die entscheidenden pausen

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strolch

Mitglied
ach

ja gabi, die schaffst hier etwas zu sagen, was man eigentlich nicht ausdrücken kann.

aber es sagt viel über dein zustand und du findest immer eine form, des sagens.

deine brigitte
 
liebe venus,

dein gedicht gefällt mir sehr gut. es klammert sich kaum an bekanntes, um sich auszudrücken. Ich vermute, dass es denen, die diesen zustand nicht kennen, schwer fallen wird, es zu verstehen - aber das ist wohl mit allem so - nicht wahr?

sehr subtile vorgänge erzählst du hier und machst sichtbar, was sonst kaum wahrzunehmen ist. du benutzt bilder, die man mit dem Innen sehen kann und erspüren. und ich weiß genau, wie du dich fühltest, als du das geschrieben hast. für all das ein danke. es gibt zu wenig davon!

was meinst du mit "aufgrund"? oder sollte es abgrund heißen?

applaudierend...
 

Venus

Mitglied
Liebe Löwin,

aufgrund

Ja. So möchte es schon heißen.

- auf Grund dessen... (irgendetwas muss doch gefälligst „Schuld, Grund, Ursache...“ sein)
- aufgrund > weil positiv im Gedanken ans Morgen. Ein blaues und ein offenes Auge... also bitte nicht Abgrund!
- weil ich furchtbar bin, im Wortschöpfen ;)
- und... und....

Danke, fürs Mitteilen deiner Empfindungen zu meinem Text!
Ja.
Du hast vollkommen recht.
Ich las erst vor kurzem Folgendes, das mich ganz sonderlich aber aufrecht berührte:

„es nützt so gar nichts, das (egal was!) jemand anderem zu sagen. man weiß es oder wird selber bis zu diesem punkt leben müssen, an dem man es weiß. bis dahin ist man blind und taub und schläft tief und fest.“

Ich danke dir!

Recht herzlich,
Gabi
 

Venus

Mitglied
Liebe Brigitte,

zugern würde ich jetzt einfach widersprechen.
Aber es ist nun mal so.
Jeder Autor integriert ohne Zweifel Elemente seines Lebens in seine Werke, ob er will oder nicht. Es gilt in erster Linie diese Erfahrungen wie einen Lebkuchenteig zu behandeln. Entweder macht man einen Lebkuchenmann daraus oder man hat nur einen formlosen Teigklumpen in der Hand.
Und dann, Brigitte, braucht es noch den Leser. Unbedingt nämlich. Sonst hilft der bestgewollte Lebkuchenmann nix und alles was passiert, nach langer, langer Zeit, ist:
Sich die Zähne ausbeißen!

Recht herzlich,
mit einem ganz lieben Danke!
Gabi
 
Lyrik, Lyrik, Lyrik!

Hallo Venus!

Originell, fern der ausgetretenen Pfade, entwirfst du Sprache. Verblüffende Wendungen, Nichtgesagtes und doch Gesagtes, plötzlich hängt man in der Luft, eine Sekunde, aber der Aufgrund fängt einen wieder ab und leitet in eine verwandelte Welt. So stelle ich mir Lyrik vor. Ja, wie schön, dass man in dem Wort Aufgrund das Wort Abgrund mitschwingen hört. Die Lyrik, jedenfalls eine ihrer wichtigsten Zweige, deckt eben Verbindungen auf, die verloren gegangen sind oder nie gehört waren. Was ich mit anderen Worten als den lyrischen sagen kann, ist nicht der Lyrik, sondern nur der Rede Wert. Inhaltsangabe zwecklos. Von der Sprache entführt! Fast schon darin zu konkret, die Daumenschrauben an den Herzklappen, aber selbst das eine originelle Wendung, wenn auch fast zu gewollt.

Sehr angetan! Sehr entrückt! Großes Bravissimo!

Beste Grüße
Monfou
 

Venus

Mitglied
Hallo Monfou,

wäre es denn in Ordnung, wenn ich dich jetzt mal virtuell ganz anständig (!) an meinen lyrischen Busen drücke??

Die offensichtliche Zerrissenheit, die mir aktuell widerfährt, weil zusehr in Zweifel an mir selbst (und das ist das schlimmste!), nähst du in zauberhaftem Zickgezack ein gutes Stückchen wieder zu.

Ich bin also doch was.

Mmmpf!

Der ständige Kampf mit den Gedanken, dem Papier, etwas sagen zu wollen – nicht zuviel, bittschön auch nicht zuwenig, das Offenlassen und das von rechtsrumböhmisch Rauswerfen, das ran ans Herz und rüber zum Hirn...
Ich will es so sehr!
Mit Aussagen wie: „Daumenschrauben an den Herzklappen“ versuche ich auch die Leser zu erreichen, die durch meine Texte eher hindurchlesen. Diese Aussage möchte man sich doch mal bildlich vorstellen – Aua!
Jeder soll rein ins Boot, ins morsche! Wenn alle, dann alle! Dann erst, wird untergegangen. Gefälligst!
;)

Es ist so verflixt leicht, so zu denken.
So unendlich schwer und beinahe unmöglich, es schriftlich zu tun –

Ich danke dir
vom Kopf bis zum Zeh
und
wieder zurück,

Venus
 
S

Stoffel

Gast
guten Morgen Venus,

so stelle ich mir einen neuen Lebensabschnitt vor, eine große Veränderung im Leben.
"Daumenschrauben" las ich zwar an anderen Körperstellen schon *lach*, aber passt hier natürlich sehr gut hin. Das Herz gefangen im Neuen. So fühl ich:)

Das Gummiband "am" oder ist es nicht "im"...
aber da stelle ich mir auch wieder so ne zu weit gewordene Hose vor, um deren man (clochardmässig) was rumnuddelt, damit sie nicht rutscht.

So, das war mein Wort zum Morgen*lach*
schönen Tag
lG
Stoffel
 
die hände wissen es nicht...

liebe venus,

um nicht in die plauderecke geschoben zu werden, gibt es ein kleines gedankenspiel meinerseits zu deinem gedicht unter kurzprosa.

das thema gefällt mir :)

viele grüße
 

Venus

Mitglied
Hallo Sanne,

mein Gott, dein Lachen! Und das um 6:27 - tssss...
;)

"lebensbund"
hier wollte natürlich die Interpretation ihren freien Lauf.
- Einmal natürlich der "Bund" > bis dass der Tod...
- Bestimmt auch der Punkt, wo alles vernäht, verwachsen, zusammengefügt ist oder entspringt
- ein Pakt, eine Verbindung...
- und und und...

also wäre "im" schon wieder nicht so offen für weitere, eigene Möglichkeiten. Ja, und die wünsch ich mir doch so sehr, wenn ich wortel -

Ein Lachen an dich zurück!
*hüpf*
Gabi
;)
 

Venus

Mitglied
Liebe Löwin,

herzlichen Dank, für deinen erneuten Besuch.
Ja. Das Thema ist bestimmt nicht neu. Aber wie auch, das Rad noch einmal erfinden?

Ich denke, es ist überaus wichtig, seine eigenen Strukturen, Prozesse und dergl. regelmäßig zu überdenken. Pausen einzulegen. Manchmal wird man in "Geduldsamkeit" gezwungen und dann wird es schon schwieriger (störende), Emotionen außen vor zu lassen. Wichtig ist es (meine ich), sich die eigene Zuversicht zu erhalten und die Kraft und den Glauben an sich selbst.
Nicht unbedingt immer gleich heute -
aber halt morgen -
vielleicht...

Recht herzlich,
Gabi
 
I

inken

Gast
Liebe venus

die daumenschrauben an den Herzklappen brauchts nicht, um dich mit wachem Herzen zu lesen.
Ein toller klarer Anfang, ein wunderschön sprachlich gestalteter Schlußvers.

"derweil bete ich ringend meine Hände an"

Welch ein Ausdruck! Originell und dennoch glasklar.

Vielen Dank fürs Lesen dürfen!
Liebe Grüße inken
 

Venus

Mitglied
Liebe Inken,
es ist mir immer eine Freudeehre dich bei mir zu lesen.
Danke!

Der hilflosen Geste versuchen einen Namen zu geben -
so ähnlich halt, war mein Ziel...

Wenn alles gedachte soweit verwortelt stehen bleiben darf, erscheint es immer so leicht. Ganz bestimmt ist das auch mitunter das eigentliche Ziel. Etwas zu "gestalten" das der Leser "einfach glauben" will.
Wie schwer es dennoch ist, weißt du so genau...

Danke, Inken!
Recht herzlich,
Gabi
 
I

inken

Gast
Liebe Gabi,

natürlich weiß ich das ganz genau, wie das ist "Etwas zu gestalten das der Leser einfach glauben will". Deshalb ist es ja umso schöner, dir zu sagen, dass du das gar nicht brauchst, man glaubt dir auch so!

Liebe Grüße in den Frühlingsabend - inken
 

Inu

Mitglied
Hallo Venus

Dein Gedicht finde ich nicht schlecht.
Nur die Zeilen:
mag es der morgen

[blue]derweil bete ich ringend
meine hände an
[/Blue]Willst Du mir die Zeilen einmal erklären?

Warum betet das lyrische 'Ich' seine Hände an?? Weil sie (doch nur symbolisch) -geholfen haben, sich durchs Labyrinth - seelischer - Unsicherheiten zu tasten? Das hat im Grunde der Geist vollbracht oder der Wille. Niemals die Hände.

Wäre das 'Ich' Michelangelo oder einer der großen begnadeten Künstler, dann hätte es VIELLEICHT das Recht, seine Hände anzubeten. Obwohl auch das vermessen wäre, Gott ( oder dem Göttlichen) gegenüber. Aber Dein Gedicht gibt keinen Hinweis darauf, dass Dein lyrisches 'Ich' mit den Händen große Schöpfertaten vollbracht hat. Oder übersehe ich da etwas?

Das 'Ich' hat also keinen Grund, solche hochtrabenden Worte in den Mund zu nehmen. Das 'Ich' kann beten und ringen, es kann auch die Hände ( in Verzweiflung ) ringen, aber sie auch noch anbeten? NEIN. Ich will solche Sätze nicht. Ich will Unwahres, Gestelztes, wenn es auch noch so grandios daherkommt, nicht haben, begreife auch nicht, warum alle Bewerter es so bereitwillig akzeptieren.

Inu
 

Venus

Mitglied
die entscheidenden pausen

neu bin ich
in mir selbst
und achtsam
tastet sich erfahrung
durchs exil

daumenschrauben an den
herzklappen
und das gummiband am
lebensbund
ausgeleiert wie zuviel
nichtgesagtes / hängt immer über
dem aufgrund und wippt sich ins
entscheiden

mag es der morgen

derweil bete ich ringend
meine hände an


© gabriele schmiegelt
 
H

Heidrun D.

Gast
Liebe Gabi,

gern machte ich mich zu einem Gegenbesuch auf und fand dieses bildschöne Gedicht.

Nicht nur, dass "mein" ;) Wort "Exil" vorkommt, nein, es spricht mir auch sonst aus dem Herzen.
neu bin ich
in mir selbst
und achtsam
tastet sich erfahrung
durchs exil
Tatsächlich kennt dich kein anderer besser als du und gleichzeitig schlechter. Für jeden gilt es, Schleier um Schleier zu entfernen, bis nur noch unverhülltes Sein blinkt oder schwärzt - die Worthülsen bedeutungslos sind und die Seele entblößt.

Dann ist es Zeit, die Seiten mit Zeilen zu füllen.

Was ich mir auch von dir erhoffe. Du kommst doch jetzt wieder öfter?

Fragende Grüße
Heidrun

Superschön: die mit sich selber ringenden Hände und der ausgeleierte Gummi.
 

Venus

Mitglied
Meine liebe mir unbekannte Vertraute,

ich dank dir sehr, fürs Stöbern in meinem Archiv und noch mehr, für deine positive Stellungnahme.

Es ist schon beinahe (Seelen)geisterhaft:
Als ich deinen Titel "Exil" las, musste ich sofort an dieses Gedicht denken. Vermessen hätt ich es empfunden, dich darauf hinzuweisen. Gefunden hast du es dennoch - welch Ding!

Hm...
Hoffentlich gilt es nicht zwingend für jeden Einzelnen mich zu entzwiebeln, -schleiern, mich dezidiert nackig zu lösen, aus meinem unzweifelhaften Selbstschutz. Unheimlich wär mir das, so mich andere besser zu wissen glauben als ich mich selbst.
Mir selbst ein Rätsel bleiben (hab ich auch bereits lyrisch verpackt), das ist meine Philosophie...
Ich schweife ab - Entschuldigung!

Liebe Heidrun, ich kann deine Frage nicht so einfach beantworten. Weil eigentlich ist ja das Gedicht insofern schon eine Antwort.
Ich lese immer noch gerne und regelmäßig hier in der Lupe. Mir ist das grüne Zimmer ans Herz gewachsen, weil ich hier so zahlreich gute Erfahrungen machen durfte. Gleichermaßen finde ich (persönlich) es ungerecht nur Gedichte zu kommentieren, selbst aber nichts Neues zu leisten. Dafür würde ich mich aufrecht schämen.

Jedenfalls stelle ich eine redigierte Fassung zum Urtext hinzu. Es gab verschiedene Phasen innerhalb meiner Schreiberei und so wirklich festgemacht hab ich mich eigentlich bis heute nicht.
Interessant wäre für mich, welche Ausführung die glaubwürdigere (kann man das so sagen?) ist. Vielleicht stolpert ja noch jemand herein, in mein staubiges Archiv...

Dank dir ganz fest, für den positiv empfundenen Gummi (ist ja nicht immer so, gell).

Herzlich,
Gabi
 

Venus

Mitglied
die entscheidenden pausen

neu bin ich
in mir selbst und achtsam
tastet sich erfahrung
durchs exil

daumenschrauben an den
herzklappen
und das gummiband am
lebensbund
ausgeleiert wie zuviel

nichtgesagtes

hängt immer über
dem aufgrund und wippt sich ins
entscheiden

mag es der morgen

derweil bete ich ringend
meine hände an


© gabriele schmiegelt



Urfassung:

die entscheidenden pausen

neu bin ich
in mir selbst
und achtsam
tastet sich erfahrung
durchs exil

daumenschrauben an den
herzklappen
und das gummiband am
lebensbund
ausgeleiert wie zuviel
nichtgesagtes / hängt immer über
dem aufgrund und wippt sich ins
entscheiden

mag es der morgen

derweil bete ich ringend
meine hände an


© gabriele schmiegelt
 



 
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