Eiszeit

Ucci

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Eiszeit

Wir reden nicht mehr viel miteinander. Gestern Abend hatten wir schweigend nebeneinander gesessen und dem Fernsehprogramm zugesehen. Seufzend trage ich die leeren Gläser in die Küche zurück. Paul, denke ich, würde das nicht gefallen, uns so zu sehen. Er hätte uns beide an den Händen genommen, dabei den Kopf im Rhythmus seines Lieblingsliedes bewegt und sich mit hilfloser Kindlichkeit fest an uns gedrückt. Seine kleine Welt beinhaltete noch keine schlechten Gefühle.
Resigniert streiche ich mir eine Haarsträhne hinter das rechte Ohr und lehne mich mit verschränkten Armen an den Rahmen der Schlafzimmertür. Sein Gesicht. So verletzlich im Schlaf. Wie sein Gesicht ausgesehen hatte, wenn er sich über sie gefreut hatte. Bei ihrer ersten Begegnung hatte er dieses schwarze Cordhemd getragen, mit abgewetzten Ärmeln und einem zu großen Kragen, wie aus einer anderen Zeit. Dieses Hemd also, das er zuletzt auf der Beerdigung angezogen hatte.
Weißt du, murmele ich, ich habe heute Nacht geträumt, er sei vielleicht gar nicht gestorben. Es ist immer der gleiche Traum. Er lächelt mich fortwährend an. Wie eine Fotografie. Dann wird er größer und größer, bewegt sich auf mich zu und verschwindet. Ich kann es schwer aushalten.

Es war ein Unfall. Unglückliche Umstände sagten die Leute. Dabei hatte er Paul nur kurz alleine gelassen. Um die Eispackung aus der Tiefkühltruhe im Keller zu holen. Zitrone war seine Lieblingssorte. Sie hatten den Teich neben dem Gartenbeet vergangenen Monat zuschütten lassen, die Goldfische und Wasserpflanzen an dankbare Abnehmer verschenkt.
Manchmal höre ich ihn nachts. Seine unruhigen Schritte. Er duscht lange und heiß. Dann setzt er sich in die Küche und trinkt Wein. Ich kann es hören, das Plopp beim Öffnen der Flasche. Seit einiger Zeit schluckt er morgens immer diese Tabletten zusammen mit starkem Espresso. Ich habe aufgehört mich in der Zeit zu bewegen, sagte er. Du hast mit vielem aufgehört, antworte ich. Er macht sich nicht die Mühe seinen Zustand vor mir zu verbergen. Die Schuldgefühle nagen an ihm, haben sich bereits tiefer eingenistet als er es sich eingestehen kann. Seine Verzweiflung wurzelt in jeder noch so kleinen Regung.

Ich schüttele ruckartig den Kopf, ziehe die Rollos hoch, mache die Balkontür auf und beuge mich über das Geländer. Es dauert einen Moment. Bis ich mich wieder gefasst habe. Ich sehe, dass er sich aufgesetzt hat, den Rücken mir zugewandt. Etwas hat sich verschoben. Dass mich davon abhält, ihn anzufassen, zu umarmen. Ich weiß, dass es auch heute nicht dazu kommen wird. Möchtest du einen Kaffee? Gerne, sagt er, ja gerne.
Früher hatte er immer über die viele Arbeit geklagt. Der versäumten Zeit hinterher gejammert. Zeit? Wofür eigentlich? Ich war mir nicht mehr sicher, was es hieß seine Zeit sinnvoll zu nutzen. Denn was sollte man mit dem ganzen Sinn anfangen, wenn die Zeit doch irgendwann keine Bedeutung mehr hatte.
Kurz vor Mittag verlässt er das Haus. Sein Weg führt ihn in den nahegelegenen Park. Er fragt mich schon lange nicht mehr, ob ich mitkommen wolle. Früher hatte er sich morgens immer umgedreht, zu unserem Haus hingesehen, die Hand gehoben und gewunken. Ich hebe dennoch grüßend den Arm hinter der Gardine.

Als wir ein Paar wurden, kannte ich Paul bereits aus seinen Erzählungen. Er hatte mir schon bei unserem ersten Treffen von ihm berichtet. Dem kleinen Bruder, dem ungeplanten Nachzügler, der mit einer genetischen Störung auf die Welt gekommen war. Ich wusste um die anfängliche Bestürzung seiner Eltern, die Ehe hatte dem Druck nicht standhalten können. Die Mutter, die dennoch verzweifelt versucht hatte das Kind zu lieben. Die Krankheit. Depression, Schwermut. Er war über den Tod seiner Mutter nie ganz hinweggekommen, hatte aber keine Sekunde überlegt, als es darum ging die Vormundschaft von Paul zu übernehmen.
Das war, was ich wusste, als ich Paul zum ersten Mal gegenüberstand. Was ich im Laufe der Beziehung noch kennenlernen sollte, waren die zahlreichen Arztbesuche, die Termine beim Logopäden, beim Physiotherapeuten, die intensive Auseinandersetzung mit dem Kind. Die Wochenenden verbrachten wir zu dritt. Es fiel mir anfangs schwer. Natürlich hätte ich den Freund gerne für mich alleine gehabt. Ich lernte damit umzugehen. Schwerfällig trete ich in den Garten hinaus. Setze mich in die Schaukel, die eigens für Paul aufgestellt worden war. Das Lachen des Kindes, sobald es höher angeschubst wurde. Die bedingungslose Liebe, die das Kind mir entgegenbrachte. Bald hatte es sich angefühlt, als wäre Paul immer schon Teil meines Lebens gewesen. Ich spiele mit meinen nackten Zehen im Gras, zwei Spatzen streiten sich um die Brotkrumen, die ich jeden morgen auf die Terrasse streue, flattern auf, als der Kater vom Nachbarn aus der Hecke springt. Paul hatte mir das Sehen beigebracht. Mit seinen patschigen Händen jedes noch so kleine Insekt angeschleppt. Staunen, beobachten, wie behutsam das Kind damit umging. Seine ganz eigene Sprache. Eine Sprache ohne Worte.

Seit dem Unfall ist fast ein ganzes Jahr vergangen. Ich treffe mich wieder regelmäßig mit meiner besten Freundin. Jeden ersten Donnerstag im Monat. Er hat sich nicht dazu geäußert. Das muss er auch nicht, denn ich spüre die Missbilligung auch so.
Bea wundert sich, wie ich weiterhin bei ihm bleiben konnte. So kann es nicht weitergehen, wiederholt sie mit schöner Regelmäßigkeit. Du musst eine Entscheidung treffen. Es ist schließlich auch dein Leben. Während Bea dies sagt, funkelt sie empört mit ihren großen Augen, drückt energisch meine Hände. Insgeheim bewundere ich den unerschütterlichen Glauben der Freundin, selbst größte zwischenmenschliche Probleme mit dem rationalen Verstand lösen zu wollen. Einmal hatte ich scherzhaft zu ihr gesagt, sie arbeite wie ein Antivirenprogramm. Durchsuche solange alle Lebensdateien bis der vermeintliche Schädling gefunden und gelöscht sei. Nach dem Motto, Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden, hatte Beas längste Beziehung gerade einmal 2 Monate gehalten. Er hat zu sehr geklammert, meinte sie damals mit einem achselzuckenden Lachen. Sie spricht niemals über ihre zerbrochenen Beziehungen. Die meisten Leute halten Bea deshalb für oberflächlich. Doch dies ist ihre Art mit dem Leben umzugehen.
Wollen wir noch eine Flasche Rioja öffnen. Beas Frage vom vergangenen Donnerstagabend. Gern. Nach längerem Suchen des Korkenziehers stießen wir zum wiederholten Male miteinander an, sagten nichts dazu. Der Wein schmeckte auch nach dem vierten Glas noch nach feinen Gewürzen, die Säure prickelte im Hals. In meinem Kopf drehte sich etwas, das ich gerne gewähren ließ. Irgendwann waren wir beide übermütig geworden. Die Leichtigkeit der vergangenen Zeit hatte sich eingestellt. Gekicher, Kissen werfen, tanzen, sich mit den Weingläsern in den Armen liegen. Im Fernsehen zeigten sie im Spätprogramm eine Reportage über streunende Hunde in Rumänien. Ich blickte plötzlich in zwei traurige Augen einer ausgezehrten schwarzen Labradorhündin. Augen, die eine ganze Geschichte zu erzählen schienen, eine Geschichte von Leid, Entbehrungen und großer Einsamkeit. Augen, die mich an ihn erinnerten. Ich musste weinen. Über das Schicksal der Tiere. Die Ungerechtigkeit der Welt. Ob es an der Trunkenheit lag oder an Beas Hartnäckigkeit. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass die Freundin heute mit mir ins Tierheim fährt.

Wir nehmen die zweite Ausfahrt nach dem Autobahnkreuz, fahren durch ein Gewerbegebiet, vorbei an einer Sportgaststätte, auf einer schmalen Straße durch einen dichtbewachsenen Wald. Das terrassenförmig angelegte weiße Gebäude mit den großen, bodenlangen Fenstern erinnert mich unweigerlich an ein Krankenhaus. Ich bleibe zögernd stehen, höre das Bellen der Hunde, aggressives Knurren vermischt sich fast rhythmisch mit tiefen anklagenden Tönen, dazwischen hoffnungsvolles Winseln. Am Eingang werden wir freundlich von einer Mitarbeiterin begrüßt. Nach dem Grund unseres Besuchs gefragt. Der lange Korridor erlaubt uns nur kurze Blicke in die anderen Trakte. Den Kopf nach rechts und nach links, das Knacken meiner Halswirbelsäule. Ich schrecke hoch, weil ein Hund mit voller Wucht gegen die Scheibe seines Geheges springt. Hefte meinen Blick auf die an den Wänden angebrachten Tafeln: Quarantänestation -Zutritt nur für Mitarbeiter-, Wochenarbeitspläne, Veranstaltungstermine, festgelegte Fütterungszeiten, Regelungen zum Gassi gehen, Namen von Leuten, die eine Patenschaft für Hunde übernommen haben, Spendenaufrufe. Die Präsenz der vielen Hunde, der Tiergeruch, ich halte insgeheim die Luft an und verspüre den Drang, durch den Hinterausgang ins Freie zu laufen. Vor mir lacht Bea über irgendetwas, das ihr die Tierpflegerin gerade erzählt hat.

Als beide in den linken Trakt abbiegen, beginne ich schneller zu laufen. Ein rascher Griff nach der Türklinke und ich stehe im Freien. Durchatmen, aufatmen. Vor der Sonne stehen Wolken. Plötzlich ist es kühl geworden. Unschlüssig, ob ich wieder in das Gebäude zurückkehren soll, bleibe ich fröstelnd stehen, ziehe die Ärmel meiner Strickweste über die Handgelenke. Mein Blick heftet sich an eine mächtige Eiche, die mit ihren Ästen den gesamten Außenbereich des Tierheims einzunehmen scheint. Ein schmaler Kiesweg von akkurat geschnittenen Buchsbäumen eingefasst schlängelt sich an dem Baum vorbei, bis zum Zaun und zurück zur Tür, wo beidseitig neben einer Parkbank aus hohen Terrakotta Gefäßen Fächerpalmen herausragen. Die Stimmigkeit des Bildes bewirkt in mir eine plötzliche Müdigkeit. Ich schließe unwillkürlich die Augen, lasse mich geradewegs ins Gras fallen. Geht es Ihnen gut, brauchen Sie etwas, die Frage einer Tierheimpflegerin beendet den lebhaften Traum, in dem ich ihn verzweifelt bei Hitze geküsst hatte, mit Haut und Haar. Sie betrachtet mich sorgenvoll, bedächtig und ruhig, Mit geht es tatsächlich nicht gut, denke ich, mir geht es schon seit Monaten nicht gut. Ich sage, danke, ich habe alles, was ich brauche. Wirklich, vielen Dank.
Hier bist du also, die atemlose Stimme meiner Freundin. Du hättest wenigstens dein Handy anschalten können. Sie lacht grundlos, hakt sich bei mir ein. Zieht mich ins Innere des Gebäudes. Foxi wird dir gefallen, sagt sie. Wir bleiben vor einem Hundezwinger mit einem tapsigen kleinen Welpen stehen. Nett anzuschauen. Bea redet munter weiter, zählt die Vorzüge eines Havanesers auf, dennoch dringen ihre Worte nur bruchstückhaft zu mir durch. Beim Strecken meines schmerzenden Rückens schweift mein Blick unbeabsichtigt nach rechts. Plötzlich ist alles von Bedeutung, der Tag, die Stunde, mein Name, das Datum und der Ort meiner Geburt. Zwei verschiedenfarbige Augen blicken mich ausdruckslos an. Augen, die zu sagen schienen, zu spät, meine Liebe, zu kommst zu spät. Alles ist weg. Und ich denke, das wird nie aufhören. Und ich weiß, dass ich ihm helfen möchte. Die Tierheimmitarbeiterin will mir den Dobermannrüden ausreden. Der Hund brauche eine feste Führung, jemanden, der mit einem vernachlässigten, geschlagenen Zwingerhund klarkomme. Ich nehme ihn dennoch mit, halte seine Leine während der ganzen Autofahrt fest in meinen Händen. Bea öffnet mir kopfschüttelnd die Tür, in spätestens einer Woche wirst du den Hund wieder zurückbringen, ruft sie mir zum Abschied zu.

Ein Gefühl der Unruhe überfällt mich, als hätte ich mich falsch entschieden und müsste es schon bereuen. Es lässt mich nicht los, auch nicht, als ich die Haustür aufschließe und der Hund mir widerstrebend und mit eingezogener Rute folgt. Ich will mich zu ihm hinunterbeugen, doch er lässt mich nicht an sich heran. Schüttelt unwirsch den Kopf, schaut wachsam, um bei jeder noch so kleinen Bewegung reagieren zu können. Während ich meine Jacke ausziehe und das Wohnzimmer betrete, sehe ich über der Kommode das Netz einer kleinen Spinne, ertappe mich dabei wie ich ebenfalls auf Geräusche im Haus höre. Was ich höre, ist ein brummendes Insekt, das sich in den Falten des langen Vorhangs verfangen hat. Noch ehe ich das Fenster aufreißen und das Insekt hinausbefördern kann, ist der Hund schon herbeigesprungen und beginnt mit lautem Bellen nach der Fliege zu schnappen. Irgendwann wird das Brummen leiser, erstirbt. Der Vorhang ist zerrissen, auf dem Teppich zeigt sich ein dunkler Fleck. Ich will auf den Hund zugehen, um ihn an die Leine nehmen. Doch der Hund bewegt sich rückwärts, knurrt drohend, sieht mich unverwandt an.
Niemals sollst du fremden Hunden in die Augen sehen, höre ich die Stimme meiner Mutter. Dennoch halte ich dem Blick stand. Es war ein Fehler, denke ich, während ich langsam nach oben schleiche, geräuschlos, mit dem Rücken zur Wand, immer weiter nach oben, bis zur Tür seines Arbeitszimmers. Ich weiß nicht, ob er da ist, ich weiß nur ich würde die Tür öffnen, ihm die Sache mit dem Hund beichten müssen, denn gleich würde der Hund loslaufen und die Treppe hochjagen. Die Angst nimmt mir den Atem, drückt mir den Körper zusammen, lässt die Vergangenheit wieder aufleben. Ich sehe Bilder von einem Mädchen, das an der Fußgängerampel einen Hund streicheln will und dabei gebissen wird. Spüre den Schmerz, die Unsicherheit. Nervös ertaste ich mit beiden Händen die Türklinke, drücke sie, renne hinein, sehe beim kurzen Blick zurück, dass mir der Hund tatsächlich gefolgt ist. Rumms. Vor der Tür erhebt sich lautes Gebell. Ich setze mich in den Sessel, mein Herz rast noch immer. Durchatmen, aufatmen. Erst jetzt bemerke ich, das das Zimmer leer ist, obwohl im Hintergrund der Fernseher läuft. Mein Handy habe ich wie üblich nicht griffbereit, schwöre mir hoch und heilig, es zukünftig immer bei mir zu tragen. Vom Bett aus schaue ich in den Abendhimmel und zünde mir eine von seinen Zigaretten an. Mir wird schwindelig vom Rauchen. Ich wünschte, die Haustür würde ins Schloss fallen, ich wünschte er wäre daheim. Die Geräusche des Fernsehers machen mich müde. Als ich wenig später hochschrecke, ist das Bellen verstummt, stattdessen höre ich seine Stimme. Er schien im Wohnzimmer mit jemandem zu reden. Vorsichtig schlüpfe ich die Treppe hinunter. Von der letzten Stufe aus sehe ich hin. Er redet beruhigend zu dem Hund, der sich vertrauensvoll an ihn drückt und ihn dabei nicht aus den Augen lässt. Ein kurzes Lächeln umspielt seinen Mund. Ich bleibe stehen, nur um ihn anzuschauen. Er sieht mich nicht. Ich weiß nicht, wie lange ich dort sitze. Ich weiß nur, dass ich mich irgendwann umdrehe und unbemerkt die Treppenstufen wieder hinaufsteige.
 

Rumpelsstilzchen

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Ucci, herzlich Willkommen in der Leselupe!

Schön, dass Du den Weg zu uns gefunden hast. Wir sind gespannt auf Deine weiteren Werke und freuen uns auf einen konstruktiven Austausch mit Dir.

Um Dir den Einstieg zu erleichtern, haben wir im 'Forum Lupanum' (unsere Plauderecke) einen Beitrag eingestellt, der sich in besonderem Maße an neue Mitglieder richtet. http://www.leselupe.de/lw/titel-Leitfaden-fuer-neue-Mitglieder-119339.htm

Ganz besonders wollen wir Dir auch die Seite mit den häufig gestellten Fragen ans Herz legen. http://www.leselupe.de/lw/service.php?action=faq

Hat nicht zurück gebissen
ist lieber ausgerissen

Rumpelsstilzchen, Redakteur in Reserve
 
A

aligaga

Gast
Hallo @Ucci,

ein schön unspektakuläres Geschichtchen, das uns da erzählt wird. Es kommt ohne Effekthascherei aus und ist doch sehr berührend.

Vieles ist haargenau beobachtet, mit einem ganz eigenen, kundigen Blick, und ruhig beschrieben. Ab und zu vielleicht ein bisschen zu redundant, zu intensiv, die Fantasie des Lesers erstickend.

Dafür bleibt anderes hübsch verborgen und der eigenen Vorstellungskraft überlassen. So muss es sein!

Ein paar Sachen sollten ein wenig klarer und plausibler kommen, und Absätze können Stilmittel sein. Vielleicht so:
Wir reden nicht mehr viel miteinander. Gestern Abend [blue]waren[/blue] wir schweigend [blue]vor dem [/blue]Fernseh[blue]er[/blue] [blue]gesessen[/blue]. [blue]Später trug [/blue]ich die leeren Gläser in die Küche zurück. Paul, [blue]dachte[/blue] ich, [blue]hätte[/blue] das nicht gefallen, uns so zu sehen. Er hätte uns [blue]bei[/blue] den Händen genommen, [strike][blue]dabei[/blue][/strike] den Kopf im Rhythmus seines Lieblingsliedes bewegt und sich mit [blue]seiner[/blue] hilflose[blue]n[/blue] Kindlichkeit fest an uns gedrückt. Seine kleine Welt beinhaltete noch keine schlechten Gefühle.

[blue]Ich [/blue]streiche mir [blue]die[/blue] Haarsträhne hinter das [strike][blue]rechte[/blue][/strike] Ohr und lehne mich mit verschränkten Armen an den Rahmen der Schlafzimmertür. Sein Gesicht[blue], so [/blue]verletzlich im Schlaf. Wie [blue]es[/blue] ausgesehen hatte, wenn er sich über [blue]mich [/blue]gefreut hatte. Bei [blue]unerer[/blue] ersten Begegnung hatte er dieses schwarze Cordhemd getragen, mit abgewetzten Ärmeln und einem zu großen, [blue]altmodischen[/blue] Kragen[strike][blue], wie aus einer anderen Zeit[/blue][/strike]. [blue]Das[/blue] Hemd, das er zuletzt auf der Beerdigung [blue]anhatte[/blue].

"Weißt du", murmele ich, "ich habe heute Nacht geträumt, [blue]Paul[/blue] sei [strike][blue]vielleicht[/blue][/strike] gar nicht gestorben."

Es ist immer der gleiche Traum. Er lächelt mich fortwährend an. Wie eine Fotografie, [blue]die sich auf mich zu [/blue]bewegt und [blue]wieder[/blue] verschwindet. Ich kann es schwer aushalten.
oder so ähnlich. Und so weiter.

Gruß

aligaga
 



 
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