Verschlungene Wege 1 (gelöscht)

Haremsdame

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Liebe Heike,

dank der ersten Überarbeitung gefällt mir Deine Erinnerung viel besser. Durch ein paar Einschübe ist es Dir gelungen, das Tempo der Geschichte gleichmäßiger zu gestalten.

Diesmal habe ich gleich die gesamte Erzählung kopiert. So ist die weitere Überarbeitung in meinen Augen überschaubarer...

Es war früher Mittag, die Sonne stand hoch und brannte mir heiß aufs Haar, [red]kein Umbruch [/red]während sich in meinem Herzen Regenwolken verdichteten. [blue](Diese Formulierung gefällt mir sehr gut)[/blue]
Du fehlst mir so, ich [blue](hier würde ich das Komma durch ein Ausrufezeichen ersetzen und dann einen neuen Satz beginnen)[/blue]wollte dich schon lange besuchen, aber ich wusste nicht, und weis[red]s[/red] es noch immer nicht, wo ich dich am intensivsten erlebe. Immer noch bist du mir so nah[red], [/red]als wärst du niemals weggegangen.
Du rumorst fast täglich in meinem Bauch, lebst in meinen Träumen[red],[/red] doch dein Schlafzimmer hast du auf dem Friedhof eingerichtet. Du scheinst dort schön zu wohnen, denn unsere Anne sagt, dass sie dein Grab mit wundervollen Pflanzen geschmückt hat.

Zwischen alten Gemäuern unserer kleinen Stadt schlenderte ich durch die Gassen, meinen Blick aufs Pflaster gesenkt, das wie immer staubig, grau in grau, holprig, Stein an Stein, allerlei Menschen, auch dich und mich[red] Komma [/red]durch unsere Lebensabschnitte führte.
Ich konnte an nichts Konkretes denken, lie[red]ß[/red] mich [blue]einfach nur da[/blue]hintreiben (Punkt) [red][strike], wohin diese Straße mich führte.[/strike][/red] [blue](Der gestrichene Satzteil ergibt sich schon aus den vorhergehenden Worten)[/blue] Wäre ich ein wenig aufmerksamer gewesen, hätte ich [red]sogleich[/red] gemerkt, dass ich mit wenigen Schritten vor der alten Schule stand, in der du einstmals das Schreiben und Lesen gelernt hast. So aber stieß ich unsanft mit der rechten Schulter an das Hinweisschild Heimatmuseum: „Alte Schule“. Der Schmerz lie[red]ß[/red] mich verharren und aufblicken. Ich rieb mir die schmerzende Stelle, schimpfte mit mir und kämpfte wütend mit den Tränen. Blöde Kuh, blödes Schild, blöde alte Schule. Für den Moment von ein paar Sekunden [blue](hier fände ich "für einen kurzen Moment" oder nur "Für ein paar Sekunden" besser)[/blue] war ich aus meiner Trance gerissen, [red](Punkt?) [/red] [red][strike]doch nur so lang, wie[/strike][/red] [red]Doch dann glitt [/red]mein Blick über die Fensterfront bis zur großen Eingangstüre [red][strike]glitt[/red][/strike].
Das Eingangsportal war im Krieg unversehrt geblieben und man hatte es bis in die heutige Zeit sehr pfleglich behandelt, sodass die Geschichte jeden Besucher schon an der Straße begrüßte. Ich hielt einen Moment die Luft an, spürte einen magischen Sog [red]Komma[/red] der all deine Erzählungen von damals in meinem Inneren wie einen Film [red][strike]abspielte[/strike]abspulte[/red].
Ab und an vorbei eilende Passanten nahm ich nicht mehr wahr.
Ich konnte meinen Blick von der doppelflügeligen Schultüre nicht abwenden, sah die schwere Türe aufgehen[red]Komma[/red] hörte die Scharniere quietschen [red]Komma[/red] und du kamst heraus gehüpft.
Der braune Lederschulranzen, den [red]Komma[/red] wie du immer wieder betontest, deine älteren Schwestern schon getragen hatten, hopste Stufe für Stufe mit. Es muss ein guter Schultag gewesen sein [red]Punkt[/red][red][strike],[/strike][/red] [red]I[/red]ch sah, wie deine grünen Augen funkelten, deine Wangen glühten, die kastanienbraunen Zöpfe [red][strike]waren [/strike][/red]halb aufgelöst und dein damals heiß geliebtes rotes Strickkleid verrutscht war[red]en[/red]. Wie immer liefst du geradewegs über die Straße. Drei Häuser weiter wohntet ihr, deine Mutter lehnte schon aus dem Fenster. Sie wartete stets auf dich und deine Schwestern. In der Küche roch es nach nassem, im Feuer[red][strike],[/strike][/red] schwelgendem Holz. Einige Tage vorher hattet ihr es zusammen im Wald gesammelt und mit einem Handkarren nach Hause gefahren. Auf dem Herd köchelte Hafergrütze. Obendrauf gab es die frischen Himbeeren, die du emsig gesammelt hattest. Meine[red]?[/red] Mutter, Oma Flender, betete vor jedem Essen. Sie dankte Gott, dass er ihnen trotz der Armut weit und breit, den Tisch wieder reichlich gedeckt hatte. Sie erzählte, es sei Post vom Vater von der Front gekommen. Er gäbe die Hoffnung auf, seine Familie noch mal in diesem Leben wieder zusehen.
Von Hans habe sie immer noch nichts gehört [red]Punkt[/red] [red][strike], [/strike] I[/red]hr einziger, geliebter Sohn, [red][strike]er [/strike][/red]war doch erst siebzehn. Gott behüte ihn, bettelte sie stets, und sie forderte ihre Mädchen auf, ihren Bruder jeden Abend brav ins Gebet einzuschließen.
So gingen ein paar Jahre dahin, bis du Papa im Lazarett kennen lerntest. [blue](Hier hast Du plötzlich einen Perspektivwechsel eingebaut. Du erzählst nicht mehr über Deine Mutter, sondern sprichst sie direkt an. Das irritiert meinen Lesefluss.)[/blue] Sein durch Granatsplitter heftig verletztes linkes Bein wurde entfernt. Er hatte gerade seinen sechzehnten Geburtstag dort gefeiert. Papa war ein so schöner blonder Jüngling, dass du sofort verliebt [red]in[/red] ihn warst. Auch du imponiertest ihm mit deiner fröhlichen, lebensbejahenden und pragmatischen Art. Es war toll; für euch beide; das Du im Lazarett angestellt warst und ihr euch täglich treffen konntet. [blue](Hier würdest Du meiner Meinung nach mit einer kleinen Umstellung eine bessere Wirkung erzielen: Dass du im Lazarett angestellt warst, war toll für euch beide. So konntet ihr euch täglich treffen.) [/blue]Nach einigen Wochen gab es den ersten Ausgang für Vater. Endlich Zeit[red][strike],[/strike][/red] fürs Liebesabenteuer, für erste Berührungen, hitziges Geflüster im Heu und unter der Bettdecke, so sehr, das ihr nicht einmal die Sirenen vom Bombenalarm wahrnahmt und man euch unsanft aus den „Federn zerren musste“.
Woher ich das von dir und [red]P[/red]apa weiß? Die Tante Irene hat es mir mal erzählt.

Lach, Mama, aber auch du hattest ja von deinen Schwestern so manche Story zu erzählen.
[red]D[/red]eine Schwester[red][strike]n[/strike][/red] Irene war inzwischen flügge geworden. Sie war eure Jüngste, die [red]k[/red]leinste, [red]n[/red]aivste und [red]s[/red]üßeste, wie du immer erzähltest.
Fast zur gleichen Zeit, wie du [red][strike]und [/strike]den[/red]Papa, lernte sie den Albert kennen, der sie abends immer fein nach Hause brachte und sich vor der Haustüre gern leidenschaftlich von ihr verabschiedete.
Im Elternhaus durfte nicht geknutscht werden, das hätte eure gestrenge und gläubige, Pflicht beflissene Mutter nicht erlaubt. Sie wollte, dass ihr bis zur Hochzeit in Keuschheit lebtet.
Wieder einmal hatte Albert Irene zu später Stunde nach Hause gebracht, man hörte sie vor der Türe draußen in einer wispernden angeregten Unterhaltung. Plötzlich stieß [blue](flog?)[/blue]die Türe auf und Irene stürzte mit hochrotem Kopf, völlig aufgeregt[red],[/red] in die gute Stube. Sie hatte den Pullover hoch geschoben, die Brüste entblößt und stammelte: “Mutter, Mutter, der Albert will was von mir, darf er das?“

[blue](Hier fehlt irgendwie ein Übergang. Vielleicht solltest Du ein "plötzlich" einschieben, schon ist er hergestellt)[/blue]Ich erschrak heftig, durch ein lautes schallendes Lachen, neben mir bellte ein Hund, wodurch mir erst mal wieder bewusst wurde, das es mein eigenes schallendes Lachen war, und mein Hund bellte, der mich in seiner liebenden, treuen Freundschaft die ganze Zeit in meinem komischen Zustand schweigend begleitet hatte. [blue](Außerdem empfinde ich diesen Satz durch seine Länge als regelrechtes Ungetüm) [/blue]Durch unser Getöse waren [blue](wurden?) [/blue]die Tauben vom Hausdach gegenüber aufgeschreckt und flatterten über meinen Kopf. Ich schaute himmelwärts und sah, dass es weiße Tauben waren.
Seltsam, nicht wahr Mama, dachte ich [red]Punkt[/red] „ Morgen, Mama, Morgen werde ich dich auf dem Friedhof besuchen."
Ich hoffe, ich habe mit nmeine Vorschläge nicht zu sehr in Deine Geschichte eingegriffen... Wenn sie mir nicht gefiele, würde ich mir nicht so viel Arbeit damit machen :).

So, jetzt muss ich den Kommentar aber abschicken, bevor sich die ganze Arbeit durch eine falsche Taste einfach in Wohlgefallen auflöst...

Liebe Grüße
sendet Dir
die Haremsdame
 
Liebe Haremsdame,

ich habe es nun edlich geschafft deine korrekturen und anregungen größtenteils zu übernehmen, vielen dank dir nochmal!!!!
einen herrlichen "schönwettersonntag" wünsche ich dir. heike
 
Liebe Heike,
zu dicht ist dieser Text m.E. keinesfalls.
Ich würde allerdings die ersten 4 Absätze streichen und mit dem 2. Satz des 5. Absatzes beginnen. Die ersten Absätze sind zu erklärend und schaden der Geschichte und ihrer Spannung.
Zwei Kleinigkeiten sind mir noch aufgefallen:
"heftig verletzten Bein" - da würde ich "heftig" streichen. Und ein Bein wird nicht entfernt sondern amputiert.
Ich gehe davon aus, dass dein Text zum Teil autobiografisch ist. Das Schreiben autobiografischer Texte ist oft von starken Gefühlen begleitet. Um gut zu schreiben, braucht der Autor eine gewisse Distanz zu dem, was er schreibt, daher gehören zu solchen Texten zwangsläufig viele Versuche.
So jetzt lesen ich auch noch "Verschlungene Wege 2".
Übrigens der Titel ist auch ein wenig abgegriffen. Vielleicht kannst du noch einen ungewöhnlicheren Titel finden.
Herzliche Grüße
Karl
 
Danke Karl Feldkamp,

mit so einer konstruktiven antwort kann ich was anfangen. ehrlich gesagt würde ich gern noch eingehender diskutieren um auch wirklich alles zu verstehen was da beim lesen und wahrnehmen stört.
hast du wahrgenommen das die erzählung auch heiteres beinhaltet? das habe ich bewußt hineingepackt...
z.b. die liebeslustszenen...
ich mag den titel übrigends sehr,
dachte aber heute selbst schonmal ob mir nicht ein auffallender titel einfallen könnte.
vielleicht muß ich im moment einfach nur schreiben weiles mich drängt und mit dem veröffentlichen eine weile warten.

danke bis hierhin lieber karl.
 

Haremsdame

Mitglied
Liebe Heike,

Schreiben, wenn es Dich dazu drängt und dann erst mal eine Weile liegen lassen, um Abstand dazu zu bekommen, ist immer gut. Mit Abstand den Text nochmal überarbeiten ist leichter, als wenn er noch so nah an einem dran ist. Zumindest habe ich festgestellt, dass das meinen Texten nie geschadet hat...

Ich bin neugierig darauf, wie sich Dein Text im Laufe der Zeit weiterentwickeln wird.

Grüße von der Haremsdame
 
Liebe Haremsdame,

ich schon einige habe einige texte lange liegen lassen und nicht gleich in der lupe veröffentlicht. machmal lies ich meine söhne den text lesen die mir dann ein sehr ehrliches und konstruktives feetback gaben. aber wie das so ist.lach, gehen die beiden ihre eigenen wege und nun wage ich es die kollegen inde rlupe um hilfe zu bitten,weil ich hiermit ein für mich neues projekt starte,das mir viel spaß macht, ich meine es müßte genau so indieser art geschrieben werden,wobei ich mich aber doch unsicher fühle ob sich der leser angesprochen fühlt, mitleiden- mitlieben und sich freuen kann. das zu erreichen ist im grunde mein ziel.
ich lasse den text hie rnoch eine weile stehen und hoffe auf antworten den ich plane ein etwas größeres projekt, von dem ich glaube das es sich lohnt. es geht dabei weniger um mich oder um die verarbeitung meiner emotionen, sondern um die tatsache das meine mutter, eben auch eine Kind der Kriegsgeneration, wie viele andere dieser epoche ein wahnsinnig bewegtes leben tapfer gemeistert hat. ich glaube nicht da sichmich beim erzählen emotional völlig verliere, das ich selbst als eine differenzierte person gelte. selbst meine ursprungsfamilie betrachte ich differenziert. ich ging immer meinen eigenen weg unabhängig von ihr.
allerdings ist der von mir gewählte schreibstil eine schwierige gradwanderung die mir im jetztigen stadium evtl. nicht ganz gelingt.

es schon eine große hilfe wenn man bereits zu den ersten texten klare meinungen (und auch Fehlerteufelsuchundfindhilfe) bekommt.

ganz, ganz herzlichen dank von heike

die diesmal so richtig auf dem schlauch stand.
 
Ihr lieben Kommentatoren,

Dank eurer Anregung habe ich den Text überarbeitet. Der ursprüngliche Text ist im Kommentar von Haremsdame nachzulesen.

ich werde noch weiterarbeiten...
 
danke, märchenhexe,

habe die story nun nach deinen wort verbesserungen, sprich anregungen noch mal überarbeitet, bin jetzt zufrieden und ich habe auch karls vorschlag noch verstärkt in erzählungsweise zu schreiben umgesetzt und weitere anregungen aufgenommen. so soll der text jetzt endlich auch bleiben. lediglich der titel darf noch anders lauten. habe dafür aber noch keinen rechten vorschlag.

herzlichen dank für alles
heike
 

maerchenhexe

Mitglied
liebe Heike,

habe gerade noch etwas bemerkt, aber jetzt werde ich vielleicht auch pingelig. Das "laute, schallende Lachen" doppelt sich im unteren Abschnitt. Beim zweiten Mal würde ich Gelächter einsetzen.

Zum Titel: für mich klingt er irgendwie trivial. Habe auch noch nicht so die richtige Idee, aber vielleicht könnte so etwas gehen wie. "Kopfsteinpflaster" oder "Pflastersteine". Möglicherweise auch schlicht "Wege". Du siehst, ich nage noch.

ganz lieber Gruß
maerchenhexe
 
liebe märchenhexe,

danke, für deine überaus aktive hilfe,lassen wir uns noch ein bischen zeit. pflastersteine hat was.aber man muß auch einen bezug zum gesamten roten faden des inhaltes darstellen.
bis bald heike
 

IHaveADream

Mitglied
Hallo heike von glockenklang

Meinen Blick aufs Pflaster gesenkt, das wie immer staubig, grau in grau, holprig, allerlei Menschen, auch dich und mich, durch unsere Lebensabschnitte führte.
Ein ausdrucksvoller Satz. Der aber durch dessen Länge den Effekt etwas verliert.
…dein Schlafzimmer hast du auf dem Friedhof eingerichtet.
Passt das zu Tod und Friedhof?
Empfinde ich etwas unpassend. Z.B. "…dein letztes Schlafgemach, Ruhestätte, Zubettgehen nun mehr hier auf dem Acker Gottes oder Gottesacker…" Was meinst Du?

-
Sehr, sehr imposant und impulsiv Dein Schreiben.
Manchmal etwas schwer zu erkennen wo bin ich, Vergangenheit, Zukunft.
Die Übergänge vielleicht etwas grob bzw. zu schnell.

Diese Geschichte ist geprägt für viel Gefühl. Gib davon noch mehr.
Lass uns das Leid, die Schwere und die wenig Freuden stärker spüren.

Schön und gefühlvoll geschrieben.

Grüssend
 
i have a dream, guten abend.

herzlichen dank für deine textarbeit
Z.B. "…, Ruhestätte, Zubettgehen nun mehr hier auf dem Acker Gottes oder Gottesacker…" Was meinst Du?
-
danke dir für die guten ideen.

dein letztes Schlafgemach
gefällt mir am besten.

und deinen ausführlichen kommentar.ich freue mich über beides sehr.
ichhatte auch schon den eindruck das ich den text vielleicht etwas entzehren sollte. nunsind aber schon einige augen und eindrücke darübergehuscht und ich bekomme positive feetbacks. ich habe mich entschlossen errsteinmal den entstehenden roman weiter zuschreiben und die feinarbeit später noch einmal anzugehen.inzwischen ist ein fünter teil entstanden.
herzlichen gruß heike
 



 
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