Er ist still, leer, nichts, sie

Maggyhem

Mitglied
Er ist still, leer, nichts, sie

Er liegt in seinem Bett. Es ist seltsam still geworden. Kein Knarren mehr der Holzdielen, keine Gespräche mehr in Küche, welchen er lauschen könnte. Das Fenster steht offen und trotzdem kein Geräusch von draußen. Kein Windhauchen, kein Regen, kein Gar nichts. Er horcht in sich. Auch da Stille. Stille, die er nicht näher definieren kann . Er wälzt sich hin und her. Er überlegt: „Stille, Stille…mhh…vielleicht Leere?“ Er fragt sich: „Kann diese Stille Leere sein? Kann dies Leere sein? Wenn ja, wo kommt sie her. Was ist eigentlich passiert?“ Schon wieder wälzt er sich hin und her. Er fühlt sich irgendwie unwohl. Diese Stille in ihm, die er als Leere definiert, macht ihm zu schaffen. Doch wenn er leer ist. Ist dann nichts in ihm? Oder ist ER nichts?
Er gibt das Wälzen auf. Er steht auf. Verlässt sein Zimmer. Draußen ist es still und leer. Hier ist niemand. Hier ist nichts. Er setzt einen Schritt in die Küche, schaltet das Licht an. Es ist kalt. Er spürt diese Kälte an seinen Füßen, nur an seinen Füßen. Doch in seinem Herzen? Er wäre froh wenn er diese Kälte in seinem Herzen fühlen würde. Er erwartet noch nicht einmal Wärme, nur Kälte. Ist das schon zu viel verlangt? Diese Stille, diese Leere, dieses Nichts macht ihn fertig. Er überlegt, was er hier eigentlich wollte. Er bleibt noch einen Moment stehen. Dann schaltet er das Licht aus.
Er geht in das Bad. Er sieht sich im Spiegel an. Ist er das wert? Ist er es wert, im Bad stehen zu können, einfach so? Ohne Sinn, ohne Verstand? Er seufzt. Sein Blick ist tief, doch ohne Emotion. Er schaut hektisch in das Wandschränkchen. Als würde er etwas suchen. Er findet es. Noch einmal schaut er sich im Spiegel an. Wieso steht er da? Wieso nimmt er sich das Recht heraus da zu stehen? „Ja wieso?“, fragt er sich. Dann nimmt er das, was er gerade fand. Eine Klinge. Eine Rasierklinge. Dann setzt er sie zum Arm. Wird er jetzt etwas spüren? Er schneidet zu. Er blutet. Sein Gesicht verzieht sich. Noch ein Schnitt. Dieses Mal tief. Das Blut fließt. Es fließt von seinem Arm. Vom seinem Arm, auf seinem Fuß. Auf einmal sind sie nicht mehr kalt. Nicht kalt. Sondern warm. Seine Füße sind warm, er kann es nicht fassen. Sie sind warm! Doch nur sie. Sein Herz? Es ist leer. Er schneidet noch einmal zu, doch die Stille geht nicht weg. Er setzt die Klinge ab. Er seufzt. Ist es all das wert? Das Leiden? Der Schmerz? Wegen Nichts?
Er verlässt das Bad. Das Blut tropft immer noch. Auf einmal hört er ein Klingeln? Das ist sein Handy. Eifrig rennt er in sein Schlafzimmer. Geht ran, ohne zu schauen wer ihn anruft. „Hallo, wer ist da?“ „Ja…ähm…“, antwortet eine Stimme. Das reicht ihm schon aus. Er weiß wer es ist. Es ist sie. SIE. „Was willst du?“, fragt er. „Ich wollt nicht stören, aber…“ „Was?“, unterbricht er sie. „Wie geht es dir?“, fragt sie. „Nichts. Es ist…nichts…, dir?“, antwortet er. „Ganz ok.“, antwortet sie. Was sie wohl will? Er versteht sie nicht. Sie, gerade sie. Gerade sie ruft ihn an, ruft ihn an und fragt wie es ihm geht? Gerade sie, die ihn zerstörte? Gerade sie, die ihn leerte? Die alles aufsaugte und nur noch diese Leere ihn ihm lies? Das kann doch nicht sein. Das Blut verschmiert sich an seinem gesamten Körper. „Wie läuft die Therapie?“, fragt er. „Hat nichts gebracht.“, antwortet sie. „Ja was willst du dann eigentlich?“ „ich…ich…weiß nicht“ Na toll. Auf einmal verhört er nur noch ein Tuten. Sie hat aufgelegt. Komisch.
Er seufzt. Was soll er nun tun? Er denkt nach. Setzt sich auf sein Bett. Er verhört ein Geräusch. Es ist nicht mehr still. Ja nicht mehr still! Er lacht. Er lacht, vom ganzen Herzen. Vom Herzen! Doch was war das für ein Geräusch. Er schaut aus seinem Fenster heraus. Sie! Es ist sie! Sie steht da! Sie hat ans Fenster geklopft. Er geht ans Fenster. Er legt seine Hand ans Fenster. Sie auch. Es ist wie als würden sie ihre Hände halten. Sie ist er. Doch das Fenster ist im Weg. Es blockiert sie. Sie spüren sich nicht. Auf einmal schaut er sich an. Er sieht das ganze Blut. Sie weint. Er verliert sein Gleichgewicht. Er stürzt und sie weint. Sie ist er. Er ist sie. Er liegt am Boden. Er blutet. Sie weint.
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Maggyhem, herzlich Willkommen in der Leselupe!

Schön, dass Du den Weg zu uns gefunden hast. Wir sind gespannt auf Deine weiteren Werke und freuen uns auf einen konstruktiven Austausch mit Dir.

Um Dir den Einstieg zu erleichtern, haben wir im 'Forum Lupanum' (unsere Plauderecke) einen Beitrag eingestellt, der sich in besonderem Maße an neue Mitglieder richtet. http://www.leselupe.de/lw/titel-Leitfaden-fuer-neue-Mitglieder-119339.htm

Ganz besonders wollen wir Dir auch die Seite mit den häufig gestellten Fragen ans Herz legen. http://www.leselupe.de/lw/service.php?action=faq

Deine Geschichte gibt mir Rätsel auf. Wenn er richtig geschnitten hat, kann er unmöglich noch herumlaufen und SIE begrüßen. Also hat er nur halbherzig geschnitten. Sie ruft allerdings auch keinen Arzt oder bringt ihn zu einem. Also was nun?!

Die Überschrift würde ich nochmal ändern. Zu verwirrend.


Viele Grüße von DocSchneider

Redakteur in diesem Forum
 
S

steky

Gast
Deine Geschichte hat mir bis zu einem Zeitpunkt gut gefallen. Die emotionale Leere, die du beschreibst, kenne auch ich sehr gut. Aber muss denn die Rasierklinge unbedingt sein? Mein Tipp: Lass die Dramatik weg und konzentriere dich auf die Leere. Lg Steky
 



 
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