Waldquell und Trauben

4,00 Stern(e) 1 Stimme
Waldquell und Trauben

Durch Gehölz und Harzgeruch
Rauscht tief an dunklen Stämmen
Wallend wild ein klarer Fluß
Zu hellen Vogelklängen

Wein umschmiegt die Rindenhaut
Mit süßer praller Traube
Kecke Sänger picken auf
Gefallenes vom Baume

Nach Genuss von reifer Frucht
Am kühlen Quellebette
Steigen sie in freie Luft
Weit über Waldesstätte

Und zwischen Wolkenkissen singen sie
Eine neue Melodie
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Spendabelstein, herzlich Willkommen in der Leselupe!

Schön, dass Du den Weg zu uns gefunden hast. Wir sind gespannt auf Deine weiteren Werke und freuen uns auf einen konstruktiven Austausch mit Dir.

Um Dir den Einstieg zu erleichtern, haben wir im 'Forum Lupanum' (unsere Plauderecke) einen Beitrag eingestellt, der sich in besonderem Maße an neue Mitglieder richtet. http://www.leselupe.de/lw/titel-Leitfaden-fuer-neue-Mitglieder-119339.htm

Ganz besonders wollen wir Dir auch die Seite mit den häufig gestellten Fragen ans Herz legen. http://www.leselupe.de/lw/service.php?action=faq

Noch ein paar Anmerkungen zum Text:

Traube/Baume reimt nicht wirklich, müsste es aber, um das Schema nicht zu zerstören.
Die vorletzte Zeile ist metrisch einfach zu lang - der metrische Bruch alleine ginge noch, die Verkürzung in der letzten Zeile ist ein bewährtes Stilmittel.

Wenn wir schon beim Stil sind: Die Bilder sind etwas schief, das Ganze gleitet schon sehr in Richtung Kitsch ab. Da ich hier aber durchaus das nötige Mindestmaß an Talent zu erkennen vermeine... nochmals willkommen. Wenn Du dich weiterentwickeln möchtest bist Du hier richtig.


Viele Grüße von JoteS

Redakteur in diesem Forum
 

Tula

Mitglied
Hallo

Ich sehe es so, dass sich -bette und -stätte reimen, wo doch alles andere (sehr geschickte!) Fast-Reime sind, klanglich zum Verwechseln ähnlich.

Ein schönes Stück, eine naive Heiterkeit, die bei mir noch nicht in Kitsch verfällt, diese Grenze scheint mir, wird absichtlich berührt, ohne sie zu überschreiten.

Dennoch fehlt wohl nach "über" in S3 ein Wörtchen ...

Sehr gern gelesen

LG
Tula
 
Waldquell und Trauben

Durch Gehölz und Harzgeruch
Rauscht tief an dunklen Stämmen
Wallend wild ein klarer Fluß
Zu hellen Vogelklängen

Wein umschmiegt die Rindenhaut
Mit süßer praller Traube
Kecke Sänger picken auf
Gefallenes vom Baume

Nach Genuss von reifer Frucht
Am kühlen Quellenbette
Steigen sie in freie Luft
weit über dessen Stelle

Und zwischen Wolkenkissen finden sie
den Takt von ihrer neuen Melodie
 
Hallo, vielen Dank für die Begrüßung und eure Kritik!

Traube/Baume reimt nicht wirklich, müsste es aber, um das Schema nicht zu zerstören.
Den unreinen Reim Traube und Baume werde ich denke ich beibehalten, da die anderen Reime, bis auf einen in der dritten Strophe, ebenfalls unrein sind, wie Tula schon sagte.

Stattdessen habe ich nun, den -bette -stätte Reim durch einen anderen, ebenfalls unreinen Reim ersetzt. Damit sollte die Form stimmiger wirken.

Außerdem habe ich den letzen Vers in seiner Länge an den vorletzten angepasst, um den Schluss noch weiter vom Rest abzuheben.

Ein schönes Stück, eine naive Heiterkeit, die bei mir noch nicht in Kitsch verfällt, diese Grenze scheint mir, wird absichtlich berührt, ohne sie zu überschreiten.
Das Gedicht soll sich tatsächlich an der Grenze des Kitsches bewegen,schön, dass es für dich auch so wirkt! :)

Viele Grüße
Spendabelstein
 
A

aligaga

Gast
Es bewegt sich dies nicht nur an der Grenze zum Ka-hitsch, sondern auch am Rande des Schmarrens - Wein pflegt nicht in Waldschluchten zu gedeihen, wo im Grunde "Wildflüsse wallen" und das Klima folglich schattig, kühl und klamm ist. Wenn, so wie hier die Traube nicht vom Stock, sondern vom da-hunklen Baumstamme fällt, kullerte sie nicht ins Unterholz, sondern in den wallenden Wildfluss am Fuße des Hangwaldes. Trauben schwimmen nicht, sondern gehen unter. Es müssten also nicht Singvogerln, sondern Haubentaucherln und Fischreiherln danach danach gründeln. Aber das tun die nicht - sie sind keine Veganer, sondern primitive Fleischfresser.

Dass die imaginären Piepser nach dem Genuss der imaginären Waldfrüchte plötzlich an der Qelle des Walleflusses auftauchten, ist am allerwenigsten vorstellbar - da müssten sie ja zig Kilometer weit gegen den Strom geschwommen sein ...*wonder*...

TTip: Plausibilisieren, denn auch Kitsch verdiente Logik!

Heiter, sehr heiter

aligaga
 
Hallo aligaga!

Wein pflegt nicht in Waldschluchten zu gedeihen, wo im Grunde "Wildflüsse wallen" und das Klima folglich schattig, kühl und klamm ist.
Guter Einwand. In dem Kontext, in dem ich den Text verwenden möchte, ist diese Unstimmigkeit aber nicht schlimm, eher vorteilhaft. Du kannst das nicht wissen, danke also für deine Bemühung mich über wilden Wein aufzuklären.

Wenn, so wie hier die Traube nicht vom Stock, sondern vom da-hunklen Baumstamme fällt, kullerte sie nicht ins Unterholz, sondern in den wallenden Wildfluss am Fuße des Hangwaldes. Trauben schwimmen nicht, sondern gehen unter. Es müssten also nicht Singvogerln, sondern Haubentaucherln und Fischreiherln danach danach gründeln. Aber das tun die nicht - sie sind keine Veganer, sondern primitive Fleischfresser.
Ich bezweife, dass alle Trauben in den Fuss fallen oder kullern würden. Waldflüsse umgibt oft ein steiniges Ufer.

Viele Grüße
Spendabelstein
 
A

aligaga

Gast
Auf nackten (Spendabel)steinchen wächst definitiv nicht mal ein Cyberwald.

Selbst beim Ka-hitsch kommt's in erster Linie nicht darauf an, wie der seinem Urheber gephällt. Es ist wie mit allem, was öffentlich angeboten wird: Das Publikum mag gut gebackene Sachertorte oder pikant gewürzte Fleischspießchen. Sägespäne wie die hier frisst es nicht.

TTip: Statt nach faulen Ausreden zu suchen lieber Kochen lernen!

Amüsiert

aligaga
 
Ich habe gar nicht gesagt, ob mir mein Text gefällt oder nicht. Nur, dass in einem anderen Kontext Unstimmigkeit nicht schlimm sein muss. ;)

In diesem verliert das Gedicht durch den falschen Ort einen großen Teil seines Realitätsbezuges, da hast du Recht.

Und zu der etwas kleinlichen Diskussion umd die kullernden Trauben: Du willst mir sicher nicht erzählen, dass es keine Bäume gibt, die an und nicht auf einem Flussufer stehen.

Also schreiben wir diesbezüglich wohl aneinander vorbei.

Viele Grüße
Spendabelstein
 
A

aligaga

Gast
Es gibt Waldbäume, Obstbäume, Galgenbäume und Weihnachtsbäume. In deinem Gedichterl stehen sie im Wald in einer Schlucht, an ihrem Fuße wälzt sich ein wallender Fluss, der direkt aus einer Quelle quillt; im schatt'gen Grunde gedeih'n süße, pralle Ta-rauben: Der berühmte, schattlagige Steinwald-Wein! Reich an Mineralien und Harzen! Voll edler Säure und markanter Bitterstoffe! Im Holzkohlemeiler gereift!

Sorry, aber da lacht wirklich jeder Wortwinzer. Nochmal der TTip: Zurück auf Anfang und neu angesetzt!

@Ali empfiehlt Holunderbeeren und Hagebutte, Preisel- und Heidelbeere. Aus letzter ließe sich tastsächlich Wein gewinnen, wie wir einst lasen, wenn auch kein wirklich umwerfender. Jäder nor einen wänzegen Schlock!*

Heiter, sehr heiter

aligaga

*Professor Crey in "Die Feurzngenbowle"
 

Willibald

Mitglied
Salute, Spendabelstein!

(1) Der schöne Ort (locus amoenus)

das mit den unreinen Reimen ist ein gutes Strukturprinzip und bringt eine seltsame Melodik in den Text, so dass er ein bisschen verquer erscheint. Fast wie ein Idyll, ein locus amoenus, aber eben doch auch naturfern, künstlich, fast schon ein locus admirabilis, aber noch nicht schrecklich missglückt, eher ein Wunschtraumort.

Eher sehr holprig übrigens die Stelle mit der Stelle:

Nach Genuss von reifer Frucht
Am kühlen Quellenbette
Steigen sie in freie Luft
[red]weit über dessen Stelle[/red]
Allerdings sind die Textsignale nicht so gesetzt, dass man diesen Illusionscharakter (?) erkennt, das, was du vielleicht auch mit Kontext meinst und was vielleicht auch erst im Kontext vermittelt wird. Insofern hat alis konstruktiver bis bissiger Spott seine Berechtigung. Mal abgesehen davon, dass die Schreibe alis sehr komisch-erheiternd-prickelnd wirken tut, auf mich.


Vielleicht also doch den Kontext deutlicher machen?

(2) Der schöne, verlockende Ort: Oh Miss Hannah

Zur schönen Abendstunde hier ein wundervoll alter Song von 1925 etwa:

Oh, Miss Hannah, ain't you coming out tonight?
The mockingbirds are singing, and the moon is shining bright,
The roses are a-nodding, and swaying in the breeze,
Put on your "Sunday-go-to-meeting" clothes and come along please!

Can't you hear the banjo strumming?
(Can't you hear the banjo strumming?)
Can't you hear the fiddle call?
(Can't you hear the fiddle call?)
Can't you hear the folks a-dancing
In the Odd Fellows' Hall?

We'll go strolling down the levee
(We'll go strolling by the light of the moon)
A-listenin' to the fiddle, and the mockingbird's tune...

Oh, Miss Hannah, the cotton fields are white as snow
Way out on the river I can hear that steamboat's blow
The music and the moonlight have got me in a trance
Oh Lawdy me, Miss Hannah, let's go to that dance
Let's go to that dance...

Oh, Miss Hannah, ain't you coming out tonight?
The mockingbirds have been singing, and the moon was shining bright,
The roses are a-nodding, and a-swaying in the breeze,
Put on your "Sunday-go-to-meeting" clothes and come along please!

https://www.youtube.com/watch?v=lZe7azHYYcc
(the four knights)
https://www.youtube.com/watch?v=ZvmrzzU2Y90
(Ondrej Havelka)
good evening

ww
 
Salute Willibald,

der erste und wichtigste Teil von Alis Kritik am Text ist ohne jeden Zweifel berechtigt.

Zu dem Text gehört eigentlich noch eine schlechte, aber ziemlich aufgebrezelte Handyaufnahme von einem bestimmten Mineralwasser und einem billigen Plastikbecher, gefüllt mit Trauben. (Diese dienten sozusagen als Inspiration.)

Dazu noch der Satz:
"Lies jetzt dieses Gedicht und genieße danach 30 Minuten Prosa ohne Unterbrechung." (Unter anderem eine Anspielung auf die Werbung eines gewissen Musikstreaming Anbieters. Diese Werbung, ob Video oder Musik spielt zwischen den ausgewählten Songs und passt oft überhaupt nicht zu dem, was man unmittelbar davor hörte.)

Das Gedicht soll in Zusammenhang mit diesem Bild also Werbung darstellen, die nicht wirklich zu ihrer Umgebung passt. (Ich habe beides auf einer bekannten Plattform für Selbstdarstellung mit Hilfe von meist ästhetischen Bildern hochgeladen.)

Und gleichzeitig verdeutlichen, dass Werbung, insbesondere für Lebensmittel, oft versucht ansprechend zu wirken, ohne über ihre künstliche und utopische Natur hinwegtäuschen zu können.

Ob das gelungen ist, kann und möchte ich nicht beurteilen, aber in diesem Kontext ist der fehlende Bezug zur Realität, zumimdest aus meiner Sicht, für die Aussage von Bild und Text nicht hinderlich.

Viele Grüße

Spendabelstein
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Abeeeer in diesem Kontext steht das Gedicht hier nicht.
Warum dann überhaupt die Wahl gerade diesen Gedichts, warum nicht ein anderes?

L.G
Patrick
 
A

aligaga

Gast
Dass es außer dem in Rede stehenden, missglückten Natur-Verschnitt draußen im Cyberwald noch eine ganze Reihe ähnlich missglückter Ungereimtheiten geben soll, erklärt und entschuldigt nichts.

Das klingt so plausibel wie die Ausrede Seppls, der im Doitschaufsatz nur drei Punkte erzielt hat und die enttäuschten Eltern nun damit trösten will, sein Banknachbar, der Hansi, habe gar nur zwei Punkte bekommen.

Ein Schmarren und noch ein Schmarren sind nicht kein Schmarren, sondern ein Quadratschmarren. Wer da mal drin rumrührt, kommt für gewöhnlich nie mehr heraus ...

Quietschvergnügt

aligaga
 
@ Patrick
Eben, deswegen ist die Kritik - wie gesagt - ja auch berechtigt. Ich wollte nur erklären, wovon ich eigentlich rede, wenn ich von einem anderen Kontext spreche.

Warum dieses Gedicht? Weil ich schauen wollte, wie es wirkt, mit Bild und ohne. Deswegen habe ich mich auch hier angemeldet. jetzt weiß ich: alleinstehend ist es inhaltlich nicht schlüssig und wirkt deswegen auf Weinkenner wie ein schlechter Scherz. Auch eine ernüchternde Erkenntnis ist eine.

@aligaga
Wenn ich dich richtig verstanden habe, wäre also ein Werk, das die Unstimmigkeiten anderer Werke darstellt, immer mindestens so schlecht wie diese?
 
A

aligaga

Gast
Ein schlechtes Stückerl ist und bleibt schlecht, ganz egal, was er für Vorbilder gehabt haben will.

Wenn die Intonation nicht stimmt, der Takt rumpelt und die Akkorde die falschen sind, nützen Erklärungen des "Virtuosen" am Ende des Liedes nichts - das Publikum ist längst auf und davon.

Heiter wieder weiter

aligaga
 



 
Oben Unten