Tschüss
Es war schlimm für die Dame, ewig nur in diesem Zimmer sein zu können. Sie war so alleine. Ab und zu ließen sich nur mal die Pfleger sehen, fragten blöde Sachen und taten ihr weh, wenn sie versuchten sie zu waschen. Die Ärzte redeten auch nur immer Zeugs, das die Dame nicht verstand. Ihre Kinder und Enkelkinder hatten sich zudem schon seit ewigen Zeiten nicht mehr blicken lassen.
Der einzige Mensch der sich um sie kümmerte war ein Mädchen. Es war ein liebes Mädchen. Einmal in der Woche –glaubte die Dame zumindest- kam das Mädchen zu ihr und brachte die einzige Freude mit, die die Dame noch bekam. An diesen Tagen wurde sie aus ihrer Einsamkeit gerettet und durfte auch mal etwas Schönes erleben. Anfangs hatte sie mit dem Mädchen auch noch etwas spielen können. Wie Malefitz. - Oh die Dame liebte dieses Spiel. - Jedoch fehlte ihr mittlerweile die Kraft dazu. Deshalb las ihr das Mädchen ab einem bestimmten Zeitpunkt nur noch etwas vor und unterhielt sich mit ihr. Die Unterhaltungen waren mittlerweile leider auch beinahe nur noch einseitig, ausgehend von dem Mädchen. Die Dame brachte es einfach nicht mehr zu Stande, die Worte, die in ihrem Kopf einen Sinn ergaben, über ihren Mund zu einem Satz zu formen. Das bedauerte die Dame sehr, da ihr das Mädchen immer so leid tat, wenn es versuchte, irgendwie mit ihr eine Kommunikation aufzubauen.
Aus diesem Grund bestand die einzige Freude, die ihr das Mädchen noch schenken konnte, aus dem Vorlesen. Diese Freude reichte aber vollkommen aus, um sie glücklich zu machen. So gerne hätte sie dem Mädchen in letzter Zeit noch einmal gesagt, wie sie es genoss, vorgelesen zu bekommen. Da die Dame nicht mehr aufstehen konnte, waren die Geschichten nämlich die einzigen Fenster, durch die sie noch schauen und andere Welten erblicken konnte, außer dem tristen Zimmer.
Auch an diesem Tag war das Mädchen wieder gekommen. Heute konnte sie das Mädchen nicht mal begrüßen. Sie bekam kein Wort zu Stande. Nicht mal die Hand zum Winken konnte die Dame bewegen. Es hätte einfach viel zu viel Kraft gekostet, die sie brauchte, um ihre Atmung, Herzschlag und weitere Organe am Laufen zu halten.
Das Mädchen war anfangs mit der Situation etwas überfordert. Dann setzte es sich aber einfach und begann zu lesen. Sie las!
Es war ein neues Buch. Die Dame kannte es noch nicht. Wohlsein umfing sie. Ganz entspannt lauschte sie den Worten des Mädchens. Das Gehör der Dame funktionierte an diesem Tag jedoch nicht so wie sonst. Der Alterungsprozess hatte heute auch das Gehör eingeholt. Dies störte die Dame aber keineswegs. Aus den wenigen Wörtern die sie noch verstand, formte sie sich ihre eigene kleine Geschichte und fing an zu träumen.
Die Dame stand auf einem Turm, der auf einem hohen Hügel stand. Es war ein angenehm milder Sommertag. So einer, an dem die Sonne alles zum Strahlen und Glitzern bringt. Der Wind strich ganz sanft durch ihr Haar und kitzelte ihre kleinen alten Ohren. Der Anblick, der sich ihr bot war wunderbar! Hinter dem Hügel erstreckten sich viele kleine Felder. Manche bewachsen mit strahlendem Raps, andere bildeten eine saftgrüne Wiese und wieder andere waren wild mit einzelnen bunten Blumen bewachsen. Sie konnte den Duft der vielen Blumen bis dort oben riechen. Ganz in der Ferne vor dem Horizont vollendete die schillernde Ostsee diesen unfassbaren Anblick. Es sah so aus, als würden lauter kleine Kristalle über dem Wasser schweben und in hellen Farben um die Wette funkeln. Die Dame wusste genau wo sie war. Dies war ihre richtige Heimat. Endlich war sie aus dem stinkenden Zimmer entkommen. Endlich zermürbten sie keine Schmerzen vom ewigen Liegen mehr.
Nein! Hier hatte sie sich schon früher immer wohl gefühlt. Und hier würde sie sich auch immer wohl fühlen.
Das Mädchen klappte mit einer Träne im Auge das Buch zu, aus dem sie nur ein paar wenige Seiten gelesen hatte. Sie ging wortlos aus dem Zimmer. Das war der letzte Besuch des Mädchens.
Es war schlimm für die Dame, ewig nur in diesem Zimmer sein zu können. Sie war so alleine. Ab und zu ließen sich nur mal die Pfleger sehen, fragten blöde Sachen und taten ihr weh, wenn sie versuchten sie zu waschen. Die Ärzte redeten auch nur immer Zeugs, das die Dame nicht verstand. Ihre Kinder und Enkelkinder hatten sich zudem schon seit ewigen Zeiten nicht mehr blicken lassen.
Der einzige Mensch der sich um sie kümmerte war ein Mädchen. Es war ein liebes Mädchen. Einmal in der Woche –glaubte die Dame zumindest- kam das Mädchen zu ihr und brachte die einzige Freude mit, die die Dame noch bekam. An diesen Tagen wurde sie aus ihrer Einsamkeit gerettet und durfte auch mal etwas Schönes erleben. Anfangs hatte sie mit dem Mädchen auch noch etwas spielen können. Wie Malefitz. - Oh die Dame liebte dieses Spiel. - Jedoch fehlte ihr mittlerweile die Kraft dazu. Deshalb las ihr das Mädchen ab einem bestimmten Zeitpunkt nur noch etwas vor und unterhielt sich mit ihr. Die Unterhaltungen waren mittlerweile leider auch beinahe nur noch einseitig, ausgehend von dem Mädchen. Die Dame brachte es einfach nicht mehr zu Stande, die Worte, die in ihrem Kopf einen Sinn ergaben, über ihren Mund zu einem Satz zu formen. Das bedauerte die Dame sehr, da ihr das Mädchen immer so leid tat, wenn es versuchte, irgendwie mit ihr eine Kommunikation aufzubauen.
Aus diesem Grund bestand die einzige Freude, die ihr das Mädchen noch schenken konnte, aus dem Vorlesen. Diese Freude reichte aber vollkommen aus, um sie glücklich zu machen. So gerne hätte sie dem Mädchen in letzter Zeit noch einmal gesagt, wie sie es genoss, vorgelesen zu bekommen. Da die Dame nicht mehr aufstehen konnte, waren die Geschichten nämlich die einzigen Fenster, durch die sie noch schauen und andere Welten erblicken konnte, außer dem tristen Zimmer.
Auch an diesem Tag war das Mädchen wieder gekommen. Heute konnte sie das Mädchen nicht mal begrüßen. Sie bekam kein Wort zu Stande. Nicht mal die Hand zum Winken konnte die Dame bewegen. Es hätte einfach viel zu viel Kraft gekostet, die sie brauchte, um ihre Atmung, Herzschlag und weitere Organe am Laufen zu halten.
Das Mädchen war anfangs mit der Situation etwas überfordert. Dann setzte es sich aber einfach und begann zu lesen. Sie las!
Es war ein neues Buch. Die Dame kannte es noch nicht. Wohlsein umfing sie. Ganz entspannt lauschte sie den Worten des Mädchens. Das Gehör der Dame funktionierte an diesem Tag jedoch nicht so wie sonst. Der Alterungsprozess hatte heute auch das Gehör eingeholt. Dies störte die Dame aber keineswegs. Aus den wenigen Wörtern die sie noch verstand, formte sie sich ihre eigene kleine Geschichte und fing an zu träumen.
Die Dame stand auf einem Turm, der auf einem hohen Hügel stand. Es war ein angenehm milder Sommertag. So einer, an dem die Sonne alles zum Strahlen und Glitzern bringt. Der Wind strich ganz sanft durch ihr Haar und kitzelte ihre kleinen alten Ohren. Der Anblick, der sich ihr bot war wunderbar! Hinter dem Hügel erstreckten sich viele kleine Felder. Manche bewachsen mit strahlendem Raps, andere bildeten eine saftgrüne Wiese und wieder andere waren wild mit einzelnen bunten Blumen bewachsen. Sie konnte den Duft der vielen Blumen bis dort oben riechen. Ganz in der Ferne vor dem Horizont vollendete die schillernde Ostsee diesen unfassbaren Anblick. Es sah so aus, als würden lauter kleine Kristalle über dem Wasser schweben und in hellen Farben um die Wette funkeln. Die Dame wusste genau wo sie war. Dies war ihre richtige Heimat. Endlich war sie aus dem stinkenden Zimmer entkommen. Endlich zermürbten sie keine Schmerzen vom ewigen Liegen mehr.
Nein! Hier hatte sie sich schon früher immer wohl gefühlt. Und hier würde sie sich auch immer wohl fühlen.
Das Mädchen klappte mit einer Träne im Auge das Buch zu, aus dem sie nur ein paar wenige Seiten gelesen hatte. Sie ging wortlos aus dem Zimmer. Das war der letzte Besuch des Mädchens.