Rechthaber

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Anonym

Gast
Rechthaber

Oh, wie Recht ihr habt
Ihr Ja-Aber-Sager
Und wie Recht ihr gehabt habt
Ihr Ich-Habs-Doch-Gleich-Gesagt-Sager
Möge euer Heiligenschein strahlen
Im Glanze dieser allmächtigen Weisheit
Die euch und euresgleichen umgibt

Brüllt euren Unmut heraus
Lasst die Mauern der Frauenkirche erbeben
Und reißt sie wieder nieder
Denn deren Bewohner ist längst unbekannt verzogen
Um eurer Herrlichkeit nicht im Wege zu stehen
Zeigt dem dummen Volke
Wer die waren Herren im Lande sind
Schwenkt Galgen gegen die Regierenden
Beweist so die Stärke eurer Zivilisation
Im Gegensatz zu jener Kultur der Kopfabschneider
Die euch und eure geschlagenen
Frauen, Männer und Kinder bedrohen
Die euch die Arbeitsplätze wegnehmen
Die ihr nie bekommen würdet
Die eure Kultur aus Stammtischen, Dschungelcamps,
Gartenzwergen und Schönheitsoperationen bedrohen
Seid weiterhin die Krone einer Evolution
Deren wahren Nutzen ihr den Unwissenden vorenthaltet

Schreitet weiter voran
Tragt eure Bedenken wie Jaucheeimer vor euch her
Entlarvt die Lügner mit euren Hirngespinsten
Umkreist den Zwinger
So oft ihr wollt

und bleibt dort

damit ihr nicht jenen im wege steht
die etwas tun
die anpacken
die helfen
und menschlichkeit zeigen
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Bedeutet dieses anonyme Hassgedicht das Einläuten der nächsten politischen Diskussionen? Zustimmung gibt es ja schon.
Zeigt dem dummen Volke
Wer die [red]waren[/red] [blue]wahren[/blue] Herren im Lande sind
Gruß Ciconia
 
O

orlando

Gast
Ja, Ciconia,
und die Zustimmung kommt von mir.
Weil es sich hier nämlich um ein sehr gutes Gedicht handelt (den kleinen Tippfehler mal ausgenommen). Es ist sprachlich stark, rhythmisch gelungen und löst Gefühle aus. Und es wirkt wahrhaftig. Inhaltlich geht um Menschlichkeit.
Um derlei als Hassgedicht zu interpretieren, bedarf es einer Geisteshaltung, die ich nicht teilen möchte.

Schade eigentlich, dass in den Foren diejenigen, die Lyrik halbwegs angemessen einzuschätzen wissen, täglich weniger werden.
Dir noch einen gehaltvollen Abend
orlando
 

Anonym

Gast
Rechthaber

Oh, wie Recht ihr habt
Ihr Ja-Aber-Sager
Und wie Recht ihr gehabt habt
Ihr Ich-Habs-Doch-Gleich-Gesagt-Sager
Möge euer Heiligenschein strahlen
Im Glanze dieser allmächtigen Weisheit
Die euch und euresgleichen umgibt

Brüllt euren Unmut heraus
Lasst die Mauern der Frauenkirche erbeben
Und reißt sie wieder nieder
Denn deren Bewohner ist längst unbekannt verzogen
Um eurer Herrlichkeit nicht im Wege zu stehen
Zeigt dem dummen Volke
Wer die wahren Herren im Lande sind
Schwenkt Galgen gegen die Regierenden
Beweist so die Stärke eurer Zivilisation
Im Gegensatz zu jener Kultur der Kopfabschneider
Die euch und eure geschlagenen
Frauen, Männer und Kinder bedrohen
Die euch die Arbeitsplätze wegnehmen
Die ihr nie bekommen würdet
Die eure Kultur aus Stammtischen, Dschungelcamps,
Gartenzwergen und Schönheitsoperationen bedrohen
Seid weiterhin die Krone einer Evolution
Deren wahren Nutzen ihr den Unwissenden vorenthaltet

Schreitet weiter voran
Tragt eure Bedenken wie Jaucheeimer vor euch her
Entlarvt die Lügner mit euren Hirngespinsten
Umkreist den Zwinger
So oft ihr wollt

und bleibt dort

damit ihr nicht jenen im wege steht
die etwas tun
die anpacken
die helfen
und menschlichkeit zeigen
 

Anonym

Gast
Hallo Ciconia,

vielen Dank für Dein Feedback und den Hinweis auf den Tippfehler - habe ihn korrigiert.

Ein "Hass"gedicht würde ich das allerdings nicht nennen. Es als "polemisch" zu bezeichnen, würde ich gerade noch akzeptieren - Hass aber sieht anders aus. Den findet man bei Pegida und Co - womit ich nicht sagen will, dass es ihn nicht auch in linken Kreisen gibt (man brauch sich nur die Leute aus Teilen der Anarchoszene ansehen).



Hallo Orlando,

hab Dank für Deine wohltuenden Worte und die Wertung. Ich war mir noch nicht mal sicher, ob dieser Text in die "Lyriklupe" gehört ;).

Ja, es geht um Menschlichkeit. Doch es ist auch ein wütender Aufschrei über das, was da in Dresden und auch in anderen Teilen der Republik abgeht.



Schöne Grüße an Euch beide

Anonymous
 
O

orlando

Gast
Dieser Aufschrei und diese Wut sind für mich durchaus verständlich.
Weniger verständlich ist mir, warum du in der letzten Versgruppe durchgängig Kleinschreibung wählst (ist mir leider eben erst aufgefallen :eek: ).
Eigentlich müsste es
damit ihr nicht jenen im [red]Wege[/red] steht
die etwas tun
die anpacken
die helfen
und [red]Menschlichkeit[/red] zeigen
heißen.
Oder gibt es einen Grund für diesen "Kurswechsel" innerhalb des Gedichts? -
Auch bei nochmaligem Mehrfachlesen gefallen mir deine Bilder sehr.
Liebe Grüße
orlando
 

Anonym

Gast
Hi Orlando,

ja, der Wechsel ist hier beabsichtigt. Ich wollte dem "Poltern" im "1. Teil", der inhaltlich wenig mit Menschlichkeit und Mitgefühl zu tun hat, und bei dem auch jede Zeile mit Großbuchstaben beginnt, nicht nur inhaltlich sondern auch optisch etwas entgegensetzen.

Nochmals Danke für Deine so positive Kritik - ich weiß sie zu schätzen.


Liebe Grüße

Anonymous
 

LeseWurm

Mitglied
Spricht mich an.
Spontane Ideen und Gedanken ohne Anspruch auf Umsetzung natürlich:
Ob Lyrik oder Prosa ist reine Formfrage, die ich nicht kompetent beurteilen kann.
Evtl. den ersten Abschnitt ganz weglassen? Das sind irgendwie Allgemeinplätze. Und gibt dem schön doppeldeutgen Titel mehr Hintersinniges.
Vielleicht "Recht-haber" als Titel, um das klarer zu stellen ohne den ersten Abschnitt.
Du hast auf interpunktion verzichtet. Auch gut. Vielleicht nur hinter den trennenden Satz "und bleibt dort." einen Punkt (Ausrufezeichen scheint mir zu stark). Das trennt die beiden Bereiche noch besser und klärt auch orlandos Frage bezgl. Kleinschreibung am Ende deutlicher.
 
M

Metino

Gast
Gelungen

Meine unwesentliche Meinung:
Mir gefällt das Werk auch sehr gut!
Schlechte Kritiken zeugen oft von Unverständnis und das sollten die Verfasser möglichst für sich behalten.
 
O

orlando

Gast
Beim nochmaligen Nachdenken über die Kleinschreibung leuchten mir deine Argumente vollkommen ein.
Diejenigen, die nicht nur helfen wollen, sondern es auch tun, werden ja häufig kleingemacht, diskreditiert, hämisch als "Gutmenschen" tituliert etc. Insofern ist Kleinschreibung also durchaus angebracht, und ich nehme meinen (eher nachfragenden) Einwand gern zurück.
Es handelt sich in meinen Augen um ein ganz tolles Gedicht, voller glaubwürdiger Leidenschaft, das mir von Mal zu Mal besser gefällt.

:)
 

LeseWurm

Mitglied
Kritik, sehe ich grundsätzlich positiv. Sie hilft weiter, bringt nochmal neue Aspekte und Rückmeldung von anderen. Alles positiv und hilfreich.
  Der Verfasser braucht das nicht zu übernehmen - natürlich nicht, es ist ja sein Werk.

Das gilt auch, wenn sie aus Unverständnis herrührt. Dann kann ja erklärt werden.
  Und: Wenn zu viele aus Unverständis Kritik rückmelden, fehlt es wohl an der Vrständlichkeit.
 
A

aligaga

Gast
Offensichtlich stößt niemandem das Moralin sauer auf, das hier vom ausgestreckten Zeigefinger tropft. Es wird wohl nur von jenen zu erschmecken sein, die das Wort "Gutmensch" vorher und nachher richtig zu gebrauchen wussten und wissen: Als Bezeichnung für jene, die ihre edle Gesinnung zur Schau stellen müssen, um ihren Mitmenschen damit auf die Nerven zu gehen: Ich Eloy, du Morlock!

Wer etwas (Gutes) tut, wer (mit) anpackt, hilft und Menschlichkeit zeigt, ist ohne den geringsten Zweifel ein guter Mensch.

Wer aber nur das Maul aufreißt und mit dem Finger von sich auf andere zeigt, ist bloß ein Gutmensch: Ein Wicht unter dem Deckmäntelchen des Pharisäers, Sprachpolizei hin oder her.

Amüsiert

aligaga
 
M

Metino

Gast
Ja klar ist Kritik hilfreich, denn ohne würde man nicht lernen!
Die Frage lautet aber ganz klar, ob man nicht doch zurückhaltender sein sollte!?
Es gibt mehrere Arten Kritik zu äußern und sogar (was hier keinesfalls ins Forum gehört)- Vergleiche anzustellen wenn keine hundertprozentige Sicherheit besteht und mehrere User oder Autoren eine gute vis sehr gute -Kritik abgeben. Es wurde auch ein Werk kritisiert welches ich als hervorragend bezeichnen würde!
Viele Werke wurden gerade hier im Forum für anonyme Texterstellung mit dermaßen viel Gefühl geschrieben, dass dessen Autoren sich eher dafür schämen btw. dafür so öffentlich mit ihren Gefühlen zu hausieren. Viele schämen sich ihrer Gefühle und wollen deshalb unerkannt bleiben. Warum werden solche Werke, als "Einheitsbrei" abgekanzelt?, find ich nicht okay!
 
M

Metino

Gast
Wer aber nur das Maul aufreißt und mit dem Finger von sich auf andere zeigt, ist bloß ein Gutmensch: Ein Wicht unter dem Deckmäntelchen des Pharisäers, Sprachpolizei hin oder her.

Amüsiert

aligaga
[red]Nette Selbstbeschreibung Aliquarker aber wir wissen längst wie Du bist!
Dass man es immer so öffentlich erwähnen muss ist ja von ihm gewünscht :eek:[/red]
 
M

Metino

Gast
Na ja zumindest nennst einen Grund für deine Auswüchse aber
woher soll ich denn wissen, ob oder wann Du im Suff bist? Dann schreib das direkt dabei oder kommentier deine Flussdingsda :eek:
 

Label

Mitglied
Wer etwas (Gutes) tut, wer (mit) anpackt, hilft und Menschlichkeit zeigt, ist ohne den geringsten Zweifel ein guter Mensch.

Wer aber nur das Maul aufreißt und mit dem Finger von sich auf andere zeigt, ist bloß ein Gutmensch: Ein Wicht unter dem Deckmäntelchen des Pharisäers, Sprachpolizei hin oder her.
Aligaga, woher weißt er denn, wer hinter dem Anonymen steckt - ein guter Mensch oder das Andere?

Auffallend ist, dass er, Aligaga, in völliger Unkenntnis der Person, SOFORT JEDEN des Pharisäertums oder als Gutmenschen bezichtigt, der sich zu einer sozialen Grundeinstellung "outet".

aber Anonymus hat ja vom "Unaussprechbaren" gesprochen und daher muss er in die minus Kategorie, nicht wahr Aligaga?
das hatten wir schon mal http://www.leselupe.de/lw/zeigepost.php?postid=697905
 
A

aligaga

Gast
@Ali hat hier keine Person, sondern ein Traktat kritisiert. Wen der anonyme Verfasser in persona angreifen wollte, spielt ebensowenig eine Rolle wie seine Kragenweite - ausschlaggebend für @alis Kritik war und ist die Attitude. Und die ist völlig unmissverständlich: Ein lührisches Ich hält sich für etwas Besseres. Gutmenschlich, halt.

TTip, @Label: Erst lesen - dann denken - dann schreiben. In der Reihenfolge käme man international am weitesten!

Herzhaft lachend

aligaga
 

Zeder

Administrator
Teammitglied
Hallo A,

da ganz klar ist, was du ausdrücken möchtest, würde ich diese Worte/Zeilen streichen:

Schreitet weiter voran
Tragt eure Bedenken [strike]wie Jaucheeimer [/strike]vor euch her
Entlarvt die Lügner [strike]mit euren Hirngespinsten[/strike]
Umkreist den Zwinger
So oft ihr wollt

und bleibt dort

[strike]damit ihr nicht jenen im wege steht
die etwas tun
die anpacken
die helfen
und menschlichkeit zeigen[/strike]

Grüße von Zeder
 

revilo

Mitglied
HHHHHMMMMMMM.......ich habe bei solchen Sachen immer einige Bedenken......dass ist ein Zeigefingergedicht.......Lyri weiß alles besser...steht auf ner Kanzel und lässt pastorale Floskeln ab....alle anderen sind doof und haben keine Ahnung....also bedarf es einer Person, die den richtigen Weg weist...... und das ist Lyri...

solche Gedichte gab es in den Achtzigern zu Hauf....

und bleibt dort

damit ihr nicht jenen im wege steht
die etwas tun
die anpacken
die helfen
und menschlichkeit zeigen
und das finde ich einfach furchtbar...da wird die Qualität der Botschaft geopfert.......

es sind sicherlich einige gelungene ( sprachliche) Passagen vorhanden...aber nur weil ein Text den " richtigen " Inhalt hat, ist er lange noch nicht gut.....und ich frage mich allen Ernstes, ob die guten Bewertungen nicht eher der Botschaft galten....

Sorry Anonymus/ Anonyma....aber ich kann mich leider in den Beifallschor nicht einreihen....

LG revilo
 



 
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