geschrieben weiter in deinem Text. Wenn du einen neuen Satz Groß beginnst, natürlich kein Komma.
so long USch
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo fraulange,

holla - das ist mal wieder eine Kurzgeschichte, die nicht nur diesen Namen verdient. Sie ist auch noch große Klasse. Dafür erst einmal ne satte "Neun".
Trotzdem habe ich da noch ein paar kleine Bemerkungen zwischen die Zitate geschmiert, aus denen du dir vielleicht das eine oder andere heraus picken magst. Ich habe zum Beispiel mal gelernt, dass man die wörtliche Rede mit einer neuen Zeile beginnt und nach ihr erneut auf einer neuen Zeile weiter macht. Deshalb sind die häufigen "nZ" eingestreut.


Kein Kopfschmerz, nein, aber Schwäche, Schwäche und das dumpfe Gefühl, dass etwas Schlimmes passiert ist[blue]].(Da es sich zunächst nur um ein Gefühl handelt, würde ich „sein muss“ wählen)[/blue] .


Tatsächlich habe ich selten eine andere Frau so spontan so[blue](eines der beiden „so“ würde ich streichen)[/blue] abstoßend gefunden. Dabei war sie auf den ersten Blick ganz attraktiv, aber auf diese zackige, übertrieben selbstbewusste Art von Frauen, die alles im Blick und alles unter Kontrolle haben. [blue](Toll – ein einziger – nicht mal langer Satz -. Und schon weiß man mit was für einer Art von Frau man es zu tun hat.)[/blue] Auf hohen Absätzen stolzierte sie, klackklackklack, auf das Esoterikregal zu und vertiefte sich dort in die Bücher. [blue](Neue Zeile[/blue])
Er lächelte mich an: „Haben Sie einen Stadtführer von Hamburg?“ [blue](Neue Zeile)[/blue] Hamburg, ausgerechnet! [blue] (Warum nicht: „Ausgerechnet Hamburg!!!“ Na ja Geschmackssache. Und dann wieder neue Zeile)[/blue] „Wissen Sie, ich habe ab Herbst eine neue Stelle dort“, erzählte er. „Wir wollen im Sommer für ein paar Tage hinfahren und uns die Stadt ansehen.“ [blue](nZ)[/blue] Begeistert gab ich mich als Exil-Hamburgerin zu erkennen, schwärmte hier von einem Lokal und empfahl dort ein Wohnviertel. Und er, er schaute mich immer so von der Seite an und scherzte, dann müsse ich ja wohl mitkommen und die Fremdenführerin sein[blue]!(spielen?) [/blue] [blue](Nz[/blue])„Aber unbedingt“, lachte ich, und so ging es eine Weile hin und her, bis, klackklackklack, ihre Schritte von der Seite nahten und ihre Stimme zwischen uns fuhr: „Können wir dann zahlen -“ sie starrte auf mein Namensschild „Elisabeth! Kommst du, Schatz!“ Keine Bitte, ein Befehl. Ich beeilte mich, [blue](den Betrag für… Nur „zu kassieren“ hieße ja, sie würde die Bücher sich selbst einverleiben – „kassieren“ ist beispielsweise ein Synonym für „einnehmen“. Frau Elisabeth nimmt aber nicht die Bücher sondern Geld ein)[/blue] ihre beiden Bücher zu kassieren, den Stadtführer und ein Rezeptbuch: Allerlei aus der Hexenküche. Hexenküche, dachte ich, na besten Dank. Sie verzog kurz die Mundwinkel, es mochte als Lächeln durchgehen.
[blue]Der ganze fettgedruckte Absatz will mir von der Aufteilung her nicht ganz gefallen. Mein Vorschlag.
„Können wir dann zahlen?“, schnarrte sie und starrte dabei auf mein Namensschild.
„Elisabeth!“, hörte ich sie halblaut buchstabieren.
Ich sah, wie sie die Mundwinkel verzog. Ich ließ es aber als ein Lächeln durchgehen und beeilte mich den Betrag für ihre beiden Bücher zu kassieren, den Stadtführer und ein Rezeptbuch: Allerlei aus der Hexenküche. Hexenküche, dachte ich, na besten Dank
„Kommst du, Schatz!“ Keine Bitte, ein Befehl.


[/blue]
An der Tür schaute er sich noch einmal zu mir um, sein Blick war ernst, neugierig und eine Sekunde zu lang. Auf einer Straßenlaterne gegenüber begann eine Amsel, ihr Frühlingsliedchen zu flöten. Ich schaute zurück, ihm direkt in die Augen und wusste: Den siehst du wieder[blue].(Wahnsinn, was du hier wieder in die drei Sätze packst. Dafür braucht mancher eine halbe Seite!)
[/blue]
Ja, wir sahen uns wieder. Schon am nächsten Nachmittag kam er in den Laden, alleine diesmal. Als im Mai in den städtischen Pflanzkübeln die Narzissen den Geranien wichen, hatten wir uns, freilich immer im Schutz meiner Wohnung, schon auf alle nur erdenklichen Arten wiedergesehen, [blue](herrlich - da könnte man auf den folgenden Nebensatz glatt verzichten. Aber es gibt Leute, denen...!)[/blue]falls Sie verstehen, was ich meine.
Von ihr, Liz, wusste ich kaum mehr als den Namen und dass die beiden [blue](Das ist nun schon das zweite Mal, dass ich über die kleingeschriebenen „beiden“ stolpere. In letzter Zeit habe ich mir bei einer solchen Konstellation das Großschreiben angewöhnt, bin mir aber ums Verrecken nicht sicher, was richtig ist)[/blue] erst seit ein paar Monaten ein Paar waren.


Und eine halbe Stunde später: Ich liebe dich, Elisabeth, alles an Dir, Dein Lächeln, Deine Seele, Deinen Geist. Du zeigst mir den Weg, unseren gemeinsamen Weg. [blue](Wie triefend Trivial! Aber wie hintersinnig in diesem Kontext. Man sieht - auch Triviales kann mitunter recht nützlich sein.)
[/blue]

Können Sie sich vorstellen, wie weich meine Knie wurden, als ich sie neben meinem Auto stehen sah? [blue](nZ)[/blue] „Hallo, Elisabeth. Kennst du mich noch?“ begrüßte sie mich. „Nun schau doch nicht so erschrocken. Lass uns einfach in Ruhe über alles reden, ja?“ [blue](nZ)[/blue] Sie zog zwei Miniflaschen Prosecco aus ihrer Handtasche und reichte mir eine davon.
Im Übrigen wisse er nicht, dass sie hier sei und schon gar nicht, dass sie alle Nachrichten auf seinem Handy gelesen hatte. [blue](nZ)[/blue] „Aber weißt du was? Ich habe mich noch nie an jemanden geklammert, der mich nicht will. Das habe ich nicht nötig!“ Plötzlich beugte sie sich zu mir herüber. „Du bist so blass, Elisabeth, ist dir nicht gut? Vielleicht setzt du dich lieber kurz ins Auto.“

Ihre Stimme war voller Hohn und dicht an meinem Ohr[blue]: (Punkt, nZ)[/blue] „Ist dir mein kleiner Zaubertrank nicht bekommen? Aber du glaubst doch nicht, dass ich dir was antun könnte, oder?“ Ich konnte nichts erwidern, mir war entsetzlich übel. „Oder, Elisabeth? Arme Elisabeth“ fuhr sie fort. „Dein Körper wird verschwinden, einfach verschwinden… Aber was ist schon ein Körper?“ [blue](nZ) [/blue]) Was meinte sie damit? Was hatte sie mit mir vor? Ich wollte sie fragen, aber ich konnte jetzt auch nicht mehr richtig atmen und hörte mich selbst bloß noch lallen und schluchzen und nach Luft schnappen. Dieses hilflose [strike]und wie betrunkene [/strike][blue](m. E. reicht "hilflos")[/blue] Gefühl wurde immer schlimmer, in meinem Kopf rauschte es, und was sie zum Schluss sagte, erreichte mein Bewusstsein wie durch einen Nebel[blue]: (Punkt, nZ)[/blue] „Für deinen schönen[blue](wachen)[/blue] Geist und deine [blue](wertvolle[/blue]) Seele finden wir ein hübsches neues Zuhause. [blue](Gut rübergebracht, diese Ironie)[/blue] Ich habe eine wunderbare Aufgabe für dich, du wirst staunen!“ [blue](nZ[/blue]) Mir wurde schwindelig, so, als hielte eine riesige Faust mein Gehirn gepackt und schleuderte es in immer enger werdenden Kreisen herum und herum, wieder und wieder, und dann - nichts mehr.


Sie weist mit dem Kinn auf mich. [blue](nZ)[/blue] „Gut, dass ich das Ding gestern noch besorgt habe, oder? Hat sie eigentlich schon einen Namen?“ [blue]Und als er sie fragend und ein bisschen verwirrt anschaut, fährt sie fort: "Die heißen doch immer Uschi oder Susi, oder Else! Ja, genau, die da heißt Else!“(nZ)
[/blue]„In tausend Metern rechts von der Autobahn abbiegen Richtung Hamburg“, quake ich verzweifelt. [blue](nZ)[/blue] Bitte erlöse mich jemand aus diesem Alptraum, bitte!
Wie gesagt: Ein flotter Text, der mir ein richtiges Lesevergnügen war. Und das Wichtigste (für mich zumindest) - es kam bei fraulange nie Langeweile auf. Aber das drückt sich ja auch in den anderen Kommentaren aus. Grinsen musste ich über die "Kater-Stilblüte". Aber es gab in Uschs Kommentar noch eine:
ein Supertext mit seinem schwarzen Humor, und das nicht nur, weil ich auch Ex-Hamburger bin.
Nun frage ich mich ernsthaft, was das wohl für ein mieser Text geworden wäre, wenn Usch beispielsweise ein Ex-Chemnitzer wäre. Da hat die Frau Lange aber richtig Glück gehabt.

Gruß Ralph
 
U

USch

Gast
Wer weiß Ralph, dann hätte ich als DDR´ler sicher andere Auffassungen - vielleicht wäre ich Kommunist ohne Verständnis für schwarze Literatur :)
 

fraulange

Mitglied
Lieber Ralph,

genau diese Art von "Pingeligkeit" in allerbestem Sinn ist es, die solche Tipps so wertvoll machen, das finde ich Klasse! Vielen Dank dafür, und Du wirst feststellen, dass ich das meiste davon beherzigt und umgesetzt habe. Ist schon zum Piepen: Da tue ich mein Leben lang nichts als Lesen und mich mit Sprache beschäftigen (ok, vielleicht übertreibe ich jetzt ein ganz klein wenig!), bilde mir ein, absolut firm in der Rechtschreibung zu sein - und lerne bei solchen Basics wie Tüddelchen und Absätzen was dazu. Herrlich!

Ich glaube, mit "beiden" und "Beiden" hast Du recht, sieht groß besser aus. Ich versuche aber auch noch mal, es ganz sicher heraus zu bekommen (herauszubekommen? Haha!).
Wie gesagt: Danke für die vielen konstruktiven Anmerkungen und auch für die Anerkennung! Ich freue mich sehr darüber.

Herzliche Grüße von Kristin.
 
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